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Lotterie

1. FC Magdeburg – Hallescher FC, Landespokal-Halbfinale, 3-5 n.E. (0-0, 0-0)

Am Ende musste also die Lotterie entscheiden, wer den Einzug ins Finale des diesjährigen Landespokals feiern durfte. Und das war ärgerlicherweise nicht der 1. FC Magdeburg. Irgendwie war es auch symptomatisch für das Spiel, dass der Sieger der Begegnung letzten Endes in dieser vielleicht brutalsten Form des Entscheids ermittelt werden musste – ein Klassenunterschied zwischen beiden Mannschaften war jedenfalls über die gesamte Spieldauer kaum zu erkennen. Mehr noch: Mit der größten Chance der Partie hätte Nicolas Hebisch die Begegnung in der 105. Minute für uns entscheiden können. Vielleicht entscheiden müssen. So aber jubelten die Anderen in unserem Stadion und bleiben von der Begegnung lediglich die allseitigen Stolz- und „Kopf hoch!“-Bekundungen. Und natürlich hier und dort auch die Verweise auf die unterschiedliche Ligazugehörigkeit beider Mannschaften. Mir ist das zu einfach.

Warum? Weil wir ein Derby gespielt haben. Und weil es bei einem Derby vollkommen wumpe ist, ob der Gegner normalerweise nun in der Kreisklasse oder der Champions League antritt. Mir zumindest. Dazu kommt der eben schon angesprochene Umstand, dass der Drittligist, der selbst ernannte Auswärtsmeister, auf unserem Platz nun wahrlich keine Bäume ausgerissen hat. Hätten die uns 0-5 aus dem Stadion geschossen, wäre es auch schlimm gewesen. Aber so? Im Elfmeterschießen? Anders als noch im DFB-Pokal gegen Leverkusen überwiegt bei mir dieses Mal also eher die Enttäuschung, dieses Spiel nicht gewonnen zu haben. Was überhaupt nicht bedeuten soll, dass ich der Mannschaft einen Vorwurf mache oder nicht hinter ihr stehen würde. Das tue ich natürlich. Ich glaube sogar, dass uns, so paradox es klingt, diese Niederlage noch einmal einen Vorteil im Aufstiegskampf verschafft, aber dazu später mehr. Es ist einfach die Art von Enttäuschung, die man empfindet, wenn man eben unglücklich aus einem Pokalwettbewerb ausscheidet.

Schon vor dem Spiel wurde fleißig in die psychologische Trickkiste gegriffen: Block U übernahm mal eben chemiehalle.de, während es sich die Haus- und Hof-Berichterstatter des Halleschen FC bei der Mitteldeutschen Zeitung nicht nehmen ließen, am Morgen der Begegnung mal wieder das „Beck nach Halle“-Transfergerücht aufzuwärmen. Das übliche Geplänkel also. Die Partie selbst sah in den ersten 10 Minuten einen schwung- und recht druckvollen FCM, der in der gleichen Formation antrat wie zuletzt gegen Auerbach und den BAK. Es dauerte bis zur 13. Minute, eher die Gäste von der Saale erstmals gefährlich vor dem Kasten von Jan Glinker auftauchten – und ihn direkt mal zu einer großartigen Parade zwangen. Das holte den HFC offenbar ins Spiel, denn nun gab der Club mehr und mehr die Kontrolle ab und kamen die Anderen zu einigen gefährlichen Szenen vor unserem Tor. Nach dieser etwa zehnminütigen Drangphase wurde Blau-Weiß dann wieder sicherer, die gefälligeren Offensivaktionen blieben aber nach wie vor den Saalestädtern vorbehalten.

Immer wieder gab es lange Bälle auf die linke Seite in die Schnittstelle zwischen Mittelfeld und Abwehr, die den einen oder anderen rot-weißen Angriff einleiteten. Allerdings hatte Nils Butzen auf seiner rechten Seiten einen absoluten Sahnetag erwischt und konnte viele Angriffsbemühungen durch gutes Stellungsspiel und saubere Zweikampfführung wieder zunichte machen. Das erkannte auch Sven Köhler, der in der zweiten Halbzeit mit Osayamen Osawe einen merklich schnelleren Spieler für die linke Angriffsseite brachte, was die Aufgabe für Butzen deutlich interessanter machte, ohne ihn aber wirklich zu überfordern. Eigene Offensivaktionen der Blau-Weißen blieben allerdings das gesamte Spiel über eher Mangelware, was zum einen an ziemlich biederen Hallensern und zum anderen an vielen kleinen Ungenauigkeiten im eigenen Passspiel lag. So dauerte es bis zur 42. Minute, ehe Marius Sowislo nach Hammann-Flanke frei vor HFC-Keeper Lomb auftauchte, dabei aber vermeintlich im Abseits stand. In der zweiten Hälfte ein ganz ähnliches Spiel: Merseburg-Nord kam vielleicht einen Ticken frischer aus der Kabine, unsere Jungs verteidigten aber engagiert, leidenschaftlich und konsequent, konnten jedoch selbst keine absolut zwingenden Torchancen erarbeiten. So sollten in der regulären Spielzeit keine Treffer fallen, wenngleich die Gäste in den letzten 15 Minuten die Entscheidung suchten, aber spätestens am glänzend aufgelegten Jan Glinker scheiterten.

Das Bild änderte sich auch in der Verlängerung nicht – beide Mannschaften mit wenig Lust auf Elfmeterschießen und in der 105. Minute Nicolas Hebisch mit der besagten Chance zur Führung. Da sein Kopfball nach schöner Hereingabe von links aber auf der Latte und nicht im Tor landete, blieb die völlige Eskalation im Heinz-Krügel-Stadion aus. Und da auch Jansen auf der Gegenseite den Ball nicht an Jan Glinker vorbeibrachte, musste die Entscheidung also vom Punkt fallen. Hier war nun ausgerechnet Nico Hammann der Pechvogel, der als einziger seinen Schuss nicht verwandeln konnte. Dementsprechend geknickt war er dann auch, schaut aber via Facebook-Post, ebenso wie hoffentlich die ganze Mannschaft, schon wieder nach vorne. Schließlich haben wir in dieser Saison noch eine wichtigere Aufgabe als den Landespokal.

Hier mischt sich dann auch, wie schon angedeutet, die Enttäuschung über das verpasste Finale mit einer guten Prise Trotz und der Überlegung, dass das alles ja doch auch seine guten Seiten hat:

  • Wir müssen die Trottel aus Merseburg-Nord erst einmal bis zum Spätsommer, wenn wir möglicherweise früh in der 3. Liga gegeneinander spielen, nicht mehr ertragen.
  • Wir haben auf dem Weg zum Aufstieg nun ein Pflichtspiel weniger.
  • Während die Sportfreunde aus dem Süden (so sie denn das Finale gewinnen) nächste Saison in der ersten DFB-Pokal-Runde vor 2.000 Zuschauern mit 0-3 gegen den SV Sandhausen aus dem DFB-Pokal ausscheiden, sammeln wir Kraft für die anstehenden Aufgaben in Liga 3.
  • Die Mannschaft schweißt der vergangene Pokal-Abend vielleicht noch stärker zusammen und sorgt möglicherweise für eine „Jetzt erst recht!“-Reaktion, die uns durch den Rest dieser Regionalliga-Saison trägt.
  • Blau-Weiß hat einmal mehr bewiesen, dass sowohl diese Mannschaft als auch dieser Verein längst bereit ist für Liga 3. Von den Vollidioten, die nichts besseres zu tun haben, als von der Haupttribüne aus Bierbecher Richtung Spielfeld zu werfen, mal abgesehen. Aber die braucht ohnehin kein Mensch, egal, in welcher Liga.

Was sonst noch bleibt? Auf jeden Fall die wenig überraschende Erkenntnis, dass die Stimmhoheit im Heinz-Krügel-Stadion ganz eindeutig aufseiten der Blau-Weißen lag. Es ist ja fast schon peinlich, was für einen lächerlichen und müden Haufen die Sportfreunde aus der Saalestadt bei so einer Partie mobilisiert kriegen. Das untenstehende Video (via Kurven des Ostens) fasst die Stimmung ganz gut zusammen:

Ansonsten kann es jetzt nur noch ein Motto geben:

Mund abputzen, weitermachen und alles für den Aufstieg!

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