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Erfolgserlebnis gesucht

22. Spieltag

SC Paderborn – 1. FC Magdeburg, 22. Spieltag, 1:1 (1:1)

Drei Spiele, zwei Punkte – so lautet die Bilanz des 1. FC Magdeburg nach drei Pflichtspielen im Jahr 2017. Und ja, von mir aus können wir jetzt gern von einem verpatzten Rückrundenstart sprechen. War es in Köln noch der fehlende Zugriff und verhinderte gegen Zwickau ein überragender gegnerischer Torhüter die verdiente Führung mehrfach, scheiterte der 1. FC Magdeburg gegen den SC Paderborn bei seinem Versuch, den ersten Dreier der Rückrunde zu landen, vor allem daran, dass man sich schlicht und ergreifend kaum wirklich zwingende Torchancen erarbeiten konnte. Naja, und wenn man nicht aufs Tor schießt, kann man eben auch keins erzielen. Auch offenbarte der Club in Paderborn erneut einige Abstimmungsprobleme, kam besonders in der zweiten Hälfte ein ordentlicher Spielaufbau so gut wie gar nicht zustande (woran allerdings auch der kleinlichst pfeifende Harm Osmers großen Anteil hatte) und war man bei Kontern gewaltig anfällig. Immerhin: Christian Beck konnte seinen ersten Rückrundentreffer erzielen – allerdings leider ins falsche Tor. Auch wenn es neben ganz viel Schatten natürlich auch einige Lichtblicke gab, kommt der FCM einfach nichts ins Rollen und wird es Zeit, so langsam mal wieder ein ordentliches Erfolgserlebnis zu feiern. 

Was die Aufstellung betrifft, hatte Jens Härtel keine großen Überraschungen parat. Es spielte fast die gleiche Elf wie gegen Zwickau, allerdings rutschte Tarek Chahed nach seinem starken Einsatz im letzten Spiel für den in jener Partie enttäuschenden Manuel Farrona Pulido in die Startformation. Ein Wechsel, der sich bezahlt machen sollte: Chahed war einer der Aktivposten auf dem Feld, lieferte sich immer wieder tolle Duelle mit Paderborns Herzenbruch auf der rechten Offensivseite, spulte unfassbar viele Kilometer ab und belohnte seine sehr gute Leistung schließlich auch mit dem Führungstreffer. Mit einem Tarek Chahed in dieser Verfassung wird es für Manuel Farrona Pulido sicherlich schwer, sich wieder in die erste Elf zu arbeiten.

Die allererste gefährliche Aktion des Spiels gehörte allerdings den Gastgebern, die nach zwei Minuten eigentlich zwingend in Führung gehen müssen. Der auffällige Zlatko Dedic lässt bei einem Konter schön für den ebenfalls starken Sven Michel durch, der frei vor Leopold Zingerle auftaucht und dann aber das Kunststück fertigbringt, den Ball aus bester Position deutlich über den Kasten zu hauen. Riesenglück für den FCM – bleibt Michel in der Situation konzentriert, liegt man quasi mit der ersten Szene des Spiels schon zurück. Der Club aber schüttelte sich kurz und schaltete in einer munteren Auftaktphase direkt selbst auf ‘Angriff’. Bei einem Paderborner Klärungsversuch nach fünf Minuten prallen zwei schwarz-blaue Abwehrspieler unglücklich zusammen; das Spiel läuft weiter, Florian Kath sagt schließlich “dankeschön”, schnappt sich den freien Ball, zieht von links einfach mal ab und trifft nur das Außennetz.

Dass hier ordentlich Pfeffer in der Partie war, merkte man spätestens nach 10 Minuten. Erst schießt Tarek Chahed einen Paderborner Spieler beim Flankenversuch ab, dann Blau-Weiß den Ball nicht ins Aus, obwohl besagter Spieler scheinbar verletzt am Boden liegt. Der Ball kommt schließlich irgendwann zu Nico Hammann, der seinerseits zum Schuss ansetzt und sich im Anschluss in einem Pulk Paderborner wiederfindet, die mit ihm offenbar noch einmal ganz in Ruhe über sportliche Fairness diskutieren wollten. Überhaupt gab es das ganze Spiel über reichlich Redebedarf zwischen den Akteuren beider Teams, was ja auch immer so ein Indiz für ein gutes Maß an Motivation, Einsatz und Leidenschaft ist.

Nach einer Viertelstunde hatte sich das Spiel dann einigermaßen beruhigt, beide Mannschaften versuchten aber weiterhin, früh zu stören und bei Ballgewinnen schnell umzuschalten. Weil beide Teams dabei recht aggressiv zu Werke gingen, führte das phasenweise zu einem ziemlich schlimmen Gebolze und einem Magdeburger Spielaufbau, bei dem der lange Ball häufig zum Mittel der Wahl wurde. Auffällig in dieser Phase der eine oder andere kluge Diagonalball von Nico Hammann und dessen linker Seite auf die Kollegen Chahed oder Butzen. Das klappte mitunter ziemlich gut und öffnete Räume, machte den FCM allerdings auch anfällig für Konter, wenn es eben nicht gelang, die langen Bälle anzunehmen und sofort weiterzuverarbeiten. Trotzdem trug einer der weiten Pässe mittelbar auch zum Führungstreffer nach 18 Minuten bei. Der Club kann sich in den Strafraum spielen; in einer unübersichtlichen Situation ist der Ball plötzlich frei, Chahed fasst sich ein Herz und nagelt die Kugel für Lukas Kruse im Paderborner Tor unhaltbar links in die Maschen. Die in dieser Phase nicht zwingend zu erwartende, gleichzeitig aber auch nicht ganz unverdiente Führung für die Größten der Welt.

Im mit 2.000 Magdeburgern gut gefüllten, aber stimmungstechnisch nur mäßig gut aufgelegten Gästeblock wurde sofort ein “Auswärtssieg! Auswärtssieg!” angestimmt und man hatte noch gar nicht zu Ende darüber nachgedacht, dass diese Siegessicherheit möglicherweise zu früh kommt, als es auch bereits wieder vorbei war mit der Herrlichkeit: Zwei Minuten nach dem Führungstreffer sieht Jan Löhmannsröben für ein rüdes Einsteigen im rechten Mittelfeld die völlig berechtigte gelbe Karte – ein Foul mit unangenehmen Folgen. Der fällige Freistoß, von Ex-Bundesliga-Profi Marc-André Kruska getreten, kommt hoch in den Strafraum und findet dort den Kopf von Christian Beck. Der nimmt den Ball im Stile eines Top-Torjägers, der er ja auch ist und köpft ihn von sich aus gesehen links Richtung Tor. Ein Bilderbuchkopfball, der sich wunderschön und für den eigenen Keeper unhaltbar von der Unterkante der Latte ins Tor senkt. Traumtor, nur eben leider auf der falschen Seite, und so ein bisschen passte das zu dem Rückrundenauftakt, den der 1. FC Magdeburg im Moment durchlebt. Erst hast Du kein Glück und dann kommt auch noch Pech dazu. Ausgleich also.

Der Rest der ersten Hälfte bestand nun vor allem aus den bereits angesprochenen langen Bällen aus der Abwehr, vielen, vielen kleinen und größeren Fouls, weiteren gelben Karten gegen Christopher Handke (der gegen Sven Michel auf Paderborner Seite häufig zweiter Sieger blieb) und Richard Weil sowie einer ganzen Reihe wirklich merkwürdiger Schiedsrichterentscheidungen. Das alles führte zu furchtbar viel Aufregung, aber furchtbar wenig Fußball; zumindest konnte sich neben Tarek Chahed offensiv aber auch Florian Kath ein ums andere Mal in Szene setzen und die linke Angriffsseite zusammen mit Tobias Schwede gefällig bearbeiten. Kath war es auch, der in der 34. Minute an der linken Strafraumkante einen Freistoß erzwingt und dem FCM damit die letzte richtig gefährliche Aktion im ersten Durchgang beschert: Nico Hammann tritt an, schlenzt den Ball schön in Richtung Paderborner Kasten, findet dort allerdings in Lukas Kruse seinen Meister. Schade eigentlich, aber so ging es mit einem den Spielanteilen angemessenen 1:1 in die Pause.

Die zweite Hälfte begann der Club personell unverändert, obwohl zwei von drei Verteidigern und Jan Löhmannsröben im defensiven Mittelfeld bereits mit gelb vorbelastet waren. Gegen eine Mannschaft wie Paderborn mit abgezockten (Dedic) und schnellen, trickreichen (Michel) Spielern durchaus ein kleines Pokerspiel, das an diesem Nachmittag aber gut gehen sollte. Nach 50 Minuten dann gleich zweimal die Einschussmöglichkeit für Kapitän Marius Sowislo, der beide Male von der Achse Schwede-Kath am Sechzehnmeterraum gut freigespielt wird, nach der Ballannahme aber viel zu lange zögert und die guten Gelegenheiten so verstreichen lässt.

Auch wenn der FCM in Halbzeit 2 mehr Spielanteile hatte, wurden die insgesamt 6.221 Zuschauer in Paderborns Benteler-Arena nun Zeugen einer zuweilen vogelwilden Partie. Es ging hoch und runter, was aber weniger an einer gepflegten Spielkultur, als vielmehr an jeder Menge Ballverlusten auf beiden Seiten lag. Schön ist anders, aber vielleicht kann man Mitte Februar bei ekligen äußeren Bedingungen in der 3. Liga auch nicht unbedingt die hohe Fußballkunst erwarten. Paderborn meldete sich nach 64 Minuten erstmals wieder offensiv zurück, der Abschluss nach einem Konter stellte für Leopold Zingerle allerdings keinerlei Probleme dar. Wenn es von Magdeburger Seite mal gefährlich wurde, dann vor allem durch Standards, von denen es im zweiten Durchgang einige gab. So zum Beispiel auch nach 68 Minuten, als ein abgeblockter Ball aus dem Strafraum irgendwie vor den Füßen von Nico Hammann landet, der schon Schwung holt, aus irgendeinem Grund dann aber von seinem Kapitän abgelaufen wird und dementsprechend gar nicht erst dazu kommt, den Hammer auszupacken – eine von mehreren Szenen, in denen die Abstimmung einfach nicht passte.

Die letzte halbwegs gute Möglichkeit für Blau-Weiß verzeichnete Nils Butzen nach 74 Minuten: ein langer Einwurf von Christopher Handke wird zunächst geklärt, Butzen kann aber noch mal nachsetzen und im Strafraum abziehen, platziert seinen Volley dann aber einen kleinen Ticken zu weit rechts. Paderborn hatte in der Zwischenzeit gewechselt, für Dedic und Kruska kamen Roope Riski aus Finnland und der Ex-Karlsruher Koen van der Bietzen. Volle Offensive also auf Paderborner Seite, während die Gäste zunächst unverändert blieben.

Die Wechsel auf der Heimseite belebten nun noch einmal das Offensivspiel der Gastgeber. Dreizehn Minuten vor dem Ende landet der Ball zentral an der Strafraumgrenze, wo er zunächst gesichert werden, dann aber nicht gefährlich genug auf das Tor gebracht werden kann. Im Gästeblock auf der anderen Seite war das erste Mal ordentlich durchschnaufen angesagt. Beim FCM fehlten indes die klaren Aktionen und je länger die Halbzeit dauerte, desto deutlich schwand offenbar auch die Überzeugung, hier vielleicht irgendwann noch den entscheidenden Punch zu setzen. Der wiederum gelang fünf Minuten vor dem Ende fast dem SCP: Richard Weil verliert den Ball bei einem Klärungsversuch in der gefährlichen Zone zwischen eigenem Strafraum und Mittelkreis; Riski nimmt die Kugel mit, ist frei vor Leopold Zingerle, tunnelt ihn – und muss mit ansehen, wie Christopher Handke den Ball im letzten Moment noch von der Linie kratzt. Erneut Riesenglück für den FCM und schon das zweite Mal an diesem Tag, dass man fast einem Rückstand hinterhergelaufen wäre. Und weil aller guten Dinge ja drei sind, durfte diesmal Nico Hammann zwei Minuten vor Abpfiff für seinen bereits geschlagenen Keeper nach einer Paderborner Ecke einen Kopfball auf der Linie retten.

Auch wenn zwischenzeitlich Julius Düker für Christian Beck und Manuel Farrona Pulido für Florian Kath kamen: offensiv war das, was der FCM in Halbzeit 2 in Richtung Lukas Kruse brachte, viel zu wenig, um den nach 19 Minuten bereits lautstark skandierten Auswärtssieg tatsächlich auch zu erzwingen. Was den Einsatz anging, konnte man der Mannschaft wahrlich keinen Vorwurf machen; allein, was vorn dabei herauskam, war, wenn man sich noch an die letzten Spiele der Hinrunde erinnert, wirklich dünn. So war dann der sehr, sehr pünktliche Abpfiff auch eher eine Erlösung von einem spielerisch weit unterdurchschnittlichen Drittligaspiel, bei dem am Ende aber irgendwie beide Trainer mit dem einen Punkt zufrieden waren. Und klar, in Paderborn, immer noch ja Zweitliga-Absteiger und in der Winterpause gut verstärkt, überhaupt etwas mitzunehmen, ist schon in Ordnung. Trotzdem bleibt zu hoffen, dass nach einer Niederlage und zwei Unentschieden demnächst dann auch mal wieder ein Dreier folgt. Und die Momentaufnahme “3. Platz” hoffentlich keine allzu trügerische ist.

Die Pressekonferenz zum Spiel (via YouTube)

Hier geht es zum Sportschau-Bericht (via YouTube).

2 Kommentare

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