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Punktspielsparring

1. FC Magdeburg – VFC Plauen, 19. Spieltag, 5-0 (2-0)

Mit einem standesgemäßen 5-0 siegte der 1. FC Magdeburg am 19. Spieltag gegen den insolventen VFC Plauen vor der Saison-Punktspiel-Rekordkulisse von 11.245 Zuschauern. Die Vogtländer wehrten sich dabei insbesondere in der ersten Hälfte tapfer, fanden aber letzten Endes überhaupt keine Mittel und schossen insgesamt einmal ernsthaft auf das Tor von Jan Glinker. Mal völlig unabhängig von der rein rechtlichen Frage, ob der VFC Plauen nun als vollwertiges Liga-Mitglied behandelt und weiter um Punkte spielen dürfen sollte oder nicht, steht da im Moment in keiner Weise eine regionalligataugliche Truppe auf dem Platz. Wettbewerbsverzerrung ist es also jetzt schon und aus meiner ganz persönlichen Sicht wäre es nur recht und billig, den Plauenern und dem Rest der Liga die verbleibenden Punktspiele mit VFC-Beteiligung einfach zu ersparen. 

Derzeit sieht es aber nicht danach aus, also ging es auch am 19. Spieltag in Magdeburg um ganz normale Regionalligapunkte. Dementsprechend stellte Jens Härtel auch die bisherige Rückrunden-Stammelf auf, bei der Marcel Schlosser aber Marius Sowislo ersetzte, der aufgrund einer fiebrigen Erkältung nicht im Kader stand. Ebenso wie Christoph Siefkes, der momentan offenbar nur in der U23 zum Einsatz kommt und dort in der Stadtoberliga im letzten Spiel immerhin 2 Tore schoss. Interessanterweise nahm Lars Fuchs Sowislos Position ein und spielte neben Sven-Torge Bremer, Schlosser besetzte die linke Offensivseite, Beck spielte wie gewohnt im Sturmzentrum, rechts neben ihm Babelsberg-Siegtorschütze Nicolas Hebisch. Zusammen mit den erneut extrem hoch stehenden Außenverteidigern Nico Hammann (rechts) und Fabian Zittlau (links) und der Dreier-Innenverteidigung mit dem zentralen Steffen Puttkammer sowie Silvio Bankert (links) und Felix Schiller (rechts) entstand so quasi ein 3-4-3. Allerdings erlaubte man sich phasenweise den Luxus, sozusagen mit einer „Angriffs-Viererkette“ zu spielen und alle Spieler außer Torwart Jan Glinker in die Plauener Hälfte zu verschieben. Sah interessant aus, war gegen diesen Gegner aber in jedem Fall auch mal einen Versuch wert.

Blau-Weiß startete schwungvoll in die Partie, tat sich aber zunächst schwer, wirklich zwingende Aktionen auf das Plauener Tor zu bringen. Ein Elfmeterpfiff nach Foul an Puttkammer brachte dann das 1-0. Torschütze Hammann hatte dabei in der 13. Minute aber Glück, dass Patrik Klimo im Plauener Tor seinen schwach geschossenen Elfmeter zwar hält, aber nach vorne abklatschen lässt, sodass der Ball dann nach einigem Gestochere doch im Tor landete. Witzig war, dass ich das Tor von meinem Standort auf der Nordtribüne aus zunächst nur mitbekam, weil plötzlich die gut besuchte Südtribüne zu jubeln begann. Dort sitzt normalerweise nur ganz selten mal jemand, dank des FCM-Familientages mit freiem Eintritt für Frauen, SchülerInnen und StudentInnen war aber auch diese Ecke des Stadions diesmal richtig gut besucht. Und so wurde zuerst dort gejubelt, dann in den Blöcken 12 und 24 und schließlich im ganzen Stadionrund – ein Effekt, den ich schon ziemlich lange nicht mehr erlebt habe, an den ich mich aber gut gewöhnen könnte. Das 2-0 in der 24. Minute dann eine wirklich schöne Einzelaktion von Christian Beck, der überhaupt gegen Plauen mit Spielfreude, Spielwitz und dem einen oder anderen technischen Kabinettstückchen (!) glänzte. Er bekommt den Ball auf dem linken Flügel, sieht, dass Klimo viel zu weit vor dem Kasten steht und schlenzt den Ball gefühlvoll über den Keeper hinweg in die Maschen. Großartiger Treffer zum 2-0, der gleichzeitig auch den Halbzeitstand markieren sollte.

Kurz nach Wiederanpfiff in Spielminute 49 das 3-0 durch Nicolas Hebisch, der im Strafraum einfach mal abzieht. Der Plauener Keeper lässt den Schuss, der nicht mal sonderlich stramm geschossen war, unter sich durchrutschen und zack! ist der Ball im Tor. Nicolas Hebisch wird mir übrigens langsam ein wenig unheimlich: In diesem Spiel habe ich immer mal versucht, explizit auf ihn zu achten und mich dann ein paar Mal dabei ertappt, dass ich ihn kurze Zeit später schon wieder vollkommen aus den Augen verloren hatte. „Unauffällig“ beschreibt seine Spielweise derzeit wohl am besten – solange er aber in jeder Partie seine Bude macht, soll es mir recht sein.

Eine erneut richtig starke Leistung von Steffen Puttkammer belohnte dieser selbst mit dem 4-0 (55. Minute), das aus meiner Sicht aber ganz schön nach Abseits roch… das tat dem Jubel auf unserer Nordtribüne aber keinen Abbruch und auch Puttkammer gönne ich diesen Treffer, der entstehen konnte, weil Plauen den Ball einfach nicht aus dem Strafraum bekam, außerordentlich. Als zentraler Abwehrmann macht er seine Sache im Moment wirklich hervorragend, weil er vor allem eine (subjektiv wahrgenommene) super Quote hat, was erste Bälle aus der Abwehr bzw. zum Spielaufbau betrifft. In der zweiten Halbzeit gab es die eine oder andere Situation, in der er verhältnismäßig lange wartete und dann aber die Bälle sicher und überlegt in die freien Räume im Mittelfeld spielte, sodass sie von den Kollegen gut erlaufen, verarbeitet und gleich sinnvoll weitergespielt werden konnten. Hat mir erneut sehr gut gefallen! Christian Beck schließlich noch mit dem 5-0 und seinem zweiten Treffer nach 70 Minuten in bester Mittelstürmer-Manier, als er einfach goldrichtig steht, den Ball technisch großartig mitnimmt und ihn mit einem langen Bein über die Linie drückt.

Insgesamt erinnerte das Spiel mehr an ein Saisonvorbereitungs-Match gegen einen unterklassigen Gegner, als an ein reguläres Regionalliga-Match – was auch daran lag, dass wir nicht jede Situation mit der letzten Konsequenz zu Ende spielten. Nicht unerwähnt bleiben soll aber auch eine schöne Plauener Aktion in der zweiten Hälfte, in der ein Plauener Spieler mit einem Solo unsere halbe Hintermannschaft umkurvt und dann letzten Endes am beherzten Eingreifen von Jan Glinker scheitert. Aber ganz ehrlich: selbst ein Ehrentreffer der Vogtländer wäre mehr als schmeichelhaft gewesen.

Der Stimmung auf den Rängen tat das aber überhaupt keinen Abbruch: die Nordkurve feierte den Verein, die Mannschaft und sich selbst ausgiebig und konnte es sich natürlich auch nicht nehmen lassen, ein ordentliches Statement in Richtung NOFV abzugeben:

Wenn man da so auf der Nordtribüne steht, sieht man den Spruchband-Text ja in der Regel immer erst hinterher auf Fotos wie dem obigen; wenn beim Entrollen der Tapete aber sowohl die Haupt- als auch die Gegentribüne applaudieren, weiß man direkt, dass der Text gesessen haben muss. Und recht haben sie ja schließlich auch, die Jungs und Mädels aus Block U.

Der Plauener Anhang mit sowas wie einer Antwort, die wohl witzig sein sollte und einem eigenen Spruchband, auf dem „Warum liegt hier eigentlich Stroh?“ zu lesen war. Joa.

Nach Hause fuhr ich an diesem 19. Spieltag mit 3 Erkenntnissen: erstens ist mir mal wieder klar geworden, wie großartig es ist, wenn im Stadion wirklich jede Tribüne gut bevölkert ist (auch wenn dieses Mal zugegebenermaßen eine Freikartenaktion dafür verantwortlich war). In solchen Spielen kann man schon ganz gut erahnen, wie wohl erst die Luzi abgehen muss, wenn wir endlich in der dritten Liga spielen. Zweitens finde ich es jedes Mal aufs Neue wirklich faszinierend, dass man am Ende jeder Blockpolonaise, egal ob rechts oder links lang oder mit Blockteilung, immer wieder tatsächlich an seinem Ausgangspunkt, sprich an seinem regulären Platz, ankommt. Bestimmt gibt es dafür eine ganz simple Erklärung, die ich aber eigentlich gar nicht wissen will, weil so eine Spur kindliche Naivität und Ahnungslosigkeit ab und an doch recht heilsam sind. Und drittens ist nun endlich auch empirisch belegt, dass ich mir meinen ersten leichten Sonnenbrand des Jahres regelmäßig im Stadion hole. Nun ja, für so etwas gibt es sicher auch deutlich schlechtere Orte…

Weiter geht die wilde Fahrt in der Regionalliga Nordost nun gegen den ZFC Meuselwitz in der Zipsendorfer bluechip-Arena, traditionell für uns ja eher schwierig zu bespielendes Geläuf. Anpfiff für dieses Spiel unter Flutlicht ist am 13.03. um 19 Uhr, den Vorbericht gibt es wie gewohnt im Laufe der Woche. In diesem Sinne: einmal – immer!

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