3. Liga, 20. Spieltag, 14.12.2015
Es ist Rückrundenauftakt in der 3. Liga und der führt die Größten der Welt folgerichtig nach Erfurt und zu dem Team, gegen das der 1. FC Magdeburg im Juli sein Drittliga-Abenteuer begonnen hat. Um den Spieltermin gab es im Vorfeld bekanntermaßen einiges Hin und Her, letztendlich tritt man nun an einem Montagabend gegeneinander an. Ob das aus der Perspektive der Sicherheitsorgane so besonders clever war, wird man selbstverständlich erst im Nachhinein beurteilen können; bereits jetzt dürfte aber als sicher gelten, dass die Ansetzung für beide Vereine und die jeweiligen Fanszenen sicherlich eher suboptimal ist. Aber es hilft ja nichts und dem Vernehmen nach werden trotzdem über 1.000 blau-weiße Schlachtenbummler den Weg in Thüringens Landeshauptstadt antreten. Und da wir bisher in den so genannten „Ostderbys“ fast immer gut ausgesehen haben, dürfte einem erfolgreichen Wochenauftakt eigentlich kaum etwas entgegen stehen.
Beim FC Rot-Weiß Erfurt denke ich an…
…den ersten Spieltag 2015/2016 und eine wahnsinnige Euphorie, die nicht nur beim Fanmarsch zum Stadion, sondern überall in der Stadt zu spüren war.
Ansonsten denke ich an einen Verein, der im Moment und für viele in dieser Form vermutlich doch eher überraschend mit einem heftigen finanziellen Verlust zu kämpfen hat. Man kann den Erfurtern eigentlich nur wünschen, da irgendwie glimpflich wieder rauszukommen. Wie sich das anfühlt, plötzlich mit einem immensen Loch in der Vereinskasse dazustehen, wissen wir in Magdeburg schließlich allzu gut…
Spieler vom FC Rot-Weiß Erfurt, die mir spontan einfallen, sind…
…Carsten Kammlott und Fabian Burdenski. Ja, genau, ebenjener Fabian Burdenski, der vor einigen Jahren auch bei uns sein Glück versuchte, dann über die erste polnische Liga (!) beim Zweitligisten FSV Frankfurt (!!) landete und nun eben in Erfurt aufdribbelt. Bzw. derzeit eher nicht aufdribbelt, weil ihn eine langwierige Verletzung (und mal keine Sperre) außer Gefecht setzt.
Die Erfurter Fanszene…
…hat es in dieser Saison nicht leicht, weil sich zum sportlich unbefriedigenden Abschneiden nun auch noch die potentielle Sorge um die Lizenz für die kommende Spielzeit gesellt. Ich bat Fedor Freytag, der auf stellungsfehler.de zum FC Rot-Weiß Erfurt bloggt, um eine Einschätzung der aktuellen Situation. Er hält fest, dass es für die Mannschaft in dieser Saison nur gegen den Abstieg gehen kann; auch macht er noch einmal deutlich, wie sehr das Schicksal des Vereins am derzeitigen Stadionumbau hängt. Vielen Dank für diese ehrlichen Einblicke, Fedor!
Das letzte Spiel…
…gewannen wir mit 2-1 und in der Nacht danach begann ich erstmals zu begreifen, dass wir tatsächlich im bundesdeutschen Profifußball angekommen waren.
Bei uns…
…wird die Partie im Steigerwaldstadion vor allem für Christian Beck und Christopher Handke eine ganz besondere, erlernten sie doch beide zu großen Teilen das Fußballspielen im Nachwuchs des kommenden Gastgebers. Was den Kader betrifft, kann Coach Härtel auf den größten Teil seines Spielerkontingents zurückgreifen, lediglich Lukás Novy, Michel Niemeyer, Felix Schiller und Ryan Malone fehlen weiterhin verletzungs- bzw. trainingsrückstandsbedingt.
Gern dürfen die Größten der Welt im ersten Auswärtsspiel der Rückrunde auch mal ihr Heimgesicht zeigen, zumal es gegen einen Gegner geht, der momentan aus dem unteren Tabellendrittel nicht so recht herauskommen will. Allerdings hat der FC Rot-Weiß Erfurt auch alle seine fünf Saisonsiege zuhause geholt und wird gerade in Anbetracht der schwierigen Situation alles daran setzen, die drei Punkte in Thüringen zu behalten. Erneut viel Bastelarbeit also für Coach Härtel.
Die Partie aus Sicht des Gegners:
Obwohl der Tabellen-Sechzehnte gegen den Tabellen-Achten spielt, sehen die Erfurter die Begegnung gegen den 1. FC Magdeburg laut Vorbericht auf der Vereinshomepage als „ideal, um sich wieder aufzurichten“. Das lassen wir einfach mal so stehen. Ansonsten möchte man „alles reinwerfen und gewinnen“ (Trainer Christian Preußer) und ist Kapitän Sebastian Tyrala der Meinung, man arbeite gut und sei „sicher, die Kurve zu kriegen. Aber Fans und Mannschaft müssen sich gegenseitig unterstützen.“ Klingt alles so ein bisschen nach Phrasenschweinmodus, was aber natürlich auch dem Umstand geschuldet sein mag, dass die Pressekonferenz aufgrund der anfänglichen Terminunklarheiten bereits ungewöhnlich zeitig stattfand.
Der FCM gewinnt, weil…
…die Mannschaft mit Sicherheit mit einem Sieg im Rücken in das große Geburtstagsheimspiel gegen den FSV Mainz 05 II gehen will, was gleichzeitig auch den sportlichen Jahresabschluss 2015 darstellen wird.
Sonst noch:
Schon irgendwie eine traurige Welt, in der sich ein gastgebender Fußballverein genötigt fühlt, der eigentlichen Pressekonferenz einen Sicherheitsteil vorzuschalten, in dem der Polizeidirektor der Landespolizei Thüringen sich dann erst einmal minutenlang darüber beklagt, wie sehr man immer im Stich gelassen wird und wie doof und schwierig alles immer ist. Wo leben wir denn eigentlich? Früher ging es mal um Fußball…
Interessant auch eine der Begründungen für die Klassifikation als Sicherheitsspiel seitens des DFB bzw. der Sicherheitsorgane: Aufgrund einer „Vorgeschichte“ in Magdeburg sei man der Meinung, diese Begegnung nun besonders absichern zu müssen. Gemeint ist damit wohl der Besuch einiger Erfurter nebst befreundeter Anhänger anderer Vereine aus dem sächsisch-/sachsen-anhaltischen Grenzland auf dem Magdeburger Domplatz im Vorfeld des Drittligaauftaktes, als man den Fanmarsch der Blau-Weißen dazu nutzte, sich vor dem Dom entsprechend in Szene zu setzen.
Bleibt also zu hoffen, dass zum Abschluss des 20. Spieltags auf der „Baustelle Steigerwaldstadion“ ausschließlich das sportliche Geschehen im Mittelpunkt stehen wird und die Größten der Welt ebenso erfolgreich in die Rückrunde starten, wie das auch zum Auftakt der Hinrunde gelang. In diesem Sinne: Nur der FCM!
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