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„Und es geht schon wieder los“ – Trainingsauftakt, Saison 2012/2013

Trainingsbeginn! Nach einem durch den kontinentalen Länderwettstreit in Polen und der Ukraine glücklicherweise eher kurzweiligen Sommer (entgegen den sonst quälend langen Tagen und Wochen zwischen dem letzten Spiel und der ersten Trainingseinheit) startet der Erste Fussballclub Magdeburg in dieser Woche offiziell in die neue Regionalliga-Saison. Zunächst bat Neu-Trainer (und Über-den-Sommer-schon-Wirbler) Andreas Petersen seine Mannen zum Laktat-Test, anschließend ging es gemeinsam für eine teambildende Maßnahme irgendwo in den Wald. Das stets gut informierte Boulevard-Blatt mit den 4 Buchstaben will erfahren haben, dass man sich für den Spreewald und eine Art ‚Überlebens-Camp‘ entschied. Ich hoffe an dieser Stelle nur, dass damit nicht schon auch das Motto für die anstehende Spielzeit ausgerufen wurde, gibt es doch in dieser Saison wieder Absteiger und damit eine Tabellenregion, die wir in der vergangenen Saison zur Genüge kennengelernt haben. Dazu später mehr.

Erstaunlicher als der Umstand, dass man sich überhaupt einer solchen teambildenden Maßnahme gleich zu Saisonbeginn bedient (was prinzipiell sicher mehr als sinnvoll ist) ist für mich die Tatsache, dass man bereits am ersten Tag der neuen Saison die vollständige Mannschaft zusammen hat, was ein solches Gruppenerlebnis ja erst möglich werden lässt. Erstaunlich ist das deswegen, weil unser ’schlafender Riese‘ in den vergangenen Sommern doch ein recht tiefes Nickerchen machte, wenn es darum ging, die Kaderplanung für die neue Spielzeit über den Sommer voranzutreiben.

So also traten auch alle neun Neuzugänge die Reise an, was einer der Gründe dafür ist, dass ich für die Regionalligasaison 2012/2013 vorsichtig optimistisch gestimmt bin. Wirklich richtig bekannte Namen sind nicht dabei, was aber bei der immer wieder propagierten schlechten Kassenlage auch kein Wunder ist. Kennen könnte man Christopher Reinhard, aber auch Florian Beil ist zumindest in der Regionalliga kein Unbekannter. Extrem neugierig bin ich persönlich außerdem auf Michél Harrer und auf Ali Moslehe, den ja ein gewisser ‚Papa‘ im vergangenen Sommer verschmähte und der dann in Havelse zeigen konnte, was er drauf hat. Ist er vielleicht der dringend benötigte kreative Geist im Mittelfeld, der uns schon so lange fehlt? Man weiß es nicht, darf es aber hoffen. Eine äußerst interessante Personalien ist dazu Benjamin Boltze. Der war nämlich vor ein paar Jahren schon mal bei den Größten der Welt im Gespräch, entschied sich dann aber erst für einen Verbleib beim Chemnitzer FC und später völlig falsch: er heuerte in Merseburg-Nord an. Man darf gespannt sein, wie die Fangemeinde ihn letzten Endes annimmt. Er ist schließlich erst der zweite Spieler in der Club-Historie, der von der stinkenden Stadt an der Saale in die Elbmetropole wechselt… Natürlich sollen auch die anderen Neuzugänge hier nicht unerwähnt bleiben, als da noch wären: Kevin Nennhuber, Danilo Dersewsky, Patryk Podrygala und Marius Sowislo. Jede Menge neue Namen und Gesichter also…

Vorsichtig optimistisch für das neue Spieljahr bin ich außerdem noch, weil mittlerweile Leute im Club für die sportlichen Belange verantwortlich sind, die die Dinge klar beim Namen nennen und anpacken und sich nicht in elegisch langen Konzepten und wortakrobatischen Rhetorikübungen ergehen. Mario Kallnik als Präsidiumsmitglied schenkt der Fangemeinde reinen Wein ein, wenn er sagt, dass die Mittel knapp, die Perspektive eher ‚geht so‘ und das Saisonziel ‚Klassenerhalt‘ sind. Andreas Petersen krempelte bereits während der Sommerpause und ohne Vertrag die Ärmel hoch, holte Spieler aus verschiedenen Ecken Deutschlands und mit unterschiedlicher fussballerischer Sozialisation und verbreitet ein Gefühl von ‚harte Arbeit vor Schönspielerei‘ und ‚kein Schnickschnack‘. Die gebeutelte Magdeburger Fanseele (also zumindest meine) mag das.

Jetzt gibt es natürlich wieder die Unverbesserlichen, die eine Saisonzielstellung ‚Klassenerhalt‘ nicht akzeptieren wollen, weil der ach so glamouröse FCM doch eigentlich zu so viel Höherem bestimmt und die aktuelle Liga eines Europapokalsiegers von 1974 nicht würdig ist. Da muss es natürlich heißen: ‚Attacke‘, ‚Aufstieg‘ und ‚wer ist eigentlich Torgelow?‘ (was zugegebenermaßen etwas überspitzt formuliert ist). Wie an anderer Stelle schon mal geschrieben: sicherlich irgendwo verständlich, aber mit solchen Aussagen verkennt man die aktuelle Situation doch erheblich. Ich persönlich glaube auch nicht, dass wir bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt zittern müssen, finde aber die Maßgabe, zunächst erst mal das Punktekonto bis zum garantierten Nicht-Abstieg zu füllen, vollkommen legitim. Sollten wir wider Erwarten (was ich auch nicht glaube) nachher doch oben mitspielen, ist es doch umso besser. Sollten wir im gesicherten Mittelfeld landen – das ist übrigens auch mein Tipp für 2012/2013 – wird ob der ausgegeben Zielstellung sicher niemand den Kopf des Trainers fordern. Na und sollten wir doch im Abstiegskampf stehen und die Geschichte erst am letzten Spieltag zuhause gegen die BSG Sachsenring ziehen, kommt es wenigstens nicht unerwartet. Ich denke, der Kader hat Potential, mit Herrn Petersen haben wir den richtigen Trainer für die richtigen Spieler zum richtigen Zeitpunkt und was das Wichtigste ist: die unaufgeregte Herangehensweise und Bodenständigkeit der für den sportlichen Bereich Verantwortlichen wird auch dazu beitragen, das Umfeld zu beruhigen und alle wieder ein Stückchen näher zusammenzubringen.

Von entscheidender Bedeutung wird im übrigen – wie eigentlich immer – sein, wie wir den doch recht anspruchsvollen Saisonauftakt überstehen. Das erste Heimspiel: so ein bisschen wie das erste Date oder vielleicht besser: wie ein Pärchen kurz vorm Versöhnungssex ;-). Es geht gegen den VfB Auerbach mit dem Ex-Magdeburger Peter Otte als Kapitän, einer Truppe, die sicher unangenehm zu spielen sein wird und den Aufritt in der (im Vergleich zum beschaulichen Vogtland) schier unfassbaren Urbanität der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt mit Sicherheit genießen wird. Natürlich wird der Druck auf unsere Rasenakrobaten bei diesem Spiel wieder immens sein (oder geredet werden). Ich hoffe aber auf einen kämpferischen und leidenschaftlichen Auftritt, der weiter Aufbruchsstimmung verbreitet und eine Truppe, mit der sich der gemeine Clubfan wieder richtig wird identifizieren können. Das Spiel wird 1-1 enden.

Am zweiten Spieltag geht es dann gleich nach Thüringen ins Ernst-Abbe-Sportfeld zu Jena. Der FC Carl Zeiss ist hier als Absteiger aus der dritten Liga sicher Favorit, aber genau deshalb werden wir dort die 3 Punkte mitnehmen. Für mich wird es die erste Auswärtsfahrt der Saison und ich freue mich auf das altehrwürdige Stadion, das ich zu der Gelegenheit das erste Mal betreten werde. Das Spiel endet 3-2.

Am dritten Spieltag kommt der Angstgegner nach Magdeburg: wir treffen auf den Zipsendorfer Fussballclub Meuselwitz. Die Truppe war schon immer unangenehm, und noch nie haben wir gegen die Mannen aus der, Achtung, „bluechip-Arena“ wirklich gut ausgesehen. Mit der Euphorie aus dem Jena-Spiel murkeln wir uns aber beim zweiten Heimspiel zum ersten Sieg und behalten die drei Punkte mit einen dreckigen 1-0 im HKS.

Das ist natürlich alles reine Spekulation, aber eben auch Bauchgefühl, und mit 7 Punkten aus den ersten 3 Spielen sollte die oben bereits erwähnte Ruhe im Umfeld doch eintreten. Ich bin jetzt schon sehr gespannt, welches Saisonstartfazit dann so Anfang September hier tatsächlich zu lesen sein wird ;-).

Vielleicht noch eine kleine Anekdote am Rande, die unter der Überschrift „Definiere Magdeburg!“ laufen könnte. Wie in der vergangenen Woche bekannt gegeben wurde, wird die Saisoneröffnung im HKS am 27.07. stattfinden, der Gegner heißt FC Schalke 04. Champions-League-Teilnehmer. Erstligist. Mit voller Kapelle. Beim letztjährigen Tabellenletzten der 4. Liga. In mit ein bisschen mehr Demut gesegneten Landstrichen wäre so ein Umstand vermutlich ein Grund zur unbändigen Freude, man würde auf das Spiel hinfiebern und noch Oma, Opa, Onkel, Tante, Freund und Freundin mit ins Station bringen, die alle ne Wurst essen und vielleicht den Becherpfand aus ihrem Bierkauf dem FCM-Nachwuchs spenden. Nicht so in der Festungsstadt. Natürlich freut sich der überwiegende Teil der Fangemeinde auf das Spiel und den Gegner, aber  gefühlt war unmittelbar nach Bekanntgabe des Termins und des Gegners jede 3. Aussage ungefähr: „Bäh, scheiss Schalke!“, „Ich will aber West Ham (mimimimi)“ oder „Wieso nicht der BVB?“. Sowas gibt’s wohl auch nur in Magdeburg <3. Die Tatsache, dass derzeit (natürlich) auch die Anstoßzeit bemängelt wird und außerdem immer noch verdammt noch mal nicht feststeht, wann es denn die Tickets gibt, ist Stoff für eine andere Geschichte, die ein andermal erzählt werden soll…

In diesem Sinne: „Auf geht’s, Magdeburger Jungs!“. Ich freu mich auf 12/13.

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