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Wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen

1. Spieltag

1. FC Magdeburg – SC Fortuna Köln, 1. Spieltag, 0:3 (0:1)

Sagen wir es mal so: Es ist noch Luft nach oben. Viel Luft. Was ja prinzipiell erst einmal eine gute Sache ist, schließlich ist es für so eine Saison-Dramaturgie vermutlich eher besser, schwach anzufangen und stark aufzuhören als andersrum. Und schwach angefangen haben die Größten der Welt die Punktspielrunde 2016/2017 fürwahr, mit einer 0:3-Niederlage gegen die Kölner Fortuna als logischer Konsequenz. Unschön zudem: da der 1. FC Magdeburg und der FSV Zwickau ihre für den 2. Spieltag geplante Begegnung erst am 01.09. austragen, wird der Club die untere Tabellenregion bis zur nächsten Heimpartie gegen den SC Paderborn nicht verlassen können. Keine Frage, diesen Saisonauftakt hatte man sich an der Elbe ganz, ganz anders vorgestellt. 

Anders war überhaupt einiges an diesem ersten Spieltag der neuen Drittliga-Runde. Nicht nur, dass man jetzt *theoretisch* auch in unserem Heinz-Krügel-Stadion bargeldlos bezahlen kann, auch an eine veränderte Einlasssituation muss man sich ja bekanntermaßen seit dieser Spielzeit gewöhnen. So brauchte es beim Passieren der engen Stadiontore, die in den neuerdings säuberlich vom restlichen Stadion abgetrennten “Sektor” hinter der Nordtribüne führten, nicht viel Fantasie, um sich so ein bisschen wie im Zoo zu fühlen. Dafür lief der Einlass aber erstaunlich reibungslos – es sei denn, man hatte irgendwelche Taschen dabei und geriet an Ordnerpersonal, das die Taschengrößendeutungshoheit eben auf ganz eigene Weise auslebte.


Wenigstens im Block bot sich – abgesehen von einer Treppe, die auch eine halbe Stunde vor Spielbeginn noch angenehm leer war – das bereits aus der letzten Saison gewohnte Bild. Prall gefüllte Reihen, hoffnungsvolle Gesichter („Endlich wieder FCM!“) und jede Menge Vorfreude. Zumindest auf den Rängen begann das erste Punktspiel 2016/2017 dann auch gleich ordentlich wuchtig und wurde direkt schon in der ersten Minute das gesamte Stadion zum gemeinsamen Einklatschen aufgefordert. Spätestens beim donnernden „FUSSBALLCLUB MAGDEBURG!“ muss es dann auch beim abgezocktesten Fan gewaltig Gänsehaut gegeben haben. Was für ein erster grandioser Moment – da war die Spielzeit gerade zwei Minuten alt.

Was zu dem Zeitpunkt noch keiner ahnen konnte: Es sollten an diesem ersten Spieltag bis zum Abpfiff kaum weitere Highlights folgen, sieht man von dem Wahnsinns-, letzten Endes aber auch brotlosen Solo von Florian Kath in der 20. Minute ab, in der er eine gefühlte Ewigkeit im Strafraum nicht vom Ball zu trennen ist, mit seinem Gegenspieler Tango tanzt und es letztlich einfach nur versäumt, die Kugel entweder aufs Tor oder zum Mitspieler zu bringen. Jens Härtel schickte neben besagtem Kath, der auf der linken Offensivseite zum Einsatz kam, noch Christian Beck zentral und Ahmed Waseem Razeek rechts in die Partie. Im Mittelfeld sicherten Jan Löhmannsröben und Niklas Brandt vor der Abwehr, rechts spielte ein starker Nils Butzen, links ein nicht so starker Nico Hammann. Moritz Sprenger gab sein Debüt für Blau-Weiß in der Dreier-Abwehrkette, neben ihm liefen Steffen Puttkammer und Christopher Handke auf, im Tor hatte Jan Glinker das Rennen vor Leopold Zingerle gemacht.

Das Spiel machte aber erst einmal der Gast und es dauerte bis zur 17. Minute, ehe der Club in Person von Razeek erstmals halbwegs gefährlich vor dem gegnerischen Kasten auftauchte. Seine Hereingabe wurde, nachdem er von Nils Butzen gut in Szene gesetzt wurde, allerdings zur Ecke geklärt. Bis dahin kam von Blau-Weiß im ersten Heimspiel der Saison erschreckend wenig. Auffällig war, dass insbesondere Handke und Puttkammer unsicher wirkten, viele Bälle eben nur irgendwie, nicht aber planvoll geklärt wurden und sich für die starken Fortunen so immer wieder zweite Möglichkeiten ergaben. Dazu kamen große Probleme im Spielaufbau, die aber ja auch immer mit am Gegner liegen. Denn soviel Respekt muss auch sein: Fortuna Köln hat nicht nur in der Anfangsphase, sondern eigentlich das ganze Spiel über hervorragend verteidigt und die blau-weiße Offensivabteilung kaum mal aussichtsreich zum Zuge kommen lassen.

Ein wenig besser wurde es erst zwischen der 20. und der 30. Minute, als die Jungs und Mädels auf den Rängen mit einem hüpfend gesungenen „Vorwärts, Magdeburger Jungs!“ weiter an der Dekonstruktion des Stadions arbeiteten und ihre Mannschaft nach vorne zu peitschen versuchten. Und just in dieser Phase fällt dann natürlich das 0:1. Der unheimlich quirlige Cauly Oliveira Souza setzt sich in der 30. Minute gegen Nils Butzen und Christopher Handke durch und kann ziemlich ungehindert in den Strafraum passen, wo sich Hamdi Dahmani nicht zweimal bitten lässt und aus guten 10 Metern zur Führung netzt. Der Stimmung im Stadion tat das glücklicherweise nur kurz Abbruch, wenngleich die Führung für Köln zu diesem Zeitpunkt, machen wir uns nichts vor, absolut verdient war.

Bis zum Halbzeitpfiff passierte dann nicht mehr allzu viel, außer, dass Nico Hammann bei Standards ganz offensichtlich weiter nach seinem Mojo aus dem Aufstiegsjahr sucht und Christopher Handke sich wohl von Ryan Malone hat erzählen lassen, welches Geheimnis eigentlich hinter seinen unfassbar weiten Einwürfen steckt.

Dass sich in der zweiten Hälfte einiges würde ändern müssen, war da längst klar; folgerichtig wurde auch gewechselt und kamen Manuel Farrona Pulido für Florian Kath und Maurice Exslager für Nico Hammann in die Begegnung. Die dann allerdings zwei Minuten nach Wiederanpfiff schon entschieden war – nach einer Ecke steht die Magdeburger Defensive artig Spalier, einen Kopfball kann Nils Butzen zunächst noch auf der Linie retten, den völlig freien Nachschuss von Boné Uaferro dann aber nicht mehr verhindern. 0:2 nach 47 Minuten und irgendwie war klar, dass hier heute nur noch mit sehr, sehr viel Glück etwas gehen würde.

Mit der aus Kölner Sicht komfortablen Führung ließen es die Gäste jetzt ein wenig ruhiger angehen, dafür brachten nun aber sowohl Manuel Farrona Pulido als auch Maurice Exslager mehr Dampf ins Spiel. Ein kleiner Lichtblick an diesem ansonsten wenig erbaulichen Nachmittag, konnte man doch wenigstens erahnen, dass da wesentlich mehr Potenzial in der Mannschaft steckt, als das Endergebnis letztlich aussagt. Wenigstens bekam jetzt auch André Poggenborg im Kölner Tor hin und wieder etwas zu tun, hielt u.a. Schüsse von Farrona Pulido und Brandt sicher. Wer weiß, ob das Spiel nicht noch einmal eine andere Wendung genommen hätte, wenn dem Club in Hälfte 2 noch der Anschluss gelungen wäre.

Stattdessen stellte aber der Gast von Rhein in Person von Oliveira Souza in der 64. Minute auf 0:3, während Christopher Handke nach seinem bösen Stellungsfehler beim schnellen Umschalten der Kölner noch am Rand des Strafraums durch die Gegend irrlichterte. Drei Mal so gar kein Zugriff, drei Gegentore, so ist das halt in der 3. Liga. Die restlichen gut 30 Minuten Spielzeit wurden dann für das Einstudieren von Laufwegen genutzt – beim Club offensiv, bei Fortuna defensiv. Weil letztere das irgendwie besser hinkriegten als der Gastgeber, blieb es am Ende bei einer völlig verdienten Heimniederlage zum Auftakt in die neue Spielzeit. Und während die Mannschaft nach dem Abpfiff von der Kurve noch einmal aufgebaut wurde, waren die ersten Stadionbesucher, die ab der 85. Minute etwa ihre Plätze verließen, längst im Auto und der Straßenbahn. Das ist wohl auch so ein Phänomen, an das man sich in Magdeburg erst wieder wird gewöhnen müssen.

Unter dem Strich bleibt für den ersten Spieltag eine sehr ärgerliche, aber eben auch gut erklärbare Niederlage. Im Mittelfeld fehlte es an Ideen, Kreativität und der ordnenden Hand und irgendwie fühlt sich das gar nicht so gut an, da im Moment auch in dieser Saison offenbar wieder nur auf den derzeit verletzten Marius Sowislo hoffen zu können. Wenn Deine Verteidigung noch dazu einen rabenschwarzen Tag erwischt und dann irgendwann nicht mal mehr die Standards kommen… tja, wie soll man dann noch ein Tor erzielen? Da wären wir dann auch schon wieder beim Anfang angekommen: Nach diesem wirklich mauen Auftritt kann es eigentlich nur besser werden. Das wird natürlich auch Jens Härtel wissen, der seine Mannschaft direkt nach Abpfiff relativ lange zusammenholte, hoffentlich gleich die richtigen Worte gefunden hat und aus diesem Auftritt seiner Jungs ganz sicher die richtigen Schlüsse zieht.

Dass natürlich jetzt gleich wieder so eine sanfte Magdeburger Unruhe einsetzt, ist nachvollziehbar, gleichzeitig aber auch ziemlich deutlich fehl am Platz. Wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen. So einfach ist das. Der erste Spieltag war ein Satz mit X, aber nach nur einer Partie ist auch in der 3. Liga noch keine Mannschaft abgestiegen. Also sollte auch für uns auf den Rängen das gelten, was die Mannschaft sicherlich längst verinnerlicht hat: Bauch rein, Brust raus, Ruhe bewahren und gegen Paderborn den ersten Dreier landen. Oder um mal mit den deutlichen Worten vom Vorsängerpodest zu enden: „Wir haben hier schon ganz andere Scheiße gesehen.“

2 Kommentare

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