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Zahlen, bitte!

Ach ja, die Winterpause. Zwischen Vorbereitung der Herzensmannschaft und unfreiwilliger Abstinenz vom Punktspiel-Alltag steht die Unterbrechung des deutschen Liga-Betriebes ja vor allem für zwei Dinge: Transfer-Gerüchte und jede Menge Langeweile. Zu ersteren kann und will ich nicht viel beitragen, zu wenig reizvoll erscheinen mir in diesem Zusammenhang “hätte, wäre, könnte”-Diskussionen und Gedankenspiele dahingehend, welcher wo potentiell vielleicht unzufriedene Spieler möglicherweise eventuell mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit wo genau im Kader der eigenen Mannschaft diese oder jene Lücke unter Umständen ja sogar sofort oder spätestens dann irgendwann perspektivisch ausfüllen und/oder schließen könnte. Naja, und die Sache mit der Langeweile führt dann dazu, dass man sich irgendwann inmitten von transfermarkt.de-Statistiken und Google Spreadsheets wiederfindet und feststellen muss, dass so Zahlen und Daten ja mitunter doch einen ganz probaten Zeitvertreib darstellen können. 

So lässt sich zum Beispiel herausfinden, dass Trainer Jens Härtel bisher 21 verschiedene Spieler einsetzte und in jeder der bisher absolvierten 21 Begegnungen eine andere Startformation aufs Feld schickte bzw. mitunter (Stichwort: Verletzungen) auch schicken musste. Keine Drittligaminuten sammeln konnten bisher Lukás Novy (verletzungsbedingt) und die beiden Torhüter Matthias Tischer und Lukas Cichos. Am anderen Ende des Spektrums erhielt mit Jan Glinker ebenfalls ein Torhüter die meisten Spielminuten, 1.890 nämlich. Das übersetzt sich bei 21 Einsätzen auf exakt 90 Minuten im Schnitt und damit die jeweils volle Distanz.

Die zweitmeisten Minuten insgesamt kann Christian Beck vorweisen, er kommt bei ebenfalls 21 Einsätzen und 1832 Minuten auf einen Schnitt von 87,2 pro Spiel. Kapitän Marius Sowislo läuft minutentechnisch auf dem dritten Rang ein, auch er absolvierte alle Spiele (statistisch) über 90 Minuten und kommt in 19 Einsätzen auf 1710 Minuten Einsatzzeit. Interessant: Bereits auf Platz 4 folgt André Hainault, der ja erst nach dem Punktspielstart zur Mannschaft stieß, statistisch gesehen aber immer, wenn er spielte, auch die volle Distanz ging und in 18 Begegnungen 1620 Minuten auf die Uhr brachte.

Von allen eingesetzten Spielern hat Sven Reimann mit insgesamt nur 76 Minuten bisher die wenigste Einsatzzeit erhalten, folgerichtig belegt er auch in der Kategorie “Minuten pro Spiel” mit 19 (insgesamt 4 Partien) den letzten Platz. Es verwundert vor diesem Hintergrund ein wenig, dass derzeit nicht ihm, sondern Kevin Kruschke Wechselabsichten in der Winterpause nachgesagt werden – was aus Kruschkes Perspektive allerdings wiederum verständlich ist, belegt er doch mit 187 Minuten netto, 8 Einsätzen und damit 23,4 Minuten im Schnitt den vorletzten Rang in dieser Kategorie. Offenbar scheint man aber mit Sven Reimann intern eher noch zu planen als mit Sven-Torge Bremer, der im Prinzip sehr ähnliche Positionen bekleiden kann, nun aber bis zum Saisonende in der Regionalliga bei Germania Halberstadt bleibt und laut Aussage von Mario Kallnik im derzeitigen Kader der Blau-Weißen keine Perspektive hat.

Was die Minuten angeht, hat nach Sven Reimann und Kevin Kruschke der amerikanische Neuzugang Ryan Malone die drittwenigsten auf die Uhr gebracht – sowohl netto als auch pro Spiel. Dafür ist er aber in Sachen Torerfolge gnadenlos effektiv und liegt mit 105,5 Minuten pro Tor noch vor Top-Goalgetter Christian Beck, der alle 122,3 Minuten trifft. Diese ‘Anomalie’ erklärt sich allerdings relativ schnell, wenn man bedenkt, dass Malone lediglich 6 Partien bestritten hat (im Schnitt 35,2 Minuten lang), in selbigen aber eben auch zweimal traf. Christian Beck, mit 15 Toren mit Abstand erfolgreichster Schütze seiner Mannschaft, wird den teaminternen zweiten Platz in der Kategorie “Minuten pro Tor” sicherlich verschmerzen können.

Wo wir gerade bei Christian Beck sind: Auch zahlenmäßig ist es natürlich ziemlich auffällig, wie stark der Erfolg in der Offensive von ihm abhängt. Nach Beck kommt eine ganze Weile nichts, dann irgendwann Marius Sowislo mit 4 Treffern, Lars Fuchs mit 3, Brandt, Razeek und der schon angesprochene Malone mit 2 und dann Burak Altiparmak, Manuel Farrona-Pulido und ja, tatsächlich Nicolas Hebisch mit jeweils einem Treffer. Gerade Hebischs Leistung in der Offensive kann man – betrachtet man ausschließlich die Zahlen – eigentlich nur als ‘unterirdisch’ bezeichnen. 781 Minuten braucht er für einen Treffer, in 19 Einsätzen (41,1 Minuten pro Spiel) steht außerdem lediglich eine Vorlage zu Buche. Da kann man dann schon mal die ernsthafte Frage stellen, welche Aufgabe Nicolas Hebisch eigentlich zugedacht ist, wenn er denn mal eingesetzt wird.

Werfen wir einen Blick auf die Konkurrenz im offensiven Bereich, finden wir dort natürlich Lars Fuchs, dem, statistisch gesehen, in jedem vierten Spiel ein Treffer gelingt. 273,3 Minuten braucht er bei 12 Einsätzen über insgesamt 802 Minuten dafür. Tarek Chahed, in meinen Augen ja eigentlich auch eher ein Offensivgeist, ist trotz seiner 1017 Einsatzminuten bisher (56,5 im Schnitt) noch gänzlich ohne Tor und Vorlage, spielte dafür aber gefühlt auch schon fast alle Positionen, die im Fußball so im Angebot sind und war eben nicht immer nur im offensiven Mittelfeld oder auf der Außenbahn zu finden. Dort sind bekanntlich Ahmed Waseem Razeek und Manuel Farrona-Pulido zuhause. Ersterer kommt auf zwei Tore und drei Vorlage, was bedeutet, dass er statistisch alle knapp 410 Minuten trifft und alle 273,7 Minuten für einen Kollegen auflegt. Gelegenheit dazu hatte er bisher 821 Minuten lang, was bei 17 Auftritten einem Schnitt von 48,3 pro Begegnung entspricht.

Manuel Farrona-Pulido hat sich als Neuzugang, ähnlich wie André Hainault und mit Abstrichen Burak Altiparmak und Jan Löhmannsröben, längst in Jens Härtels erster Elf festgespielt und fand sich, genau wie Hainault, dort auch in den letzten Spielen des Jahres 2015 regelmäßig wieder. Zwar braucht er der Statistik zufolge aufgrund seines einen Treffers in 1.119 Minuten Spielzeit utopisch lange, bis er ein Tor erzielt, dafür nutznießen aber die Kollegen immerhin alle 373 Minuten von einer Vorlage. Mit 0,18 pro Spiel liegt er damit hinter Niklas Brandt (0,28) gemeinsam mit Flügelzangen-Partner Waseem Razeek auf Platz 2 der internen Vorlagen-pro-Partie-Liste.

Die Startelf klang ja eben schon einmal an; hier kristallieren sich sieben Spieler quasi als Korsettstangen der Mannschaft heraus: Sowohl Jan Glinker als auch Nils Butzen, Christopher Handke, André Hainault, Marius Sowislo, Manuel Farrona-Pulido und Christian Beck standen 15 Mal oder häufiger in der Anfangsformation. Einen gemeinsamen Startelfeinsatz gab es dabei witzigerweise aber nur insgesamt 6 Mal und die Erfolgsquote in diesen Spielen ist auch eher mäßig: Einem Sieg (am 21. Spieltag) stehen drei Unentschieden (4., 18., 19. Spieltag) und zwei Niederlagen (am 15. und 17. Spieltag) gegenüber.

Nimmt man nur die Zahlen als Grundlage, gibt es damit im Prinzip lediglich 4 Positionen in der ersten Elf, die derzeit nicht fest vergeben sind. Dabei handelt es sich um die linke Verteidigerseite, um die sich (gemessen an den bisherigen Einsatzzeiten) u.a. Burak Altiparmak und Michel Niemeyer bewerben, die Mittelfeldposition neben Marius Sowislo, für die in den 21 bisher absolvierten Partien entweder vor allem Jan Löhmannsröben oder Niklas Brandt aufgeboten wurden, das offensive Mittelfeld, in dem Lars Fuchs und auch Tarek Chahed um Spielzeit konkurrierten und eine offensive Außenbahn, um die sich Ahmed Waseem Razeek, erneut Tarek Chahed und irgendwie ja auch noch Nicolas Hebisch streiten. Im neuen Jahr kann man dann ja noch Sebastian Ernst und die hoffentlich bald (wieder) einsatzbereiten Michel Niemeyer, Lukás Novy und Ryan Malone in den Mix werfen und wenn man sich das insgesamt so anschaut, fallen Sven Reimann und Kevin Kruschke da derzeit schon irgendwie so ein bisschen hinten runter. Da wir ja mittlerweile das Punktspiel-Bergfest schon hinter uns haben (die Saison also zwar schon noch lang, aber eben nicht mehr so lang ist), könnte sich da in Sachen Wechsel möglicherweise ja doch noch etwas tun. Warten wir es ab.

Vieles hängt neben dem Krankenstand ja letztlich auch immer von der taktischen Grundordnung ab. Hier hilft übrigens transfermarkt.de mit einer hübschen Übersicht weiter, was auch ganz gut ist, weil meine taktischen Kenntnisse sich doch eher auf die ganz grundlegenden Grundlagen beziehen. Glaubt man besagter Webseite, ließ Jens Härtel zwölf Mal im 4-2-3-1 spielen, und zwar interessanterweise vor allem zu Saisonbeginn (bis einschließlich dem 8. Spieltag kontinuierlich). Dreimal kam das 4-4-2 mit Doppel-6 zum Einsatz, was auch zu drei unterschiedlichen Spielausgängen führte: Gegen Aalen gab man alle Punkte ab, in Würzburg reichte es zu einem Unentschieden und in Erfurt mit selbigem System schließlich zum ersten Auswärtssieg. Ansonsten ließ Jens Härtel im 5-4-1 (flach) und einmal, nämlich beim Sieg gegen Wiesbaden, im 3-4-3 (ebenfalls flach) beginnen.

Bleiben noch die Serien, von denen es eigentlich in keine Richtung eine wirklich bemerkenswerte gab, was man ja irgendwie auch als Zeichen von Konstanz interpretieren kann. Zwei Siege in Folge gelangen am 20. und 21. Spieltag und wäre das Jahr nicht so intensiv und kraftraubend gewesen, könnte man ja geneigt sein, sich über den Beginn der Winterpause so richtig zu ärgern. Auch bei den Niederlagen stehen zwei in Folge zu Buche, und zwar am 8. und 9. Spieltag (in Stuttgart und gegen den VfR Aalen). Vier Unentschieden hintereinander schaffte man schließlich zwischen der 10. und 13. Runde, ansonsten wechseln sich Siege und Unentschieden oder Siege und Niederlagen in schöner Regelmäßigkeit ab.

Aber wie gesagt, das ist alles irgendwie ja doch nur Zahlenspielerei. Und ja, es wird Zeit, dass es endlich wieder losgeht.

(Die Datengrundlage zum Text gibt es hier noch mal in der Übersicht.)

Die Credits für den Beitragstitel gehen übrigens an Stephan Simann vom Blog Schwarz und Blau, der mir den eigentlichen Titel letzte Woche einfach (allerdings ohne Absicht) vor der Nase weggeschnappt und für einen eigenen Text verwendet hat :-P. 

Beitragsbild: „Alles wird gut.“ (geändert) von daniel.stark; Lizenz CC BY 2.0

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