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Ein Spiel, zwei Perspektiven: 1. FC Saarbrücken (H)

Das 2:1 gegen den 1. FC Saarbrücken

Was für ein großartiges Fußballspektakel am 24. Spieltag im Heinz-Krügel-Stadion! Der 1. FC Magdeburg gewinnt eine rassige, kernige, emotionale und stets spannende Partie gegen den 1. FC Saarbrücken mit 2:1 und beweist einmal mehr, warum er sich derzeit auf Drittliga-Abschiedstour befindet. Es ist eben (bisher) tatsächlich die Saison, in der viel, sehr viel für die Größten der Welt läuft – und dann reicht es eben auch in so einer Begegnung gegen wirklich starke Saarbrücker zum Heimsieg. Unser Blick auf’s Spiel:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Boah – ganz schwer. Die Erwartungen waren ziemlich hoch, da ich das Hinspiel live in Saarbrücken erlebt hatte und ich einfach nur eine sportliche Revanche sehen wollte. Doch ich erwartete eine kämpferische Partie mit einem positiven Ausgang für uns. Noch einmal ertrage ich diesen Applaus im Presseraum nicht. Zu tief ist mir das Hinspiel in meinem Gedächtnis geblieben. Schon lange vor dieser Begegnung war ich eher sehr angespannt und nervös. Der Gegner ist so schwer einzuschätzen und bei allen, wirklich allen schwebt dieses Hinspiel im Kopf.

Alex:

Saarbrücken war eine von nur vier Mannschaften, die uns bisher in dieser Saison schlagen konnte und der einzige der Aufstiegs-„Konkurrenten“, gegen den wir im Hinspiel keine Punkte eingefahren hatten. Insofern erwartete ich eigentlich, wenn ich ehrlich bin, genau das Spiel, das wir auch bekommen haben: Hohes Tempo, viel „Musik“, keine Kompromisse, Spannung bis zum Schluss und natürlich den korrekten Ausgang für das richtige Team. Angespannt war ich durchaus, ja, aber auch zuversichtlich, dass wir die vermutlich härteste Nuss im diesjährigen Klassement zuhause würden knacken können.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Im Stadion. Der Wind fegte den Regen quer durch die Arena. Dieses Mal habe ich wieder hinter dem Laptop Platz genommen und das Spiel getickert. Da hatte ich auch ordentlich zu tun. Zu Beginn waren wir irgendwie noch nicht so in der Partie und der Gegner hatte uns echt gut im Griff. Aber dann entwickelte sich ein Spiel, was eines der besten abendfüllenden Programme überhaupt war. Wer Lust auf Fußball hatte und das im TV verfolgt hat, war wahrscheinlich so schnell nicht von der Mattscheibe zu kriegen.

Mir selbst erging es ähnlich, nur musste ich das Geschehene schnell über die digitalen Leitungen in die weite Welt hinaustragen. Das Stadion um mich herum war relativ schnell im Bann und kommentierte jeden Zweikampf und jede Schiedsrichterentscheidung. Es war unheimlich aufgeputscht und mündete in purer Exstase beim Führungstreffer. So laut haben die Fans um mich herum lange nicht gebrüllt. Auch bei uns war es eher Frustabbau.

Ich fand, der Ausgleich schadete der Stimmung in keinster Weise. Das Team wurde noch mehr angefeuert und versuchte wirklich alles reinzuhauen, um hier die drei Punkte und den Sieg mitzunehmen. Die erneute und schnelle Führung im zweiten Durchgang bekamen nicht alle Fans mit, da ein Großteil gerade erst die Plätze einnahm. Doch Sissi Conteh störte das überhaupt nicht. Er feierte sein Tor und genoss es einfach. Für sich. Für die Mannschaft. Für das gesamte Team.

Der Rest des Spiels war dann nichts für schwache Nerven. Der Ausgleich hätte noch locker fallen können, doch wir mauerten uns bis zur 95. Minute durch und hielten den Sieg fest. Wahnsinn. Ich bin immer noch durch.

Alex:

Tja, was soll ich sagen: Wenn Du auf der Couch sitzt und die Herzfrequenz in der Schlussphase bei 112 Schlägen pro Minute liegt, muss man über die Partie eigentlich nicht viel mehr wissen. War das ein geiler Kick! Ich beneidete wirklich alle, die das live im Stadion erleben durften, und fieberte an der Mattscheibe mit, wie schon lange nicht mehr.

Kurz vor dem ersten Tor kam der Rest der Familie ins Zimmer und sah mich wenig später wie ein Bekloppter die Arme hochreißen und in die Luft boxen. Anschließend wiederholte ich ungefähr zehn Mal, wie unfassbar großartig doch dieser Treffer herausgespielt war und wie sehr mich das an „FIFA“ auf der einfachsten Schwierigkeitsstufe erinnerte. In der Realität war das natürlich alles andere als einfach, aber schlichtweg sensationell gemacht, sowohl von Sirlord Conteh als natürlich auch von Baris Atik. Überhaupt waren die reichlichen 95 Minuten beste Werbung für den Fußball, wie es immer so schön heißt, und das nicht zuletzt auch, weil Saarbrücken ein toller Gegner war, der dem Club wirklich alles abverlangte.

Und klar, natürlich war die Partie emotional und selbstverständlich kann man – wie immer – trefflich über die eine oder andere Schiedsrichterentscheidung streiten, aber: Ich fand‘ das alles noch im Rahmen, da haben sich halt 22 Menschen wirklich nach allen Regeln der Fußballkunst duelliert, dass es eine Freude war, zuzuschauen.

Das 1:1 war natürlich ärgerlich und wenn die Partie am Ende 2:2 ausgeht, hätte sich auf Magdeburger Seite niemand beklagen können. Ging sie aber nicht, weil wir, wie oben schon angedeutet, im Moment vielleicht einfach auch das Glück des Tüchtigen haben. Wird man in Saarbrücken anders sehen, ist mir auch klar, aber sei es drum. Wir sind im Moment halt einfach nicht zu schlagen, und während ich das hier schreibe, singt eine imaginäre Kurve in meinem Kopf immer noch laut und deutlich: „Verneigt Euch tief, so weit es geht vor uns’rer herrlich Majestät!“

Der Ruhepuls ist übrigens immer noch, auch mit einer Nacht Abstand, im „leichter Dauerlauf“-Bereich.

Der auffälligste Spieler:

Nicole:

Die Mannschaft, aber vor allem Sirlord „Sissi“ Conteh. Eindeutig. Mit der Vorgeschichte macht er einfach mal eine Vorlage und dann selbst noch ein Tor. Er war einer der glücklichsten Spieler, die als Sieger vom Platz gegangen sind. Es gibt ihn scheinbar doch noch, diesen ominösen Fussballgott.

Alex:

Sirlord Conteh, überhaupt gar keine Frage. Insofern: Alles das, was Nicole sagt.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Gelitten. Gewollt. Gekämpft. Gewonnen. Gesiegt.

Alex:

Unser Club ist unbesiegbar! Uffstiech!

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Diese Emotionen im und um das Spiel. Von beiden Seiten und auch von den Fans im Stadion. Dieses Hinspiel geisterte bei allen im Kopf herum. Viele Wochen danach war es immer noch Gesprächsthema und das mündete nun im Abgang von Dennis Erdmann nach Amerika und dem Rückspiel hier. Vor der Partie war gefühlt noch alles ruhig, doch mit Anpfiff wurde ein Schalter umgelegt. Das bleibt mir in Erinnerung, ebenso wie dieses Spiel. Das hat mich seit langem so richtig mitgenommen. Sportliche Revanche geglückt. Wahnsinn. Ich bin immer noch geflasht.

Alex:

Bei mir sind es auch vor allem Emotionen, die in Erinnerung bleiben. Diese herrliche Genugtuung nach dem verbalen Geplänkel im Vorfeld. Der große Stolz auf diese Mannschaft. Das Mitfiebern zuhause – so stark hatte ich das schon lange nicht mehr. Das akute Vermissen des Stadions, der Leute, des Vereins, diese Sehnsucht, endlich mal wieder mit in der Kurve stehen zu können. Die Schlussminuten. Die Freude nach dem Abpfiff. Der ja immer noch ungläubige Blick auf die Tabelle. Dieses Gefühl, auch einen Tag später noch, diese Glückshormone, deren Ausschüttung irgendwie nicht enden will. Und die Frage: Wer soll uns eigentlich noch besiegen?

Ist schon geil im Moment. Danke, FCM!

Das Foto des Spieltags:

Das 2:1 gegen den 1. FC Saarbrücken

(c) 1. FC Magdeburg / Norman Seidler

3 Kommentare

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