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Ein Spiel, zwei Perspektiven: 1. FC Kaiserslautern (A)

Bittroffs Grätsche gegen Boyd auf dem Betzenberg

In einer packenden und aus FCM-Perspektive nicht wirklich guten Partie trennen sich die Größten der Welt 2:2 Unentschieden gegen den 1. FC Kaiserslautern auf dem Betzenberg. Dieses Spiel hatte Geschichten, die vermutlich für drei oder vier Partien reichen würden – großartige Grätschen, schöne Tore, kläglich vergebene Chancen, den eingesprungenen Kath, Rudelbildung, Silvio Tribünert, eine unter den aktuellen Umständen ganz passable Heimkulisse, ein paar hundert tapfere Clubfans im Gästeblock … hach, doch, das konnte man schon mal so machen. Unsere zwei Cent zum Spiel:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Ich erwartete ein spannendes Spiel und hoffte auf einen Gegnertrainer, der sich heute im Griff hat. Bereits das Hinspiel war hitzig, die letzten Begegnungen allesamt offen und mit vielen Emotionen gemischt. Ich erwartete mindestens einen Punkt, gern auch drei und ein friedliches Spiel. Aber so richtig dran glauben konnte ich nicht. Immer und immer wieder schwingt bei mir auch dieser finanzielle Fakt mit, wenn ich an Kaiserslautern denke. Schon lange hätte man dort das Licht ausmachen müssen. Passiert ist nichts. Aber das steht auf einem anderen Blatt.

Alex:

Die beste Offensive der Liga traf auf das defensivstärkste Team, der souveräne Erstplatzierte trat gegen einen Tabellenzweiten an, der seine letzte Niederlage Ende Oktober einstecken musste. Ich erwartete bei diesen Vorzeichen kein Spektakel, sondern ein enges Spiel, und war gespannt, ob der Club die 13-Gegentreffer-in-24-Partien-Lauterer knacken könnte. Im Podcast hatte ich natürlich auf Sieg getippt, mich vor dem Anpfiff innerlich allerdings auf ein Unentschieden eingestellt. Dass das dann so zustande kam, hätte ich tatsächlich nicht gedacht.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

An den Tasten und mit der Erwartung, dass wieder alles von mir abverlangt wird. Doch der Beginn überraschte mich. Es war abwartend und in den ersten Minuten nicht so dominant, wie wir es sonst von unserem Club gewohnt sind. Dennoch sind wir immer für Überraschungen gut und Sissi Conteh, der sonst nicht so glänzen konnte, stand wieder goldrichtig und markierte nach einer halben Stunde den Führungstreffer.

Danach erwartete ich ein Aufbäumen der Lauterer, doch es folgte eine Passstafette nach der anderen. Der Anhang der Hausherren begleitete dies oft mit Pfiffen und unsere 250 Fans kamen hier zu ihrer Chance, die Lieder lautstark durch das Fritz-Walter-Stadion singen zu können. Doch nach der Pause begann für mich der Stress, den ich schon von der ersten Minute erwartet hatte. Es ging gut los, denn Kaiserslautern bäumte sich auf und überrannte uns in den ersten Minuten. Der Ausgleich folgerichtig, zu leichtfertig vergaben wir Bälle und brachten den Gegner immer wieder in gute Positionen.

Doch klasse, wie wir immer und immer wieder auf solche Rückschläge antworten können. Ein Elfmeter keine 10 Minuten später brachte wieder die Führung. Dann ein fragwürdiger Elfmeter auf der anderen Seite, Reimann mit der Parade und dann später doch der Ausgleich. Gelbe Karte und am Ende noch die Rangelei, die fast die ganze Nachspielzeit dauerte und den Schiedsrichter ziemlich an die Grenze des Machbaren brachte. Ein Kartenfestival zum Abschluss und mit einem Punkt können wir letztendlich doch gut leben. Das Herz schlug ab Minute 46 unaufhörlich und ich brauchte danach noch etwas länger, um auf einen normalen Puls herunterzukommen. Ich wollte mal ruhiger werden, doch irgendwie gelingt mir das nicht so richtig.

Alex:

Total interessant, wie sich Stadion- und Fernseheindrücke unterscheiden können – ich verbrachte einen guten Teil der ersten Hälfte nämlich ziemlich nervös auf der Couch, weil ich Kaiserslautern bis zu unserem Führungstreffer besser, giftiger und entschlossener fand. Bei uns gab es viel zu viele kleine Fehler und Unaufmerksamkeiten schon im ersten Drittel, daraus resultierende Ballverluste und eben Umschaltmomente des FCK.

Bereits in der sechsten Minute hätten die Gastgeber eigentlich zwingend in Führung gehen müssen, bei drölf Roten und null Schwarzen im Strafraum war es schon eine große, große Kunst, den Ball nicht im Tor unterzubringen. Danke, Philipp Hercher! Was ich da noch nicht wusste: Es zeigte sich bereits in der Szene ein Muster, dem Kaiserslautern treu bleiben würde: Beste Chancen wurden nicht genutzt bzw. beste Szenen nicht ausgespielt, selbst der „Elfmeter“ von Marlon Ritter später, bei dem ich mir nicht mal sicher bin, ob er die Bezeichnung überhaupt verdient hat, verpuffte kläglichst. Naja, im Endeffekt gut für uns, ich will nicht klagen.

Und dann müssen wir natürlich über Alexander Bittroff und seine Monstergrätsche gegen Terrence Boyd reden. Meine Güte, was für eine Aktion. Ich lege mich hier mal fest: Klärt der alte Mann den Ball nicht und kann Boyd abschließen, wird das auch ein Tor und dann holen wir auf dem Betzenberg keine Punkte. Für mich ganz klar, auch bei allem, was danach noch passierte, die Szene des Spiels.

Dass Sirlord Conteh nach großartiger Vorarbeit von Ito in der 32. Minute netzen konnte, beruhigte die Nerven natürlich ein gutes Stück, im Anschluss an die Sequenz zwischen der 51. (dem Ausgleich) und der 57. Minute (die freundliche Rückgabe von Ritter) schrieb ich in den Unterstützer*innen-Discord-Channel zum Spieltag sowas wie: „Sorry, aber das ist einfach ein geiles Spiel.“ Das hatte schon wirklich Unterhaltungswert und machte beim Zuschauen großen Spaß. Schade, dass die Dinge am Spielende so derart aus dem Ruder laufen mussten, aber vielleicht ist das auch „einfach nur“ ein Indiz für die Hitzigkeit und die Emotionen, die in dieser Partie drinsteckten.

Im Endeffekt muss ich mich bei beiden Mannschaften bedanken für ein intensives, sehr unterhaltsames Fußballspiel mit viel Kampf und Leidenschaft und nach meinem Dafürhalten auch mit einer leistungsgerechten Punkteteilung.

Der auffälligste Spieler:

Nicole:

Für mich war heute wieder unser Torhüter Dominik Reimann der beste Mann in unseren Reihen. Ein gehaltener Elfmeter und mehrere Paraden konnte er heute verzeichnen. Ich hoffe, dass die Mannschaft auch heute weiß, wem sie diesen Punkt zu größten Teilen verdanken können. Danke, Dome!

Alex:

Für mich ist es heute einmal mehr Sirlord Conteh, der ein Tor selbst erzielte und das andere, den Elfmeter zum 2:1 nämlich, quasi „vorbereitete“. Es ist klasse, zu sehen, was Christian Titz aus dem Jungen gemacht hat – mich freut das einfach alles riesig für den Burschen.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Punkteteilung in einer hitzigen Partie.

Alex:

Packend, hitzig, spitzenspielwürdig. Danke dafür!

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Der Betzenberg und das Vorhaben, nicht in diese Floskel „Der Betze brennt“ zu verfallen. Letztendlich war ganz viel Feuer drin. Vergessen werde ich nicht diese Rudelbildung am Ende der Partie, die leider doch zu viel Fokus einnimmt und durch die man leider den eigentlichen Blick auf das Spiel verliert. Es war heute keine gute Partie von uns, aber dennoch haben wir gepunktet. Das ist ein Fakt, den nicht viele von sich behaupten können. Das bleibt in Erinnerung, und das Fritz-Walter-Stadion mit Fans. Da kommen Erinnerungen hoch, als wir damals mit über 3.000 Clubfans ins Stadion marschierten. Lang, lang ist`s her. Vergessen aber nicht.

Alex:

Für mich ist es ebenfalls der Betzenberg, aber vor allem wegen der Stimmung, die auch über die Mattscheibe ganz gut ins Wohnzimmer schwappte. Insbesondere bei den Toren für die Heimseite konnte ich – genau wie bei unserem, von Nicole angesprochenen Auswärtsauftritt damals – erahnen, was da gehen dürfte, wenn Erfolg da ist, keine Pandemie und die Hütte rappelvoll.

Es ist einfach eine Schande, dass in diesem Stadion nur Drittligafußball gespielt wird, aber vielleicht ändert sich das nach der aktuellen Spielzeit ja auch wieder. Gegen ein neues Duell „FCK gegen FCM“, dann aber in Liga 2, hätte ich jedenfalls überhaupt gar nichts einzuwenden.

Das Foto des Spieltags:

Bittroffs Grätsche gegen Boyd auf dem Betzenberg

(c) 1. FC Magdeburg / Norman Seidler

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