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Irgendwann…

Union

1. FC Magdeburg – 1. FC Union Berlin, 16. Spieltag, 1:1 (1:0)

Okay, okay, sind wir ehrlich: Bei einem anderen Saisonstart und -verlauf wären wir als Aufsteiger mit einem 1:1 gegen ein Zweitliga-Spitzenteam sicher durchaus zufrieden gewesen. Nun waren Saisonstart und -verlauf aber so, wie sie eben waren und dementsprechend ist dieser eine Punkt gegen den 1. FC Union Berlin in unserer aktuellen Situation natürlich (mal wieder) zu wenig. Kein Heimsieg in der Hinrunde, 11 Punkte aus 16 Partien, 28 Gegentore: Klar liest sich das bitter. Und trotzdem passiert beim FCM gerade das, was man sich nicht erst seit 2, 3 Spieltagen, sondern schon deutlich früher in der Saison gewünscht hätte: Die Mannschaft zeigt, dass sie in der 2. Liga auch Fußball spielen kann, sie überzeugt inzwischen deutlich öfter, als sie wackelt und hat insgesamt einen durchaus ansehnlichen Schritt nach vorn gemacht. Das war auch jetzt in diesem stimmungsvollen Duell gegen Union zu sehen. Ob das am Ende reicht und man irgendwann vielleicht auch ein Heimspiel tatsächlich mal gewinnt, sehen wir dann in der Rückrunde. Jetzt und hier kümmern wir uns erst einmal um den 16. Zweitliga-Auftritt des 1. FC Magdeburg:

Lohkemper macht’s vor, Beck macht’s besser

Trainer Michael Oenning hat scheinbar relativ schnell zu einer Stammformation gefunden und änderte gegenüber dem torlosen Remis gegen Bochum in der Vorwoche seine Aufstellung lediglich auf einer Position: Für Richard Weil rückte Rico Preißinger in die Anfangself, ansonsten liefen auch all diejenigen auf, die es bereits am 15. Spieltag sehr, sehr ordentlich gemacht hatten. Vor Alexander Brunst verteidigten also Steffen Schäfer, Dennis Erdmann und Tobias Müller, das Mittelfeld bildeten zunächst Michel Niemeyer, besagter Rico Preißinger, Charles Elie Laprevotte und Marius Bülter, Philip Türpitz fand sich erneut auf der 10 wieder und Christian Beck gab zusammen mit Felix Lohkemper das Sturmduo.

Mit dem 1. FC Union Berlin gab eine der beiden deutschen Profimannschaften ihre Visitenkarte im Heinz-Krügel-Stadion ab, die bisher noch kein Punktspiel verloren hatten. Dementsprechend, naja, überrascht mag der eine oder die andere gewesen sein, dass der 1. FC Magdeburg im ersten Durchgang die insgesamt bessere Mannschaft war. Eine richtig gute Torgelegenheit für die Gäste gab es eigentlich nur in der 37. Minute, als Robert Zulj frei vor Alexander Brunst auftauchte, dieser den Abschluss aber ganz stark parierte und anschließend Glück hatte, dass Zuljs Nachschuss nur die Latte traf. Vorausgegangen war ein eher unnötiger Ballverlust von Philip Türpitz am eigenen Strafraum.

Naja, und ansonsten war von den Gästen tatsächlich kaum etwas zu sehen. Ganz anders dagegen Blau-Weiß: Bereits in der 3. Minute konnte Michel Niemeyer Felix Lohkemper auf der linken Seite bedienen, der nach einem Dribbling auf Philip Türpitz im Strafraum durchstecken konnte. Bevor Türpitz den Ball allerdings erreichte, packte Unions Keeper Gikiewicz zu. Kurz darauf war es wieder Lohkemper, der über links in den Strafraum gelangte, flach in die Mitte gab und die Unioner Innenverteidigung zu einem resoluten Klärungsversuch zwang.

Es war schon beeindruckend, was der Club in der Anfangsphase der Partie so auf den Rasen brachte. Ganz gute Ansätze von Türpitz (4.) und Dennis Erdmann (13., nach einem Doppelpass an der Grundlinie) blieben allerdings unbelohnt, trotzdem kam man immer wieder gut ins Laufen und hatten die Berliner weitestgehend das Nachsehen. So auch nach 10 Minuten, als Rico Preißinger im Konter-Vorwärtsgang nur auf Kosten einer gelben Karte gestoppt werden konnte. In der 15. Minute machten die Gäste dann zwar auch ein bisschen mit und bekamen direkt mal einen Freistoß auf unserer rechten Defensivseite zugesprochen, dieser wurde allerdings lang und länger und endete irgendwann im Toraus, ohne, dass noch mal irgendjemand an den Ball gekommen wäre.

Bis ungefähr zur 30. Minute passierte dann erst einmal nichts Aufregendes mehr, was die Berliner Spieler aber offenbar bei jeder sich bietenden Gelegenheit anders sahen, weil jede, aber wirklich jede Schiedsrichterentscheidung protestierend kommentiert wurde. Klar, kann auch ein Stilmittel sein, sieht dann aber doof aus, wenn man sich prinzipiell ziemlich geil findet, aber leider so gar nichts auf den Rasen kriegt. Tja nun. Es war ja nicht zu unserem Nachteil und daher einfach nur amüsant, irgendwie.

Den vielleicht schönsten Angriff des ersten Durchgangs gab es in der 29. Spielminute: Dennis Erdmann eroberte den Ball im eigenen Strafraum, schickte Marius Bülter auf die Reise und zack! ging direkt mal ordentlich die Post ab. Bülter mit dem schicken Dribbling von rechts bis an den Strafraum, was Lohkemper auf der rechten Seite zu einer ziemlich verwaisten Anspielstation machte. Die Nummer 7 mit einer guten Flanke auf den langen Pfosten, von wo der Ball per Kopf seinen Weg an die Kante des Fünfmeterraums fand. Dort stand wieder Bülter, der es zweimal versuchte, ohne durchzukommen. Preißingers Abschluss aus der zweiten Reihe fand ebenfalls nicht sein Ziel. Sehr, sehr schade – dieser Angriff hätte durchaus ein Tor verdient gehabt.

Der Club blieb aber weiter im Vorwärtsgang und kam nur knapp drei Minuten später zur nächsten sehr guten Gelegenheit: Felix Lohkemper kam diesmal auf der linken Seite an den Ball, war mit seinem starken Antritt schnell auf und davon und scheiterte dann aber im 1 gegen 1 am überragend reagierenden Rafal Gikiewicz. Der machte sich richtig breit, blieb lange stehen und konnte Lohkempers flachen Abschluss so stark parieren. Mit einer Kopie dieser Szene fiel dann in der 39. Minute der absolut verdiente Führungstreffer: Diesmal war es Christian Beck, der den Ball auf der linken Seite bekommt, den Kopf hochnimmt und bei diesem Versuch gegen Gikiewicz keine Gefangenen macht. Kurz geguckt, gefühlvoll gelupft und schon zappelte der Ball im Netz. Die Nordtribüne natürlich völlig am Ausrasten, was für ein großartiges Gefühl! FCM: 1, Union: 0. Lief soweit und konnte gern so weitergehen.

Und weiter ging es auch, zunächst in der 44. Minute mit Felix Lohkemper, der mit Tempo von rechts in den Strafraum eindringen konnte, dann aber an einem Verteidiger hängenblieb und kurz vor dem Pausentee mit Union und einer Kopfballchance nach einem Einwurf, die glücklicherweise aber über das Tor ging. Kurz darauf war erst einmal Pause und verabschiedete sich der Club das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit mit einer Führung im Rücken und vor allem mit mächtig Applaus in die Kabine. Und vielleicht, nur vielleicht, war das tatsächlich die bisher beste Halbzeit in der Zweitligageschichte der Größten der Welt.

Union verbessert, Gogia mit dem Ausgleich

Durchgang zwei begann dann auf der Nordtribüne erst einmal mit einem Schwenkfahnenintro und reichlich Fackeln. Erst viel später ging mir auf, dass es sich bei der Pyroshow möglicherweise um einen Abschied von der Kurve handelte, wie wir sie kennen und lieben gelernt haben. Von außen sah das ziemlich schick aus, von „innen“ führt es allerdings dazu, dass man vom Spielgeschehen erst so ab der 52. Minute wieder etwas mitbekam. Nun offenbarte der Blick aufs Spielfeld einen besser eingestellten 1. FC Union Berlin, der jetzt seinerseits das Heil in der Offensive suchte. Aber klar, es konnte ja keiner ernsthaft damit rechnen, dass die Gäste sich nach dem Rückstand einfach auf den Rücken drehen und einschlafen würden. Nach 54 Minuten hätte es auch fast geklingelt, ein Abschluss von der linken Seite nach guter Vorarbeit und wenig Magdeburger Defensiv-Gegenwehr landete allerdings am Außennetz. Puh. Erstmal durchatmen. Also, im doppelten Sinne.

Nach einer knappen Stunde war dann der Arbeitstag von Michel Niemeyer beendet. Nach einer längeren Behandlungspause hinter der eigenen Torauslinie ging es für die Nummer 19 nicht weiter, Marcel Costly betrat den Rasen. Hoffen wir mal, dass es bei Niemeyer nichts Ernsteres ist. Nicht schon wieder. Der Wechsel hatte auch für Marius Bülter Konsequenzen; er rückte auf die Niemeyer-Position links, sodass Costly fortan auf seiner rechten Seite wirbeln konnte.

Wirbeln taten aber erst einmal andere, allen voran Rico Preißinger. Erst war er die letzte Station eines schicken Konters über Türpitz, Beck und Bülter, der von links flach in die Mitte gab, wo eben Preißinger knapp, dafür aber frei, verpasste. Nur eine Minute später bekam der Mittelfeldmotor den Ball von Christian Beck aufgelegt, scheiterte mit seinem Schuss aber an einem Berliner Abwehrbein. Die anschließende Ecke, das muss man leider kaum noch erwähnen, brachte wie fast immer keinen Ertrag.

Naja, und dann stand es plötzlich 1:1. Wobei es „plötzlich“ eigentlich nicht trifft, so ein bisschen hatte sich der Ausgleich schon angekündigt. Insgesamt war Union über größere Strecken der zweiten Hälfte die aktivere und kontrollierendere Mannschaft, die es zumindest bis zur 65. Minute gut schaffe, die Magdeburger Defensive zu beschäftigen, ohne freilich zu guten Abschlüssen zu kommen. In eben jener Spielminute war es dann aber soweit: Die Gäste spielten sich an der linken Seite durch die blau-weiße Abwehr hindurch bis zum Strafraum, wo dann ein starker Pass auf die verwaiste rechte Bahn reichte, um zum Abschluss zu kommen. Akagi Gogia war dort durchgestartet, nahm den Pass in den Lauf perfekt mit, fackelte nicht lange und nagelte den Ball flach in die linke Ecke. Für Brunst war da nichts zu halten, auch das Anspiel konnte eigentlich nur genau so kommen, um zu funktionieren, nur hätte man die Kugel durchaus vorher schon mal klären können. Hatte man aber nicht. Also stand es nun 1:1 und war die Frage, ob die Hausherren noch einmal würden nachlegen können.

Das Ärgerliche ist: Sie hätten gekonnt, nutzten aber ihre Möglichkeiten nicht. So legte sich erst Schäfer den Ball bei einem schönen Offensivlauf in die Zentrale mit dem letzten Dribbling ein Stück zu weit vor, anstatt kurz vorher einfach draufzuhalten (71.) und dribbelte sich Kollege Bülter nur drei Minuten später mit einer eigentlich starken Aktion bis ins Toraus, bevor er den Ball wirklich gefährlich machen konnte. Inzwischen war Richard Weil für Rico Preißinger gekommen, der ein starkes Spiel machte, bei dem es aber nach der langen Verletzungspause wohl noch nicht für 90 Minuten reichte.

Weil wurde dann gleich mal Zeuge, wie der Club die nächste gute Gelegenheit liegen ließ. Marius Bülter hatte von der linken Seite ungehindert flanken können und den Kopf von Dennis Erdmann anvisiert, der in allerbester Stürmermanier im Strafraum zum Ball gegangen war, ihn aber denkbar knapp rechts am Tor vorbei köpfte. Es war zum Haare raufen. Die letzte große Gelegenheit der Partie hatte schließlich Christian Beck in der 90. Minute, als er infolge einer von Nils Butzen (kam nach 85 Minuten für Philip Türpitz) getretenen Ecke zwar zweimal zum Abschluss kam, den Ball aber nicht über die Linie bringen konnte. Ist eben ärgerlich, wenn da noch zwei, drei Unioner im Weg stehen – keine Kritik an Beck an der Stelle.

Naja, und ansonsten lebte das Spiel in der Schlussphase vor allem von der Spannung, weil beide Teams den Siegtreffer erzielen, aber gleichzeitig nicht den entscheidenen Fehler machen wollten. „Intensiv“ trifft es in solchen Spielphasen vermutlich am besten. Während der Club die angesprochenen Chancen nicht nutzte, hatte auch Union seine liebe Not, Alexander Brunst noch einmal zu einer Parade zu zwingen. Die gefährlichste Aktion (vom Tor abgesehen) hatten die Gäste vermutlich in der 83. Minute, als sie über unsere linke Defensivseite gewaltig ins Rollen kamen, der letzte Pass in die Mitte dann aber an Freund und Feind vorbeikullerte, weil dort eben keiner stand. Zum Glück. Auch das letzte „Wort“ hatte Union. In der letzten Minute der Nachspielzeit gab es, wie auch gegen Bochum, noch einmal einen Eckball für die Gäste. Der Bauch krampfte sich zusammen, der Ball flog hoch in den Strafraum, kein gegnerischer Spieler kam mehr an den Ball und reichlich erleichtert vernahm man kurz darauf den Schlusspfiff durch den insgesamt guten Schiedsrichter Dr. Felix Brych.

Fazit:

Wie eingangs schon geschrieben: Für ein 1:1 gegen den 1. FC Union Berlin muss man sich als Zweitliga-Aufsteiger mit Sicherheit nicht schämen. Trotzdem ist es natürlich ärgerlich, dass man auch dieses Spiel wieder nicht gewinnen konnte, obwohl die Chancen dafür ja durchaus vorhanden waren. So wird es natürlich irgendwann schwer mit diesem Klassenerhalt, wobei es gut ist, dass die Konkurrenz im Tabellenkeller im Moment genauso wenig von der Stelle kommt. Zwei Spiele gibt es nun noch in diesem unglaublich ereignisreichen Kalenderjahr und beide werden den Club zu weiteren Zweitliga-Spitzenteams führen. Und ja, sicher, es mag vermessen klingen, aber mit den zuletzt gezeigten Leistungen muss uns auch vor Köln und St. Pauli eigentlich nicht wirklich bange sein. Und wer weiß? Vielleicht liegen am Ende ja noch zwei völlig unerwartete Geschenke unter dem Weihnachtsbaum. In diesem Sinne: noch zweimal alles raushauen und dann erhobenen Hauptes in die Winterpause gehen. Es wäre doch gelacht, wenn nicht noch das eine oder andere Punkte-Souvenir im Reiserucksack landet.

5 Kommentare

  1. Pingback: Vogelperspektive, fragmentiert - nurderfcm.de

  2. Pingback: Wie kann Union ohne Grischa Prömel besser spielen? | ***textilvergehen***

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