1. FC Magdeburg – 1. FSV Mainz 05 II, 21. Spieltag, 3-1 (2-1)
„Respekt an den FCM, was dieses Team und vor allem dieses Stadion heute abgeliefert haben, das zeigt einmal mehr: Der Erste Fußballclub Magdeburg ist ein großes Stück Fußballdeutschland!“ (MDR)
Es ist ja so: Wenn man über den 1. FC Magdeburg 2015 schreibt, gehen einem irgendwann einfach die Superlative aus. Da trifft es sich gut, dass bereits kurz nach dem Abpfiff der Begegnung gegen die Mainzer U23 am 21. Spieltag einige Spielberichte und vor allem Videos im Netz kursierten, die einem einen großen Teil der Arbeit quasi abnehmen und sich mit Lob, Begeisterung, Staunen und Respekt förmlich überschlugen – und das vollkommen zu Recht. Deutlicher als an diesem 21. Spieltag kann man die Aussage “Wir sind die Größten der Welt” eigentlich kaum untermauern; wenn es tatsächlich noch eines Beweises bedurfte, dass der 1. FC Magdeburg und seine Fanszene endlich unter den ganz Großen in Fußballdeutschland angekommen sind (wie auch der MDR erkannte), wurde er mit dieser Begegnung endgültig erbracht.
Was also noch berichten über diesen Wahnsinn, den Block U an diesem 19.12.2015 ins Stadion gezaubert hat? Über ein Treiben auf den Rängen, das den Begriff ‘Choreo’ deutschlandweit vermutlich auf eine ganz neue Ebene hob? Über eine Mitmachquote von nahezu 100% über das gesamte Spiel? In allen Blöcken? Über eine dermaßen gut gefüllte und extrem motivierte Nordtribüne, dass man bereits eine Stunde vor Anpfiff nur noch in den obersten Reihen unter dem Dach zwei Plätze nebeneinander fand?
Man könnte über die Mannschaft schreiben, die die Partie gegen ein hervorragendes Mainzer Gästeteam völlig verdient mit 3-1 für sich entschieden hat. Und zwar nicht, weil sie spielerisch überlegen gewesen wäre, sondern weil sie extrem clever agierte, aufopferungsvoll kämpfte, in genau den richtigen Momenten die Tore erzielte und mit Christian Beck einfach einen unglaublichen Stürmer in ihren Reihen hat. Man könnte auch über einen Trainer schreiben, der das Spiel mit einer optimal eingestellten Mannschaft und einer klugen Wechselstrategie von der Seitenlinie aus mitgewann.
Oder man schreibt über den Stolz, den man spürt, wenn man sich mitten im Dezember die Sonne auf den Pelz scheinen lässt, ins weite, von lauter Clubfans bevölkerte Rund blickt und sich kurz daran zurückerinnert, wie man 2012 mit 2.499 anderen Unerschütterlichen an genau der gleichen Stelle das letzte Heimspiel des Viertliga-Tabellenletzten gegen Lübeck verfolgte. Das ist gerade einmal 3 ½ Jahre her. Wahnsinn.
2015 war einfach ein unfassbares Jahr und die Begegnung gegen den 1. FSV Mainz 05 II ein mehr als würdiger Abschluss, der noch einmal hervorragend verdeutlichte, wie sehr sich der 1. FC Magdeburg und sein Umfeld in den letzten 12 Monaten entwickelt haben. Zum Geschehen auf den Rängen ist, denke ich, inzwischen bereits alles gesagt, daher vielleicht nur noch einmal ein kurzer Blick auf das Sportliche, bevor auch ich die Klappe halte und die großartigen bewegten Bilder von sportfotos.MD für sich sprechen lasse:
Der 1. FC Magdeburg kommt vor über 23.000 Fans sehr gut ins Spiel, hat bereits nach 8 Minuten die erste Riesenchance durch Lars Fuchs und geht schließlich in Minute 10 mit dem zweiten Torabschluss des Christian Beck in Führung. Einen Ball aus dem Halbfeld nimmt er direkt volley und vollstreckt unhaltbar für den Mainzer Keeper links ins Tor. Danach ist es vor allem der Gast, der um Spielkontrolle bemüht ist, aber nicht wirklich gefährlich vor dem Kasten von Jan Glinker auftaucht.
Das ändert sich erst mit dem Anschlusstreffer zum 2-1 (Christian Beck hatte zwischendurch und mittenrein in die Mainzer Spiekontrolle sein 2. Tor erzielt), als eine Ecke von rechts einfach schlecht verteidigt wird, der Ball an allen vorbei in den Strafraum segelt, Julian Derstroff vor die Füße fällt und dieser nur noch einschieben muss. Für 05 war das wie ein Weckruf und plötzlich rollten einige vielversprechende Angriffe in kurzer Folge auf das Tor vor der Nordtribüne, die sich inzwischen schon in einen ordentlichen Rausch gesungen hatte. Das 2-2 will aber nicht fallen, mit einem knappen Vorsprung geht es in die Pause.
Nach Wiederanpfiff dann erst einmal 50 standesgemäße Geburtstagskerzen in der Kurve; auf dem Rasen inzwischen Jan Löhmannsröben für Manuel Farrona-Pulido im Spiel und damit noch mehr Stabilität im defensiven Mittelfeld, die hilft, den Vorsprung gekonnt zu verwalten. In Minute 68 ist es dann besagter Jan Löhmannsröben, der einen langen Ball von rechts spielt und damit den Kopf von Christian Beck findet, der den Torhüter ausguckt und zum vorentscheidenden 3-1 formschön überlupft.
Auf den Rängen wünschten sich indes alle 4 Tribünen (!!!), dass die Magdeburger Jungs doch bitte ein Tor für uns schießen sollen und naja, Christian Beck tat ihnen eben genau diesen Gefallen, bevor er dann wenige Minuten später unter tosendem Applaus das Feld verlassen durfte. Der Rest des Spiels bestand aus einer kämpferischen und taktischen Meisterleistung der Mannschaft in Blau-Weiß und den stetigen Bemühungen der jungen Mainzer, den Spielstand noch zu ihren Gunsten zu verändern. Hätte es auf den Rängen noch irgendjemanden groß interessiert – man würde wohl an dieser Stelle von einem sehenswerten und unterhaltsamen Drittligaspiel sprechen.
Stattdessen fieberte man feiernderweis’ dem Abpfiff entgegen, gab die Nordtribüne noch einmal die alten Klassiker zum Besten und ließ man seinen Verein so hochleben, wie er es verdient hat: laut, stolz und aus zehntausenden Kehlen. Als nach dem Schlusspfiff noch ein Feuerwerk hinter der Nordtribüne in den Magdeburger Nachmittagshimmel stieg, sich die Mannschaft mit einem Transparent beim Publikum bedankte und der Capo das Team und die Kurve(n) in die Winterpause verabschiedete, war er rund, dieser großartige Abschluss eines noch großartigeren Jahres des großartigsten Fußballvereins der Welt.
Danke, Block U! Danke, FCM! Und die Nummer Eins der Welt, die sind zweifelsohne wir.
Pingback: „Die Größten auf der Welt!“ | re: Fußball