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Mund abputzen, weitermachen!

FC Würzburger Kickers – 1. FC Magdeburg, 19. Spieltag, 1-1 (0-1)

Okay, hier ist der Deal: Ab jetzt werden einfach alle Spiele des Clubs in der 85. Minute abgepfiffen, dafür spielen wir alle verbleibenden Auswärtspartien freitagsabends. Oder von mir aus auch Montagmittag, wenn es denn hilft, einen Vorsprung, der bis kurz vor Abpfiff Bestand hatte, auch wirklich über die Zeit zu retten. Wobei “retten” im Falle der Begegnung bei den Würzburger Kickers tatsächlich genau das richtige Wort ist, hatten die Gastgeber doch über große Teile der 90 Minuten die Kontrolle über das Spielgeschehen und glichen sie dementsprechend hochverdient in der 89. Minute aus. Dass es nicht schon vorher im Magdeburger Kasten einschlug, haben die Größten der Welt einerseits “Katze” Glinker im Tor und andererseits der nahezu haarsträubenden Chancenverwertung der Gastgeber zu verdanken.

Eigene Offensivaktionen waren in der Fremde – mal wieder, muss man inzwischen wohl sagen – weitestgehend Fehlanzeige; richtig gefährlich vor das gegnerische Tor kam man exakt zweimal. Eine der beiden Aktionen reichte in Spielminute 42 für die zu diesem Zeitpunkt doch einigermaßen überraschende Führung, als Christian Beck blitzeblank vor Torhüter Wulnikowski auftaucht und den Ball unnachahmlich in die Maschen köpft. Immerhin: Es war der erste Auswärtstreffer des Christian Beck seit dem 6. Spieltag und das erste Mal seit jener Partie in Köln, dass die Größten der Welt auswärts in Führung gingen. Kurz nach Wiederanpfiff wirft sich noch ein Würzburger Verteidiger vor einen Schuss von Lars Fuchs, der ansonsten das leere Tor vor sich gehabt hätte – damit war die große und einzige (!) Chance auf das 2-0 dahin und fortan eben, wie oben schon beschrieben, der FC Würzburger Kickers am Drücker.

Tja. Und dann kriegst Du eben noch einen und bleibst auch im letzten Auswärtsspiel der Hinrunde ohne Sieg.

Dabei hätte das Drumherum an diesem 19. Spieltag einen blau-weißen Erfolg mehr als verdient gehabt – Würzburg dürfte in der Hinrunde wohl zu einem der entspanntesten Reiseziele der blau-weißen Karawane gehört haben. Es gab (zumindest nach allem, was man so beobachten konnte) volle Bewegungsfreiheit vor dem Spiel, sodass man in der geschäftigten (und recht schicken) Würzburger Innenstadt den einen oder anderen blau-weißen Farbtupfer entdecken konnte. Auch war es überhaupt gar kein Problem, zusammen mit Würzburger Anhängern in der Straßenbahn zum Stadion zu fahren und dann eben nach einem kurzen gemeinsamen Spaziergang Richtung Spielstätte irgendwann links in den Gästebereich abzubiegen. Derart unaufgeregt darf es sehr gern öfter zugehen.

Ähnlich angenehm ging es dann im Stadion weiter: Die übliche Spieltagsbeschallung setzte (wohl auch aufgrund von Lärmschutzauflagen) erst 30 Minuten vor Spielbeginn ein, dafür bluteten einem aber auch nicht schon nach 30 Sekunden die Ohren, sondern wartete der Stadion-DJ mit dem einen oder anderen Beat auf, der das Warten auf den Anpfiff doch ganz gut erträglich werden ließ. Der Stadionsprecher traf mit seinen Durchsagen ebenfalls den richtigen Ton, sodass man sich als Gast durchaus willkommen fühlte. Das hat man in der Form nicht allzu oft, daher an dieser Stelle noch mal ein “Daumen hoch” an die Verantwortlichen der Würzburger Kickers.

Das Spiel selbst ordnete sich dann spielerisch, wie oben schon erwähnt, relativ nahtlos in die letzten Auswärtsauftritte (Dresden vielleicht ausgenommen) ein, wobei es schon ein wenig sorgenvoll stimmen kann, dass man inzwischen seit 4 Begegnungen auf einen Erfolg wartet und die entscheidenen Gegentreffer, die letzten Endes zu ärgerlichen Punktverlusten führten, jeweils in der Schlussphase der Partie hinnehmen musste. Dass man gegen Würzburg im Prinzip die ganze zweite Hälfte fast um den Ausgleich bettelte, macht die ganze Sache nicht unbedingt angenehmer.

Natürlich stehen wir als (bester!) Aufsteiger mit 26 Punkten nach wie vor hervorragend da; nimmt man allerdings die gegen Stuttgart zuhause sorglos verschenkten und die gegen Würzburg nicht über die Zeit geretteten Punkte zusammen, stünde man kurz hinter dem Relegationsplatz und 12 Punkte über dem ominösen Strich. Da Konjunktive aber niemandem weiterhelfen, bleiben am Ende die nackten Fakten und ja, auch eine Tendenz in den letzten Spielen, der Mannschaft und Trainerteam sehr gern in sehr naher Zukunft deutlich entgegen wirken dürfen. Vielleicht ist es ja ganz gut, dass die Partie gegen Erfurt mutmaßlich erst im nächsten Jahr stattfindet (wenn man sie nicht noch, wie ebenfalls gemunkelt wird, auf den 14.12. schiebt), wir ergo das nächste Spiel (und das letzte in diesem Jahr) zuhause hätten und dann erst einmal Winterpause ist.

Irgendwann war ein Substanzverlust zu erwarten, der sich ja häufig nicht nur in den Beinen, sondern halt auch im Kopf bemerkbar macht. Und wenn dieser Substanzverlust eben jetzt – also kurz vor der Pause – eintritt (wer kann es der Mannschaft eigentlich ernsthaft verdenken nach diesem Jahr?), ist mir das immer noch tausend Mal lieber, als nachher im Saisonendspurt vielleicht die Schlüsselduelle im Kampf um den Klassenerhalt aus der Hand zu geben.

Fazit: Ja, es ist unglaublich ärgerlich, wieder kurz vor Schluss etwas verschenkt zu haben. Und natürlich nervt es sehr, auf fremdem Platz immer noch nicht gewonnen und vor allem: immer noch nicht wirklich großartigen Fußball gespielt zu haben. Aber: Wir sind Aufsteiger. Wir lernen noch. Wir haben jetzt 26 Punkte, die uns keiner mehr wegnimmt. Und wir werden das Jahr noch mit einem Erfolgserlebnis abschließen. Warum? Weil wir es können. Weil wir der 1. FC Magdeburg sind. Und weil uns so eine leidliche Mini-Serie mit Sicherheit nicht aus der Bahn werfen wird.

Nächster Halt: Erfurt! (wenn auch unter Vorbehalt)

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