Permalink

0

Ein Spiel, zwei Perspektiven: Viktoria Berlin (A)

Die FCM-Gästekurve bei Viktoria Berlin

Tja, was soll man sagen, außer, dass sich der 1. FC Magdeburg im Saisonendspurt in einer handfesten Ergebniskrise befindet? Gegen Viktoria Berlin gab’s die zweite Punktspielniederlage in den letzten drei Partien, seit dem Auswärtserfolg bei den Würzburger Kickers am 26.2., also seit über einem Monat, wartet der Club auf einen Sieg. Schön ist das nicht, aber noch ist der Vorsprung ja recht komfortabel. Und vielleicht ist ja genau das das Problem … So haben wir jedenfalls die Begegnung in Berlin gesehen:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Ein Schützenfest in Berlin mit voller Hütte im Gästebereich. Ja, das waren meine Erwartungen und meine Hoffnungen. Zurück in die Erfolgsspur finden. Das Warmschiessen im FSA-Pokal gegen Halle-Ammendorf machte mir Hoffnung. Von daher gab es für mich nur ein erfolgreiches Spiel.

Die Stimmung passte ja schon mal bei den Vorverkaufszahlen. Das Training wurde auf einen tiefstehenden Gegner konzipiert. Nur das Wetter sollte nicht so mitspielen. Sturm und Regen wurden in der Hauptstadt angesagt. Erwarteten uns wieder ein Kampfspiel und am Ende die langen Gesichter?

Alex:

Meine Erwartungen gingen in ziemlich genau die gleiche Richtung wie Nicoles; ich schrieb es ihr sogar am Spieltag noch: „Habe heute übrigens ein sehr gutes Gefühl, so Richtung Kantersieg“. Nun ja … irgendwie kommt es mir gerade ein bisschen so vor, als wäre ich in einer unguten Zeitschleife gefangen. Jede Woche die Erwartung, jetzt aber wirklich mal wieder überzeugend zu gewinnen. Jede Woche dann das gleiche Bild: Alles ganz nett, im Strafraum dann zu ungenau oder halt nicht konsequent/glücklich/abgezockt/willensstark/abschlussstark genug, dafür aber in der Defensive mit Schlafeinlagen und ordentlicher Aufbauhilfe für Teams, die es in dieser Saison nicht ganz so leicht hatten. Oder halt aus der hässlichen Stadt am stinkenden Fluss kommen, wo jeder Regentropfen eine andere Farbe hat.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Im Jahnsportpark. Dieses Stadion, was so unglaublich alt daherkam. Den alten DDR-Charme versprühte und mich in Kindheitserinnerungen schwelgen ließ. Die verwinkelten Räumlichkeiten, die Holzeinrichtung, die trotz ihrer 60 oder 70 Jahre noch fast wie neu daherkam. Unsere Presseplätze waren aufgrund des Regens und des Sturms nicht nutzbar. Wir zogen ein paar Etagen höher, doch es war nicht angenehmer, allerdings etwas trockener.

Und dann dieser Sturm. Dieser Regen. Dieser Rasen. Es passte alles nicht. Eines war uns klar. Wenn Berlin das erste Tor schießt, dann wird es ein Anrennen auf Zeit. Und leider kam es so, wie es nicht kommen sollte. Viktoria Berlin konterte uns aus und netzte frühzeitig zum 1:0. Danach wurden die Busse vorgefahren und es war wieder ein Spiel auf ein Tor, doch ohne nennenswerte Hochkaräter. Ein Tor kann man aber noch aufholen und man schafft es auch vielleicht mal, ein Spiel zu drehen.

Doch nach der Pause kam wieder der Nackenschlag. Konter und 2:0 und dann war es uns fast klar. Sollten wir nicht schnell genug einen Anschlusstreffer machen, gehen wir wieder leer aus. Mit der Einwechslung von Schuler und Brünker ging es immer weiter nach vorne. Doch das Tor in der 76. Minute kam, mal wieder, zu spät. Danach hatte der Gegner wieder mehr Glück als Verstand, viele Körper, die den Ball abprallen ließen. Es sollte nicht sein. Kein Unentschieden am Ende in Berlin und hinten raus waren alle gefrustet.

Wir waren durchgefroren, die Spieler pappesatt, die Fans durchnässt. Was in den Medien geschrieben wird, können wir schon jetzt erahnen. Die Krise wurde herbeigeredet, nun ist sie mit Ach und Krach da, doch ich vertraue den Jungs. Nächstes Spiel, nächste Chance. Sie haben sich nicht umsonst die vielen Punkt Vorsprung erspielt.

Alex:

Ich muss Nicole da ein bisschen widersprechen: Die Krise wurde nicht herbeigeredet, sondern herbeigespielt. Achtung, Phrase: Die Wahrheit liegt in allererster Linie auf dem Platz, nicht in irgendwelchen Zeitungen, Podcasts, Blogs, sozialen Medien oder Radiosendungen. Und da bleibt für die letzten Wochen festzuhalten: Der 1. FC Magdeburg ist derzeit schlicht nicht in der Lage, Spiele zu gewinnen. Und dass dann darüber gesprochen wird, vor allem bei einem Verein mit dieser Strahlkraft, ist ja vollkommen normal.

Das Thema für diesen Teil des Beitrags hier ist ja aber, wie ich das Spiel verfolgt habe, und da lautet die Antwort: Multimedial. Live blieb mir diesmal nur der eine oder andere kurze Blick auf den Ticker oder in die WhatsApp-Fanclub-Gruppe, später, als dann hier bei mir zuhause die ganze Bande im Bett war, gab ich mir noch die ersten 60 Minuten in der Wiederholung auf dem Fernseher, das letzte Drittel des Spiels schaute ich heute auf dem Tablet – was den momentanen Takt hier ganz gut einfängt, glaube ich.

Naja, und wie oben schon geschrieben, war es im Prinzip ja wieder das gleiche Spiel, das wir auch die letzten paar Male schon bewundern durften, insofern hat Nicole aus meiner Sicht alles Relevante schon gesagt. Hut ab mal wieder vor’m Gegner; ich glaube, inzwischen weiß die ganze Liga, wie gegen diese eine Spielidee, die Christian Titz mit seiner Mannschaft zeitigt, zu agieren ist, und auch wenn das alles nicht schön aussieht, reichen eben maximaler Einsatz, eine Zehnerkette (in Staffelungen) um den Strafraum und ein bisschen Glück, um dem Club die Punkte abzunehmen.

Insofern, ja, habe ich das Spiel in mehreren Abschnitten verfolgt und war von keinem wirklich überzeugt. Ich bin gespannt, was die nächsten Wochen wohl noch alles so bringen werden …

Der auffälligste Spieler:

Nicole:

Es fällt mir heute schwer, jemanden aus unserem Team herauszupicken. Wer mir heute gut gefallen hat, weil er immer wollte und sich in den Mann und Ball warf, war Kai Brünker. Daher entscheide ich mich für ihn. Er hat das Tor gewollt, er hat es gemacht und wollte mehr. Für das Team, die Mannschaft, die Fans.

Alex:

Auch hier kann ich mich wieder zu 100% anschließen. Hieße die Kategorie hier „Der auffälligste Akteur“, würde ich die Gästekurve nennen. Ordentlich lauter Abriss bei wirklich beschissenem Wetter, allergrößten Respekt dafür!

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Regen. Kälte. Sturm. Null Punkte.

Alex:

Die Lockerheit ist weg.

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Der alte DDR-Charme des Jahnsportparks. Man hört viel und doch ist nichts entschieden. Er soll abgerissen werden, dann wieder nicht. Dann soll die Sanierung starten, dann wieder nicht. Wie auch immer, das Stadion hat seine Schuldigkeit getan und bedarf wirklich einer Generalüberholung. Auch wenn es etwas nostalgisch daherkommt, so braucht es in der 3. Liga doch etwas Anderes und andere Bedingungen. Aber gut.

Des Weiteren werde ich mich daran erinnern, dass uns die Hauptstadt seit Langem mal wieder als Gast hatte. Ich denke an einen vernebelten Fernsehturm, Sturmböen, Regen, der auf die Tribüne peitschte, Kälte, die durch meine Glieder zog und das Gefühl, einfach nur auftauen zu wollen. Wie erging es da unseren Fans in der Kurve ohne Dach und mittendrin im Sturmgewühl?

Ich hoffe, dass alle gesund und munter das nächste Heimspiel erleben. Ohne Erkältung oder andere Beschwerden.

Alex:

In Erinnerung bleiben vor allem zwei Gedanken: Der FCM muss dieses Spiel nicht verlieren; Ito, Knost und Conteh hatten gute Torgelegenheiten, Brünkers Anschluss kam leider zu spät. Weil er halt selbst auch einfach zu spät auf den Platz kam, was mich zu Gedanke Nummer 2 bringt: Warum spielt Brünker nicht längst von Beginn an? Es ist doch deutlich zu sehen, dass diese Körperlichkeit im Sturmzentrum und die Fähigkeit, den Ball mal zu halten oder im Kopfballduell zumindest Gefahr auszustrahlen, dem Spiel des Clubs gut tut. Andererseits kann ich es schon auch irgendwo wertschätzen, so sehr an die eigene Spielidee zu glauben, dass der Trainer einfach dran festhält, getreu dem Motto: „Wir müssen nur so weiterspielen, wie wir es die ganze Saison getan haben, dann stellen sich die Ergebnisse schon auch wieder ein.“ Verstehe ich tatsächlich. Nur: Wann? Wie lange können wir uns das noch leisten? Und sollte der FCM wirklich warten, bis es Spitz auf Knopf steht? Also ich für meinen Teil hab‘ da jetzt nicht so Bock drauf und bin, wie gesagt, sehr gespannt, was uns in den nächsten Wochen alles noch so erwartet.

Das Foto des Spieltags:

Die FCM-Gästekurve bei Viktoria Berlin

(c) Nicole Otremba

 

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.