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Ein Spiel, zwei Perspektiven: 1. FC Saarbrücken (A)

Ludwigspark

Im Ludwigspark hat’s den 1. FC Magdeburg also in dieser Saison zum ersten Mal erwischt – mit 1:2 verliert der Club gegen den 1. FC Saarbrücken und ließ sich dabei durch die aggressive und körperliche Spielweise der Gastgeber gehörig den berühmten Schneid abkaufen. Ärgerlich zudem: Dem 1:2 per Strafstoß war eine Fehlentscheidung von Schiedsrichter Dr. Robert Kampka vorausgegangen – was aber weder darüber hinwegtäuschen kann noch soll, dass das Team von Christian Titz am 5. Spieltag möglicherweise das erste Mal ein wenig Lehrgeld zahlen musste. Unser Blick auf die Partie:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Ich erwartete, dass wir gegen diese „alte“ Truppe mit unseren „jungen“, schnellen Spielern gut mithalten und denen drei Punkte entführten. Aber ich wusste, dass es schwer werden würde. Eine Niederlage wollte ich nicht sehen, aber ich hatte so ein komisches Gefühl.

Dennoch machte ich mich auf und war in Gedanken beim letzten Besuch im Ludwigspark. Damals noch alles im Rohbau. Wir waren gespannt, ob sich da denn mittlerweile etwas getan hat. Mit Saarbrücken gab es jedenfalls den ersten richtigen Gegner. Mal sehen, ob wir dort mit unserer Spielidee durchkommen.

Alex:

Auch für mich war Saarbrücken ein Gradmesser; ein vermeintliches Topteam der 3. Liga, zumindest den Namen nach, und ja auch ordentlich ambitioniert, dazu war die Truppe von Trainer Uwe Koschinat (den ich ab sofort nur noch „die Halsschlagader“ nennen möchte) ganz gut in die Saison gekommen. Ich war gespannt, wie wir gegen die Gastgeber aussehen und zurechtkommen würden und wäre mit einem Unentschieden in diesem Auswärtsspiel durchaus zufrieden gewesen.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Im weit entfernten Ludwigspark in Saarbrücken. Hinter der Kamera, statt an den Tasten. Aber bevor ich den Platz einnehmen konnte, gab es schon die ersten Ausraster in Saarbrücken selbst. Alles eng und schlecht beschildert. Volle Straßen und wir mitten im Anreisestau. Es nervte einfach alles nur noch, nach 6 Stunden Fahrt.

Im Stadion angekommen, dann ein doch fast fertiger Ludwigspark und 6.400 Fans waren gekommen. Die heimische Fankurve stimmte sich ein, diese hatte ich in der ersten Hälfte noch hinter mir und vor mir passierte eine ganze Menge. Jedenfalls wurde von hinten der Schiedsrichter durchbeleidigt. Auf dem Platz mussten sich unsere Spieler auch noch einiges gefallen lassen. Es wurde hitzig auf dem Feld und der Unparteiische hatte dies doch etwas mitverursacht.

Unser frühes Tor war überraschend und wir spielten dennoch munter weiter. Das war beruhigend und machte wirklich Hoffnung, dass wir das nicht aus der Hand geben. Hinter mir brodelte es und ich hatte Angst, dass irgendwann noch die Becher flogen. Der Halbzeitpfiff kam für mich sehr passend. Die Sonne brannte, die Lichtverhältnisse waren nicht so gut und ich wollte eigentlich nur weg aus der Kurve.

In der zweiten Halbzeit saß ich zwar vor unseren Fans und das war deutlich angenehmer, doch das Spiel unsererseits verflachte zusehends und wir hatten kaum noch Chancen, einen weiteren Treffer zu markieren. Der Ausgleich lag quasi in der Luft und dann stand das Stadion Kopf. Mit dem 1:1 hatte ich noch Hoffnung, aber dann gab der Schiri auch noch einen unberechtigten Elfmeter. Das war dann die Führung für die Saarbrücker und das bekamen wir dann gar nicht mehr auf die Reihe.

Wir hatten einfach nicht unseren besten Tag. Sagen wir mal so, er war von vorne bis hinten völlig gebraucht. Was sich andeutete und dann noch bestätigte, waren die rassistischen Beleidigungen, die unseren Spielern gegenüber getätigt wurden. Sowas geht gar nicht und Sissi war während der Partie schon völlig von der Rolle. Doch es betraf mehrere und das ist noch das i-Tüpfelchen, was den Tag zum „Abhaken“ degradierte.

Alex:

Ich saß wieder zuhause auf der Couch, hatte die Augen auf dem Fernseher und ein Ohr auf den Kurzen im Schlafzimmer und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Also, sowohl auf der Mattscheibe als auch nebenan. Die Anfangsphase der Partie gehörte, wie leider auch der überwiegende Teil des Spiels insgesamt, den Gastgebern, die vom Start weg ordentlich Alarm machten. Sehr freundlich dann das Willkommensgeschenk für unsere Jungs in Form eines viel zu kurzen Rückpasses, den Sirlord Conteh zu nutzen wusste und für Baris Atik und dessen Führung auflegte. Das war schon überraschend, angenehm effizient und tat unserem Spiel sichtlich gut.

Was dann folgte, war die stärkste Phase im Magdeburger Spiel. Die Gastgeber brauchten so ungefähr bis zur 25. Minute, ehe sie sich wieder berappelt hatten. Was mir auffiel und mit Blick auf die Gesundheit unserer Spieler so ein bisschen Sorgen machte, war das heftige Einsteigen einiger Saarbrücker Akteure, die danach auch noch die Frechheit besaßen, die Unschuld vom Lande zu spielen. Ich hab’s ja im Podcast schon gesagt: Einer kernigen Spielweise kann ich durchaus etwas abgewinnen, aber dann auch noch zu lamentieren, wenn der Schiedsrichter tatsächlich pfeift, ist einfach kacke. Gilt übrigens für beide Seiten, wenn unsere Spieler das machen, finde ich das genau so ungeil.

Wie dem auch sei, die Atmosphäre wurde hitziger, auf Saarbrücker Seite sah man eigentlich nur noch das Weiße in den Augen und, naja, irgendwie kam der Halbzeitpfiff gar nicht ungelegen.

Durchgang 2 begann dann für mich mit der ersten wirklich klaren Fehlentscheidung des Schiedsrichters bzw. des Schiedsrichtergespanns – für das Foulspiel von Knost im Strafraum an Gouras muss es meiner Meinung nach zwingend einen Strafstoß geben. Großes Glück also, dass wir nicht schon in dieser Szene den Gegentreffer hinnehmen müssen. Die zweite Hälfte ist dann aus meiner Sicht eigentlich schnell erzählt: Saarbrücken war besser, aktiver und präsenter, während unseren Jungs nicht so wahnsinnig viel gelang und das Team dann durch die – meiner Meinung nach – zweite klare Fehlentscheidung auch noch in Rückstand geriet. Klar ist das ärgerlich, aber unter dem Strich war das insgesamt einfach zu wenig vom FCM. Der Sieg für Saarbrücken geht in Ordnung, auch wenn das eine oder andere Thema sicher noch ein paar Minuten länger für Gesprächsstoff sorgen wird.

Der auffälligste Spieler:

Nicole:

Heute hatten viele einen gebrauchten Tag, doch ich finde, dass Sissi Conteh heute bis zum Schluss wirklich einen Sprint nach dem nächsten gezogen hatte. Trotz der persönlichen Belastung gab er Vollgas. Er wollte unbedingt, wahrscheinlich auch aufgrund der Tatsache, dass er es dem Gegner zeigen wollte.

Alex:

Mit Conteh kann ich an sich mitgehen, zumal mir auch sehr gut gefallen hat, wie er immer wieder auch nach hinten mitarbeitete, den ballführenden Saarbrücker Spieler teilweise bis weit in die eigene Hälfte verfolgte und dort dann durchaus einige Ballgewinne verbuchen konnte. So etwas mag ich sehr gern. Positiv aufgefallen ist mir außerdem noch, definitiv jedenfalls in Durchgang 1, Adrian Malachowski als fleißiger Arbeiter im defensiven Mittelfeld, der einige gute Verteidigungsaktionen hatte. Im zweiten Durchgang hat sich dann so richtig keiner mehr positiv hervorgetan. Wie Nicole schon sagt: Gebrauchter Tag. Passiert.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Eine Niederlage mit fadem Beigeschmack.

Alex:

Die erste Niederlage als Lerngelegenheit.

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Saarbrücken, wo ich mich wohl jedes Mal verfahren werde. Eine blöde Niederlage und ein nicht so schöner Nebenkriegsschauplatz. Das wird hoffentlich noch ein Nachspiel haben.
Ansonsten will ich diesen Tag und das Spiel einfach nur abhaken.

Alex:

Die Erkenntnis, dass es solche Tage auch einfach mal geben kann und dass mir der Auftritt irgendwie so gar keine Sorgen macht. In Sachen „Körperlichkeit“ und „Dagegenhalten“ wurden unserer Mannschaft halt mal die Grenzen aufgezeigt und es ist doch gut, wenn das in dieser Phase der Saison passiert. Wichtig wird jetzt sein, in Wiesbaden eine entsprechende Reaktion zu zeigen, weil Rüdiger Rehms Mannschaft auch zu den erfahreneren zählen dürfte und der Coach unseres nächsten Gegners sicherlich ganz genau hingeschaut haben wird, mit welchem Ansatz dem 1. FC Magdeburg am ehesten beizukommen ist. Wird spannend, der Kick am Samstag in Hessens Landeshauptstadt! Naja, und ansonsten: Mund abputzen, weitermachen. Und Rassisten sind Arschlöcher. War so, ist so, bleibt so. Löscht Euch.

Das Foto des Spieltags:

Ludwigspark

(c) Nicole Otremba

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