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Ein Spiel, zwei Perspektiven: 1. FC Kaiserslautern (H)

Luca Schuler

Auch gegen den 1. FC Kaiserslautern tat der 1. FC Magdeburg das, was er momentan eben so tut: Phasenweise großartigen Fußball spielen, auf jeden Fall ein Tor erzielen (wenn man von der Partie gegen Freiburg mal absieht) und die geneigte Fan-Seele hinten raus ordentlich zum Zittern bringen. 1:0 hieß es am Ende im Hexenkessel „Heinz-Krügel-Stadion“ in einem Spiel, in dem akustisch, optisch (Grüße an den Gästeblock) und emotional mal wieder so ziemlich alles drin war, was man sich für einen mitreißenden Fußballabend wünscht, richtiges Ergebnis inklusive. So haben wir das Spiel gesehen, wobei wir es diesmal unterschiedlicher nicht hätten verfolgen können:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Ich freute mich auf ein Flutlichtspiel mit vielen Zuschauern im heimischen Stadion. Die Sonne strahlte vom Himmel und man folgte schon gut gelaunt den vielen anderen blau-weißen Anhängerinnen und Anhängern. Positive Stimmung überall, aber dennoch war ich gespannt, ob unsere Spieler dies auch auf dem Rasen zeigen.

Was so eindeutig erscheint, kann am Ende ein ganz zähes Spiel werden. Daher waren meine Erwartungen eher auf die Stimmung gelegt. Ich wollte bombastische Stimmung, so dass mir die Ohren wegfliegen werden. Das ist nämlich genau das, weshalb man ins Stadion geht. Für das Gänsehautfeeling.

Alex:

Der 1. FC Kaiserslautern in allen Ehren und ich hoffe wirklich sehr, dass man in der Pfalz bald die Kurve bekommt und die Weichen auf eine erfolgreichere Zukunft stellt, aber: In einem Heimspiel gegen den Tabellenfünfzehnten erwarte ich, noch dazu bei unserem derzeitigen Lauf, einen Heimsieg, egal, wie der Gegner heißt oder wo er mal gespielt haben mag. Außerdem ging ich davon aus, dass die Stimmung im Stadion heftig werden würde. Dass ich mir letztere nur würde berichten lassen können, machte mich natürlich schon ein bisschen wehmütig; dann wiederum gönnte ich jedem Clubfan das Erlebnis im Stadion von Herzen. Wer weiß, wie lange das in der Form noch möglich sein wird.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Im Stadion, wieder an den Tasten. Da Alex schon im Podcast davon erzählte, dass er selbst nicht dabei sein kann und den Ticker verfolgen musste, hatte ich schon etwas Druck ;). Das Spiel an sich hat es aber auch einfach gemacht. Meine Finger flogen, denn es gab einiges zu berichten. Ich wollte Spannung rüberbringen und ihn am Ticker fesseln.

Die Stimmung jedenfalls war von der ersten Sekunde an so ergreifend, dass das Gänsehautfeeling gar nicht schwinden wollte. Man verstand seine eigenen Worte nicht und die Anfeuerungsrufe kamen ungefiltert bei den Spielern an. Luca Schuler brachte das Tollhaus fast zum Explodieren, als er nach 7 Minuten mit einem Traumtor die Führung schoss. Die Spieler genossen es sichtlich.

Ich war erstaunt, dass Kaiserslautern uns so spielen ließ. Dann aber machte der Schiedsrichter die Partie zu einem Tollhaus, weil er die Linie nicht mehr fand. Pfiffe von den Tribünen, unnötige Foulspiele ließen die Begegnung zu einer Partie der Physios werden. Es wurde ruppiger und bei einer längeren Verletzungspause holte sich Trainer Antwerpen die Spieler heran. Danach war das Spiel offener.

Wir hätten schon in der ersten Halbzeit nachlegen müssen, machten es in den zweiten 45 Minuten doch wieder unnötig spannend. Leider mussten wir zuerst zusehen, wie Sirlord Conteh ohne gegnerische Einwirkung auf dem Rasen lag, sich die Hände vors Gesicht schlug und sogar mit der Trage den Platz verlassen musste. Das Spiel war zerfahren, wir schlitterten irgendwie durch die nächsten Minuten. Mein Puls erhöhte sich genauso wie der der anwesenden Zuschauer. Der Schiedsrichter tat sein Übriges dazu und hatte das komplette Stadion gegen sich. Das störte ihn aber nicht wirklich. Am Ende zitterten wir uns irgendwie zum Erfolg und zu den drei Punkten.

Alex:

Tja. Zugegebenermaßen erst einmal gar nicht, weil ich den kompletten Samstagnachmittag und -abend auf einer Einschulungsfeier verbrachte und dem stolzen Papa so ungefähr zu dem Zeitpunkt, an dem der Anpfiff erfolgte, gerade dabei half, dessen Hunde zu füttern. Natürlich hatten wir uns vorher über die Aufstellung ausgetauscht, die auf’s Handy gepusht wurde und selbstverständlich ging der Blick immer wieder auf Nicoles Ticker. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass zumindest in der ersten Halbzeit andere Dinge als das Spiel im Vordergrund standen. Das frühe Tor von Luca Schuler hatte zudem die Nerven beruhigt, was aber nichts an dem Umstand änderte, dass sich so ungefähr hinter jeden vierten oder fünften Satz Fragen schoben wie: „Und, haben sie nachgelegt?“ oder: „Immer noch 1:0?“

Nach der Raubtierfütterung und dem ersten Gang vom abendlichen Buffett gab es auf dem Smartphone eines alten Freundes dann plötzlich doch noch Live-Bewegtbilder der Begegnung und so saßen wir also kauend, erwartungsschwanger und mit zunehmender Spieldauer reichlich angespannt um das Display herum, während im Hintergrund die Kinder tobten.

Eckbälle des FCM waren dann immer eine ganz gute Gelegenheit, sich noch mal den einen oder anderen Snack zu holen; es bleibt irgendwie auffällig, wie wenig Gefahr der Club nach diesen Standardsituationen erzeugen kann. Naja, und beim Nachtisch mahlte der Kiefer dann schon ein bisschen angestrengter: Erst das 2:0, das aufgrund der Abseitsstellung von Henry Rorig keins war, dann diese eine, richtig gute Lauterer Gelegenheit kurz vor Schluss, dazu gefühlt drei Jahre Nachspielzeit … das war schon wieder so gar nix für mein altes Herz. Nach dem Abpfiff, den wir nicht hören, sondern nur sehen konnten, war die Erleichterung natürlich groß; was zu dem Zeitpunkt im Stadion los sein musste, konnten wir nur erahnen.

Der auffälligste Spieler:

Nicole:

Andi Müller mausert sich zu einem ganz Großen im Abwehrverbund und hat heute wieder ganz viel richtig gemacht. Dennoch möchte ich heute mal auf unsere Chancen schauen und muss hier Luca Schuler erwähnen. Was dieser Junge da vorne, bis zu seiner Auswechslung, mit seiner Größe auf den Rasen bringt, alle Achtung. Immer wieder einen Sprint anziehen, die Lücke suchen und finden. Daher entscheide ich mich heute für ihn.

Alex:

Bei der Kategorie muss ich diesmal passen; da ich nach wie vor nur von der zweiten Halbzeit bewegte Bilder sehen konnte, fühlt es sich irgendwie nicht richtig an, hier einen bestimmten Akteur auszuwählen.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Ein Zittersieg mit drei Punkten.

Alex:

Heiße Stimmung am warmen Buffet.

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Mal wieder: Laut. Lauter. HKS. Der Wechselgesang über alle Tribünen ist immer mit Gänsehaut verbunden und man mag gar nicht mehr aus dem Stadion gehen. Die Spieler selbst verstehen ihr Wort nicht.

Was mir auch in Erinnerung bleibt, wird wohl die Tatsache sein, dass durch uns wohl der erste Trainer der Liga in dieser Saison gehen wird. Die Gesichter der Lauterer, der Fans und der Spieler sprachen nach Abpfiff Bände.

Zum Abschluss die Frage: Ein Heimspiel mit 15.000 Fans und ich frage mich, wie wird das sein, wenn das Stadion voll ist?

Alex:

Vom Spiel leider nicht so viel, ich hab‘ ja eigentlich kaum was mitbekommen. In Erinnerung bleiben mir dafür die zwei Autos mit Kaiserslauterer Kennzeichen, die ich auf meinem Rückweg von der Feier nach Hause irgendwann so gegen 23 Uhr auf Höhe Kassel überholte. „Die haben noch ein ganz schönes Stück“, war so mein Gedanke und: „In dem Auto würde ich jetzt nicht so gern sitzen wollen. Da fährst Du knapp 540 km einfach, um Deine Mannschaft zu sehen, kriegst den brachialen Support des Gegners 90 Minuten plus x ins Gesicht gedrückt, musst mit ansehen, wie es Deinem Team nicht wirklich gelingt, im zweiten Durchgang so etwas wie Torgefahr auszustrahlen und fährst dann 540 km wieder zurück. Puh.“ Ja, es war hitzig und ja, natürlich freue ich mich über den Sieg unserer Jungs, aber: Ich fühl‘ die Perspektive halt auch, solche Touren gab es für mich schließlich auch oft genug.

Nun ja. Des einen Leid ist bekanntlich ja des anderen Freud‘ (oder anders rum), so ist das ihm Leben und im Sport und aus blau-weißer Perspektive kann es derzeit ja von den Ergebnissen her kaum besser laufen. Sicher kommen auch wieder andere Zeiten; jetzt gilt es aber erstmal, den Blick auf die Tabelle zu genießen, den Schwung mitzunehmen und dann mal zu schauen, was am kommenden Wochenende gegen Dortmunds Zweitvertretung so geht. Ich werde, wenn nichts mehr dazwischen kommt, wieder im Stadion sein und freue mich da jetzt schon riesig drauf. Sport frei, FCM, weiter geht’s!

Das Foto des Spieltags:

(c) 1. FC Magdeburg / Norman Seidler

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