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Ein Spiel, zwei Perspektiven: Würzburger Kickers (A)

Condé und Stefaniak auf dem Dallenberg

Auch wenn es, global gesehen, derzeit ganz sicher Wichtigeres gibt als Fußball, war die Partie zwischen den Würzburger Kickers und dem FCM am 28. Spieltag doch eine insgesamt ziemlich unterhaltsame Angelegenheit. Die erste Halbzeit war zäh, die zweite ein großes Spektakel; unter dem Strich traten die Größten der Welt mit einem 4:2-Auswärtssieg im Gepäck die Heimreise an. Unsere Perspektiven auf diese Begegnung:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Das Hinspiel vergessen machen. Diese blöde Niederlage in unserer heimischen Arena muss einfach aus den Köpfen heraus. Aber mit dem erneuten Trainerwechsel in Würzburg und mit dem Rücken zur Wand sollte es auch dieses Mal kein einfaches Spiel für unsere Jungs werden. Trainer Titz konnte aus dem Vollen schöpfen, erwartete einen Gegner, der punkten muss, um die Liga zu halten.

Ich erwartete dennoch einfach einen Sieg. Er musste nicht schön und mit Schleifchen sein, aber es sollten drei Punkte her, die das Hinspiel etwas vergessen machen. Vielleicht sitzt bei mir die Niederlage auch nur so tief, weil dies noch gegen den Trainer mit den stahlblauen Augen passierte, der mich seit Regionalligazeiten begleitet. Immer mit unterschiedlichen Mannschaften, doch es war immer eng.

Alex:

Ja, schwierig, weil meine Gedanken im Moment ehrlicherweise nicht so sehr um Fußball und den FCM kreisen …

Wenn ich aber versuche, das allgemeine Weltgeschehen komplett auszublenden und in mich hinein zu hören, wie es um meine Erwartungen vor dem Duell mit den Würzburger Kickers bestellt war, so lässt sich festhalten: Ich wollte wohl gern eine Revanche für die Heimniederlage am 9. Spieltag und wünschte mir einen überzeugenden Auftritt des FCM in Unterfranken.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

An meiner Tastatur, noch nicht ahnend, dass mich nicht nur das Spiel am Ende einem Nervenzusammenbruch näherbrachte.

Die Aufstellung überraschte mich nicht, denn die Spieler sind miteinander eingespielt und auch noch erfolgreich dazu. Von daher blickte ich mehr auf die Auswechselbank und freute mich, dass Luca Schuler wieder an Bord war, auch wenn er erstmal nur auf der Bank Platz nahm.

Die Rede des Stadionsprechers zu Beginn der Partie brachte mir erstmal Gänsehaut ein. Das waren schon sehr schön gewählte Worte, doch die folgenden 90 Minuten ließen meine Gedanken endlich mal wieder abschweifen. Was ich sah, war eine Partie mit wahnsinnig viel Ballbesitz, aber kaum Durchschlagskraft. Würzburg stellte unsere beiden Stürmer Atik und Ito so schnell zu, dass sie sich kaum in Szene setzen konnten. Das spürte man auch bei Atik, der dann aber plötzlich wieder völlig richtig stand und die Führung brachte. Danach spielte nur ein Team. Wir. Doch die zweite Halbzeit hat es ja immer in sich.

Mit dem 2:0 und dem 3:0 war das Ding ja fast gelaufen. Doch plötzlich traf Würzburg zum 3:1 und damit streikte meine Serververbindung. Das 3:2 plötzlich wie bei einer Wiederholung, doch die Abseitsfahne hob sich. Zu dieser Zeit schienen wir völlig von der Rolle. Und dann ging es auf dem Rasen ab und ich war damit beschäftigt, den Ticker wieder ans Laufen zu bekommen. Doch wenn der Server nicht antwortet, dann nützt das beste Netz nichts. Passiert halt auch mal, auch in den digitalen Zeiten. Ich habe alles versucht, ich wollte alle Fans draußen informieren und war machtlos. Parallel schaute ich auf den Rasen und konnte das 4:1 gar nicht genießen. Am Ende markierte ausgerechnet noch Marvin Pourié den 4:2-Endstand. Der Pourié, der schon mit so vielen Mannschaften gegen uns gespielt hat. Gern hätte ich ihn auch mal in unserem Trikot gesehen, aber das Thema dürfte mittlerweile bei allen Itos, Atiks & Co bei uns der Geschichte angehören. Somit endete das Spiel für mich mehr als aufregend, da ich eine Baustelle mehr hatte.

Alex:

Zunächst verfolgte ich die Partie recht angespannt, weil die Würzburger Kickers in der ersten Hälfte, wie ich fand, gut dagegenhielten und sich auch die eine oder andere Gelegenheit erarbeiten konnten. Der FCM tat sich gegen die Defensive der Hausherren insbesondere im letzten Drittel schwer, beeindruckte zwar mit ordentlich Ballbesitz, konnte im Endeffekt aber nicht wirklich zu zwingenden Abschlüssen kommen – bis eben in der 22. Minute Baris Atik nach schöner Krempicki-Vorarbeit unnachahmlich zuschlug. Trotzdem war ich mit der ersten Hälfte nicht zufrieden (Fallhöhe und so) und hoffte auf mehr zwingende Gelegenheiten und natürlich weitere Treffer im zweiten Durchgang.

Naja, und der war dann ja auch ordentlich wild, wobei man sagen muss, dass es natürlich hilft, wenn der Gegner die Defensivbemühungen im Prinzip komplett einstellt. Sorry, Würzburg, aber mit dieser Form der Verteidigung könnte es nächste Saison auch in der Regionalliga schwer werden. Folgerichtig also das 2:0 und das 3:0, wobei ich insbesondere den Treffer von Kath richtig cool fand – er setzt sich da schön durch und spielt noch Pingpong mit dem Pfosten, klasse Bude.

Ein bisschen ärgerlich dann aber, dass die Mannschaft den Kickers erlaubte, das Spiel noch mal ansatzweise spannend zu machen, wobei ich mich bei der Einschätzung wahrscheinlich eher vom verzweifelten Versuch des Magenta-Kommentators anstecken ließ, die Partie noch irgendwie brisant zu reden. Mit dem 4:1 durch Ceka war das Ding dann gegessen, Pouriés Anschluss zum 4:2 nur noch Ergebniskosmetik.

Unter dem Strich also, wie oben schon geschrieben, ein schönes Spektakel und ein wenig Zerstreuung in diesen grusligen Zeiten. Danke, FCM!

Der auffälligste Spieler:

Nicole:

Sehr schwer, diesmal hier eine Wahl zu treffen, denn ich schwanke zwischen Baris Atik und Amara Condé und entscheide mich letztlich für Baris Atik. Mit seinen zwei Treffern und dazu noch dem wunderbaren Zusammenspiel mit Florian Kath zum 3:0 war er einfach grandios. Da sieht man, wie unverzichtbar er für uns ist. Obwohl er heute sicherlich nicht komplett zufrieden mit sich ist, hat er doch einen großen Anteil an diesem Sieg.

Alex:

Für mich in diesem Spiel ganz klar Amara Condé, der eigentlich immer Dreh- und Angelpunkt war, noch bevor Baris Atik glänzen konnte. Dass Condé so auffiel, lag aber auch daran, dass Würzburg ihn über weite Strecken einfach hat machen lassen. Wäre nicht irgendwann der Mannschaftsbus vom Dallenberg abgefahren, würde unsere Nummer 29 wohl immer noch vollkommen unbehelligt auf dem Rasen ihre Kreise ziehen, so wenig hat sich die Kickers-Defensive für unseren Mittelfeldstrategen interessiert. Und er hat das Beste draus gemacht. Gut so.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Sieg trotz vieler Nachlässigkeiten.

Alex:

Schönes Spektakel. Tschüss, Kickers. Auswärtssieg!

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Leider mein Kampf mit der Technik. Ab Minute 74 war alles anders. Auf dem Rasen ging die Post ab und ich konnte das nicht, wie gewohnt, den Fans mitteilen. Ich wollte es so gern, denn es waren die spannendsten Minuten des ganzen Spiels. Es tat mir schon da so unfassbar leid für die Leute draußen. Ich konnte mir vorstellen, wie sie fluchen und sich ärgerten. Ich hoffe einfach, dass sie verstehen, dass wir alle da schier machtlos waren.

Vom Spiel bleibt mir allerdings das Tor von Kath in Erinnerung. Wie er das selbst herausgespielt hat, dann dieser Doppelpass mit Baris Atik und dann die Vollendung. Wahnsinn. Wie aus dem Lehrbuch. Die Freude hat man ihm auch nach der Auswechslung noch angesehen.

Alex:

Die Erkenntnis, dass für mich derzeit offenbar nur moderate Wettaktivitäten Spannung in die Spiele des 1. FC Magdeburg bringen. Möglicherweise hatte ich einen klitzekleinen Betrag auf einen Handicap-Sieg des Clubs gesetzt (also darauf gewettet, dass der FCM mit mindestens zwei Toren Unterschied gewinnt) und eventuell, nur vielleicht kribbelte es daher in der Schlussphase der Partie aufgrund dieser Tatsache mehr als sonst. Der Erfolg des Herzensvereins treibt schon wirklich merkwürdige Blüten …

Ansonsten hat es mich durchaus beeindruckt, wie dieses Team irgendwie in sich ruht, auch mal eine nicht so gute Halbzeit einfach herunterspielt und dann eben in der einen Situation, die sich bietet, einen Angriff so zu Ende spielt, dass nur ein Treffer die logische Konsequenz sein kann. Oft genug hab‘ ich es schon geschrieben, aber es bleibt ja wahr: Diese Saison macht wirklich Spaß. So kann’s gern noch die letzten zehn Spiele weitergehen, bevor wir dann in der neuen Saison sicher noch einmal ganz andere Aufgaben gestellt bekommen werden.

Das Foto des Spieltags:

Condé und Stefaniak auf dem Dallenberg

(c) 1. FC Magdeburg / Norman Seidler

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