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Kleine Schritte

Nachholpartie gegen den FSV Zwickau

FSV Zwickau – 1. FC Magdeburg, 2. Spieltag (Nachholspiel), 0:0 (0:0)

Mitunter können es auch die kleinen Schritte sein, die Stück für Stück (zurück) zum Erfolg führen. Einen solchen kleinen Schritt unternahmen die Größten der Welt in der Nachholpartie des 2. Spieltags beim Aufsteiger aus Zwickau, wenngleich es im Laufe der Begegnung etliche Möglichkeiten gab, aus dem Stand gleich einen ganzen Satz nach vorn zu machen. Trotz bester Möglichkeiten gelang es allerdings nicht, den Ball im Tor unterzubringen, sodass man sich gegen spielerisch arg limitierte Gastgeber mit einem Punkt zufrieden geben musste. Das ist ärgerlich, weil man wohl davon ausgehen kann, dass der erste Treffer die Partie mutmaßlich auch entschieden hätte und doppelt ärgerlich, weil Kapitän Sowislo ebenjenen Treffer per Elfmeter auf dem Fuß hatte, aber eher kläglich vergab. Dass man mit dem Ergebnis trotzdem zufrieden sein kann, lag vor allem daran, dass es gelang, mal wieder zu null spielen und darüber hinaus die einzige, dafür aber ziemlich scharfe Waffe gut zu verteidigen, die der FSV Zwickau in diesem Spiel zur Verfügung hatte: Standards nämlich. Es geht zumindest in dieser Hinsicht also aufwärts beim 1. FC Magdeburg, wenn auch ‘nur’ in den eingangs erwähnten kleinen Schritten.

Jens Härtel schickte für eine Partie, die man auf gar keinen Fall verlieren durfte wollte, erstmals in dieser Saison Gerrit Müller von Beginn an aufs Feld. Er gab so etwas wie eine hängende Spitze neben Christian Beck, im Mittelfeld dahinter wirbelten Tobias Schwede, Manuel Farrona Pulido, der wiedergenesene Kapitän Marius Sowislo in seinem ersten Saisonspiel, und Nils Butzen. Niklas Brandt gab den defensiven Part vor der Abwehr und rückte situativ immer mal wieder mit in die letzte Reihe, die diesmal aus Moritz Sprenger, Felix Schiller und Christopher Handke bestand. Insbesondere für ‘Maschine’ Schiller dürfte der Startelfeinsatz so etwas wie ein innerer Vorbeimarsch nach langer, langer Leidenszeit gewesen sein – und als wäre er nie weg gewesen, lieferte er auch gleich wieder ab und trug erheblich dazu bei, dass mit Zwickaus langen Bällen kaum etwas zu holen war.

Nachholpartie gegen den FSV Zwickau

Im ersten Punktspiel im neuen und recht schmucken Zwickauer Stadion (skurrilerweise mitten auf der Wiese und am Rande eines Plattenbauviertels gelegen, in dem die Zeit an einigen Stellen ungefähr 1985 stehengeblieben war) waren es zunächst allerdings die Gastgeber, die gefährlich vor dem Magdeburger Tor direkt vor der mit über 1.000 (!) Fans gut gefüllten Gästekurve auftauchten. So musste Jan Glinker bereits in der 7. Minute einen vielversprechenden Zwickauer Torschuss mit dem Fuß klären und dauerte es insgesamt ungefähr 20 Minuten, bis der Club Partie und Gegner so langsam in den Griff bekam. Allerdings musste sich die gut aufgelegte Kurve eine weitere Viertelstunde gedulden, bis Christian Beck die erste, richtig dicke Chance auf den Kopf serviert wurde. Seinen Abschluss konnte FSV-Keeper Brinkies aber mit dem letzten Fussel der Außennaht seiner Torwarthandschuhe irgendwie noch parieren.

Dass es zu diesem Zeitpunkt nicht schon 1:0 für Zwickau stand, hatten die Größten der Welt vor allem ihrem Torhüter zu verdanken, der an diesem Donnerstag einen Sahnetag erwischt hatte. In der 22. Minute rettete er stark mit dem Fuß gegen einen Schuss von König, Tobias Schwede drosch den Abpraller anschließend aus dem Strafraum. In Minute 32 war Glinker dann erneut zur Stelle und kann den Abschluss eines frei auf ihn zulaufenden Zwickauer Angreifers gut entschärfen.

Auch wenn die geschilderten Szenen möglicherweise einen anderen Eindruck vermitteln, war die erste Hälfte der Begegnung spielerisch eher mäßig. Statt fußballerischem Glanz wurde viel gearbeitet und gekämpft und war die Partie von etlichen Nicklichkeiten geprägt – man merkte, dass es für beide Teams um eine ganze Menge ging. Was man auch merkte, war, wie die Rückkehrer Schiller und Sowislo dem Magdeburger Spiel gut taten und wie beide mit zunehmender Spieldauer an Sicherheit gewannen. Das macht Mut für die kommenden Aufgaben, nicht nur, weil Jens Härtel nun noch einige (auch taktische) Optionen mehr hat, sondern vor allem, weil einfach zwei wichtige Stützen wieder zurück sind und sich nahezu nahtlos einfügen konnten.

Während also das fußballerische Feuerwerk in den ersten 45 Minuten ausblieb (was angesichts der Situationen beider Mannschaften irgendwie auch nicht verwundern konnte), sah es auf den Rängen und insbesondere im Gästeblock ganz anders aus. Mal ganz davon abgesehen, dass es einfach irre ist, an einem Donnerstagabend um 19 Uhr eine vierstellige Zahl an Auswärtsfahrern zu mobilisieren, wurde auch gesanglich ordentlich Gas gegeben und bis weit in die Halbzeitpause hinein der eigene Verein gefeiert. “Oh, FC Magdeburg, oh, FCM!…” – ich möchte sogar behaupten, irgendwann gegen 2 mit genau diesem Lied auf den Lippen eingeschlafen zu sein. Ziemlich großartig übrigens auch, wie FSV-Trainer Ziegner in der Pressekonferenz nach dem Spiel noch mal explizit auf beide Fanlage und die tolle Stimmung im Stadion einging, denn “wir sollten eben auch genau solche Dinge mal erwähnen und nicht nur negative Dinge von irgendwelchen Chaoten.”

Die zweite Hälfte begann ohne Änderungen, dafür aber mit deutlich mehr Schwung; der Club nun bis etwa zur 70. Minute mit seiner vielleicht besten Phase im ganzen Spiel. Und mit der Riesenchance auf die Führung drei Minuten nach Wiederanpfiff, als Schiedsrichterin Steinhaus nach einem Handspiel im Strafraum auf Elfmeter für die Guten entschied. Der Kapitän übernahm die Verantwortung, trat an – und vergab mit einem schwachen Schuss, der für Keeper Brinkies keine große Herausforderung darstellte. “1. FC Magdeburg” und “Elfmeter” ist in dieser Saison wohl eine eher unglückliche Kombination.

Gut aber: Die Mannschaft ließ den Kopf nicht hängen (böse Zungen behaupten ja, dass sich so langsam ein Gewöhungseffekt einstellt) und weiter ging es in Richtung Zwickauer Tor. Nachdem der FSV in Person von René Lange einen gefährlichen Freistoß einstreute und Jan Glinker fliegen ließ, hatte Tobias Schwede in der 54. Minute nach einem Einwurf von links die Riesenchance auf die Führung. Sein Drehschuss vom Rand des Fünfmeterraums rauschte aber knapp am Tor vorbei – ebenso, wie sein Abschluss nach großartiger Vorarbeit von Farrona Pulido und Beck in Spielminute 77, den er zwar aufs Tor bringt, aber eben einen guten Meter zu hoch ansetzt.

Die letzten etwa 20 Minuten der Partie gehörten dann eher den Gastgebern, die mit ganzen Serien von Standards und Ecken einiges an Druck aufbauen konnten, aber glücklicherweise nicht durchkamen. Was auch daran lag, dass der Club die Geschichten diesmal so verteidigte, wie wir es aus der vergangenen Saison gewohnt waren. Kann die Mannschaft das jetzt beibehalten, wäre eine große Baustelle dieser Spielzeit erst einmal wieder geschlossen. An einer anderen, der Chancenverwertung nämlich, könnte man (ohne dem Gegner zu nahe treten zu wollen) möglicherweise bereits am Wochenende arbeiten, wenn es im Landespokal gegen den SSV Havelwinkel Warnau geht. Und dann sollte dem ersten Auswärtssieg der Spielzeit beim 1. FSV Mainz 05 II am 10.09. eigentlich auch nichts mehr im Weg stehen. Wäre doch gelacht!

2 Kommentare

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