TSG Neustrelitz – 1. FC Magdeburg, 25. Spieltag, 0-1 (0-1)
Im Moment hat mich dieses ‚echte Leben‘ ja mal wieder voll im Griff, daher erst heute, mit einiger Verspätung und eher kurz die Gedanken zum wichtigen Auswärtssieg bei der TSG Neustrelitz. Der ja, wenn man sich die Pressekonferenz nach dem Spiel anschaut, von den Kontrahenten durchaus unterschiedlich bewertet wurde. Jens Härtel sah einen hochverdienten Sieg seiner Mannschaft, während Andreas Petersen wiederum seine Mannen als das bessere Team einschätzte. Die bei der Neustrelitzer Pressekonferenz offenbar ebenfalls anwesende allgemeine Öffentlichkeit hingegen hatte wohl eine gänzlich andere Wahrnehmung als unser Trainer. Die Wahrheit wird, wie so oft, wohl irgendwo dazwischen liegen. Fakt ist und bleibt aber, dass die Größten der Welt am Ende ein Tor mehr auf der Habenseite verbuchen konnten als Neustrelitz und den Platz dementsprechend als Sieger verließen.
Dabei war dieses Spiel vielleicht so etwas wie der letzte richtig große Prüfstein auf dem Weg in die Relegation und der Sieg somit, mal völlig unabhängig davon, wie er zustande kam, in vielerlei Hinsicht ein absoluter Big Point. Zunächst einmal gewann unsere körperlich wie sicherlich auch mental einigermaßen ausgelaugte Mannschaft bei einem Team, das in den sechs Spielen zuvor fünf Siege holte und nur gegen Zwickau auswärts verlor. Einem Team außerdem, gegen das es in den vorherigen fünf Ligapartien nie zu einem Sieg gereicht hatte. Mehr noch, man blieb einmal mehr ohne Gegentor – wenngleich man jetzt natürlich streiten kann, ob das nur an unserer Abwehr oder nicht vielleicht auch ein kleines bisschen an der mangelnden Chancenverwertung der Neustrelitzer gelegen haben mag. Was den Sieg für mich aber noch wertvoller macht, ist der Umstand, dass mit Steffen Puttkammer einer der defensiven Schlüsselspieler kurzfristig ausfiel und auch Offensivmotor Fuchs und der zuletzt regelmäßig erfolgreiche Nicolas Hebisch zunächst auf der Bank platznahmen.
Und jetzt mal ganz ehrlich: Wenn Du ein intensives Pokalspiel über 120 Minuten plus Elfmeterschießen in den Knochen hast und wenige Tage später quasi „ohne Drei“, also in unserem Fall ohne 2,5 Korsettstangen (Hebisch bekommt eine halbe Korsettstange Abzug) der zuletzt überaus erfolgreichen Mannschaft spielst und das Ding dann auch noch gewinnst, bist Du auch bereit für die Relegation zur 3. Liga.
Dementsprechend deutlich und eindeutig war dann nach der Begegnung auch die Ansage von Jens Härtel an seine Spieler, die sinngemäß lautete: „Das werden wir uns jetzt nicht mehr wegnehmen lassen!“ Da Zwickau am gleichen Spieltag gegen den BFC Dynamo nicht über ein 0-0 hinauskam, haben wir es nun tatsächlich auch ganz allein in der Hand, uns den Traum von Liga 3 in dieser Spielzeit zu erfüllen. Klar haben die Westsachen, so sie denn ihr Nachholspiel in Bautzen gewinnen, genauso viele Punkte wie wir. Die Tordifferenz spricht aber für uns und die BSG Sachsenring ist ja nun wahrlich nicht dafür bekannt, unbedingt jeden Gegner fast zweistellig aus dem Stadion zu schießen.
Der Sieg gegen die TSG Neustrelitz ist aber meiner Meinung nach noch aus einem ganz anderen Grund Gold wert: Mitten hinein in die Erfolgseuphorie platzte dieser Tage nämlich die Nachricht, dass der FCM in Sachen Lizenz einen Zwischenbescheid des DFB erhalten hat, der eine, Zitat, „umfangreiche Bedingung im wirtschaftlichen Bereich“ enthält. In der Pressemitteilung des Clubs heißt es weiter:
„Der Deutsche Fußball-Bund erteilt uns die Lizenz für die 3. Liga unter der Bedingung, bis zum 28. Mai 2015 verbindlich nachzuweisen, dass die regionale Wirtschaft den 1. FC Magdeburg in der 3. Liga unterstützt. Das bedeutet, der DFB möchte von uns verbindliche Sponsorenverträge in Höhe der geplanten Sponsoreneinnahmen nachgewiesen sehen.“
Was im Endeffekt erst einmal nichts weiter (aber auch nicht weniger) heißt, als die im Lizenzantrag ausgewiesenen geplanten Sponsoren-Einnahmen auch mit tatsächlichen Verträgen zu untersetzen. Die Aufgabe ist in Anbetracht des gesetzten Termins sicherlich ambitioniert, aber, und in dem Punkt muss man Mario Kallnik Recht geben: Genau jetzt wird sich eben erweisen, ob Profifußball mit der Unterstützung der lokalen Wirtschaft in Magdeburg wirklich möglich ist.
Klar kann man sich jetzt fragen, inwiefern eigentlich eine solche Bedingung seitens des DFB die Vertragsgespräche mit den aktuellen Leistungsträgern und potentiellen Neuzugängen beeinflusst. Natürlich kann man sich genauso überlegen, was das Nicht-Erfüllen der gestellten Bedingung für den Fußballstandort Magdeburg und die Größten der Welt kurz-, mittel- und langfristig bedeuten würde. Ganz sicher kann man hier schon das eine oder andere Untergangs- oder Feierabendfußball-Szenario einfügen oder versuchen, seinem Unmut über das Lizensierungsverfahren des DFB Luft zu machen. Vielleicht kann man aber auch einfach mal die Füße stillhalten und darauf vertrauen, dass der Club und seine Partner diese Aufgabe zur Zufriedenheit aller Beteiligten lösen werden. Und möglicherweise ist das ja auch alles Stoff für einen weiteren Beitrag, der an einem anderen Tag geschrieben werden soll.
Fakt ist für den Moment in jedem Fall eins: Gewinnt die Mannschaft weiter ihre Spiele und steuert unbeirrt auf die Relegation und damit in Richtung 3. Liga, gibt es für diejenigen Unternehmen der Region, denen der 1. FC Magdeburg am Herzen liegt, eigentlich wenig Argumente, den gemeinsamen Weg nicht mitzugehen. Auch in dieser Hinsicht also war der Sieg in Mecklenburg-Vorpommern am 25. Spieltag ganz, ganz wichtig. Wir haben es nun alle selbst in der Hand – die Mannschaft auf dem Rasen, das Trainerteam an der Seitenlinie, die Verantwortlichen im Verein, wir auf den Rängen und nicht zuletzt auch die lokale und (über)regionale Wirtschaft. In diesem Sinne:
Alles für den Club, alles für den Aufstieg!
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