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Ein Spiel, zwei Perspektiven: KFC Uerdingen (A)

Weißer Rauch über dem Lotter Kreuz

Am Lotter Kreuz endet also die großartige Serie des 1. FC Magdeburg – mit 0:1 verliert das Team von Christian Titz gegen den KFC Uerdingen. Gut für die Krefelder, ärgerlich für manche und verschmerzbar für den FCM, der im Großen und Ganzen eine ordentliche Leistung zeigte, allerdings auch beste Torchancen ungenutzt ließ. Unser Blick auf das vorletzte Punktspiel der aktuellen Saison:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Ganz ehrlich: Ich wollte, dass wir die Krefelder ärgern. Schon allein wegen dieser ganzen finanziellen Hintergrundgeschichte. Investor raus und wieder rein und Millionenschulden in der Hinterhand. Dass so etwas möglich ist, hat man wohl dann der aktuellen Situation zu verdanken. Da ich dies noch nie gutheißen konnte, wollte ich, dass wir sie einfach ärgern. Das waren meine Erwartungen. Dieses Mal wollte ich diese verdammten drei Punkte.

Mit dem Team, welches nach Lotte fuhr, war dies auch durchaus möglich. Doch Uerdingen stand mit dem Rücken zur Wand. Sie brauchten die Punkte, um den Abstieg aus eigener Kraft noch zu verhindern. Das Stadion am Lotter Kreuz mit den schönen Erinnerungen ließ mich schwelgen. Somit waren meine Erwartungen ganz schön hochgeschraubt.

Alex:

Ich hatte keine Erwartungen, um ehrlich zu sein, ähnlich wie in der vergangenen Woche. Außerdem habe ich das „Problem“ (wenn man das überhaupt so nennen kann), dass ich gegnerischen Mannschaften selten etwas Schlechtes wünschen kann, weil es inzwischen ja doch den einen oder anderen sehr netten Kontakt in die jeweilige Fanszene gibt. So war bzw. ist es auch hier, Grüße an dieser Stelle an Jens vom „Funkhaus 05“. Insofern war ein Sieg gegen Krefeld und die damit verbundene Aussicht, dem KFC den Klassenerhalt deutlich zu erschweren, eher kein Motivator für mich.

Gespannt war ich allerdings, welche Aufstellung Christian Titz für diese Partie wählen würde, insbesondere nach der ganzen Aufregung unter der Woche um den anstehenden Abschied von Christian Beck. Letztlich gab es aber eigentlich keine großen Überraschungen im Kader, außer vielleicht, dass Titz sich dazu entschlossen hatte, ohne echten Mittelstürmer zu spielen. Vielleicht schon ein Vorgriff auf die neue Saison? Immerhin ist das ja jetzt die Zeit, um mit dem aktuellen Kader einfach mal das eine oder andere auszuprobieren, was ich auch völlig richtig finde.

Ansonsten, wie gesagt, richtete ich mich ohne große Erwartungen wieder auf einen gemütlichen Fußballnachmittag auf der Couch ein und harrte der Dinge, die da kommen würden.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Im Lotter Stadion und die Sportfreunde aus Lotte grüßten mich von allen Seiten. Die Schilder, die Ausschilderung. “Volle Lotte“ überall. Die Leute hier waren entspannt. Dafür, dass selbst Uerdingen die gleiche, lange Anreise hatte, war alles ziemlich eingespielt. Ein Unding in dieser Liga, dass man kein drittligataugliches Stadion hat und dennoch hier kicken darf. Manche Regularien muss man nicht verstehen. Ist ja leider auch kein Einzelfall in dieser Liga.

Ich nahm auf der kleinen Pressetribüne Platz, die auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Immerhin hatte ich Strom und funktionierendes WLAN, was das Tickern erheblich erleichterte. Das Wetter war bescheiden dazu. Nasskalt. Immerhin erwärmte mich das Spiel etwas. Wir hatten viel Ballbesitz und alles war für das Toreschießen vorbereitet. Nur irgendwie wollte dieser Ball nicht ins Netz. Der Platz war seifig, rutschig und unterbrach somit leider auch unsere Angriffe.

In der zweiten Halbzeit, mit gefühlt 80 Prozent Ballbesitz und vielen Torschüssen, die allerdings kein Tor einbrachten, hatte ich mich schon mit einem Unentschieden arrangiert. Doch dann dieser kapitale Fehler in unserer Abwehrreihe und der Gegentreffer. Um mich herum rasteten sie aus. Da spürte ich, wie gewaltig dieser Druck auf einem lastet, wenn man den Abstieg vor Augen hat. Dieses Gefühl hatten wir leider viel zu lange und heute konnte ich es entspannt nachempfinden. Klingt komisch, „entspannt nachempfinden“, aber das trifft es ziemlich auf den Punkt. 

Entspannt, aber etwas verärgert habe ich den Rest des Spiels verfolgt. Ich wollte denen keine Punkte mitgeben. Meine Erwartungen sahen anders aus, aber ich war nicht übermäßig traurig, denn irgendwann reißt auch eine Serie. Das war uns allen bewusst. Leider ist in dieser Partie passiert. Aber wir sind sicher. Uerdingen noch nicht.

Alex:

Ich verfolgte das Spiel dank eines späten Mittagessens satt und zufrieden auf der Couch. Der FCM trat wieder genauso auf, wie in den vergangenen Wochen und es machte Spaß, den Jungs beim Kicken zuzuschauen. Die Mannschaft machte ein gutes Spiel, allerdings haperte es diesmal sehr an der Chancenverwertung. Zum Teil wirkte das vor der Mattscheibe schon aufreizend, wieder die Torgelegenheiten vergeben wurden, was sich ja dann in der zweiten Halbzeit auch rächte. „Wenn Du die Dinger vorn nicht machst …“, Ihr wisst schon.

Übermäßig beeindruckt war ich von Uerdingen zwar insgesamt nicht, aber selbst zuhause im Wohnzimmer war die Riesenerleichterung der, ähm, Gastgeber? nach dem 1:0 in Durchgang 2 förmlich mit den Händen greifbar. Ist ja aber auch klar, und wie Nicole schon schrieb: Es ist natürlich etwas völlig anderes, den Abstieg noch sehr konkret vor Augen zu haben gegenüber einer Situation, in der Du die Restsaison ganz entspannt herunterspielen kannst.

Mein Ärger über die Niederlage hielt sich ebenfalls in Grenzen und ich bin nun sehr gespannt auf den letzten Spieltag, der ja zumindest im Tabellenkeller noch richtig viel Spannung bereithalten dürfte und uns sicherlich, hoffentlich, eine FCM-Aufstellung beschert, die wir so in dieser Saison vielleicht noch gar nicht hatten. „Jugend forscht“ oder ein Blick in die Zukunft – lassen wir uns überraschen.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Nasskaltes, ungemütliches Spiel in Lotte.

Alex:

Jede Serie endet irgendwann.

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Lotte. Das beschauliche Lotte. Die Erinnerungen, die hier hochkommen. Die tausenden Fans, die damals das Feld enterten. Aber auch die aktuelle, abstruse Situation, dass wir hier ein Auswärtsspiel gegen den KFC Uerdingen spielten. Des Weiteren bleiben mir die Kälte, der Regen und die mangelnde Chancenverwertung in Erinnerung. Locker hätten wir hier auch Punkte mitnehmen können. Unsere Serie ist hier gerissen. Das bleibt im Kopf und es war das letzte Auswärtsspiel dieser Saison. Und die letzten Worte der Pressekonferenz werden mir nicht aus dem Gedächtnis gehen. „Der KFC Uerdingen bedankt sich und sagt „tschüß“ vom letzten Heimspiel in Lotte in dieser Saison.“ Oh Himmel …..

Alex:

Vom Spiel selbst nicht so viel, wenn ich so drüber nachdenke. Stehen bleiben kurioserweise aber etliche Flashbacks zu unserem letzten Auftritt dort, die auch mir während der Begegnung immer wieder in den Kopf spukten. Was war das damals einfach für ein geiler Nachmittag: Vor dem Halbzeitpfiff zum Getränkewagen, aufgrund des großen Andrangs trotzdem den Anpfiff zum zweiten Durchgang verpasst. Partystimmung überall. Der Siegtreffer von Butzen. Die Drittliga-Meisterschaft. Der Platzsturm. Das gemeinsame Feiern mit den Lotter Anhänger*innen. Das Wissen: „Alter, nächste Saison spielen wir 2. Liga!“ – Lichtjahre her, gefühlt, das alles, und trotzdem vielleicht eine meiner schönsten Fan-Erinnerungen.

Das Foto des Spieltags:

Weißer Rauch über dem Lotter Kreuz

Weißer Rauch über dem Lotter Kreuz
(c) Nicole Otremba

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