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Ein Spiel, zwei Perspektiven: – (H)

HKS

Vor über 20.000 Zuschauerinnen und Zuschauern im Heinz-Krügel-Stadion war der 1. FC Magdeburg auch am 29. Spieltag die über weite Strecken dominierende Mannschaft, die es allerdings nicht schaffte, aus ihrer Überlegenheit ausreichend Kapital zu schlagen. So stand nach reichlichen 90 Minuten „nur“ ein 1:1 auf der Anzeigetafel, was wohl eins der ärgerlicheren Ergebnisse der laufenden Saison darstellten dürfte. Und so haben wir den Kick verfolgt:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Ein Sieg. Drei Punkte. Nicht mehr und nicht weniger. Es gab für mich heute keine Alternative. Diese Niederlage aus dem Hinspiel ist bei mir noch im Kopf. Diese Beleidigungen aus dem Zuschauerbereich. Zudem ist dieses Spiel für die Gästefans viel mehr von Bedeutung, als für uns. Schon allein deswegen wünschte ich mir, dass wir sie mit Toren, mit vielen Toren, zum Schweigen bringen. Und diese vielen Tore würden uns drei Punkte bescheren. Von daher – alles auf Sieg.

Alex:

Ich zitiere an der Stelle mal den Kollegen Jeremy aka „Virtualfootball MD“, der es treffender nicht hätte ausdrücken können: „Ein Spiel, welches kein Derby mehr ist, kann auf das Sportliche reduziert werden.“ Naja, und da erwartete ich zum einen eine abwechslungsreiche, fußballerisch ansprechende Partie, nachdem Thomas im Podcast in dieser Woche ja sagte, dass der Gegner zuletzt durchaus ansehnlich gespielt hätte. Zum anderen wollte ich die drei Punkte schon sehr, sehr gern an der Elbe behalten.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

An den Tasten in unserem Wohnzimmer. Volles Haus und ich wünschte mir, dass unser Stadion so richtig die Stimmung auf den Rasen bringt, damit unsere Spieler ein Tor nach dem nächsten schießen. Das Spiel begann auch verheißungsvoll und unsere Chancen, die im Minutentakt folgten, ließen sehr hoffen.

Doch die Gäste schnürten sich hinten ein. Wir standen einem Abwehrbollwerk gegenüber und versuchten, mit Pässen irgendwie den Ball in Richtung Tor zu bekommen. Aber das schien wie vernagelt. Entweder blockten sie die Kugel mit ihren Körpern oder aber Torwart Mesenhöler fischte den Ball weg. Es war einfach zum Verzweifeln. Baris Atik traf zudem nur das Dreiangel bei seinem Freistoß, dann vergab er noch den Elfmeter. Es war verhext.

Zur Halbzeit hätten wir locker mit mehreren Toren führen müssen. Dennoch ging es mit einem torlosen Unentschieden in die Pause. Doch die Hoffnung war da. Mich nervte im zweiten Durchgang die Böllerei im Gästeblock. Wir traten hier in den Farben der Ukraine an, die Gedanken waren bei den Menschen in dem Kriegsgebiet und dann gibt es da Idioten, die alles mit Füßen treten. Einfach nur traurig für so wenig Taktgefühl.

Irgendwie haben wir spielerisch aber nicht so weitergemacht wie am Anfang der Partie. Das Tor in der 72. Minute war eine richtige Befreiung. Ein Tollhaus um mich drum herum und alle dachten, dass es das einfach gewesen sein musste. Während unseres Tores wurde dann wieder ein Böller gezündet und ich regte mich mehr darüber auf, als den Treffer zu genießen. Aber das steht wieder auf einem anderen Blatt.
Und dann wäre Baldrian doch wieder angebracht gewesen. Dieser Ausgleich, dieser Jubel – genau das wollte ich heute nicht. Aber es kam so und es war kein schönes Gefühl.

Am Ende fühlte ich mich, als wenn wir als Verlierer den Platz verlassen hätten. Es ist einfach ärgerlich. Ich ärgerte mich riesig.

Alex:

Ich sah mein zweites Heimspiel diese Saison live im Heinz-Krügel-Stadion und verfolgte die Partie dementsprechend vom alten Stammplatz auf der Nordtribüne aus. Und was soll ich sagen? Auch wenn es dieser Gegner war und ausgerechnet diese sehr belastete Paarung, auch wenn es keinen durch Block U organisierten Support gab – es war einfach schön, wieder nach Hause zu kommen.

Zu den Minusmenschen in der Gästekurve hat Nicole schon alles gesagt, deshalb konzentriere ich mich hier einfach auf’s Sportliche. Wobei, nee, ganz kurz noch zwei Sätze zu den Unsrigen: Die Schweigeminute anlässlich des Ukraine-Kriegs mit einem „Hannes unvergessen“-Zwischenruf zu stören, macht mich wütend, zumal das auch dem Andenken an Hannes überhaupt nicht gerecht wird. Und wie man es für eine gute Idee halten kann, gleich nach der kurzen Ansprache durch den Stadionsprecher und die besagte Schweigeminute als erstes mal „Alle gegen Halle“ brüllen zu müssen, verstehe ich ebensowenig. Also, gar nicht. Aber gut, alter, weißer Mann und so, vielleicht liegt’s auch an mir …

Zurück zum Geschehen auf dem Rasen: Da war ein FCM zu sehen, der den Gegner im ersten Durchgang, ach, eigentlich das komplette Spiel über vollständig im Griff hatte, trotz hervorragender Gelegenheiten aber einfach das Tor nicht traf. Bezeichnend, so ein bisschen, dass Atik den Strafstoß so genau platzierte, dass er links am Pfosten vorbei rauschte – kein Vorwurf an unsere Nummer 23, so etwas passiert halt mal, aber irgendwie war das auch sinnbildlich für die gesamte Begegnung.

Die Gäste kamen, glaube ich, in den ersten 45 Minuten ganze 0,5 Mal gefährlich vor unser Tor, ansonsten spielte eigentlich nur der 1. FC Magdeburg, was mich trotz des 0:0 auf der Anzeigetafel recht entspannt in die Halbzeitpause gehen ließ. In der 71. Minute dann endlich, endlich die längst überfällige Führung, die auch an unserem Standort im Block 3 für einige Bewegung sorgte und die eine oder den anderen nach dem Jubel in einer Reihe auftauchen ließ, in der sie oder er vorher nicht gestanden hatte – schön war es, diesen kollektiven Jubel endlich wieder live spüren zu können.

Das Gegentor war dann natürlich ärgerlich. Wieder ein Standard, wieder ein hoher Ball, wieder schlug es ein, nachdem die Gäste den entsprechenden Eckstoß gleich ein paar Mal üben durften. Thomas neben mir sagte das irgendwann vorher schon voraus und er hatte Recht: „Also wenn die hier heute irgendwie zu einem Tor kommen wollen, wird das nur über einen Standard klappen“. Und ja, ich weiß, es ist ja im Moment alles Wölkchen und so und kritische Stimmen sind das Äquivalent des Antichrists im blau-weißen Wohlfühl-Universum, aber: Hohe Bälle in den Strafraum sind und bleiben in dieser Saison einfach unsere Achillesferse. Muss man nicht gut finden, darf man aber ansprechen. Und es ist ja auch Jammern auf hohem Niveau; wenn der Club sportlich absolut perfekt wäre, stünden wir verlustpunktfrei an der Tabellenspitze …

Nicht zuletzt, weil hinten raus so ein bisschen der letzte Punch fehlte und das Team lieber auch noch in der 92. Minute geduldig die Lücke suchte, als die Brechstange rauszuholen, blieb es dann eben beim Unentschieden. So weit, als gefühlter Verlierer den Platz verlassen zu haben, würde ich zwar nicht gehen, trotzdem ärger(t)e auch ich mich über die liegen gelassenen Punkte. Mal gut, dass wir uns das aktuell problemlos leisten können.

Der auffälligste Spieler:

Nicole:

Für mich heute Connor Krempicki. Krempicki, der sonst immer im Mittelfeld schaltet und waltet, war heute sehr oft am und im Strafraum zu finden. Er hatte auch mehrere Abschlussmöglichkeiten, leider blieb ihm der Treffer verwehrt. Schade für ihn, aber deshalb möchte ich mich heute auf ihn festlegen.

Alex:

Aus meiner Hintertorperspektive fiel mir diesmal Raphael Obermair besonders auf, während ich Krempicki eigenartigerweise diesmal eher nicht so gut fand. Spannend, wie unterschiedlich die Perspektiven doch sein können.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Es hat wieder nicht geklappt.

Alex:

Ärgerlicher, völlig unnötiger Punktverlust.

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Die Eröffnung mit der schönen Rede zu einem bewegenden Thema, was uns gerade umtreibt. Leider bleiben mir aber auch die Idioten in Erinnerung, die mit ihren Böllern alles zunichte gemacht haben und zeigen, dass manche Menschen einfach nicht nachdenken und in ihrer eigenen kleinen Welt leben. Traurig. Das bleibt leider hängen und verhagelte mir auch den Treffer von Ceka. Deshalb ist dieses Spiel heute auch irgendwie kein normales Spiel gewesen. Es sollte eine kurzweilige Ablenkung sein, doch die politische Lage ist leider aktuell omnipräsent. Zum Schluss fand ich auch die Geste mit den Trikots sehr passig. Auch wenn ich mich an die Farben nicht gewöhnen kann, für dieses eine Spiel war es okay.

Alex:

Das Wiedersehen mit den ganzen Nasen, die ich zum Teil im August des vergangenen Jahres das letzte Mal gesehen hatte. Das war großartig und für mich an diesem Tag tatsächlich auch wichtiger als das Spielergebnis. Noch mal ein dickes Dankeschön an alle, mit denen ich kurz oder auch länger schnacken konnte, für den schönen Nachmittag! Auf dass es in dieser Saison nicht die letzte Gelegenheit war!

Das Foto des Spieltags:

HKS

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