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Ein Spiel, zwei Perspektiven: 1. FC Saarbrücken (A)

Conteh jubelt mit den Kollegen im Ludwigsparkstadion.

Es ist vollbracht, und wie! Der 1. FC Magdeburg wird auch in der kommenden Saison drittklassig spielen und holte die entscheidenden Punkte – auch dank günstiger Ergebnisse auf den anderen Plätzen – bereits am 35. Spieltag beim 1. FC Saarbrücken. Mal ehrlich: Wer hätte vor drei, vier Monaten ernsthaft geglaubt, dass der Club in dieser Saison noch einmal so eine Serie hinlegen und einige Runden vor Schluss alles klar machen würde? 3:0 hieß es jedenfalls am Ende völlig verdient für die Guten im Ludwigspark; hier ist unser Blick auf die Begegnung:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Boah – ganz schwer. Ich durchlebte ein Gefühlschaos. Es konnte so viel passieren und dennoch erwartete ich ein ganz schweres Spiel gegen einen unangenehmen Gegner, der viel fällt und dabei laut schreit. Denn so hatten sich die Saarbrücker im Hinspiel bei uns präsentiert. Da half eigentlich nur ein erfahrener Schiedsrichter. Während der Autofahrt kam die Mitteilung, dass Tobias Schultes das Spiel leitete und auch die half mir dann nicht weiter. Gegen Bayern II in München war er bereits der Unparteiische und hinterließ bei mir keine Auffälligkeiten. Nun denn, also weiter in mich hineinhorchen und es konnte wirklich alles passieren. Wir könnten untergehen und seit langem mal wieder verlieren, was ich für die Sensenmanngrafik schade finden würde (*grins*), aber wir könnten uns auch weiterhin in einen Rausch spielen.

Egal – ich bin kurzfristig eingesprungen, habe dieses Bauchgefühl gehabt, dass es unbedingt Bilder vom Spiel geben muss und ich war quasi die Lösung. Zudem war ich selbst noch nicht im Ludwigsparkstadion. Es konnte der Tag werden, an dem wir den Klassenerhalt fest machen können. Ein Sieg und wir brauchen nicht mehr zu zittern. Meine Erwartungen also einerseits „positiv hoffend“, auf der anderen Seite aber auch mit dem Gefühl „Irgendwann sind wir dran“. Es macht mich fertig, ehrlich. 😉

Alex:

Es ist (bzw. war, muss ich im Nachhinein korrekterweise sagen) ja jetzt diese Zeit in der Saison, in der ich vor dem anstehenden Punktspiel tatsächlich auf die Tabelle schaue. Und siehe da: Es lag, ein bisschen Glück mit den Ergebnissen anderswo vorausgesetzt, durchaus im Bereich des Möglichen, dass der 1. FC Magdeburg beim starken Aufsteiger aus Saarbrücken den Klassenerhalt perfekt macht. Dementsprechend war meine Erwartung, dass die Mannschaft im Ludwigspark wenigstens einen, besser natürlich noch drei Punkte holt. Dann wiederum bin ich als Clubfan ja über die Jahre auch (über)vorsichtig geworden und wollte dem Gedanken, unfassbar erleichtert und komplett tiefenentspannt in die letzten drei Punktspiele der Saison gehen zu können, nicht allzu viel Raum geben. Ein schöner Gedanke war das selbstverständlich trotzdem und ganz verhindern, dass er hier und da mal aufblitzte, ließ es sich natürlich nicht. Inzwischen ist ja auch klar: Ich hätte mich diesen Träumereien ruhig ausführlicher hingeben können. Tja nun.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Im Ludwigsparkstadion hinter der Kamera und so gesetzt, dass ich die Offensivreihe immer direkt vor mir hatte. Links von mir, nicht weit entfernt, rannte Saarbrückens Trainer Lukas Kwasniok die Linie hoch und runter. Seine Stimmung wurde von Minute zu Minute schlechter, unsere Spieler zogen ihr Ding durch. Abwartend. Ball haltend. Den finalen Pass suchend. Geduld. Da haben wir es wieder.

Fototechnisch ist das natürlich nicht das Highlight. Die Bilder leben von Blut, Schweiß und Tränen. Also Zweikämpfen. Davon gab es in Halbzeit Eins nicht allzu viele. Aber wir schnürten Saarbrücken hinten ein und mein Puls war so was von im grünen Bereich. Schon da hatte ich keinen Zweifel, dass wir heute was mitnehmen könnten. Der Puls von Kwasniok stieg – meiner sank. Eine gute Kombination.

Nach dem Wechsel der Seiten ging es dann munterer zur Sache und mein Auslöser ratterte. Ich wollte jeden Spieler drauf haben, denn bei einem Sieg wollen sie natürlich auch sich in Szene sehen. Dass ich dann drei Tore und Jubelszenarien fotografieren konnte und ich am Ende die Bilder des Klassenerhalts in der Tasche hatte, machte mich unheimlich stolz. Die Freude bei den Spielern zu sehen. Diese Erleichterung zu spüren. Herrlich. Die Tore von Sissi Conteh waren heute noch die Kirschen auf der Sahnetorte. Der Jubel bei ihm sehr verhalten, zu viel musste er in den letzten Monaten einstecken, aber ich freute mich für ihn. Vor allem freuten sich seine Mannschaftskameraden mit ihm. Sie sind ein Team geworden. Das spürte man seit Längerem und nun feierten sie gemeinsam.

Ich hingegen musste nach Abpfiff auch direkt noch Taxi spielen und konnte dieses Feeling leider nicht genießen. Aber im Hotel angekommen, feierten auch wir im kleinen Kreis den Nichtabstieg. Eine rundum gelungene Auswärtstour.

Alex:

Ich verfolgte das Spiel am TV und zunächst verhältnismäßig entspannt, wobei natürlich irgendwann nach dem grandiosen Treffer von Kai Brünker (danke an der Stelle auch noch einmal an die Saarbrücker Defensive) wieder das obligatorische Zittern losging. Würden wir das wirklich über die Zeit bringen? Oder würden die Gastgeber, die bisher immerhin starke 64 Ligatore erzielt hatten, irgendwann noch mal auf- und die Partie drehen? Und: Wie stand es auf den anderen Plätzen? „Meine Güte“, dachte ich, „jetzt muss ich hier auch noch Viktoria Köln die Daumen drücken!“

Der Treffer von Sirlord Conteh zum 2:0 löste schließlich die Anspannung, seine großartige Bude zum 3:0 nahm ich dann nur noch breit grinsend zur Kenntnis. Schmunzeln musste ich auch, als oben am Bildschirm eingeblendet wurde: „Sirlord Conteh, Saisontore: 2“. Sagen wir es so: Er hat sich für seine beiden Treffer definitiv genau den richtigen Zeitpunkt ausgesucht.

Unter dem Strich war es ein Spiel, das ich so nicht erwartet hatte, aber überwiegend und angenehmerweise doch ganz gut genießen konnte. Von Saarbrücken war bis auf den Pfostentreffer in der zweiten Halbzeit nach toller Einzelleistung eigentlich nichts zu sehen; im ersten Durchgang gab es Tormöglichkeiten für die Gastgeber, ja, aber wirklich erspielt waren die nicht, sondern eher Resultat defensive Unachtsamkeiten des FCM.

Nach dem Abpfiff, das möchte ich auch nicht verhehlen, gewannen natürlich die große Freude und die große Erleichterung die Überhand. Es ist schon Wahnsinn, was Christian Titz mit dieser Mannschaft veranstaltet hat und wie er es schaffte, aus einem ziemlich verunsicherten Haufen eine echte Mannschaft zu formen, die dann auch noch auf diese Art und Weise – ja, doch, ich denke, das kann man so sagen – Spiele bestimmt. Hut ab, Hut ab, Hut ab!

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Geschafft. Der Nichtabstieg ist besiegelt.

Alex:

Danke, Mannschaft! Danke, Christian Titz!

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Der Ludwigspark in Saarbrücken. Eine einzige Baustelle mit Rasen neben den Rängen. Alles ist provisorisch, aber auch sehr angenehm. Es bleibt auch in Erinnerung, dass ich eigentlich nicht dort sein konnte. Doch dann gab es eine Wendung. Mein Kopf wollte schon längst. Mein Bauch hoffte auf einen Sieg, inkl. Klassenerhalt und so sollte es sein.

Dann dieses irre Tor von Kai Brünker. Respekt. Mir bleibt zudem in Erinnerung, dass Sirlord Conteh mit einem Doppelpack den Sack zugemacht hat. Endlich. Wie oft hatte er die Chance und der Trainer hat an ihn geglaubt. Der Trainer selbst hat dann im Kreis zu seinen Jungs eine ganz tolle Geste gemacht. „Chapeau, Männer“ und er verbeugte sich.

Das ist etwas, das geht Dir als Spieler runter wie Öl und ist nicht selbstverständlich.
Drei Tore, drei Punkte = Klassenerhalt. Wenn ich jetzt noch auf die Tabelle schaue, dann muss ich mir die Augen reiben. Ein einstelliger Tabellenplatz. Kann mich bitte mal jemand kneifen?

Alex:

In Erinnerung bleiben mir auf jeden Fall die geilen Tore (auch auf die Gefahr hin, ob des Klassenerhalts jetzt hier etwas übereuphorisch zu sein). Und dann natürlich dieses Gefühl und diese Gedanken: Wir sind drin geblieben, wir dürfen auch in der kommenden Saison 3. Liga spielen. Ich hatte den Glauben daran irgendwann in dieser Spielzeit komplett verloren, dann zog so ein pragmatisches Ertragen ein, schließlich dann doch irgendwann wieder die positive Denke und nun einfach dieses Gefühl: Hey, die nächsten drei Spiele kann ich mir einfach ganz entspannt angucken, hoffentlich genießen und vor allem emotional schon mal so ein bisschen regenerieren. Doch, doch, es könnte momentan alles um einiges schlimmer sein …

Glückwunsch an die Mannschaft, Glückwunsch an Christian Titz und danke, danke, danke für diesen Kick und den Klassenerhalt!

Das Foto des Spieltags:

Conteh jubelt mit den Kollegen im Ludwigsparkstadion.

(c) Nicole Otremba

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