MSV Duisburg – 1. FC Magdeburg, 24. Spieltag, 1:0 (0:0)
Meine Güte, was war das für ein unfassbarer Grottenkick – und ein gänzlich gebrauchter Abend noch dazu. Hätte man den 1. FC Magdeburg in den letzten Wochen nicht spielen sehen, hätte man die Tabellenposition beider Mannschaften an diesem 24. Spieltag problemlos am Geschehen auf dem Rasen ablesen können. Oder andersrum: Man konnte den Tabellenstand am Spielgeschehen ablesen, obwohl der Club in den bisherigen Partien in diesem Jahr einen sehr guten Eindruck gemacht hatte und man sich angekommen wähnte in dieser 2. Liga. So richtig zu erklären ist die Leistung der Größten der Welt gegen einen maximal biederen und offensiv schlimm limitierten MSV Duisburg jedenfalls nicht, zumal in einer Partie, in der man im Erfolgsfall ein gutes Stück Boden zwischen sich und die direkten Abstiegsplätze hätte bringen können. Stattdessen steht man am Ende mit ganz leeren Händen da, während man an der Wedau vermutlich immer noch rätselt, wie man dieses Spiel eigentlich gewonnen hat. Fußball kann halt manchmal ein richtiges, Entschuldigung, Arschloch sein.
Über die Aufstellung muss man an dieser Stelle keine großen Worte mehr verlieren – es war exakt die gleiche Elf, die sowohl gegen Paderborn als auch in der Partie davor in Bielefeld zu Beginn auf dem Rasen stand. Allerdings werden sich ziemlich sicher Änderungen für die kommende Partie ergeben, aber dazu später mehr.
Im schmucken, aber angesichts der Zuschauerzahl von 13.416 Menschen irgendwie auch reichlich trostlosen Duisburger Stadion ging es zunächst flott los, Abschlüsse blieben allerdings weitgehend Mangelware. In der dritten Minute konnte sich Felix Lohkemper auf der vom Gästeblock aus gesehen fernen Seite des Spielfelds bis an die Grundlinie durchtanken und von dort in die Mitte flanken; der Abschluss wurde allerdings geblockt und führte zu einem Konter der Duisburger, der schließlich in den Armen von Loria landete. Fünf Minuten später war es Fabian Schnellhardt, der auf der anderen Seite aus gut 20 Metern abzog, den Ball aber deutlich über das Tor platzierte. Vorausgegangen war ein Ballverlust von Philip Türpitz im Mittelfeld und eine etwas längere Ballbesitzphase der Hausherren.
Überhaupt war der Ball im Verlauf der ersten 45 Minuten sehr häufig in den Reihen des MSV Duisburg, während der Club hinten sicher stand und vorne vermutlich auf Umschaltsituationen wartete – die aber viel zu selten kamen. Glücklicherweise stellte der Umstand, dass man den Gastgebern den Spielaufbau überließ, kein großes Problem dar, viel anzufangen wussten sie mit dem Ball nämlich nicht. Wie das aber immer so ist, wenn man selbst nicht gefährlich wird, hilft manchmal auch einfach der Gegner – so geschehen in Spielminute 12, als Felix Lohkemper eine Duisburger Hereingabe im eigenen Strafraum an den Pfosten lenkte.
Dass diese Flanke über Duisburgs linke Seite kam, war kein Zufall: Der MSV versuchte es relativ häufig auf diesem Weg, während der Club sie halt auch gewähren ließ. In der 22. Minute dann eine Szene, die uns möglicherweise noch einige Zeit beschäftigen wird. Es gibt einen Eckball für Duisburg (von links, klar), den im Endeffekt Christian Beck per Kopf zu klären versucht. Das gelingt auch, allerdings donnerte der Kapitän dabei ordentlich mit Enis Hajri zusammen, woraufhin zunächst beide liegen blieben, die Behandlungspause bei unserer Nummer 11 aber unangenehm lange dauert. Als dann signalisiert wurde, dass es für ihn nicht weitergehen würde, war klar: Da muss was Schlimmeres passiert sein. Nach dem Spiel dann die Info, dass Beck die Nacht mit Verdacht auf verschiedene Brüche im Gesicht im Krankenhaus in Duisburg verbringen würde – gute Besserung an dieser Stelle!
Der MSV agierte in der Folge geschlagene 10 Minuten lang mit einem Spieler mehr, bis in der 32. Minute endlich Marcel Costly das Spielfeld betreten konnte. Er sortierte sich hinten rechts in der Abwehr ein, aus dem anfänglichen 4-4-2 mit Mittelfeld-Raute wurde dadurch ein 4-1-4-1, in dem Marius Bülter einfach eine Position weiter nach vorn rutschte und nun den rechten Mittelfeldspieler gab.
36 Minuten waren gespielt, als es dann aufseiten der Gäste endlich mal schnell ging. Einer Balleroberung im Mittelfeld folgte der sofortige Pass in die Spitze und der Abschluss von Felix Lohkemper, der allerdings deutlich rechts am Tor vorbei zielte. Ebenjener Lohkemper war es auch, der für die vielleicht beste Chance im ersten Durchgang verantwortlich zeichnete: In der 39. Minute war Duisburgs Andreas Wiegel so frei, den Ball am eigenen Strafraum direkt in die Füße von Philip Türpitz zu spielen, der auf Rico Preißinger weitergab. Mit einer Berührung landete die Kugel dann bei Lohkemper, der es direkt machte und Felix Wiedwald im Duisburger Tor zu einer Parade zwang, die darin bestand, den Schuss mit einer starken Reaktion noch an die Latte zu lenken. Schade eigentlich, das wäre eine schöne Bude geworden. Die anschließende Ecke brachte dann jedenfalls keinen Ertrag.
Als wäre das ein kleiner Weckruf, stiegen die Größten der Welt nun bis zum Pausentee mal aus dem Duisburger Niveaulimbo aus und gelangten nach Standardsituationen in zumindest mal vielversprechende Abschlusssituationen: In der 42. Minute zog Türpitz einen langen Freistoß vom Mittelkreis aus vor das Tor, den folgenden Schuss konnte Wiedwald dann nur nach vorn prallen lassen. Kurz darauf wurde es hektisch, wobei vom Gästeblock aus nicht genau zu erkennen war, warum eigentlich. In der Halbzeit machte dann die Kunde von einem Fuß im Gesicht von Tobias Müller die Runde, was eigentlich einen Elfmeter hätte zur Folge haben müssen.
Den gab es nicht, weil der nicht immer souveräne Schiedsrichter Patrick Alt auf „weiterspielen“ entschied, dafür ergab sich aber noch einmal eine Gelegenheit für den Club. Diesmal war es ein Freistoß, den Duisburg nicht geklärt bekam; Rico Preißinger zog irgendwann mal ab, sein Schuss wurde noch von der Linie gekratzt. Kurz darauf war Halbzeit und man fragte sich so ein bisschen, wo eigentlich der FCM aus den letzten Spielen geblieben war. Immerhin: Es gab reichlich Luft nach oben und die letzten Minuten sahen ja auch ganz gut aus. Also Ruhe bewahren und gegen die Kälte lieber erst mal noch ein Kakaopulver-Wasser-Gemisch am Getränkestand ordern.
Der zweite Durchgang wurde dann spielerisch auch tatsächlich besser, wenngleich Felix Wiedwald im Duisburger Tor lediglich zweimal wirklich zupacken musste – nach 48 Minuten und einem Schlenzer von Marius Bülter aus vielleicht 18, 19 Metern und in der 60. Minute, als er einen Freistoß aus zentraler Position nach Foul an Costly fangen konnte. Tja, und ansonsten? Ließ sich das Geschehen vor allem im Mittelfeld verorten und wurde es, wenn überhaupt, vor allem durch Standards interessant.
Auf der anderen Seite spielte sich derweil so gut wie gar nichts ab. In der 62. Minute probierte es Nauber mal aus der zweiten Reihe, nachdem der Club eine Ecke nicht entschieden genug geklärt bekommen hatte; der Ball kam zwar aufs Tor, brachte Giorgi Loria aber nicht in Bedrängnis. In der 67. Minute der vielleicht schickste Spielzug der Partie: Schnellhardt legte sich den Ball im Mittelfeld sehenswert über Kopf selbst vor und schaffte sich so Platz, den er für einen Pass auf die linke Seite nutze. Ordentliches Raunen im Stadion, als der folgende Abschluss auf dem Tornetz landete.
Erwähnenswert aus Magdeburger Perspektive waren in der zweiten Hälfte eigentlich nur noch zwei Aktionen: In der 57. Minute hatte Marius Bülter eine gute Idee, dribbelte an der Strafraumkante entlang und zog einfach mal ab – sein Schuss flatterte nur knapp am linken Pfosten vorbei. 82 Minuten waren gespielt, als Dennis Erdmann den Ball nach vorn auf Timo Perthel schaufelte. Der setzte sich im Laufduell durch, flankte scharf in die Mitte und bediente dort Steven Lewerenz, der nach 64 Minuten für Philip Türpitz gekommen war. Lewerenz bekommt den Fuß auch an den Ball, kann selbigen dann aber nur über das Tor drücken.
So. Und als man sich dann irgendwie mit dem Gedanken arrangiert hatte, dass man hier wohl nur einen Punkt mitnehmen würde, kam die letzte Minute der Nachspielzeit. Eigentlich hatte der Club zuvor defensiv alles im Griff und auch wenn Torsten Lieberknecht mit Iljutcenko noch einen Stürmer gebracht hatte, war von einer Duisburger Schlussoffensive weit und breit nichts zu sehen. Ein irgendwie eher unnötiges Foul von Perthel etwa 25 Meter vor dem eigenen Tor sorgte schließlich für die im Prinzip letzte Aktion des Spiels. Freistoß von rechts, Kopfball Hajri, Bülter in der Szene viel zu weit weg, Loria auch eher regungslos und zack! stand es 1:0 für Duisburg. So einfach. So simpel. So bitter. Und so furchtbar, furchtbar unnötig. Es war nicht zu fassen.
Kurz darauf war Schluss und ging es reichlich angefressen zurück zum Auto und auf den Heimweg. So eine Partie gegen so einen Gegner darfst Du nicht verlieren. Und schon gar nicht auf diese Weise.
Fazit:
Es war eigentlich ein typisches 0:0-Spiel, an dessen Ende beide Mannschaften normalerweise noch Punkte abgezogen bekommen müssten. Aber: Es hilft ja nichts. In dieser Liga reicht eben auch einer Mannschaft wie dem MSV Duisburg eine Unachtsamkeit des Gegners zum Tor. Damit hat der FCM die Riesenchance liegen lassen, sich da unten richtig Luft zu verschaffen und ist nun vor dem Spiel gegen Sandhausen noch ein klitzekleines bisschen mehr Druck auf dem Kessel. Ich will jetzt hier gar nicht davon anfangen, dass die Niederlage ja vielleicht zur richtigen Zeit kommt, man ja nicht so genau weiß, wofür sie gut ist, wir dann eben stärker zurückkommen, etc. pp. Das war insgesamt, so ehrlich darf man sein, einfach in vielen Belangen zu wenig und schlicht und ergreifend ein schlechtes Spiel vom Club. Ganz einfach. Was aber für die Halbzeitprognose galt, gilt nun natürlich auch für die nächste Begegnung: Wenn viel Luft nach oben ist, kann man eben auch sehr viel sehr viel besser machen.
In diesem Sinne gilt es jetzt gegen Sandhausen besonders. Und vielleicht gelingt es ja, den Ärger über den völlig unnötigen Punktverlust auch auf den Rängen in mächtig Wucht zu verwandeln und gleich von Anfang an auch akustisch klarzumachen, dass hier heute nur eine Mannschaft gewinnen wird, und die trägt blau-weiß. Jetzt also noch ein bisschen die Wunden lecken und dann geht es nächsten Sonntag weiter. So, wie wir das immer gemacht haben. Du bist halt niemals alleine. Alles nur für Dich, mein FCM!
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