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Herbstpausenerkenntnisse

Bayern Amateure

FC Bayern Amateure – 1. FC Magdeburg, 15. Spieltag, 2:1 (2:0)

Drei Wochen ohne den FCM sind eine lange Zeit. Eine viel zu lange Zeit, um genau zu sein, wenn man es sonst gewohnt ist, den Herzensclub zwischen Juli/August und Mai an so gut wie jedem Wochenende in irgendeinem Stadion der Republik live spielen zu sehen. Die Partie gegen Rostock war die letzte, die ich vor Ort verfolgen konnte; den Auswärtsauftritt in Köln sah ich als Wiederholung, das letzte Punktspiel gar nicht. Nun also München, Grünwalder Straße, ein kleiner Sehnsuchtsort, den ich jetzt von der Stadionliste streichen kann, und endlich wieder FCM.

Die Entwicklungen der letzten Wochen hatte ich natürlich zur Kenntnis genommen und war der Meinung, in den jüngsten Ergebnissen und Leistungen einen Aufwärtstrend bzw. vielleicht besser: viele Schritte in die richtige Richtung erkennen zu können. Und ja, auch wenn unmittelbar nach Abpfiff der Partie gegen die Bayern Amateure gleich wieder Klagen und Missmut zu vernehmen waren: Es war ein ordentliches Auswärtsspiel, das die Größten der Welt bei recht frischen Temperaturen in München auf den Rasen brachten. Ergebnistechnisch knüpfte die Mannschaft allerdings genau da an, wo ich sie zuletzt gesehen hatte, bei einer Niederlage nämlich. Und die war ärgerlich, weil unnötig, aber okay, das ist wohl einfach der 1. FC Magdeburg 2019/2020. Will sagen: Gutes Spiel, doofes Ergebnis, willkommen in der 3. Liga. Und vielleicht hat es diese kleine, private „Herbstpause“ auch irgendwie gebraucht, um die bisherige Saison emotional neu zu sortieren und die Dinge einfach ein bisschen entspannter zu sehen. Ich komme darauf zurück.

Magdeburger Chancen, Münchner Effektivität

Stefan Krämer setzte im achten Auswärtsspiel der Saison zunächst auf das zuletzt bewährte Personal und entschied sich (von hinten nach vorn) für Morten Behrens, Leon Bell Bell, Brian Koglin, Tobias Müller, Dominik Ernst, Thore Jacobsen, Jürgen Gjasula, Rico Preißinger, Sören Bertram, Tarek Chahed und Christian Beck in der Startelf. So richtig viel Aufregendes passierte in der Anfangsphase zwar nicht, trotzdem konnte man (oder wollte ich) einen selbstbewussten FCM erkennen, der nicht abwartete, sondern durchaus den Weg nach vorn suchte. Was aber auch zu erkennen war: Gab der Club dem Bayern-Nachwuchs Räume, würden die Spieler von Trainer Sebastian Hoeneß den auch zu nutzen wissen. Und: Die Größten der Welt suchten die spielerische Linie, hätten durchaus aber in der einen oder anderen Situation auch mal etwas körperlicher werden können. Nicht im „hüfthoch weggrätschen“-Sinne, sondern eher so in einer „Ey, Jungspund, Du hast bestimmt Talent, aber ich mach‘ das hier schon ein paar Tage länger“-Lesart.

Während die Bayern zunächst vor allem durch Standards gefährlich wurden, versuchte es Blau-Weiß mit hohen und flachen Bällen von den Flügeln in die Zentrale. In der neunten Minute führte das zu einer halben Halbchance durch Beck und Chahed, die von Dominik Ernst mit einem ebensolchen Pass nach vorn eingeleitet wurde: Beck will auf Chahed ablegen, die Bayern kommen irgendwie dazwischen, aber auch nicht wirklich an den Ball, letztlich sieht das Ganze vielversprechend aus, führt aber zu keinem klaren Abschluss. Ein Muster, das sich später noch einige Male wiederholen sollte.

Besser machten es da die Bayern nach 18 Minuten: Es gibt Freistoß von links, Singh zirkelt den Ball in die Mitte und Richards wuchtet die Kugel dann formschön in Richtung Tor, glücklicherweise aber auch knapp links vorbei. Zwei Minuten später dann wieder der Club: Ernst schickt Jacobsen, der spielt rechts von der Grundlinie scharf auf Beck und nun ist es der Kapitän, der einen satten Kopfball aus kurzer Distanz nicht aufs Tor bringen kann. Schade, aber so konnte es durchaus gehen. Und ging es im weiteren Verlauf auch, nur, dass der FCM bei den Hereingaben mitunter ziemlich nah an der Grenze zum Abseits operierte und eben einige Male auch darüber hinausging. Einige gute Angriffe endeten so beim Linienrichter, aber hey, es gab eine Idee und einen Plan und manchmal entscheiden dann eben Zentimeter.

In Spielminute 21 gab es die erste kalte Dusche des Nachmittags, eben weil die Magdeburger Defensive das tat, was man gegen technisch hervorragend ausgebildete Bayern lieber lassen sollte: Ihnen Räume geben und sie spielen lassen. Wriedt befreit sich im linken Mittelfeld spielerisch gegen drei Magdeburger und bedient Jannik Rochelt, der mit viel Platz von links in die Mitte ziehen kann und dort Sarpreet Singh mitnimmt. Der ebenfalls mit reichlich Platz, einem überlegten Flachschuss ins linke Eck und der 1:0-Führung für seine Farben. Den Torjubel in die Gästekurve hätte der junge Mann sich allerdings schenken können und wahrscheinlich war ich in dem Moment nicht der einzige, der sich wünschte, dass da demnächst mal jemand eine etwas härtere Grätsche auspackt … Was übrigens nicht passierte und so vielleicht auch ganz gut war.

Der FCM, der in den bisherigen Saisonspielen nach einem Rückstand ja auch gern mal angeschlagen wirkte, reagierte jedenfalls gut auf das Gegentor, spielte einfach weiter nach vorn und hatte im weiteren Verlauf noch die eine oder andere gute Torgelegenheit. So zum Beispiel nach 25 Minuten, als Christian Beck per Kopf an Früchtl im Bayern-Tor scheiterte oder nur eine Minute später, als Tarek Chahed auf die Reise geschickt wurde, den letzten, noch verbliebenen Gegenspieler aber nicht abgeschüttelt bekam und somit keinen Abschluss mehr aufs Tor bringen konnte. Die mit Abstand beste Chance in dieser Phase war dann nach etwa 28 Minuten zu verzeichnen: Der Ball kommt über links in den Strafraum, eine Kopfballablage von Tarek Chahed landet bei Christian Beck und der donnert die Kugel mit Schmackes an die Latte, wobei Früchtl wohl noch leicht dran war, sonst hätte der gepasst. Was für eine Gelegenheit!

Naja, und dann gibt es da ja die alte Fussballweisheit, die besagt, dass es irgendwann halt hinten klingelt, wenn Du die Dinger vorn nicht machst. So war es dann auch nach einer guten halben Stunde: Seitenwechsel der Bayern auf links, wenige Kontakte und wieder ist es Singh, der flach einschieben kann. Wunderschön gespielt, für die blau-weiße Defensive ging das alles viel zu schnell und während die Bayern noch jubelten, formte sich in meinem Kopf so der Satz: Das ist doch schon wieder alles gar nicht wahr.

Die Kurve blieb trotzdem engagiert und unterstützte die Mannschaft – was wollte man angesichts des Spielstandes an diesem kalten Novembernachmittag in München denn auch sonst tun? Das Team dankte es mit Engagement, aber leider nur wenig Fortune (zum Beispiel nach 37 Minuten, als Jacobsen seinen Kapitän schickte, dem dann allerdings mal wieder vom Linienrichter eine gute Abschluss-Ausgangsposition zunichte gemacht wurde), sodass der Rest der Halbzeit dann irgendwie so austrudelte. Ein richtig schlechtes Gefühl wollte sich aber trotz des Pausenrückstandes nicht einstellen, wenngleich man wohl hätte ahnen können, dass Durchgang 2 angesichts der Ausgangslage eine ziemlich zähe Angelegenheit werden würde.

Druckphase ohne Belohnung

Und so kam es dann auch, es ereignete sich nämlich lange, sehr lange: gar nichts. Nach 57 Minuten schrieb ich ins elektronische Notizbuch: „Bisher passiert beidseitig nicht so furchtbar viel“, der nächste Eintrag lautete dann nach 67 Minuten: „Conteh für Chahed. Sonst nichts weiter Berichtenswertes“. Schließlich die 69. Minute: Sören Bertram bekommt den Ball halb rechts, legt ihn sich zurecht, guckt sich eine Ecke aus und schlenzt das Ding dann aus der Distanz unhaltbar für Früchtl links in die Maschen. Plötzlich nur noch ein Tor Rückstand, die Kurve natürlich noch mal druckvoller am Start und ja immer noch reichlich Zeit, sich hier noch etwas Zählbares zu erarbeiten. Dass das Tor mehr oder weniger aus dem Nichts fiel und aus einer Einzelaktion resultierte, kann man natürlich kritisch sehen; ich für meinen Teil habe mich aber einfach erst mal über den Anschluss gefreut und war gespannt, was da jetzt noch so kommen würde. Manchmal sind solche Treffer ja Dosenöffner.

Und tatsächlich: Es folgte eine ordentliche Druckphase des Clubs, an deren Ende der einzige Makel das fehlende, zweite Tor war. Das lag an technischen Fehlern (z.B. nach 74 Minuten, als Conteh eine Direktabnahme nach Bell Bell-Zuspiel ordentlich abrutschte), schlechten Entscheidungen (z.B. um die 80. Minute, als Bertram rechts in den Strafraum eindrang, die Abschlussmöglichkeit hatte, sich dann aber dafür entschied, noch mal zu Christian Beck in die Mitte zu legen) oder schlichtweg Pech, weil zweite Bälle dann nicht mehr aufs Tor kamen (z.B. nach 75 Minuten, als Beck auf Bell Bell ablegte, der in Früchtl seinen Meister fand und die Bayern große Mühe hatten, die Situation im Anschluss zu klären). Und wie es dann so ist, gewinnt am Ende eben nicht unbedingt die insgesamt aktivere Mannschaft, sondern das Team, das eine Führung mit Cleverness und Glück über die Zeit bringen kann.

Fazit:

Wie weiter oben schon geschrieben, habe ich an der Grünwalder Straße ein gutes Auswärtsspiel des 1. FC Magdeburg gesehen. Warum? Weil da gute spielerische Ansätze dabei waren, weil es einen Plan gab, wie die Jungs von Stefan Krämer vor das Tor kommen sollten, weil sie vor allem auch vor das Tor kamen und das auch in der zweiten Halbzeit in einem Szenario, in dem sich der Gegner vornehmlich auf Ergebnissicherung und kompakte Defensive verstieg.  Auf der Rückfahrt trieb mich dann der Gedanke um, ob das nicht vielleicht einfach ein recht typisches Drittliga-Spiel war, also eins, das wir in den Jahren vor dem Zweitliga-Ausflug eigentlich vom Grundmuster her recht häufig gesehen haben: Es reichen ein, zwei gute Aktionen für Tore, danach wird es eher zäh und insgesamt schwierig, sich noch mal heranzukämpfen. Es fällt ein Anschlusstreffer, plötzlich gibt es Momentum und Möglichkeiten, dass es kippt, nur dass in diesem Fall hier eben einfach auch ein Stück das Glück fehlte, das Ding noch irgendwie über die Linie zu drücken.

Unter dem Strich bleibt so eine ärgerliche Niederlage, mit der sich die Mannschaft nun in die Länderspielpause und das Landespokalwochenende verabschiedet. Trotzdem überwiegen zumindest bei mir nach drei Wochen Pause die positiven Eindrücke und vielleicht, nur eventuell bin ich dann jetzt nach 15 Spieltagen auch mal da angekommen, wo wir eben derzeit spielen: in der 3. Liga, wo es nicht immer schön aussieht und (ja, ja, Phrase) tatsächlich jeder jeden schlagen kann. Am 23.11. sind vielleicht ja dann wir dran, nutzen gleich mal die ersten zwei, drei Gelegenheiten und spielen das Ding dann ganz entspannt herunter. In diesem Sinne: Weiter, immer weiter, und nur der FC Magdeburg!

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