Fortuna Köln – 1. FC Magdeburg, 6. Spieltag, 2-1 (2-1)
Alles Gute Felix Schiller! Die Mannschaft sang für dich! @1_FCM Maschine, du bist niemals alleine! pic.twitter.com/svn54VawuS
— 1. FC Magdeburg (@1_FCM) 28. August 2015
Es ist bezeichnend für diese unglaubliche Mannschaft, dass es zweier Elfmeter und zweier nach 36 Minuten quasi zeitgleich verletzter Innenverteidiger bedurfte, um ihr die erste Saisonniederlage beizubringen. Ebenso, wie es bezeichnend ist, dass die Gedanken des gesamten Teams inklusive sportlicher Leitung und Trainerstab direkt nach dem Spiel zu allererst mal beim schwer verletzten Felix Schiller waren. Für die sportliche Bilanz bleibt festzuhalten, dass der 1. FC Magdeburg in der sechsten Saisonbegegnung die erste Niederlage kassierte und sich bei einem überragenden Jan Glinker bedanken kann, dass es überhaupt bis zum Ende spannend blieb. Dass man in Köln vielen Widrigkeiten strotzte und am Ende fast noch einen Punkt aus dem Südstadion entführt hätte, sollte aber den Ärger über die Niederlage ein wenig mildern und dafür sorgen, dass die Köpfe nach dieser Partie nicht allzu lange hängen. Der Achillessehnenriss von Felix Schiller zeigt außerdem, wie schnell das sportliche Geschehen auch mal völlig in den Hintergrund treten kann.
Das Auswärtsspiel begann für mich zunächst erst einmal mit der Erkenntnis, dass in Köln so manches irgendwie… anders ist als anderswo. Statt Schließfächern stehen im Kölner Hauptbahnhof abgefahrene Gepäckaufbewahrungssysteme, die die einzuschließende Tasche irgendwohin abtransportieren und (hoffentlich) sicher verwahren, dafür aber mit stolzen 7 (!) Euro für mehr als zwei Stunden zu Buche schlagen. Und statt einer ordentlichen Stadionbratwurst bekommt man im Südstadion der Fortuna aus Containern, die wohl überwiegend durch Ferienschüler bewirtschaftet werden, Bockwurst (!) und Stadionbretzel gereicht, ergänzt um alkoholfreies Kölsch (dem weißen Schimmel unter den Stadionbieren) und Cola etc. im handlichen 0,3-l-Pappbecher für 2,50 Euro. Außerdem gibt es Schokoriegel für 1 Euro, aber das ist eher noch mal eine Geschichte für die “Die Stadien der Anderen”-Serie hier im Blog.
Jens Härtel schickte erwartungsgemäß Niklas Brandt für Marius Sowislo auf den Rasen, ansonsten durfte die gleiche Elf ran, die nur wenige Tage vorher bereits gegen den Chemnitzer FC erfolgreich war. Tarek Chahed rutschte von der Tribüne wieder auf die Bank, neben ihm nahmen die derzeit üblichen Verdächtigen Platz. Die Anfangsphase der Begegnung gehörte ganz klar den Gastgebern, die mit ihren schnellen Offensivkräften immer wieder gefährlich in den Strafraum kamen und nach wenigen Minuten gleich die erste ganz dicke Chance verbuchen konnten, die Jan Glinker im Magdeburger Tor aber überragend vereiteln konnte. Eine Szene mit Déjà-vu-Potential – die Kölner Stürmer sollten in Glinker noch einige Male ihren Meister finden.
Obwohl (zumindest für mich) in dieser Phase des Spiels etwas überraschend, gingen in Minute 19 zunächst erst einmal die Größten der Welt in Führung. Einen schönen Konter schließt Christian Beck in feinster Christian-Beck-Manier mit einem trockenen Schuss links ins Tor ab – keine Chance für Kölns Keeper Poggenborg. Spätestens jetzt war hier Musik in der Partie und die mit knapp 1.300 Menschen erneut gut gefüllte Gästekurve ordentlich am Lärm machen. Bis zu diesem Zeitpunkt lief ja auch alles nach Plan: Man hatte die Anfangsoffensive der Gastgeber überstanden, war selbst in Führung gegangen und konnte nun das Spiel spielen, das man gemeinhin auf fremdem Platz am liebsten spielt: Kompakt stehen, den Gegner kommen lassen und auf Konter lauern.
In der 26. Minute hatte sich dieser Plan dann allerdings schon wieder erledigt: Der ansonsten starke André Hainault kann einen Kölner im Strafraum nur per Foul stoppen, den völlig berechtigten Elfmeter versenkt Johannes Rahn nach verzögertem Anlauf flach links ins Tor. Alles zurück auf Anfang also. Dann zeigt Schiedsrichter Kempkes in der 29. Minute erneut auf den Punkt – warum, wird wohl nur er allein wissen. Bei einem Zweikampf im Strafraum zwischen Christopher Handke und Michael Kessel ist es aus meiner Sicht klar Handke, der gefoult wird – und aber eine gelbe Karte und den Elfmeterpfiff gegen sich kassiert. Erneut Rahn, erneut verzögerter Anlauf, erneut flach links und es steht 1-2 aus Magdeburger Sicht.
Selbstverständlich kann man sich jetzt trefflich und in epischer Breite über diese erste und leider auch nicht einzige Fehlentscheidung aufregen (was aber immer auch die Annahme einschließt, dass man das Geschehen auf dem Rasen als einfacher Fan ohne Schiedsrichterausbildung hinter dem Tor stets vollkommen fehlerfrei beurteilen kann). Nur: Die Saison ist noch sehr lang und mit ziemlicher Sicherheit werden auch noch Spiele kommen, in denen es genau anders rum läuft und wiederum wir von einer falschen Einschätzung des Unparteiischen profitieren. Das macht es jetzt in diesem konkreten Fall nicht besser, aber es kann ja auch nicht schaden, das mal im Hinterkopf zu behalten. Außerdem waren zu diesem Zeitpunkt noch 60 Minuten zu spielen – genügend Zeit also, noch einmal selbst zum Torerfolg zu kommen.
Dann die folgenschwere 36. Minute, in der die Größten der Welt auf einen Schlag gleich beide derzeit etatmäßigen Innenverteidiger verloren: Nach einem Foulspiel bleibt Felix Schiller liegen und muss nach längerer Behandlungspause sogar mit der Trage vom Platz. Die Diagnose sollte später, wie oben schon erwähnt, „Achillessehnenriss“ lauten. Kurz vorher hatte es schon Christopher Handke nach einem Duell an der linken Außenlinie erwischt. Beide mussten also runter und wurden durch Silvio Bankert und Steffen Puttkammer ersetzt. Trainer Härtel stellte auf Dreierkette um, in der Puttkammer, der gleich wieder lautstark das Kommando übernahm, als wäre er nie weggewesen, zentral spielte und neben dem sich Bankert rechts sowie Hainault links einordneten. Gewagtes Manöver gegen eine gastgebende Mannschaft, die unsere Abwehr vorher schon gut beschäftigt hatte und nun ihrerseits in der komfortablen Situation war, den Vorsprung zu verteidigen und ansonsten auf Konter zu lauern. Was sie übrigens auch ziemlich gut machten – und kurz vor dem Pausenpfiff noch einmal Jan Glinker prüften.
Irgendwie war es ganz eigenartig: In der Halbzeitpause war neben Felix Schillers Verletzung natürlich der 2. Elfmeter Gesprächsthema Nummer eins, obwohl es in Anbetracht der Chancenverteilung auch ohne die Strafstöße gut und gerne 1-2 hätte stehen können. So aber dominierten das Gefühl der ungerechten Behandlung und die Frage, was wohl in Halbzeit 2 noch gehen würde.
Die Geschichte des zweiten Durchgangs ist dann, trotz einiger Aufreger, bei denen vor allem der Schiedsrichter im Mittelpunkt stand, schnell erzählt: Die Größten der Welt versuchten alles, den Ausgleich zu erzielen, waren aber im letzten Angriffsdrittel nicht konsequent genug, während die Kölner ihre knappe Führung mit allem, was sie hatten, clever verteidigten. Also so ein bisschen wie einige andere Spiele mit Magdeburger Beteiligung in dieser Saison, nur eben mit vertauschten Rollen.
Am Ende verlieren wir dieses Spiel nicht nur aufgrund eines unberechtigten Elfmeters. Wir verlieren es auch, weil die Mannschaft mit einem Schlag den Ausfall des kompletten Innenverteidiger-Duos kompensieren und gleichzeitig noch versuchen musste, irgendwie selbst ein Tor zu erzielen. Dazu hatte man nach dem Rückstand knapp 60 Minuten Zeit, schaffte es aber eben auch nicht, sich (abgesehen von Standards) ausreichend zwingende Torgelegenheit herauszuspielen, was natürlich auch an einem leidenschaftlich verteidigenden Gegner lag. In der fünfminütigen Nachspielzeit fehlte dann an diesem Tag einfach auch das nötige Glück, das man braucht, um den Ball irgendwie doch noch über die Linie zu drücken (Bankert, Waseem Razeek). So ist das eben manchmal.
Dementsprechend lässt mich nach der dritten Auswärtsbegegnung in Liga 3 auch nicht der erste Mißerfolg mit Sorgenfalten zurück, sondern eher der momentane Krankenstand in der Mannschaft. Vielleicht ist es da gar nicht so schlecht, dass das Heimspiel gegen Osnabrück auf den 15.09. verschoben wurde und man nun ein paar Tage länger Zeit hat, nach der englischen Woche durchzuschnaufen und die eine oder andere Blessur auszukurieren. Wann Felix Schiller wieder mitwirken kann, ist indes vollkommen offen, an dieser Stelle sei ihm alles Gute und eine schnelle Genesung gewünscht! Um es mit den Worten unseres Trainers zu sagen:
„Bei der Verletzung von Schiller erkennt man […], wie nebensächlich Fußball eigentlich ist.“
Kämpfen, Maschine! Du bist niemals alleine!
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