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Helden von morgen

14. Matthias-Pape-Gedächtnisturnier, 10. und 11.01.2015

Jetzt ist es also soweit und man schaut sich schon die Hallenfußballturniere der Herzensmannschaft an. Und dann spielt da noch nicht mal die erste Männermannschaft, sondern die U15. „Verdammte Winterpause!“ könnte man meinen – oder darauf verweisen, dass wir hier nicht von irgendeinem Hallenturnier sprechen, sondern von der inoffiziellen deutschen U15-Hallenfußballmeisterschaft. Als selbige ist nämlich das Matthias-Pape-Gedächtnisturnier, kurz ‚Pape-Cup’, in den letzten Jahren bekannt geworden; am 10. und 11. Januar 2015 nun fand die 14. Ausgabe statt, die neben den lokalen Vertretern vom 1. FC, vom Post SV und dem SV Fortuna Magdeburg wieder einiges an prominenter Konkurrenz anzog: Am Start waren unter anderem die Jugendmannschaften von Schalke 04, der TSG Hoffenheim, Hannover 96, Borussia Dortmund und Hertha BSC. Darüber hinaus gaben sich mit Cambridge United und Vejle BK aus Dänemark auch zwei internationale Teams die Ehre.

Das Motto der Veranstaltung lautet „Die Arena der Helden von morgen“ und dass diese Aussage nicht allzu weit hergeholt ist, beweist ein Blick auf ehemalige Teilnehmer, die inzwischen längst zu Stars gereift sind: Toni Kroos gewann den Titel „Bester Spieler des Turniers“ beispielsweise ebenso wie Julian Draxler; 2007 wurde ein gewisser Marc-André ter Stegen zum besten Torhüter gewählt. Es war also eigentlich längst überfällig, dass ich mir selbst mal ein Bild von unseren zukünftigen Nationalmannschafts-Stars machte und dabei gleich noch den mittlerweile schon legendären Support unseres Blocks U für unsere eigene U15 live erleben sollte. Also kaufte ich mir eine Turnierkarte für Samstag und Sonntag und verbrachte die letzten beiden Tage meines Zwischen-den-Jahren-Urlaubs in der altehrwürdigen Hermann-Gieseler-Halle. Bereut habe ich es definitiv nicht.

Schon beim Betreten der Halle kamen allerlei schöne Erinnerungen hoch, die aber nichts mit Fußball, sondern mit Handball zu tun hatten. Als es in Magdeburg nämlich noch keine Bördeland-oder-wie-auch-immer-die-jetzt-heißt-halle gab und die Männer vom SC Magdeburg noch in besagter Gieseler-Halle um Punkte in der Handball-Bundesliga kämpften, war ich mit meinen Eltern öfter mal vor Ort und sah so einige spannende Schlachten. Bald aber wurde Fußball interessanter und Handball für meinen Geschmack (und wahrscheinlich auch dank der neuen Arena) irgendwie zu schick, sodass mein letzter Besuch schon deutlich mehr als 10 Jahre zurückgelegen haben dürfte. Von ihrem Charme hat die alte Halle aber auf jeden Fall nichts eingebüßt und bot für den Pape-Cup, wie auch schon in den vergangenen Jahren, eine schöne und würdige Kulisse.

Zunächst war für mich erst einmal Orientierung angesagt, schließlich beliefen sich meine vorherigen Erfahrungen mit Fußball unterhalb des Männerbereichs auf null, gleiches galt für Hallenfußball. Ich war also gespannt, was mich in sportlicher Hinsicht wohl erwarten würde und freute mich außerdem auf den Auftritt unserer Ultras, die das Turnier ja inzwischen schon seit einigen Jahren organisiert besuchen und auch im Vorfeld mächtig Werbung machten.

In sportlicher Hinsicht muss ich ganz deutlich sagen, dass mich die jungen Kicker extrem beeindruckt haben – nicht alle, aber doch die allermeisten. Was die in dem Alter zum Teil schon an Technik, Handlungsschnelligkeit und Kaltschnäuzigkeit an den Tagen legen – mein lieber Mann! Gleiches gilt für die Physis der Spieler: Insbesondere die Kicker der Bundesligaclubs hatten mit ihren gerade einmal 14 Jahren zum Teil schon Gardemaß und ließen, wenn ich diese Phrase hier mal laienhaft verwenden darf, richtig gute Anlagen erkennen. Interessant waren dann auch die direkten Vergleiche mit den Jungs der beiden Magdeburger Qualifikanten Post SV und Fortuna, die eben nicht im Fußballinternat groß werden und drölf Mal die Woche professionell trainieren: da taten sich mitunter schon Welten auf. Was ja aber auch völlig okay ist und womit ich den Akteuren beider Vereine auch sicher nicht zu nahe trete – es hat halt einfach nicht jeder Spieler das Talent und die Voraussetzungen für einen zukünftigen Bundesligakicker. Vor dem Hintergrund schlugen sich beide Mannschaften dann auch wirklich wacker, was möglicherweise aber auch mit der tollen Unterstützung zu tun hatte, die den jungen Kickern von der je eigenen Fangemeinde von den Rängen zuteil wurde.

So gab es also bereits am Vormittag des ersten Tages schon einiges zu sehen und ich könnte hier vermutlich noch mehrere Seiten mit Beobachtungen und Gedanken füllen, möchte mich aber auf einige wenige Punkte beschränken, die mir einfach nachhaltig im Kopf geblieben sind:

Block U

ließ es sicherheitshalber bei der Vorstellung unserer Mannschaft im Zuge der Turniereröffnung schon mal ordentlich scheppern und verkündete: „Keiner wird es wagen, keiner wird es wagen, uns’ren FCM zu schlagen!“ und „Hier regiert der FCM!“. Zum ersten Spiel unserer Mannschaft gegen die U15 von Eintracht Braunschweig gab es dann eine tolle Choreo mit Blockfahne und Schalparade und bei mir das erste Mal Gänsehaut und eine stolzgeschwellte Brust – so etwas dürften selbst die verwöhnten Kicker der Bundesligavereine (dazu gleich mehr) noch nicht erlebt haben.

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Der Support unserer Mannschaft war dann im Verlauf des ersten Turniertages auch wirklich großartig, einzig so Gesänge wie „Steh’ auf, Du Sau!“ oder „Schiri, Du Arschloch!“ fand ich bei einem Jugendturnier irgendwie daneben. Gut, dass man sich im Endeffekt doch größtenteils auf die bekannten Gassenhauer konzentrierte. Am zweiten Turniertag, an dem unsere Jungs leider keine Chance mehr auf den Titel hatten, stellte Block U dann keinen organisierten Block mehr, war aber weiterhin zahlreich in der Halle präsent.

Unsere Mannschaft

hatte im zweiten Gruppenspiel gegen Greuther Fürth Pech, dass das Tor zum 1-1 nicht gegeben und die Partie letztlich mit 0-1 verloren wurde – diese Punkte fehlten am Ende zum zweiten Platz und zum Einzug ins Viertelfinale. Am Ende erreichte unsere U15 den zwölften Rang, noch vor so Teams wie Hannover 96, dem VfL Bochum oder Eintracht Braunschweig – eine Leistung, die aller Ehren wert ist! Besonders (aber nicht nur) die letzte Partie am ersten Tag gegen Fortuna Düsseldorf (4-1) und das erste Spiel in der Qualifizierungsrunde für die Plätze 9-16 gegen Bochum (2-1) waren richtig klasse und ich glaube, da ist insgesamt ein toller Jahrgang im Kommen!

Die Proficlubs

beeindruckten mich auch auf diesem Level schon mit der Vollversorgung ihrer Kicker, die für mich mitunter fast ins Groteske abglitt. Eigentlich ist das fast schon einen eigenen Blogbeitrag wert, aber wenn die Spieler von Schalke 04 nicht mal mehr ihre Trinkflaschen selbst aufdrehen müssen und das Entgegennehmen der geöffneten Flasche von der Betreuerin schon so automatisiert geschieht, dass man nicht mal mehr hingucken muss, stellt man sich als interessierter Beobachter schon die eine oder andere Frage. Ebenso in der Szene, in der ein Hoffenheimer Spieler nach dem Ende einer Begegnung den Koffer des teameigenen (!) Physios über das Parkett Richtung Umkleide trägt und aber vom Physio umgehend eingeholt wird, damit dieser ihm den Koffer aus der Hand nehmen kann. Einem jungen Burschen von 14 Jahren. Bloß nicht überlasten, die zarten Talente und volle Konzentration auf die Leistung und den sportlichen Erfolg! Irgendwo auch gruselig. Schließlich schaffen, so meine ich, immer nur so 8-10 % eines Jahrgangs auch wirklich den Sprung zu den Profis (und selbst das ist vielleicht schon zu hoch gegriffen) – was wird dann aber aus denen, die in der C-Jugend schon alles hinterhergetragen kriegen, es aber am Ende nicht bis ganz nach oben packen? Das bringt uns quasi zum nächsten Punkt.

„Die Arena der Helden von morgen“?

Schaut man sich an, wer in den vergangenen Jahren in Magdeburg aufdribbelte (Götze! Boateng! Reus! Schmelzer!) und wer jeweils zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde (Draxler! Kroos!) findet man natürlich die richtig klangvollen Namen. Man findet aber auch so Namen wie Orlando Paulo, Tino Krasse oder Ferhat Erdal, die ebenfalls als jeweils „Bester Spieler“ ausgezeichnet wurden, denen aber dann die große Fußballkarriere nicht beschieden war. Über einen Spieler – Willi Evseer – gibt es nicht mal mehr einen Google-Eintrag. Soll also heißen: Nur, weil man mal zwei Tage lang bei einem Jugendfußballturnier geglänzt hat, heißt das noch lange nicht, dass man sich 10 Jahre später im Mittelfeld von Real Madrid, in der Innenverteidigung des FC Bayern München oder im Tor des FC Barcelona wiederfindet – was aber auch ganz klar ist, schließlich sind die Jungs erst zarte 14. Trotzdem ist aber die Quote an Spielern, die von ihren Kollegen zu den besten des Turniers gewählt wurden und inzwischen mindestens in der zweiten Liga spielen, wirklich beachtlich: Bis einschließlich 2010 (Matti Steinmann) trifft das auf 4 von 9 Spieler zu.

'Bester Spieler' 2001-2014
Jahr Name Verein
2001 Orlando Paulo Bayer Leverkusen
2003 Tino Krasse Hansa Rostock
2004 Ferhat Erdal Schalke 04
2005 Toni Kroos Hansa Rostock
2006 Marco Stiepermann Borussia Dortmund
2007 Willi Evseer Hannover 96
2008 Julian Draxler Schalke 04
2009 Kevin Holzweiler Borussia Mönchengladbach
2010 Matti Steinmann Hamburger SV
2011 Kevin Basala 1. FC Köln
2012 Amara Conde Bayer Leverkusen
2013 Görken Saglam VfL Bochum
2014 Dario Kovacic FC St. Pauli
Und wer weiß, vielleicht sehen wir ja auch Schalkes Okan Yilmaz, bester Spieler 2015, irgendwann auf der ganz großen Fußballbühne!

Fazit:

Insgesamt war der Pape-Cup, den übrigens die U15 von Borussia Dortmund gewann, ein großartiges Erlebnis, das mir viele tolle Eindrücke beschert und mich ganz unerwartet in ganz verschiedene Richtungen zum Nachdenken gebracht hat. Und dabei sind noch nicht mal alle Geschichten, die ich nach den zwei Tagen für einen Blogbeitrag auf dem Zettel hatte, erzählt. Da wären noch die Rudelbildung mit Trainerbeteiligung in unserem letzten Vorrundenspiel gegen Fortuna Düsseldorf, die Idioten von Hansa Rostock, die offenbar nur nach Magdeburg angereist waren, um vor der Halle mal ein bisschen zu gucken „was so geht“ (O-Ton @Olaf1968), der kleine Däne von Vejle BK, der nach seinem 2-1-Anschlusstreffer gegen Greuther Fürth in unseren Block jubelt, der liebevolle Stand mit den selbst gebackenen Kuchen und, und, und…

Insgesamt also wirklich eine runde Sache und für mich definitiv ab sofort ein Pflichttermin im Winterpausenfahrplan! Und wer weiß – vielleicht bleibt der Turniersieg bei der 15. Auflage ja in der Elbestadt?

Magdeburger Größenwahn!

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