1. FC Lokomotive Leipzig – 1. FC Magdeburg, 29. Spieltag, 17.05.2014
Irgendein Spiel muss ja immer das erste sein nach dem grandiosen Landespokal- und Derbysieg am 14.05. gegen Merseburg-Nord. Die Größten der Welt verschlug es für ebenjene Partie am 29. Spieltag ausgerechnet ins altehrwürdige Bruno-Plache-Stadion, wo der alte Rivale 1. FC Lokomotive Leipzig zum Tanz bat. Während es für unsere Farben vornehmlich, so die Lokalpresse im Vorfeld, darum ging, den Restalkohol aus den feiermüden Gliedern zu laufen, peilte die Lokomotive einen Heimsieg und damit auch weiter Hoffnung im Abstiegskampf an. Für die Heimseite ging es also um relativ viel, für das Gästeteam um überhaupt nichts und die Marschrichtung für Ulrike und mich war an jenem Nachmittag auch relativ klar: „Wiiiir sind nur zum Feiern da!“ sollte das Motto sein. Nicht zuletzt auch, weil man sich hier und da ja schon so ein kleines bisschen Sorgen machte, ob denn wohl alles friedlich über die Bühne gehen würde. Schließlich konnte man annehmen, dass der Frust über die Derbyniederlage kurz zuvor bei den drei Fans aus Merseburg-Nord noch einigermaßen tief sitzen musste und so war zumindest zu befürchten, dass die Partie bei ihren Probstheidaer Freunden eventuell für einen weiteren Versuch des körperlichen Meinungsaustausches über das mittwöchliche Spielgeschehen genutzt werden könnte. Um es gleich vorwegzunehmen: es blieb diesbezüglich – zumindest von allem, was ich mitbekommen habe – absolut ruhig.
Aufgrund diverser virtueller mahnender Zeigefinger im Vorfeld entschlossen wir uns somit auch zu einer Anreise per Auto. Schon irre: da hat man das Auswärtsspiel mit der mit Abstand kürzesten Anreise der Saison vor der Brust, müsste eigentlich nur ein paar Haltestellen mit der Straßenbahn fahren und sieht sich aber gezwungen, aufs Auto umzusteigen, um auch wirklich sicher und unversehrt anzukommen. Und überlegt dann im Vorfeld noch hin und her, ob man ein Auto mit Leipziger Kennzeichen einfach auf dem Gästeparkplatz stehen lassen kann… willkommen in der vierten deutschen Fußballliga. Sei es, wie es sei, irgendwann waren wir also auf besagtem Parkplatz angekommen und nun hieß es, noch den einen oder anderen Meter zu Fuß zurückzulegen. Die Strecke führte dabei durch den schönen Erholungspark Lößnig-Dölitz, der erfreulicherweise von recht wenig Polizei bevölkert war. Da hatten wir uns im Vorfeld wohl also ein bisschen zu sehr einen Kopf gemacht.
Am Bruno-Plache-Stadion angekommen, ging es dann auch zügig durch die Kontrollen und rein in die alte Arena, die mit Sicherheit schon deutlich bessere Zeiten gesehen hat, aber für so Stadionnostalgiker wie mich doch schon auch einen gewissen Charme versprühte. Allein für das Stadion hatte sich das Ticket also schon gelohnt. Zu den spannenden Features, die man ja gern mal vergisst oder sich gar nicht erst auf dem Schirm zieht gehört ja unter anderem, dass das Bruno-Plache-Stadion bei seiner Eröffnung 1922 das größte vereinseigene Stadion Deutschlands war (geplante Kapazität seinerzeit: 40.000 Besucher) und die 1932 eingeweihte Holztribüne heute immer noch in Betrieb ist. Schönes Ding und schon auch was Besonderes, das man in der Form auf den Plätzen der Republik nicht mehr so oft zu sehen bekommt.
Unser Block füllte sich erst kurz vor Anpfiff stärker, sodass noch genügend Zeit blieb, sich in aller Ruhe umzuschauen und sich vor allem noch mit dem obligatorischen toten Stadiontier vom Grill zu versorgen. Zur Auswahl standen dabei neben der üblichen Bratwurst unter anderem auch „Marias Buletten“ und es war natürlich vollkommen klar, dass die verkostet werden mussten. Und siehe da: auch hier konnte der Gastgeber gleich mal punkten. Mit einem bisschen guten Willen konnte man sich einreden, dass die Dinger vielleicht wirklich handgemacht waren; geschmacklich waren sie auf jeden Fall ganz vorn dabei. Wenn ich mich dann im Vergleich dazu an das körperverletzende Gelumpe erinnere, das man uns in Plauen zu servieren versuchte, kommt mir heute noch das kalte Sodbrennen.
Der Umstand, dass ich hier vor allem über Stadion und Buletten schreibe, lässt schon ahnen, dass es spielerisch einfach nichts Umwerfendes zu berichten gibt. Und das war auch so. Lok verständlicherweise sehr engagiert, griffiger, bissiger und folgerichtig auch mit der frühen 1-0-Führung, bei der unsere gesamte Hintermannschaft nicht so wirklich gut aussah. Kurz nach Wiederanpfiff dann eigentlich die beste Phase des Clubs mit zwei guten Gelegenheiten durch Pokalheld Sowislo, die aber nicht zum Erfolg führten, sodass die Hausherren durch einen recht dummen Abwehrfehler unsererseits noch zum 2-0 kamen. Irgendwann waren wir dann in Überzahl und spätestens jetzt war klar, dass das wohl nichts mehr wird mit Punkten in Probstheida ;-). Wir konnten dann zwar noch den 2-1-Anschlusstreffer erzielen, letzten Endes hat es dann aber für ‚partygeplagte’ Pokalhelden gegen engagiertere Gastgeber, die ums sportliche Überleben kämpfen, einfach nicht gereicht, was aber an diesem Tag irgendwie auch keinen so richtig störte. Zu selig waren noch alle vom Mittwoch und jedweder Versuch der Haupttribüne, irgendwie in unsere Richtung für Stimmung zu sorgen, wurde dann auch folgerichtig mit einem trockenen, aber ausgelassenen „Derbysieger, Derbysieger“ gekontert. Und ich möchte mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, glaube aber, dass unsere Mannen auf dem Rasen auch recht froh waren, dass man die Dienstreise nach Leipzig vor allem verletzungsfrei überstand.
Für die Lokomotive geht es nun also am kommenden Wochenende zum Endspiel nach Berlin; dem Vernehmen nach wollen da wohl 1.500 Schlachtenbummler mitkommen. Die Zahl erscheint mir zwar etwas hoch, weil man es in Probstheida ja selbst zu Heimspielen kaum schafft, solche Größenordnungen zu mobilisieren, aber hey. Und sicherlich sind da auch unsere drei Freunde aus der hässlichen Stadt am stinkenden Fluß dabei, in der jeder Regentropfen eine andere Farbe hat. Sorry dafür, liebe Hauptstadt. Ich musste auch am Samstag wieder feststellen, dass für mich die so genannte Rivalität mit den Probstheidaern irgendwie so überhaupt keinen Reiz darstellt und ich die Lokomotive für mich emotional auf eine Stufe mit, sagen wir, Meuselwitz verorten würde: possierlich, aber letzten Endes völlig egal. Weil mir Stadion und Marias Buletten aber gefallen haben, wäre ich nicht böse, sollte der Klassenerhalt gelingen und würde auch auf unserer Regionalliga-Abschiedstournee in der kommenden Spielzeit noch mal ein Halt im Gästeblock des Bruno-Plache-Stadions drin sein.
Für die Größten der Welt steht nun am 30. Spieltag zuhause gegen Auerbach der Saisonabschluss an, der vermutlich eher die Form einer großen Party, als die eines wirklich ernsthaften Fußballspiels annehmen wird. Für uns ist Platz 2 sicher (es sei denn, wir verlieren zweistellig und Jena gewinnt ebenso hoch), für Auerbach geht es auch nur noch um die goldene Ananas, sodass die Partie wohl wirklich eher Freundschaftsspielcharakter haben wird. Tatsächlich großartig wäre es, wenn sich an diesem Tag noch mal richtig viele MagdeburgerInnen bequemen ließen, den Nachmittag im Stadion zu verbringen und unserer Mannschaft einen richtig schönen und stimmungsvollen Saisonabschluss zu bescheren. Denn den haben sie sich wirklich verdient. Ich freue mich drauf!
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