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Ein Spiel, zwei Perspektiven: SV Wehen Wiesbaden (H)

Condé jubelt nach seinem Führungstreffer gegen Wehen Wiesbaden

Rückstand egalisiert, Spiel gedreht und am Ende sogar noch einige Riesen liegen lassen: Auf dem Weg in die 2. Männerfußball-Bundesliga fällt der Erfolg des 1. FC Magdeburg gegen den SV Wehen Wiesbaden am 25. Spieltag, auch wenn es hinten raus deutlich war und noch deutlicher hätte werden können, wohl am ehesten in die Rubrik „Arbeitssieg“. Schlussendlich stand für die Größten der Welt ein 3:1 auf der Anzeigetafel im Heinz-Krügel-Stadion. So haben wir den Kick gesehen:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Schwierig, nach diesem wahnsinnigen letzten Heimspiel gegen Saarbrücken. Ich erwartete, dass die Mannschaft einfach so weiterspielt. Das erwarteten aber auch alle Fans im Stadion. Wenn man sich zudem auch noch die Spieler anschaut, die für Wiesbaden auf dem Platz stehen, dann würde das wohl auch ein Größenthema werden. Allein der Stürmer Nilsson ist ja im Vergleich zu unseren Kickern gefühlt 40 Zentimeter größer.

Ich konnte auch nicht einschätzen, wie Wiesbaden mit Trainer Kauczinski gegen unsere Offensive spielen würde. Von daher ließ ich mich einfach überraschen und erwartete ein spannendes Spiel mit gutem Ausgang. Also wie immer.

Alex:

Spiele gegen den SV Wehen Wiesbaden verursachen bei mir im Vorfeld ja schon fast traditionell so ein gewisses Grummeln in der Magengegend, was aber vor allem an den Erinnerungen an vergangene Duelle liegt, in denen es gut zur Sache ging. Außerdem – erinnert sei nur an unsere Aufstiegssaison 2017/2018 – waren die Wiesbadener ja auch oft direkte Konkurrenten, die sehr ähnliche sportliche Ziele verfolgten wie der Club.

Wenngleich die Vorzeichen in dieser Partie natürlich andere waren, konnte ich meine Anspannung vor dem Anpfiff schlecht abschütteln, zumal mir aus dem Hinspiel noch die Körperlichkeit der Gäste und eine enge Partie im Hinterkopf waren. Ich hoffte also auf einen Sieg, wie immer, richtete mich aber innerlich tatsächlich auf ein Unentschieden ein. Und wäre damit, abhängig vom Spielverlauf natürlich, auch okay gewesen.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Im Stadion an meinem Tickerplatz. Same procedure as last weekend. Die Fans trudelten auch nach und nach ein. Der Unterschied war aber, dass es heute ruhiger zuging. Die Zeit vor dem Spiel verging irgendwie heute gar nicht und von daher baute sich keine so extreme Anspannung auf.

Die Partie begann und dann war nach fünf Minuten klar, dass dieses Spiel ein komplett anderes werden würde. Gegen Saarbrücken ging es von der ersten Minute an ab, hier gegen Wiesbaden wurde es ein Geduldsspiel. Die Gäste standen tief und ließen unsere Spieler kommen. Da wurde es schon sehr herausfordernd, die richtigen Worte zu finden, da sich die Aktionen ständig wiederholten. So konnte ich den Blick auch mal wieder durchs weite Rund schweifen lassen. Wiesbaden konterte uns dann gekonnt aus und kam in unserem Stadion zur Führung. Das tat dem Spiel überhaupt nicht gut, denn nun standen die Gäste noch tiefer in der eigenen Hälfte.

Der Trainer zeigte mit seinem frühen Spielerwechsel, dass er nicht bis zur Halbzeit warten wollte. Zuviel stand auf dem Spiel. Der Ausgleich durch den Elfmeter war glücklich, wenn auch für uns gut. Jason Ceka hat den aber auch wunderbar verwandelt. Dass er da so eiskalt ist – „Chapeau“. Zur Halbzeit ging das Unentschieden erstmal in Ordnung, obwohl hier eher eine Führung von Wiesbaden möglich gewesen wäre.

Die zweite Halbzeit fand ich dann persönlich auch viel ansehnlicher und wir bekamen mehr Zugriff. Das Führungstor tat dem Spiel zudem zusätzlich gut, da Wiesbaden noch aufmachen musste. Der Sieg dann am Ende gut für die Seele, die Fans im Stadion waren jedenfalls von Anfang bis Ende ordentlich dabei. Der Schiedsrichter war immer wieder im Fokus. Im Spiel selbst ließ man sich davon auch ordentlich anstecken. Im Nachgang muss man dann wohl attestieren, dass er gar nicht so schlecht gewesen ist. Diese blau-weiße Brille, die man während des Spiels aufhat, die kann man halt schwer absetzen.

Alex:

Trotz der oben beschriebenen, leichten Anspannung kam ich bei mir zuhause auf der Couch emotional mal wieder nicht so recht rein in die Partie. Dementsprechend beobachtete ich das Geschehen erst einmal eher distanziert und konnte dann auch nach der Gästeführung für mich festhalten: „Jo. Wiesbaden zeigt, wie einfach Fußball mitunter ist, während der Club demonstriert, wie kompliziert man ihn machen kann.“

Den Doppelwechsel nach 34 Minuten fand ich einerseits bemerkenswert, weil das ja eher selten vorkommt, und andererseits folgerichtig, weil der Club das alles zwar recht hübsch spielte, aber in Richtung Wiesbadener Tor überhaupt keinen Druck erzeugen konnte, dafür allerdings hinten anfällig war. Und zack! war ich dann gleich ein Stück aufmerksamer und emotionalisierter, weil mich jetzt natürlich interessierte, was sich ändern würde.

Vier Minuten später stand es 1:1, und das freute mich richtig – nicht nur, weil der Club ausgleichen konnte, sondern vor allem, weil Jason Ceka die Verantwortung übernahm und von seinen Teamkollegen eben auch übertragen bekam. Richtig cool, das zu sehen – der Bursche ist 22, muss gerade um seinen Platz in der ersten Elf kämpfen, es laufen da so Leute wie Kapitän Müller und der Mensch gewordene Scorerpunkt Baris Atik rum – und dann schießt und trifft ausgerechnet der kleine Flügelschnicker, der gerade seine erste Saison im Profifußball spielt. Das sagt schon auch eine Menge darüber aus, wie es innerhalb der Mannschaft so aussieht. Schön.

In der Halbzeitpause war dann so der Gedanke: „Naja, das kann jetzt eigentlich offensiv nur besser werden“ und aber auch: „Wir werden das Spiel schon gedreht bekommen.“ Naja, und nach 67 Minuten saß ich da und schmunzelte: Du weißt halt, Du bist mit Deinem Herzensteam in der Aufstiegssaison, wenn im Vergleich zum Gegner alle auf dem Platz ungefähr so einsfuffzig mit Arme hoch sind und das Führungstor nach einem Standard ausgerechnet per Kopf erzielt wird. Lars Fuchs gefällt das.

Spätestens ab dem Zeitpunkt hatten wir die Partie meines Erachtens komplett im Griff, auch wenn Wiesbaden noch die eine oder andere Ausgleichsmöglichkeit hatte. Fußball spielen können die halt schon auch. Das 3:1 war für mich, ähnlich wie der Elfmeter, vor allem Ausdruck der Mannschaftsdienlichkeit dieser Truppe, die liegen gelassenen Möglichkeiten in der Schlussphase zwar ärgerlich, aber auch verschmerzbar. Wir hatten das Ding im Sack, konnten ein weiteres Spiel auf der Drittliga-Abschiedstour abhaken, da ließ ich den Chancenwucher einfach Chancenwucher sein und freute mich schlicht und ergreifend über die nächsten drei Punkte auf der Habenseite.

Der auffälligste Spieler:

Nicole:

In der ersten Halbzeit hat sich so erstmal gar keiner hervorgetan, doch in der zweiten Halbzeit geht meine Entscheidung ganz klar in Richtung Amara Condé und Baris Atik. Nicht nur wegen des schönen Kopfballtores von Condé, er hat sich auch ordentlich reingeworfen und wieder 90 Minuten alles gegeben. Baris Atik war aufgrund seiner Vorlage für Condé und auch des Tores einfach wieder nennenswert.

Alex:

Ich habe mich in diesem Spiel bis zu seiner Auswechslung vor allem an Tatsuya Ito erfreut. Es ist eine Augenweide, dem Mann beim Spielen zuzuschauen, das macht schon richtig Bock. Bei den von Nicole genannten Spielern kann ich natürlich auch mitgehen; trotzdem war für mich persönlich der kleine Japaner diesmal derjenige, der mit seinen Dribblings wirklich herausstach.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Gesteigerte Leistung bringt den Heimsieg.

Alex:

Arbeitssieg. Verdient. Haken dran.

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Im negativen Sinn der Rasen, der aufgrund der vielen Heimspiele doch arg gelitten hat. Zudem das Spiel, welches am Anfang mal nicht so optimal für uns lief und am Ende doch mit einem Siegerlächeln beendet werden konnte. Solche Begegnungen musst Du halt auch erstmal ziehen. Von daher wird es ein Spiel sein, welches in dem Ranking der Saison wohl unter „ferner liefen“ aufzufinden ist.

Was ich aber abseits des Geschehens auf dem Platz doch sehr bemerkenswert fand, war der Größenunterschied der Spieler. Bei Wiesbaden gefühlt alle mit 2 Metern auf dem Platz und unsere Spieler verschwanden größentechnisch förmlich hinten den Riesen.

Alex:

Richtig viel in Erinnerung bleiben wird mir von dem Spiel, ehrlich gesagt, nicht. Ohne das arrogant zu meinen, war es halt ein weiterer Heimsieg gegen einen irgendwie biederen Gegner, der schlagbar war und von einem 1. FC Magdeburg, der 2021/2022 in seiner eigenen Liga spielt, dementsprechend auch geschlagen wurde. Diese Feststellung ist vielleicht eher Anlass, mal wieder innezuhalten und drüber nachzudenken, wie sehr sich die Erwartungshaltung und meine innere Einstellung gegenüber Spielen unserer Mannschaft mit dem irren Erfolg in dieser Spielzeit doch gewandelt haben. Wenn sich da nicht mal wieder eine richtig fette Fallhöhe aufbaut ;-). Aber hey – ich glaube, ich bin jetzt lange genug dabei und hab‘ mit diesem Verein genug erlebt, um den Moment der aktuellen Dominanz jetzt auch einfach mal ohne schlechtes Gewissen genießen zu dürfen. In diesem Sinne: Noch 13!

Das Foto des Spieltags:

Condé jubelt nach seinem Führungstreffer gegen Wehen Wiesbaden

(c) 1. FC Magdeburg / Norman Scholz

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