Da hat’s den 1. FC Magdeburg also mal wieder erwischt – und zwar ausgerechnet bei der Mannschaft, die nach allem, was die Spatzen so von den Dächern pfeifen, die Saison wohl nicht zu Ende spielen wird. 1:2 hieß es am 30. Spieltag im Münchner Olympiastadion, und auch wenn der Club wieder etliche Chancen hatte, zu Toren zu kommen – ganz unverdient war die Niederlage bei Türkgücü München nicht. Unser Blick auf die Partie:
Meine Erwartungen vor der Partie:
Nicole:
Olympiastadion im Sonnenlicht und dazu ein Punktspiel unseres 1.FC Magdeburg. Mehr erwartete man gar nicht. Es war irgendwie so unwirklich. Dass wir einmal in diesem alten und großen Stadion spielen dürfen, grenzt schon an ein kleines Wunder. Dass es klappte, trotz Insolvenz des Gegners und der offenen Fragen, ob sie die Saison überhaupt zu Ende bringen, freute mich persönlich und auch die anderen Clubfans. Also auf nach München und ab ins Olympiastadion. Mehr konnte man nicht erwarten. Okay, ich wollte drei Punkte einpacken, doch irgendwie war vor dem Spiel bereits alles egal. Ob die Partie überhaupt spielerisch einen Wert haben würde? Man weiß es nicht, daher am besten gewinnen und gut ist. Wenn doch alles immer so schön wäre.
Alex:
Nach dem Spiel vom vergangenen Wochenende und dem ärgerlichen Punktverlust erwartete ich gegen Türkgücü eigentlich ein Feuerwerk, ein ebenso überzeugendes wie konsequentes Auftreten in Offensive und Defensive von Beginn an und einen deutlichen Sieg. Die Partie war ein potentielles Pflichtfreundschaftsspiel, klar, und dass das für den Kopf, noch dazu mit unglaublich vielen Punkten Vorsprung auf den vierten Platz, nicht einfach sein würde, konnte ich mir schon vorstellen. Trotzdem wünschte ich mir, dass der Club das seriös angeht und den insolventen Gegner nach allen Regeln der Kunst aus dem Stadion fiedelt. Nun ja …
So habe ich das Spiel verfolgt:
Nicole:
Im Münchener Olympiastadion. Ich selbst war bereits vor langer Zeit zu einem Spiel zu Gast, aber an diesem Samstag mit unserem 1.FC Magdeburg vor Ort zu sein, war schon schön. Vor dem Spiel ein kleiner Spaziergang über das Gelände und man traf bereits einige bekannte Gesichter. Alle freuten sich und die Sonne strahlte dazu vom Himmel.
Die Stimmung bei uns allen war siegessicher. Man beobachtet ja die Spiele der anderen Teams und ich glaubte schon, dass unser Trainer hier eine passende Lösung parat hielt. Nun denn, das Spiel begann und ich wurde erstmal nicht enttäuscht.
Dem neutralen Zuschauer wäre nach 10 Minuten schon der Gedanke gekommen, ob er sich noch mal ein Bier oder eine Wurst holt. Wir im Dauerballbesitz, Türkgücü mit zwei Bussen im Strafraum. Schuss, abgeblockt, Schuss, weggeköpft, Flanke, weggefangen. Es wiederholte sich alles Minute um Minute und dann liegst du plötzlich 0:1 zurück, weil wir hinten den größten Fehler machen, der nicht passieren darf. Du klärst den Ball nicht aus dem Strafraum und dann liegst Du hinten. Und was das mit dem Spiel des Gegners gemacht hat, das konnten wir schon erahnen. Neun Abwehrspieler und ein Keeper hielten sich innerhalb der 20 Meter um ihr eigenes Tor auf. Kein Durchkommen. In der Halbzeit hoffte ich auf eine Lösung, die ausgeheckt wurde. Nun denn, es ging leider so weiter. Wir trieben den Ball, wir passten den Ball, wir flankten den Ball, wir schossen auf das Tor. Doch die Abwehr hielt dem stand und auch Torwart Flückiger, jemand mit Magdeburger Vergangenheit, hatte seinen besten Tag.
Und wir? Wir hatten bestimmt 80 Prozent Ballbesitz, gefühlt 60 Torchancen bis zum Abpfiff und verlieren am Ende dieses Spiel mit 1:2. Einen Standard nutzten sie zum 2:0, der jedoch richtig schön herausgespielt war und wir kamen erst in der 90. Minute zum Anschlusstreffer. Viel zu spät, aber ich lege mich fest, wir hätten noch 90 Minuten spielen können. Das Tor war vernagelt.
Alex:
Zurück auf der heimischen Couch verfolgte ich das Geschehen in München zunächst vorfreudig, dann interessiert, irgendwann verärgert und hinten raus kurz vor pappesatt. Ich kann gar nicht recht greifen oder in Worte fassen, was mich eigentlich gestört hat (von den beiden viel zu einfachen Gegentoren mal abgesehen), aber irgendwie wirkte mir das phasenweise alles so … halbherzig? Ein bisschen arrogant? Überheblich? Zu wenig konsequent? Tja, schwer zu sagen, und ich möchte der Mannschaft auch überhaupt nicht unterstellen, vor dem Spiel in der Kabine nur über die Höhe des Sieges zu reden oder willentlich da rauszugehen und zu sagen: „Gegen die reicht’s heute auch mit der halben Arschbacke“. Trotzdem werde ich seit ein paar Wochen das Gefühl nicht los, dass dem Team irgendwie der letzte Punch fehlt, so der letzte Push, dieses „Wir wollen diesen Sieg unbedingt und mit allen Mitteln und holen uns den jetzt auch“.
Keine Ahnung, vielleicht ist mein Ringen um die richtigen Worte im Endeffekt auch einfach nur Ausdruck eines diffusen Unbehagens, das einen eben so überkommt, wenn man schon ein paar Jahre Clubfan ist und mit diesem Verein schon das eine oder andere erlebt hat … wer weiß.
Fakt ist, dass wir Türkgücü spielerisch eigentlich komplett im Griff hatten und durchaus ja auch, wie Nicole völlig zu Recht festhält, zu richtig guten Abschlüssen kamen. Fakt ist aber auch, dass es der FCM im Strafraum mitunter viel zu kompliziert machte und, schlimmer noch, bei beiden Gegentoren defensiv kaum so richtig bei der Sache war. Und ja, doch, das macht mir dann schon ein bisschen Sorgen. Thomas meinte ja neulich im Podcast, dass die Saison so langsam an die Substanz geht, zumal ja auch Woche um Woche im Wesentlichen immer die gleichen Jungs spielen. Und vielleicht ist es auch gar nicht so sehr eine körperliche, sondern eher eine mentale Mattheit, die sich irgendwann einstellt, mit so viel Vorsprung, dem Ziel vor Augen und dem Wissen, eigentlich jeden Gegner in der Liga jederzeit schlagen zu können. Würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn Christian Titz in der kommenden Trainingswoche vor allem im psychologischen Bereich gefragt ist.
Der auffälligste Spieler:
Nicole:
In unseren Reihen fällt mir bei diesem Spiel wirklich keiner ein. Auffällig allein war unser Torwart Reimann, der sich in 90 Minuten mehr im Mittelkreis aufhielt, als in seinem Tor. Da zeigte sich, wo der Gegner stand. Wenn mir jemand aufgefallen ist, dann war es Franco Flückiger bei Türkgücü München. Er hatte seinen besten Tag und da schlug wahrscheinlich auch noch etwas das Magdeburger Herz mit.
Alex:
Kai Brünker, und das sagt angesichts des Umstandes, dass er erst in der 68. Minute eingewechselt wurde, schon einiges über das Spiel, denke ich. Mit dem „Panzer“ ist eben immer gleich eine ganz andere Körperlichkeit im Spiel, die dem Club gegen Türkgücü durchaus gut getan hat, nachdem man sich an der Münchner Betonabwehr (und spätestens an besagtem Franco Flückiger im Tor der Gastgeber) lange ordentlich die Zähne ausgebissen hatte. Schade, dass der Anschluss erst nach 89 Minuten fiel und dementsprechend nicht mehr groß was ging. Ich hätte Brünker so eine Spieldreher- und Matchwinnerrolle nicht nur sehr gegönnt, sondern auch absolut zugetraut. Aber vielleicht spricht da auch einfach der Brünkinho-Fanboy aus mir.
Die Partie in maximal fünf Worten:
Nicole:
Manchmal gewinnen halt die anderen.
Alex:
Wir spielen, Türkgücü trifft. Ärgerlich.
Das bleibt in Erinnerung:
Nicole:
Das Olympiastadion München. Das Spiel wird einem spielerisch nicht in Erinnerung bleiben. Womöglich hatte es am Ende gar keinen Wert. Wer weiß, was in 2 Wochen vom Insolvenzverwalter von Türkgücü München entschieden wird. Vielleicht wird es als ein Spiel ohne Wertung in die Geschichte eingehen. Wie auch immer. Dieses Erlebnis, mit meinem Verein in diesem Stadion gewesen zu sein, das wird mir keiner mehr nehmen. Ein Satz kam mir vor dem Anpfiff in den Sinn und erinnerte mich an einen sehr schönen Film. „Surreal, aber schön!“ Ja. So kann man es am besten beschreiben.
Alex:
Ein merkwürdiger Bug bei MagentaSport, aber vielleicht hatte auch nur ich den exklusiv: Mitunter blieb das Bild einfach stehen, nur, um dann für zwei, drei Aktionen wie im Zeitraffer zu laufen. Und: Bild und Ton waren ungefähr um eine Minute versetzt und das war sehr merkwürdig: Während mir die vorangegangene Szenen enthusiastisch – weil ja vermeintlich live – vom Kommentator erklärt wurden, passierte auf meinem Fernseher längst schon was ganz anderes. Ganz schräges Fernsehschauerlebnis, was mich dann doch noch mal ins Nachdenken darüber brachte, welchen Mehrwert eigentlich Fußballkommentatoren bzw. Live-Kommentare liefern. Was passiert, sehe ich ja schließlich selber …
Ansonsten bleibt dieses oben schon angesprochene Unbehagen in Erinnerung und ich hoffe doch sehr, dass sich dieser Trend der vergangenen Wochen nicht noch weiter fortsetzt, sehr dominant aufzutreten, dann aber zu schlafen und viel zu billige Gegentore zu fangen oder sich an einer soliden Defensive einfach die Zähne auszubeißen. Wir werden sehen, und es ist doch auch schön, dass dem Club so spät in der Saison noch einmal eine kleine Lern- und Entwicklungsaufgabe gestellt wird. Nun denn, weiter geht’s gegen Meppen und da darf es dann auch gern mal wieder mehrfach klingeln. Also, im richtigen Tor.
Das Foto des Spieltags:
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