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Nur noch 5

FC Carl Zeiss Jena – 1. FC Magdeburg, 27. Spieltag, 0-4 (0-3)

Fünf Siege fehlen den Größten der Welt nach dem 27. Spieltag noch zum Aufstieg in die 3. Liga. Seit Samstag steht außerdem fest, dass der Weg in den Profifußball über die Kickers aus Offenbach führen wird und völlig unabhängig davon, wie es letztlich ausgeht, ist es eine absolute Katastrophe, dass am Ende einer dieser beiden traditionsreichen Clubs trotz Staffelsiegs weiter in der vierten Liga wird antreten müssen. Aber das ist noch einmal eine andere Geschichte, die zu gegebener Zeit mit Sicherheit erzählt werden wird. Vor die Relegation haben irgendwelche Fußballfunktionäre zunächst mal noch die Regionalligasaison gesetzt, und in der gewann der 1. FC Magdeburg sein Auswärtsspiel beim FC Carl Zeiss Jena souverän und in der Höhe auch völlig verdient mit 4-0. 

Der Club startete erwartungsgemäß ohne Steffen Puttkammer, der aufgrund seiner fünften gelben Karten aus dem Spiel gegen Bautzen aussetzen musste, dafür aber mit Rückkehrer Lars Fuchs und außerdem mit Marcel Schlosser für Christoph Siefkes. Kevin Kruschke rutschte so auf die rechte Seite, Sowislo und Reimann spielten erneut zentral im Mittelfeld. Den Abwehrverbund bildeten Silvio Bankert, Nico Hammann, Felix Schiller und Nils Butzen. Letzterer erwischte gegen Jena vor allem offensiv einen absoluten Sahnetag und erzielte im Stile eines Spitzenstürmers zwei tolle Treffer – seine ersten beiden in dieser Spielzeit.

Bei den Jenaern merkte man von Beginn an, dass sie sich nicht noch einmal so präsentieren wollten wie bei der 0-3-Hinspielniederlage in Magdeburg. Dementsprechend engagiert ging man zu Werke und versuchte, eigene Akzente zu setzen. Da der Club sich aber auch nicht versteckte, entwickelte sich ein recht munteres Spielchen, bis – ja, bis in Berlin bei der Partie der Viktoria gegen den FSV Zwickau der erste Treffer fiel und der Mitteldeutsche Rundfunk, der die Daheimgebliebenen dankenswerterweise mit Live-Bildern versorgte, beschloss, aus der angekündigten Übertragung der Partie Jena-Magdeburg eine Konferenzschaltung mit der Parallelpartie der Zwickauer zu machen.

Man verstehe mich nicht falsch: Natürlich ist es absolut großartig, dass der MDR Viertligafußball live zeigt. Ich bin dafür sogar wirklich dankbar, weil ich meinen Club dadurch mitunter auch dann live sehen kann, wenn ich es eben nicht ins Stadion packe. Nur: Wenn man Jena gegen Magdeburg groß ankündigt, sollte man dann auch Jena gegen Magdeburg zeigen.

Tat man aber nicht. Glücklicherweise hieß es kurz darauf, wie man das ja auch aus Konferenzschaltungen kennt (die dann allerdings auch so heißen): „Tor in Jena!“ – Christian Beck hatte in der 17. Minute das 1-0 erzielt. Wenige Minuten später, man durfte sich kurz noch die Entstehung des Führungstreffers aus verschiedenen Zeitlupen zusammenkonstruieren, sprang man dann beim zweiten Treffer der Zwickauer gleich wieder nach Berlin. Der Zuschauer zuhause auf der Couch durfte nun gezwungenermaßen einem Eik Galley lauschen, der nach immerhin schon 23 gespielten Minuten bei der Partie Viktoria Berlin gegen den FSV Zwickau von einer Vorentscheidung fabulierte.

Es stellten sich mir also zwei Fragen: 1.) Wie gut ist Eik Galley mit dem Verband vernetzt bzw. was weiß er schon, was der ahnungslose Zuschauer noch nicht weiß? und 2.) Was passiert eigentlich, wenn der FSV noch so 3, 4 Tore schießt? Würden wir dann vor der Mattscheibe durchgehend Berliner Dorffußballidylle genießen dürfen, während sich in Jena deutlich hörbar vor allem der Gästeblock in kontinuierlichem Support übte und einen großen Anteil daran hatte, dass der Klassiker gegen Jena in einem würdigen Rahmen (wenn auch einem viertklassigen) stattfand?

Wir werden es nie erfahren, weil es dann irgendwann wieder zur Übertragung an den Kernbergen ging, bei der der interessierte Zuschauer ein sensationelles Eigentor des Jenaers Pierre Becken bewundern durfte, der nur seinen Gegenspieler, aber nicht den lang geschlagenen Ball im Blick hat und selbigen mit einem eher unabsichtlichen Kopfball zum 2-0 für Blau-Weiß in die Maschen lenkt. Und als dann auch noch in der 45. Minute das 3-0 nach einem schicken Spielzug fällt, der letzten Endes mit Butzens überlegtem Flachschuss in die linke Ecke endete, waren die Messen im Ernst-Abbe-Sportfeld eigentlich gesungen.

Nicht mehr auf dem Platz war zu diesem Zeitpunkt übrigens Stammkeeper Jan Glinker. Warum, erschloss sich leider auch erst wieder über diverse Zeitlupen (genau, zum Zeitpunkt der Spielszene, die schließlich zur Auswechslung führte, war man selbstverständlich in Berlin), so richtig gut sah das aber auch in der 3. Perspektive nicht aus. So kam Matthias Tischer zu seinem ersten Regionalliga-Einsatz seit der Partie in Auerbach am 9. Spieltag, hielt den Rest des Spiels sicher und sorgte mit dafür, dass der Club nun schon seit 9 Partien ohne Gegentor ist. Was auch mit daran lag, dass Jena zwar mitunter gefällig nach vorn spielte, aber dann vor dem Tor die letzte Konsequenz vermissen ließ oder unsere Abwehr eben klären konnte.

Die zweite Halbzeit begann dann mit engagierten Hausherren, einem etwas passiven FCM – und zwei Toren in Berlin, die wieder für ein Umschalten ins Stadion Lichterfelde sorgten und Herrn Galley abermals von einer Vorentscheidung sprechen ließen. Diesmal war aber nicht der Spielausgang gemeint, sondern vermeintlich die Frage, wer denn nun am Ende der Saison den ersten Platz belegen wird. Viktoria hatte schließlich ausgeglichen und es ist natürlich für alle Beteiligten vollkommen klar, dass ein Unentschieden in Berlin bei gleichzeitigem Sieg des Clubs in Jena und noch 3 ausstehenden Begegnungen mit dann zwei Punkten Vorsprung für Blau-Weiß die absolute Vorentscheidung im Meisterschaftsrennen ist. Wie kommt man eigentlich auf solche Zusammenhänge?

Derweil in Jena: Verletzung von Marcel Schlosser, der durch René Lange ersetzt wurde. Und ein zweites großartiges Tor von Nils Butzen, der zentral vor dem Tor angespielt wird und das Spielgerät gefühlvoll über Keeper Berbig in den Kasten lupft. Wenn da mal nicht einer durch seine Vertragsverlängerung unter der Woche einen richtigen Schub bekommen hat – sehr, sehr schön! Sehr schön ist auch eine Randnotiz aus der 80. Minute, in der nämlich Nachwuchshoffnung Tarek Chahed zu seinen ersten Regionalliga-Minuten kam, als er den gelb vorbelasteten Lars Fuchs ersetzen durfte. Alles in allem also ein ziemlich gelungener 27. Spieltag, bei dem am Ende zu hoffen bleibt, dass wir den Sieg in Jena mit den verletzungsbedingten Ausfällen von Marcel Schlosser und Jan Glinker nicht möglicherweise teuer erkauft haben.

Und der MDR? Stellte dann doch noch fest, dass die Einblendungen aus Berlin möglicherweise doch ein wenig lang waren:

Mehr noch, auch mit einer Angabe zu den effektiven Übertragungsminuten beider Partien kam man um die Ecke:

Daumen hoch dafür und bei aller Kritik muss man letzten Endes ja doch dankbar sein, dass der MDR auch die vierte Liga hin und wieder mit Bewegtbildern versorgt.

Für die Größten der Welt geht es am kommenden Wochenende gleich mit dem nächsten Klassiker weiter: Im heimischen Heinz-Krügel-Stadion ist am 28. Spieltag der BFC Dynamo zu Gast. Drei Spiele noch bis zur Relegation, fünf bis Liga 3. Und wenn wir die alle gewinnen, von mir aus auch mit verkappten MDR-Konferenzschaltungen.

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