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Spieltagsvorschau: TSG Neustrelitz (H)

Regionalliga Nordost, 10. Spieltag, 19.10.2014

Wer hätte vor der Saison wohl erwartet, dass sich in der Partie des 1. FC Magdeburg gegen die TSG Neustrelitz am 10. Spieltag der Regionalliga Nordost der Tabellenelfte und der Tabellenfünfzehnte gegenüber stehen würden? Wohl kaum jemand und trotzdem ist genau dies die Konstellation, noch dazu nach drei – mindestens den Ergebnissen und der Punkteausbeute nach – ernüchternden blau-weißen Auswärtsauftritten in Folge. Und als ob es mit der sportlichen Misere, die von Mario Kallnik als „Ergebniskrise“ bezeichnet wird, nicht genug ist, gab es beim letzten Spiel in Zwickau auch noch Ärger um ein plötzlich geöffnetes Stadiontor auf dem dortigen Sportplatz und um einige Besucher der lächerlichen Stahlrohrkonstruktion Gästekurve, die folgerichtig den Innenraum ein wenig genauer in Augenschein nehmen wollten. Unabhängig von der Schuldfrage in dieser Sache, die sowohl die Gastgeber als auch der 1. FC Magdeburg zunächst gegenseitig über die Medien zu klären versuchten, dürfte den Club hier mal wieder eine Verbandsstrafe erwarten und dürfte ergo die ganze Geschichte die ohnehin schon angespannte Stimmung nicht unbedingt verbessern. Reichlich Stoff also für ein in vielerlei Hinsicht interessantes Heimspiel.

Neustrelitz ist…

…heute eines der 18 Mittelzentren des Landes Mecklenburg-Vorpommern und war früher mal Residenzstadt Mecklenburger Herzöge. Neustrelitz unterhält eine Reihe interessanter Städtepartnerschaften, unter anderem mit dem finnischen Rovaniemi (bereits seit 1963) und mit Schwäbisch-Hall, von allen Orten (seit 1988). Außerdem gibt es dort – bei der Vergangenheit der Stadt nicht weiter verwunderlich – ein Schloss und eine ganze Reihe weiterer Denkmäler, geschützter Bauwerke und verschiedener Kulturstätten. Ganz schön was zu sehen also in der 20.000-Einwohner-Stadt.

Bei der TSG Neustrelitz denke ich an…

…die letzte Saison, logischerweise. Das Team aus Mecklenburg-Vorpommern, das sich dort im Übrigen nicht zuletzt auch durch 3 Landespokalsiege (zuletzt 2013) quasi als zweite Kraft hinter Hansa Rostock etabliert hat, legte in der Spielzeit 2013/2014 vor allem in der Hinrunde eine Fabelserie hin und stand am Ende vollkommen verdient mit 12 Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze. Gegen die zweite Mannschaft vom FSV Mainz 05 sah man dann allerdings in der unsäglichen Relegation keinen Stich, sodass man in dieser Spielzeit erneut in der Regionalliga Nordost startet. Nach einem ziemlichen Aderlass infolge des Nicht-Aufstiegs findet man sich inzwischen sogar auf dem ersten Abstiegsplatz (!) wieder. Daran sieht man mal wieder, wie schnell es mitunter gehen kann…

Spieler von der TSG Neustrelitz, die mir spontan einfallen, sind…

…Velimir Jovanovic, der mittlerweile für Carl Zeiss Jena Tore schießt und Tony Fuchs (inzwischen Hertha BSC II), um nur mal stellvertretend zwei zu nennen, die nach dem starken Spieljahr 13/14 den Verein inzwischen verlassen haben. Dazu gingen mit Thomas Brdaric und Oliver Bornemann auch die vermeintlichen Väter des Neustrelitzer Erfolgs von Bord; kein Wunder also, dass diese Saison mit ziemlicher Sicherheit bis zum Schluss eine ziemlich holprige sein wird. Mit Tino Schmunck steht aktuell ein Kicker im Neustrelitzer Kader, der in der vergangenen Saison noch für die Größten der Welt die Töppen schnürte. Ein weiterer bekannter Name ist sicherlich Marcel Schied.

Die Neustrelitzer Fanszene…

Die Neustrelitzer was? Naja, immerhin gibt es eine „TSG Fanunterstützung“ mit eigener Facebook-Seite und immerhin 982 „Gefällt mir“-Angaben. Der letzte Post datiert vom 18. August…

Das letzte Spiel…

…war aus blau-weißer Sicht äußerst bitter, verlor man doch auf des Gegners Platz nicht nur das Spiel, sondern seinerzeit wohl auch endgültig den Kampf um Tabellenplatz 1. Ich verbrachte das Wochenende des Spiels im schönen Wien und orakelte damals ja im Nachgang der Partie schon fleißig, dass die neue Spielzeit mit neuem Trainer und hohen Erwartungen eher schwierig werden könnte. Vielleicht sollte ich mal Lotto spielen… Wobei, die Eintrittswahrscheinlichkeit der jetzigen Situation lag ja objektiv betrachtet bei etwa 95%, Lottogewinnwahrscheinlichkeiten werden da nicht ganz mithalten können.

Bei uns…

…lichtet sich zumindest langsam das Lazarett und es ist gut möglich, dass wenigstens Silvio Bankert gegen Neustrelitz wieder zum Einsatz kommt. Außerdem kehrt Lars Fuchs nach abgesessener Gelb/Rot-Sperre dankenswerterweise in die Mannschaft zurück und wird der Offensive hoffentlich die notwendigen Impulse geben. Darüber hinaus ist Jan Glinker, der bereits gegen Zwickau im Tor stand, nun auch offiziell die neue Nummer 1 und löst damit Matthias Tischer ab. Ein wenig, nun ja, eigenartig finde ich es, dass unser Trainer öffentlich davon spricht, wie groß die Verunsicherung seiner Spieler zum Teil sei. Die Lokalpresse fabulierte sich auf BLIND-Niveau sogar irgendwas von Härtels bis dato „größten Herausforderung als Fußball-Lehrer“ zurecht. Mal ganz davon abgesehen, dass der Umstand der Verunsicherung an sich nach drei verlorenen Pflichtspielen in Folge nicht verwundern kann, stimmen mich solche öffentlichen Aussagen doch einigermaßen bedenklich. Entweder spricht daraus eine gewisse Ratlosigkeit im Hinblick auf die aktuelle Situation oder, was schlimmer wäre, wird hier schon mal öffentlichkeitswirksam eine mögliche Entschuldigung für einen eventuell nicht so opportunen Spielausgang vorbereitet. Getreu dem Motto: „Was habt Ihr denn erwartet? Nach dieser Verunsicherung durch die letzten Ergebnisse war es doch klar, dass wir Neustrelitz hier heute nicht würden dominieren können. Trotzdem fand ich, dass wir angesichts der Umstände unser bisher bestes Heimspiel gezeigt haben.“ Und im Hintergrund Mario Kallnik so: „Die Mannschaft hat heute gezeigt, dass sie den nächsten Professionalisierungsschritt gemacht hat und nun auch Krisen souverän managen kann. Demnächst gewinnen wir bestimmt auch mal wieder ein Punktspiel.“ Vielleicht werde ich aber auch einfach langsam nur paranoid.

Der FCM gewinnt, weil…

…wir ein Heimspiel haben. Andere Gründe, außer vielleicht Lars Fuchs, mögen mir im Moment nicht so recht einfallen.

Sonst noch:

Am gestrigen Donnerstag fand in den Räumlichkeiten des Fanprojekts Magdeburg mal wieder ein Fanabend statt, an dem dieses mal der hier nun schon mehrfach genannte Mario Kallnik teilnahm und sich (unter anderem) auch zur derzeitigen Situation äußerte. Das Besondere daran: Auf seinen eigenen Wunsch hin wurde die Veranstaltung aufgezeichnet und ins Netz gestellt; seine Aussagen zu insgesamt 10 Punkten, von denen die momentane sportliche Lage nur einer war, kann man sich in voller Länge (über 2 Stunden) bei Youtube anschauen (via Sportfotos Magdeburg). Unabhängig davon, wie man zu der einen oder anderen Aussage stehen mag und ob man es gutheißen muss, dass in vielen angesprochenen Angelegenheiten, die mit nicht anwesenden Personen zu tun hatten, natürlich ausschließlich seine Sicht bzw. die des Vereins zur Sprache kam, finde ich es wirklich mutig von Mario Kallnik, sich in der aktuellen Lage in dieser Form der Öffentlichkeit zu stellen. Großen Respekt dafür!

Ich bin indes gespannt, wie viele Zuschauer uns die Negativserie letzten Endes wohl gekostet haben mag. Im Endeffekt kann man das ja sowieso nie so genau sagen („Mit 9 Punkte aus den 3 Spielen wären wir heute bestimmt fünfstellig geworden!“), aber Werbung in eigener Sache hat Blau-Weiß in den letzten Wochen mit Sicherheit nicht gemacht. Ich für meinen Teil freue mich trotzdem auf das Spiel und den Stadionbesuch, schließlich geht es endlich wieder ins HKS und schließlich gibt es unsere Farben für mich nach allerlei nicht-fußballbezogener Aufregung und gehörig Stress in den letzten Wochen endlich wieder live.

1. FC Magdeburg eben – alles andere ist ja bekanntlich nur Fußball.

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