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Ein Spiel, zwei Perspektiven: Türkgücü München (A)

Türkgücü München

Christian Titz brachte in seiner ersten Partie als Cheftrainer des 1. FC Magdeburg einigen (er)frischen(den) Wind, aber leider noch nicht den gewünschten Erfolg: Mit 1:2 verliert der FCM auch sein viertes Rückrundenspiel, zeigt dabei bis zum einsetzenden Schneetreiben in München aber eine überwiegend gute Leistung gegen Aufsteiger Türkgücü. Der Blick auf die Begegnung am 24. Spieltag:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Dieses Mal hatte ich keine wirklichen Erwartungen. Ich war mehr (viel mehr) gespannt auf die Spielweise, die unsere Jungs an den Tag legen würden. Kann man innerhalb von drei Tagen die Köpfe freibekommen und neue Spielphilosophien einpflanzen? Oder dauert das nicht etwas und sollte man schon vor Beginn keinerlei Erwartungen hegen? Ich ging heute wirklich mit einer Art Spannung in das Spiel, dass ich mich eher auf die Taktik und Ausrichtung konzentrieren wollte. Da war mir (ehrlicherweise) irgendwie das Ergebnis egal. Ich weiß, jeder Punkt zählt, aber meine Hoffnung stirbt erst am 38. Spieltag.

Alex:

Mir ging es ähnlich. Riesige Erwartungen hatte ich auch keine; was würde ein neuer Trainer in den paar Tagen schon groß verändern können? Allerdings war ich, genau wie Nicole, durchaus neugierig, an welchen kleinen Stellschrauben Christian Titz wohl gedreht hatte. Naja, und dann ging es ja gegen eine Münchner Mannschaft, was die Wahrscheinlichkeit, Punkte mitzunehmen, zumindest ja schon einmal statistisch erhöht. Insofern war die Gefühlslage vor der Partie eine interessiert-neugierig-vorfreudige, womit bereits vor dem Anpfiff deutlich mehr Emotionen spürbar waren als noch zuletzt. Und das ist doch schon mal was.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Abgeschottet und konzentriert. Nach der Bekanntgabe der Aufstellung wollte ich mich nicht auf eventuelle Formationsvarianten festlegen. Ich wollte es live sehen. Eine Viererkette war schon fast obligatorisch, doch als ich sah, dass Behrens phasenweise den Innenverteidiger markierte, sah ich die erste Änderung in der Spielweise. Hoch stehen. Pressing, Pressing, Pressing. Den Gegner in die eigene Hälfte drängen. Viel Ballbesitz. Ja … ich muss sagen, das gefiel mir.

Bis zum ersten Gegentor. Das war blöd. Dann gleich das zweite kassiert. Und da kamen wieder meine Gedanken: „Wieso passiert uns immer dieser Mist? Wieso kann das nicht auch dem Gegner passieren?“ Doch Aufgeben war heute irgendwie nicht. Die Finger flogen über die Tastatur, die Köpfe hingen nicht, sondern es ging weiter nach vorne. Dann holten wir seit langem mal wieder einen Elfmeter raus. Den nahm Sören Bertram auch gerne mit und ausgerechnet der „verstoßene“ Gjasula schnappt sich den Ball von Sané und markiert den Anschlusstreffer. In diesem Moment dachte ich wirklich noch, dass wir den Ausgleich schaffen.

Doch die richtigen Chancen waren irgendwie Mangelware, obwohl wir uns ziemlich häufig in des Gegners Hälfte aufgehalten hatten. Türkgücü parkte einen ganzen Bus im Strafraum und dann wird es für jeden schwer. Und die Hoffnung, dass so ein Duseltor auch uns mal geschenkt wird, die begrub ich gleich ganz tief. Dann zeigte sich in der zweiten Halbzeit, dass die Kräfte schwanden und sich der Gegner gut auf uns einstellte. Tja … und dann schneite es auch noch mitten im Winter. Zudem stehen wir wieder mit null Punkten da. Aber ich sah ein gutes Spiel unseres 1.FC Magdeburg, was mich dieses Mal nicht so deprimiert in die Nacht entließ.

Alex:

Ich verfolgte die Partie wieder auf der Couch im heimischen Wohnzimmer. Bald ist es ein Jahr her, dass ich das letzte Mal mit meinen Leuten in der Kurve stand, Lob- und Klagelieder auf meinen Verein sang, unterschiedlichste Menschen traf, mir, wenn ich mich richtig erinnere, den Allerwertesten abfror und den damals noch obligatorischen Punktverlust in Duisburg live miterlebte. Wahnsinn, wie mir das fehlt. Also, alles bis auf den letzten Aspekt.

Der Auftakt in die Partie verlief mit dem abgefälschten Treffer zum 0:1 aus unserer Sicht natürlich maximal unglücklich und nach dem schnellen, dafür aber sensationell gemachten 0:2 dachte ich mir schon: „Ach Du grüne Neune!“ Aber: Mir gefielen sowohl die Reaktion des Teams auf den frühen Rückstand als auch das Auftreten der Mannschaft insgesamt. Jetzt ist es natürlich so, dass man ja immer auch irgendwie das sieht, was man sehen möchte. Ich fand aber durchaus, dass da schon eine andere Körpersprache und eine andere Einstellung am Start waren als noch zuletzt.

Der Elfmeter für uns war natürlich dankbar, in der Folge gab es dann sogar richtig schöne Spielzüge, z.B. in der 25. Minute mit Granatowksi oder nach 33 Minuten mit Bertram und Jakubiak. Wenn doch nur der verdammte Ball einfach mal ins Tor gehen würde …

In der Halbzeit war ich mir absolut sicher, dass wir die Partie nicht verlieren würden und die Minuten nach Wiederanpfiff bestätigten meine Hoffnung dann auch. Türkgücü nur noch mit langen Bällen, der Club sehr bemüht, aber, naja, mit dem alten Problem, dass das bis zum Strafraum zwar irgendwie ganz passabel aussieht, dann aber nicht mehr furchtbar viel passiert. Mit dem einsetzenden Schneetreiben wurde es dann natürlich nicht einfacher. Und klar, mit den Witterungsbedingungen mussten selbstverständlich beide Teams klarkommen, nur ist das für die Mannschaft, die „einfach nur“ hinten dicht machen muss, vermutlich einfacher als für das Team, das einem Rückstand hinterher läuft. Nun ja, der Rest ist ja bekannt – wieder keine Punkte für den Club. Ich nehme allerdings einige gute Ansätze mit und hoffe, dass wir direkt im nächsten Spiel darauf aufbauen können.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Zwei Gegentore zu viel.

Alex:

Es bleibt ein langer Weg.

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Schneegestöber, fehlende Seitenlinien und spät herausgeholte rote Bälle. Schnee in Bayern und im Februar ist ja eigentlich nichts Ungewöhnliches und so hat es mich doch verblüfft, dass Schneeschieber und rote Linienfarbe nicht mit Blick auf den Wetterbericht von vornherein herausgeholt wurden.

Abseits des Platzes blieb mir somit viel „Weiß“ in Erinnerung. Spielerisch fehlte mir die weiße Weste. Somit heißt es in den verbleibenden 15 Spielen, den Kampf endlich aufzunehmen. So, wie wir gegen Türkgücü gespielt haben, so schaffen wir das. Doch die Punkte werden uns aufgrund eines schönen Spiels allein nicht automatisch gutgeschrieben.

Was mir abschließend aber in Erinnerung bleibt, ist, dass die drei (vor Saisonbeginn) auserkorenen Führungsspieler heute das erste Mal seit Monaten wieder zusammen auf dem Platz standen und irgendwie mehr Spielwillen ausstrahlten. Dabei will ich es aber auch belassen.

Alex:

Neben dem relativ krassen Schneetreiben und dem verzweifelten Versuch der Leute vor Ort, den Platz für die letzten 10 Minuten bespielbar zu kriegen bzw. zu halten, bleibt auf jeden Fall dieser Wahnsinnssprint von Sirlord Conteh in Spielminute 62 in Erinnerung. Nur für diese eine Aktion hatte sich die Einwechslung schon gelohnt; Sararer weiß vermutlich immer noch nicht, wo Conteh plötzlich herkam. Ein Teil von mir wünscht sich ja so ein „Conteh sprintet zu Personen und Dingen“-Video, ungefähr in der Machart der „Neymar Rolling“-Memes nach der letzten WM. Vielleicht findet sich ja jemand, der das basteln will. Do your magic, internet!

Das Foto des Spieltags:

Mit Stadionfotos war es diesmal schwierig. Wir entschieden uns daher für die folgende Aufnahme, die eine der Geschichten des Spiels aber dennoch recht gut zusammenfassen dürfte:

Türkgücü München

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