Auftakt in die Vorbereitung der Saison 2019/2020
Da laufen sie nun wieder, unsere Jungs, und starten in die Vorbereitung auf die neue Saison. Lediglich vier Wochen lagen zwischen dem letzten Zweitliga-Punktspiel gegen den 1. FC Köln und dem Trainingsstart, in fünf Wochen rollt dann schon wieder der Ball in Liga 3. Gerade einmal genug Zeit, das Wort „Sommerpause“ vorwärts und rückwärts zu buchstabieren. Aber so richtig, wirklich Pause ist im Fußball ja ohnehin gar nicht mehr.
Dass es für den 1. FC Magdeburg und damit auch für seine Anhängerinnen und Anhänger eine ziemlich interessante Saison werden dürfte, steht außer Frage. Das letzte Mal trat der Club in der Spielzeit 1966/1967 als sportlicher Absteiger eine Liga weiter unten an; 15 Akteure haben den FCM verlassen, 13 sind neu hinzugekommen (Stand 17.06. und die Spieler aus der eigenen Jugend, die aufgerückt sind, mitgerechnet). Das ist auf jeden Fall ein Neustart, von dem auch Maik Franz am Rande des Trainingsauftakts im Interview mit dem MDR sprach.
Neu ist auch Stefan Krämer, der als Cheftrainer in den kommenden fünf Wochen die Aufgabe hat, aus den derzeit 24 Spielern ein Team zu formen und dem dann gleich noch seine Idee von Fußball zu vermitteln. Dass Krämer das kann, noch dazu in Liga 3, hat er bereits bewiesen. In Magdeburg ist die Situation aber insofern noch einmal eine spezielle, als dass der Verein als Zweitliga-Absteiger in der anstehenden Spielzeit sicher anders im Fokus stehen wird als Bielefeld, Cottbus, Erfurt oder Uerdingen und damit die Mannschaften, die Krämer vor seinem Engagement an der Elbe betreut hat. Seriös beurteilen kann man das natürlich nicht, allein von der sportlichen Ausgangsposition her darf man da aber von ausgehen.
Dazu kommt das Umfeld, in dem meiner Wahrnehmung nach zwischen „Wir müssen sofort wieder hoch!“ und „Wenn es uns nicht so geht, wie Eintracht Braunschweig letzte Saison, bin ich schon zufrieden“ so ziemlich alle Erwartungshaltungen vorhanden sind. Keine einfache Gemengelage, vor allem dann nicht, wenn zu Beginn möglicherweise die erhofften Ergebnisse ausbleiben.
Überhaupt ist ja so die Frage, wie man als Clubfan die neue Spielzeit eigentlich angehen soll, und natürlich muss die Antwort darauf jede und jeder für sich selber finden. Ich für meinen Teil tue mich schwer damit, aus dem Fakt, dass der Club als Zweitligaabsteiger in die Saison geht, einen sofortigen Wiederaufstiegsanspruch abzuleiten. Dafür gibt es im Kader einfach zu viele Fragezeichen (dazu gleich mehr), die eine vernünftige Prognose wohl erst nach so fünf, sechs Saisonspielen überhaupt sinnvoll erscheinen lassen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch etliche positive Signale, die definitiv Lust machen auf das dritte Juliwochenende, an dem wir dann wieder im Block stehen und unsere Mannschaft in einem Pflichtspiel unterstützen können.
Ein positiver Aspekt ist definitiv der Trainer, dem eine erfolgreiche Saison mit dem Club absolut zuzutrauen ist. Schaut man sich Krämers Statistiken an, sind die so schlecht nicht: Nie holte er weniger als 1,45 Punkte im Schnitt, und das war in Erfurt in einer Situation bzw. Phase, in der dem Verein schon so einiges um die Ohren flog. Hängen geblieben ist aus dieser Zeit für mich: Der Mann kann offenbar aus relativ wenig relativ viel machen. Allerdings hatten wir mit Christian Reimann auch mal einen Stürmer, der alles kurz und klein schoss, bevor er dann beim FCM anheuerte, die Älteren erinnern sich. Reichlich schräger Vergleich, klar. Sagen will ich damit eigentlich nur, dass Stefan Krämers Vergangenheit zumindest mal den Schluss nahelegt, dass das hier was werden kann. (Übrigens kann Krämer auch aus recht viel recht viel machen, wie sein Schnitt von 2,28 Punkten in 39 Spielen mit dem KFC Uerdingen beweist.)
Dazu kommt, dass „Krämer-Mannschaften“ mir von der Spielweise her immer ganz gut gefallen haben, wenn ich denn mal etwas von der Konkurrenz gesehen habe. Da zumindest davon auszugehen ist, dass der Trainer in die Transferentscheidungen des Vereins irgendwie mit eingebunden war, nehme ich auch an, dass eben Krämer-Spieler für Krämer-Fußball verpflichtet wurden. Und das macht dann durchaus Lust auf die neue Saison.
Apropos Kader. Ich bin ehrlich: Die erste Welle an Neuverpflichtungen hat bei mir jetzt nicht so die riesige Euphorie ausgelöst. Mit Brian Koglin, Sirlord Conteh, Leon Bell Bell und Anthony Roczen wurden junge Spieler vorgestellt, die in der vergangenen Saison vor allem in der Regionalliga am Ball waren. Hinzu kamen mit Dominik Ernst und Jürgen Gjasula zwei Akteure aus Abstiegsmannschaften. Nicht falsch verstehen: Mir geht es hier überhaupt nicht um die Bewertung der einzelnen Spieler. Ein dickes, fettes Signal in Richtung „Wir wollen mit Macht wieder hoch“ war das aber natürlich auch nicht. Eher ein Beleg dafür, auf einen Entwicklungsprozess zu setzen, der durchaus die von Mario Kallnik ausgegebenen drei Jahre dauern kann – was aus meiner Sicht aber vollkommen okay ist. Die spannende Frage ist ja eher, inwiefern es gelingt, die Mannschaft in diesem Prozess zusammenzuhalten, denn machen wir uns nichts vor: Wer als junger Spieler in der 3. Liga Eindruck hinterlässt, bleibt da keine drei Spielzeiten.
Mit den Verpflichtungen von Morten Behrens, Dustin Bomheuer und Thore Jacobsen vervollständigte sich dann nicht nur der Kader so langsam, sondern fügte sich auch ein Bild zusammen, das in etwa so aussieht: Der FCM hat eine Achse mit erfahrenen Spielern, die in der vergangenen Saison Zweitliga-Minuten sammeln konnten, den Verein und sein Umfeld kennen und wissen, worauf es beim Club ankommt. Ich schaue hier vor allem auf Euch, Alexander Brunst, Tobias Müller, Rico Preißinger, Charles Elie Laprevotte und Christian Beck. Dazu kommt dann jetzt eben eine Mischung aus Erfahrung und Ambitionen, gepaart mit Tempo, einer soliden Ausbildung und interessanten Perspektiven wie zum Beispiel bei Jacobsen, den man in Bremen wohl tatsächlich als kommenden Bundesligaspieler sieht. Doch, auf den zweiten Blick sieht das dann schon wieder sehr interessant aus, war Mario Kallnik und Maik Franz da zusammengebastelt haben.
Ob das nun alles funktioniert, wird sich zeigen, hier sind natürlich vor allem Stefan Krämer und sein Team gefragt. Das Potential und ein guter Grundstock sind auf jeden Fall vorhanden, sodass ich mich jetzt einfach mal festlege und sage, dass uns eine Hinrunde wie die von Eintracht Braunschweig 18/19 erspart bleibt (das Internet vergisst bekanntermaßen nie, aber das Risiko, dass mir dieser Satz noch mal um die Ohren fliegt, gehe ich ein). Ob es für einen Angriff auf die erste zwei, drei Plätze reicht, wird stark davon abhängen, wie schnell sich das Team findet und Krämers Spielidee verinnerlicht, wie verletzungsfrei die Truppe durch die Vorbereitung kommt und ob es gelingt, gleich zu Beginn der Saison eine gewisse Euphorie zu entfachen. Gegen ein 7:0 zum Auftakt, wie bei Krämers erstem Spiel als Trainer des KFC Uerdingen, hätte ich jedenfalls überhaupt nichts einzuwenden.
Bis es soweit, werden jetzt aber noch ein paar Liter Wasser die Elbe herunterfließen. Ich freue mich jedenfalls darauf, dieser Mannschaft beim Zusammenwachsen zuzuschauen und kann so ein bisschen Euphorie auf die neue Spielzeit inzwischen nicht mehr seriös verhehlen. Das wird schon ganz cool, dieses 2019/2020. Packen wir’s an!
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