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Unterschiedspieler

SG Dynamo Dresden – 1. FC Magdeburg, 15. Spieltag, 3-2 (1-1)

„…da kann man dann eben auch mal aus dem Nichts Torchancen kreieren.“ (Jens Härtel über Ryan Malones Einwürfe in der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen den SV Wehen Wiesbaden)

Wer hätte vor kurzem noch gedacht, dass Ryan Malone für den 1. FC Magdeburg mal zu so etwas wie einem ‚Unterschiedspieler‘ werden könnte? Nachdem er jüngst im letzten Heimspiel die drei Punkte nach hause köpfte, waren es auch in einer äußerst unterhaltsamen Spitzenbegegnung bei Dynamo Dresden zwei Aktionen von ihm, die den 1. FC Magdeburg bis zum Schluss auf einen Punktgewinn beim Spitzenreiter hoffen ließen. Dass man sich am Ende trotzdem mit 2-3 geschlagen geben musste, lag letztlich vor allem an der individuellen Klasse einer Dresdner Mannschaft, bei der wohl schon sehr viel schiefgehen muss, um den Aufstieg in dieser Saison noch zu verspielen.

Vor der Begegnung, die vom MDR live übertragen und natürlich dauernd mit allerlei Superlativen a lá „El(b) Classico“ überzogen wurde, gab es erst einmal die lange angekündigte Choreographie der aktiven Dresdner Fanszene zu bewundern. Wobei „Choreographie“ vielleicht ein kleines bisschen zu hoch gegriffen ist, handelte es sich am Ende ja doch „nur“ um eine riesige Blockfahne, die vor Spielbeginn über alle Stadionbereiche mit Ausnahme des Gästesektors gezogen wurde. Nicht falsch verstehen – natürlich gab das schöne Bilder und ist es eine immense finanzielle, logistische und koordinatorische Leistung, aber bei dem ganzen Bohei im Vorfeld hatte zumindest ich ein kleines bisschen mehr Action erwartet. Trotzdem eine sehr ordentliche Nummer, die in den nächsten Tagen in den Weiten des Internets sicher noch für einigen Gesprächsstoff sorgen wird.

Zum Spiel: Das begann erneut mit Ryan Malone von Beginn an, außerdem rückte Burak Altiparmak für den grippekranken Jan Löhmannsröben in die Mannschaft, sortierte sich aber erst einmal im zentralen Mittelfeld ein und kehrte außerdem Manuel Farrona Pulido in die Anfangself zurück. Für ihn musste Nicolas Hebisch zunächst draußen Platz nehmen. Der Club begann äußerst engagiert und hätte in der 11. Minute sogar in Führung gehen können: Farrona Pulido gewinnt den Ball im Mittelfeld, spielt einen klugen Pass weiter auf Christian Beck und der legt das Spielgerät aus recht spitzem Winkel nur knapp am Tor vorbei. Für unseren Goalgetter sollte es die einzig auffällige Szene im Spiel bleiben.

Danach übernahm Dynamo erwartungsgemäß die Initiative und erzielt nach einem Eilers-Freistoß fast das 1-0; die Latte bewahrte Blau-Weiß hier vor dem Rückstand. In der 21. Minute ist es dann aber trotzdem soweit: Nach einem mutmaßlichen Handspiel von Ryan Malone im Strafraum zeigt Schiedsrichter Brych wohl zu Recht auf den Punkt und Justin Eilers lässt sich nicht zweimal bitten. Die Führung für die Gastgeber zu diesem Zeitpunkt sicherlich verdient, zumal die Größten der Welt zwar defensiv gut gegenhielten, offensiv aber bis auf die Chance von Christian Beck aus der 11. Minute kaum gefährlich wurden.

Das änderte sich nach dem Gegentor auch nicht wesentlich, aber immerhin haben wir ja einen Spieler wie Ryan Malone in unseren Reihen, der eben auch mal mit den Händen Flanken schlagen kann. So auch in der 35. Minute, in der sein langer Einwurf allerdings zunächst abgeblockt wird. Ausnahmsweise mal mit dem Fuß befördert Malone den Ball von der rechten Seite aber erneut gefährlich vor das Dresdner Tor, wo der Abwehrversuch misslingt und der Ball Manuel Farrona Pulido vor die Füße fällt. Der fackelt nicht lange, zieht trocken ab und donnert die Kugel unhaltbar für Dresdens Keeper Blaswich oben links in die Maschen. Völlige Eskalation nun natürlich im Gästeblock und auch auf der heimischen Couch der erste richtige Ausraster: 1-1 in einer Phase, in der Dresden das Spiel eigentlich im Griff hat, sprich: ein Treffer, wie er günstiger eigentlich nicht fallen kann. Dann war Pause und auch vor dem heimischen Bildschirm konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass da heute tatsächlich etwas gehen könnte.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit gab es dann so ein kleines Deja-vu: Der Gegner kommt wacher und druckvoller aus der Kabine und drängt auf die Führung, während die Größten der Welt fast ausschließlich mit Abwehrarbeit beschäftigt sind und kaum Entlastung schaffen. Symptomatisch eine Phase um die 55. Minute herum, in der es für Dresden gefühlte fünf Eckbälle in Folge gab. Allerdings spricht es irgendwo auch für die Qualität unserer Mannschaft, solche Drangphasen des gegnerischen Teams inzwischen in schöner Regelmäßigkeit unbeschadet zu überstehen, und so beruhigte sich das Geschehen nach einer guten Stunde zumindest insoweit, als dass Blau-Weiß nun auch offensiv wieder in Erscheinung trat: Nach einem schönen Solo von Farrona Pulido, dem am Ende aber so ein bisschen die Kraft für einen satten Schuss fehlte, gab es mal wieder einen Torabschlussversuch, der aber den Dresdner Keeper vor keine allzu großen Schwierigkeiten stellte.

Im weiteren Verlauf entspann sich dann – zumindest für den objektiven Beobachter – ein richtig gutes Fußballspiel, wenngleich Torchancen eigentlich nur auf der Heimseite zu verzeichnen waren. Jan Glinker war auf jeden Fall inzwischen gut warmgeschossen und rettete einige Male überragend. Das Spiel entschieden letzten Endes dann zwei Szenen, die ganz gut deutlich gemacht haben, wo eben der Unterschied liegt zwischen einem potentiellen Zweitliga-Aufsteiger und einem sehr guten Drittliga-Neuling: Beim 2-1 spielt Aosman einen überragenden Pass in die Schnittstelle der Abwehr, den Testroet dann ebenso überragend zur erneuten Führung verwerten kann; das 3-1 ist – bei aller Rivalität – ein Traumtor von Justin Eilers, bei dem er den Ball von halb rechts über Jan Glinker ins Tor lupft und das eigentlich nicht zu verteidigen ist.

Dass es dann hinten raus trotz der vermeintlichen Entscheidung in der 81. Minute noch einmal richtig spannend wurde, war erneut Ryan Malone zu verdanken, der nach einem Freistoß in Spielminute 89 mit einem mustergültigen Kopfball das 2-3 erzielt. Zwei Standardsituationen vor dem Dresdner Tor und einen clever gesicherten Ball von Dynamos Kapitän Hefele später war dann allerdings Schluss und mussten sich die Größten der Welt im ersten Aufeinandertreffen mit dem alten Rivalen nach 7 Jahren Fußball-Diaspora mit 2-3 geschlagen geben.

Wie man dieses Ergebnis nun bewertet, hängt – wie immer – stark davon ab, ob man das Glas nun als halbleer oder halbvoll ansehen möchte. Fakt ist, dass offensiv erneut vieles holprig aussah, wenngleich insbesondere Manuel Farrona Pulido die Dresdner Abwehrreihen mitunter gut beschäftigt hat und auch ein Burak Altiparmak erneut unter Beweis stellte, dass er offensiv über ein ordentliches Maß an Qualität verfügt. Fakt ist auch, dass ich mich an kein bisheriges Saisonspiel erinnern kann, in dem es einer gegnerischen Mannschaft derart konsequent gelang, Christian Beck vollständig aus dem Spiel zu nehmen.

Trotzdem reichte es aber für 2 durchaus ansprechende Treffer beim Spitzenreiter, die dann eben andere erzielten und die bei eigentlich nur 3 richtig guten Möglichkeiten für eine absolut drittligawürdige Chancenverwertung sprechen. Und wenn der Drittliga-Tabellenführer einen Elfmeter und zwei überragende Einzelaktionen braucht, um einen tapfer kämpfenden Aufsteiger mit nur einem Tor Vorsprung in die Knie zu zwingen, hält sich die Enttäuschung doch einigermaßen in Grenzen und haben sich die Jungs auf dem Rasen so teuer wie möglich verkauft. Und im Rückspiel, in unserem HKS, da sieht die ganze Geschichte womöglich dann noch mal ein ganzes Stück weit anders aus.

Immer kämpfen – immer siegen! Immer vorwärts, FCM!

 

Beitragsbild via @1_FCM

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