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Hinrundenfazit 2016/2017

Hinrundenfazit

Zweiter Platz. Dreiunddreißig Punkte. Nach neunzehn Spielen. Man muss es wirklich ausschreiben, um es einigermaßen fassen zu können, aber ja: der 1. FC Magdeburg überwintert in seiner zweiten Profi-Saison tatsächlich auf einem direkten Aufstiegsplatz. Wenig verwunderlich, dass da jetzt an der einen oder anderen Stelle zarte oder auch schon kräftigere Aufstiegsträume sprießen… Bis es aber soweit ist, dass wir uns ernsthaft darüber Gedanken machen müssen, wie wir an einem Montagabend nach Kaiserslautern kommen, steht jetzt erst einmal die Winterpause an. Zeit genug also, um auf die erste Saisonhälfte 2016/2017 zurückzublicken und sich ansonsten tagtäglich an der aktuellen Drittligatabelle zu laben. Ein Hinrundenfazit in drei Teilen.

Die Hinrunde 2016/2017 aus sportlicher Sicht:

Zugegeben, der Start in die neue Spielzeit verlief sicherlich nicht so, wie wir uns das alle vorgestellt hatten. Nach dem 4. Platz in der Vorsaison hieß der Gegner am ersten Spieltag 16/17 Fortuna Köln – und kaum ging es richtig los, war man mit einer 0:3-Heimniederlage direkt mal auf dem harten Boden der Drittliga-Realität gelandet. Mit Moritz Sprenger und Florian Kath standen zwei Neuzugänge in der Startelf, wichtiger war aber vielleicht, wer zu Saisonbeginn nicht mitwirken konnte: Kapitän Marius Sowislo fiel ebenso verletzungsbedingt aus wie Michel Niemeyer (im ersten Drittliga-Jahr immerhin 17x in der Anfangsformation), Sebastian Ernst und Tobias Schwede. Trotzdem folgte aufgrund der Verlegung des Auswärtsspiels beim FSV Zwickau als nächstes Ergebnis ein 3:0-Heimerfolg gegen Zweitliga-Absteiger SC Paderborn – was aus Paderborner Sicht, wie wir heute wissen, alles andere als ein Ausrutscher war, uns aber punkte- und tordifferenztechnisch erst einmal wieder zurück auf Anfang setzte.

Was dann folgte, war die erste von zwei Durststrecken der Saison. Das Nachholspiel in Zwickau mitgerechnet, holte der Club aus den folgenden vier Partien einen mageren Punkt und fand sich nach 6 Spieltagen auf dem 18. Rang wieder. Tiefpunkt und das bis heute möglicherweise schlechteste Saisonspiel dabei sicherlich die 0:1-Auswärtspleite beim 1. FSV Mainz 05 II, inzwischen zwar wieder mit Marius Sowislo (und Tobias Schwede), dafür aber mit erstaunlich wenig Ideen und Esprit im Glutofen Bruchwegstadion.

Mit einem reichlich mulmigen Gefühl ging es also nach Münster, wo man auf ein Preußen-Team traf, das einen ähnlich holprigen Saisonstart hinter sich hatte und nun seinerseits versuchen wollte, vor heimischem Publikum den berühmten Bock umzustoßen. Rückblickend lehnt man sich sicherlich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man sagt, dass diese Begegnung die erste von zwei, drei Schlüsselpartien der Hinrunde darstellte. Klar war: wer hier verliert, hängt bis auf weiteres unten drin. Und siehe da: Ausgerechnet in dieser Situation landet die Mannschaft ihren ersten Auswärtssieg. Christian Beck per Elfmeter, Felix Schiller per Abstauber und Christopher Handke nach einem Hammann-Freistoß hießen die Torschützen im Preußen-Stadion. Apropos Felix Schiller: auch die “Maschine” musste zu Saisonbeginn noch aussetzen, die Begegnung in Münster war erst der dritte Punktspieleinsatz nach dem langwierigen Achillessehnen-Abriss aus der Partie gegen die Kölner Fortuna am 6. (!) Spieltag der Vorsaison. Wieder startete eine Serie – gegen Bremen, in Wiesbaden und gegen Kiel wurde ebenfalls gewonnen, sodass sich der 1. FC Magdeburg nach 10 Spieltagen auf den 9. Tabellenplatz verbessern konnte. Acht Punkte betrug der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz, auf dem sich inzwischen Aufsteiger Zwickau eingefunden hatte, lediglich ein einziger Zähler trennte den Club dagegen vom zweiten Rang, den zu jener Zeit der VfR Aalen einnahm.

In Sachen “Spielweise” und “Grundordnung” hatte sich inzwischen einiges verändert: Nico Hammann, eigentlich klassischer Außenverteidiger, gab mittlerweile den zentralen Abwehrmann, Steffen Puttkammer war komplett aus der Mannschaft rotiert, das 3-5-2 mit Christian Beck und Manuel Farrona Pulido im Angriff kam immer besser in Schwung und auch Tobias Schwede auf der linken und Nils Butzen auf der rechten Seite waren mittlerweile gesetzt. Das defensive Mittelfeld hatte sich eingegroovt, neben Kapitän Sowislo teilten sich Niklas Brandt und Jan Löhmannsröben die Spielzeit. Die einzig wirklich vakante Position war über den größeren Teil der Hinrunde die in der offensiven Mittelfeldreihe zentral hinter den Spitzen. Gerrit Müller, eigentlich ja als Spielgestalter und Offensivlenker geholt, konnte sich nicht so recht etablieren, wurde aber auch von einigen kleineren Blessuren immer wieder zurückgeworfen. So durften sich abwechselnd er, Tarek Chahed, Sebastian Ernst, für einige Spiele auch Marius Sowislo und zwischendurch sogar mal Nils Butzen im kreativen Bereich versuchen, allerdings mit ganz unterschiedlichem Erfolg. Und bis da wirklich Konstanz reinkommen sollte, galt es zunächst, noch eine weitere kleine Durststrecke zu überstehen.

Denkt man an den Oktober 2016 zurück, wurde und wird alles Sportliche in dieser Zeit vollkommen überlagert durch den Tod von Hannes. Und auch wenn man von Profisportlern dauernd erwartet, alle ‘Nebengeräusche’ auszublenden und sich doch bitte auf das Wesentliche zu konzentrieren, können die Ereignisse und die Berichterstattung rund um jenes Thema auch an der Mannschaft nicht spurlos vorbeigegangen sein. Ob das nun direkten Einfluss auf die Leistung hatte, bleibt Spekulation. Fakt ist aber, dass der FCM aus den drei Partien im Oktober lediglich einen einzigen Punkt holte; man verlor in Erfurt und zuhause gegen Chemnitz, nach starker erster und schwacher zweiter Hälfte konnte man sich in Regensburg wenigstens wieder über einen Punkt freuen.

Auch das ist ja so eine Sache, die in der Hinrunde häufiger mal auffiel: Nach brauchbaren bis hervorragenden ersten 45 Minuten tat sich der Club hin und wieder schwer, nach dem Pausentee gleich wieder in die jeweilige Begegnung zu finden. Freilich konnte am 13. Spieltag in Regensburg aber noch niemand ahnen, dass das der Auftakt zu einem bockstarken Schlussspurt werden sollte, an dessen Ende fünf Siege und zwei Unentschieden in sieben Spielen stehen würden. Schlüsselspiel 2 in diesem Zusammenhang sicherlich die Heimpartie gegen den F.C. Hansa Rostock, bei der man in den Schlusssekunden eine 1:0-Führung noch aus der Hand gab und zudem mit Nils Butzen (rot), Christopher Handke (gelb-rot) und Niklas Brandt (5. gelbe Karte) für die nächste(n) Begegnung(en) gleich drei Spieler verlieren sollte.

Mit reichlich Ärger, Gnatz und so etwas wie dem “letzten Aufgebot” reiste man dann nach Großaspach, wo Julius Düker erstmals einen größeren Auftritt haben sollte, auch wenn der nur knappe 5 Minuten lang war. Nach Treffern von Steffen Puttkammer (15.), Marius Sowislo (19.), dem Anschluss für die Gastgeber durch Manfred Osei Kwadwo (39.) und einer lächerlichen roten Karte gegen Christian Beck (75.) sah man sich in der Schlussphase reichlich Druck seitens des selbst ernannten “Dorfclubs” ausgesetzt, als in Spielminute 85 Julius Düker für Florian Kath den Platz betrat – und in der 5. Minute der Nachspielzeit nach einem überragenden Solo den mitlaufenden Jan Löhmannsröben bediente, der den Ball zum entscheidenden 3:1 nur noch in die Maschen schieben musste.

Nach dieser Aktion und auch, weil Christian Beck dann erst einmal gesperrt war, stand Düker in jedem weiteren Spiel in der Anfangself, erlebte den Derbysieg gegen den Halleschen FC (1:0) von Anfang an, schoss das Siegtor beim FSV Frankfurt (ebenfalls 1:0), nahm auch nach Becks Rückkehr gegen Aalen (3:0) nicht wieder auf der Bank Platz und erzielte in Lotte beim dortigen 3:1 einen weiteren Treffer. Keine schlechte Entwicklung für einen, der bis zur Partie in Großaspach lediglich 15 Minuten Einsatzzeit hatte. Also, insgesamt.

Keine schlechte Entwicklung auch für den 1. FC Magdeburg, der damit nach 19 Spielen bei den oben schon erwähnten 33 Zählern landete und vom kommunizierten Saisonziel “45 Punkte” nur noch vier Siege entfernt ist. Während der Club diese Marke in der vergangenen Spielzeit nach 29 absolvierten Partien erreichte, kann man wohl davon ausgehen, dass sie, wenn es in der Rückrunde so weitergeht, in dieser Saison noch ein Stückchen früher fällt. Die nachfolgende Grafik gibt einen entsprechenden Überblick und Vergleich zur letzten Spielzeit.

Hinrundenfazit

(c) Manuel Mohr

Was sonst noch geschah:

Wie das beim 1. FC Magdeburg so üblich ist, kommt eine Hinrunde natürlich nicht ohne die eine oder andere Schlagzeile außerhalb des Platzes aus… Das dominierende Thema sicherlich, ich erwähnte es bereits, der Tod von Hannes, der nicht nur die Fanszene des Clubs tief bewegt(e), sondern auch europaweit für Bestürzung und zahlreiche Beileidsbekundungen in ganz unterschiedlichen Kurven sorgte. Zu der Thematik ist inzwischen schon so viel geschrieben worden, dass an dieser Stelle der Verweis auf die bewegende Rede von Hannes’ Bruder Christoph vor dem Derby gegen Halle genügen soll – nicht, weil das Thema nicht weiter wichtig (und ja auch immer noch nicht aufgeklärt!) ist, sondern weil Christophs Worte eine mögliche Konsequenz, die die tragischen Ereignisse haben könnten, perfekt auf den Punkt bringen. So etwas wie im Oktober darf nie, niemals wieder passieren. Nirgendwo.

Das zweite große Thema abseits des Platzes war in der Hinrunde 2016/2017 definitiv die als #Hüpfgate bekannt gewordene Statik-Problematik im Heinz-Krügel-Stadion. Unser rhythmischer Hüpf-Support soll in letzter Konsequenz die Lebensdauer des Stadions massiv beeinträchtigt haben, sodass nun bauliche Veränderungen in Millionenhöhe notwendig werden, die wohl aber frühestens im Sommer 2017 angeschoben werden können. Das bedeutete für das Spiel gegen den Halleschen FC zunächst einen kompletten Zuschauerausschluss, dann aber doch volle Ränge, allerdings seitens Block U den Verzicht auf koordinierten Support mit Trommeln und Vorsängern. Eine Entscheidung, die ich nach wie vor völlig nachvollziehbar finde, die aber offenbar in Teilen der Fanszene und auch der interessierten Öffentlichkeit einiges an Unmut und Unverständnis hervorbrachte. Da ist es vielleicht gar nicht so schlecht, dass nun erst einmal Winterpause ist, man aber hinter den Kulissen sicherlich, hoffentlich und wahrscheinlich am Thema dran bleibt, vielleicht ja auch noch einmal Gespräche stattfinden und sich die Supportsituation im neuen Jahr möglicherweise schon ganz anders darstellt. Abwarten, Tee trinken und Vertrauen in diejenigen haben, die in dieser Sache miteinander im Gespräch sind, kann da eigentlich nur das Motto sein.

Was so ein bisschen unterging, ist der wirtschaftliche Erfolg des Clubs im abgelaufenen Geschäftsjahr – eine Leistung, die angesichts der Probleme in Zwickau, Chemnitz und zum Teil auch Erfurt im Prinzip nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Knapp 460.000 Euro Gewinn sind schon eine Hausnummer, wenngleich es dabei natürlich geholfen haben wird, dass die Aufstiegseuphorie hervorragend kanalisiert werden konnte und die Ergebnisse in der vergangenen Saison dementsprechend ausfielen. Allerdings ist auch hier natürlich mal wieder nicht alles Gold, was glänzt – die fortschreitende Professionalisierung unseres aller Lieblingsvereins hat eben auch ihren Preis und nicht alles, was damit zusammenhängt, muss man gut finden. Stichworte hier unter anderem: Sektorentrennung und Bezahlkarte. Für den Verein ist es sicherlich nicht ganz so einfach, das alles zu moderieren – umso wichtiger erscheint es aber, sich mit kritischen Stimmen auch konstruktiv auseinanderzusetzen und zu versuchen, nicht nur die wirtschaftlichen, sondern gleichzeitig auch die Faninteressen mit im Blick zu behalten. Ein schwieriges Spannungsfeld, um das zumindest ich die handelnden Akteure an allen Seiten des Tisches so gar nicht beneide.

Ein Blick in die Glaskugel – die Rückrunde 2016/2017:

Wo kann es in dieser Saison also noch hingehen für den 1. FC Magdeburg? Die Frage lässt sich zunächst erst einmal ganz pragmatisch dahingehend beantworten, dass man sich anschaut, welche Auswärtsspiele für die Größten der Welt noch anstehen (mit einem großen Dankeschön an Manuel Mohr für die interaktive Karte!):

Die vom Heinz-Krügel-Stadion aus gesehen weiteste Tour der Saison steht den Größten der Welt noch bevor, wenn es am vorletzten Spieltag zum VfR Aalen geht. Allerdings werden auch die Partien in Rostock, in Kiel, in Duisburg und ja, von mir aus auch in Süd-Sachsen-Anhalt alles andere als Selbstläufer. Knackpunkt der Rückrunde könnte bereits der Februar sein, wenn man sich nacheinander mit Zwickau, Paderborn, Osnabrück und dem Meidericher Sportverein auseinandersetzen muss. Gestaltet man diese Phase erfolgreich und punktet ansonsten einigermaßen konstant, könnte sich die logistische Herausforderung “Kaiserlautern montags” in der kommenden Spielzeit möglicherweise wirklich und ernsthaft stellen…

Bis dahin fließt aber noch viel Wasser die Elbe herunter und wird es darauf ankommen, dass die Mannschaft weiter als verschworener Haufen auftritt, Ausfälle, die es mit Sicherheit geben wird, weiterhin so überragend kompensiert und wir als Fans das tun, was wir am besten können: Gemeinsam und geschlossen (!) hinter unserem Team stehen und zusammen alles dafür tun, dass unser 1. FC Magdeburg weiterhin erfolgreich Fußball spielen kann.

Jetzt ist aber erst einmal Winterpause und Zeit, den Fußball mal Fußball sein zu lassen, abzuschalten und Kraft zu tanken für ein 2017, das aus blau-weißer Perspektive jetzt schon ein äußerst interessantes und aufregendes zu werden verspricht.

In diesem Sinne: Schöne Feiertage und eine entspannte Zeit!

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