Das Einschwören der Mannschaft beim Training. Mut machende Spruchbänder überall in der Stadt. Eine entsprechende Zaunfahne im Stadion. Ein neuer Trainer, der wieder so ein bisschen Hoffnung verbreiten konnte und mit seinen Ausführungen vor der Partie durchaus Lust auf den Spieltag machte. Und dann so eine Leistung, die mit „epochaler Abfuck“ noch schmeichelnd umschrieben ist. Der Auftritt gegen den SC Verl war in so ziemlich allen Belangen die Maximalkatastrophe und für den weiteren Saisonverlauf wohl eher Gift als Kraftspender. Unser Blick auf die Begegnung am 25. Spieltag:
Meine Erwartungen vor der Partie:
Nicole:
Ich hatte das erste Mal wieder richtig Lust auf ein Spiel und ich freute mich richtig. Doch man hat immer wieder die Angst, enttäuscht zu werden. Dass meine Hoffnungen am Ende so stark auf hartem Betonboden aufschlugen, sodass ich mich letztendlich nur noch fassungslos ins Bett verkriechen wollte, damit hätte ich nicht gerechnet. Meine Erwartungen waren, Offensivfußball zu sehen und Tore zu bejubeln. Immer in die Vollen. Wir brauchen Punkte. Nichts anderes zählte mehr. Wir haben jetzt ein Endspiel nach dem nächsten.
Alex:
Es ist mir wieder passiert. Oder anders: Ich habe es wider besseren Wissens erneut getan. Ich habe den Worten eines Übungsleiters beim 1. FC Magdeburg vor einem Spiel Glauben geschenkt, daraus Vorfreude und eine gewisse positive Anspannung gezogen und bin damit zum x. Mal mit vollem Anlauf auf die Fresse geflogen. Von einem interessanten Spiel war die Rede, auf das sich die Fans freuen dürften. Von einem starken Gegner, auf den das Trainerteam aber gut vorbereitet schien. Kurzum: Ich hatte Bock, war neugierig, machte große Augen bei der aus meiner Sicht super offensiven Aufstellung und später, also nach vier gespielten Minuten, noch mal, als sich früh abzeichnete, dass das möglicherweise gewaltig in die Hose geht.
Ich bin ja aber auch selber Schuld. Wie lange bin ich jetzt Clubfan? Wie oft habe ich diese Schleife aus Vorfreude und Aufprall jetzt schon durchlaufen? Ach, ach. Und machen wir uns nichts vor: Es wird mit Sicherheit auch nicht das letzte Mal gewesen sein.
So habe ich das Spiel verfolgt:
Nicole:
Im HKS. Und dieses Mal mit einem Banner von Block U. Einen Tag vor dem Spiel haben einige Fanvertreter der Mannschaft einen Besuch abgestattet und ich hoffte einfach, dass die Spieler das Gesagte mitnehmen würde und sich ungefähr vorstellen können, was hier für eine Fanbasis herrscht. Vollen Mutes und voller Hoffnung war ich aufgrund des strahlenden Sonnenscheins auch richtig gut gelaunt.
Bis zur 4. Minute des Spiels. Der schnelle Rückstand und dann noch ein Tor und später noch eines. Und dann eine rote Karte – für was eigentlich? Ich fühlte mich zur Halbzeit völlig veralbert, dachte, ich bin noch in meinem schlechten Traum, denn genau der hatte mich in der Nacht verfolgt. Eine bittere Niederlage, die sich wie ein endgültiger Fingerzeig anfühlt und uns weiter in Richtung Liga 4 taumeln lässt.
Kein Aufbäumen auf dem Platz, eher ein Gefühl, dass die Spieler von der neuen Spielweise des Trainers völlig überfordert sind. Diesen Punkt gab es im Übrigen schon einmal. Da hatte Trainer Härtel den Club von Petersen übernommen. Auch da musste der Coach bei den Grundtugenden des Fußballs beginnen. Es dauerte ein paar Spieltage und dann funktionierte das System. Die Spieler mussten es nur begreifen und manch einer bekommt das scheinbar nicht so schnell hin. Ist das jetzt doch noch meine Hoffnung, an das fast Unmögliche zu glauben? Vielleicht.
Die zweite Halbzeit war für mich nur noch eine reine Quälerei. Ich wollte den Abpfiff. Das vierte Tor ein Ergebnis des Spiels und letztendlich dachten viele nur noch an das Torverhältnis. Verrückte Fußballwelt. Das tut so unheimlich weh.
Alex:
Vor dem Fernseher und mit einem halben Auge auf die nurderfcm.de-Unterstützer*innen-Gruppe bei WhatsApp. Wie gesagt, war ich überrascht von der offensiven Aufstellung, gespannt auf ein Offensivspektakel und emotional überhaupt nicht vorbereitet auf das Debakel, das folgen sollte. Was meiner Meinung nach in dem ganzen Frust aber auch ein Stück zu kurz kommt, ist die sehr, sehr gute Leistung des Gegners, der natürlich auch einen großen Anteil daran hatte, dass das Spiel so lief, wie es eben gelaufen ist. Mit dem aggressiven, hohen Pressing von Verl kam der FCM überhaupt gar nicht zurecht, das erste Tor der Gäste war im wahrsten Sinne des Wortes „erpresst“. Naja, und wenn Du dann keine Ruhe und nicht mal den Ansatz von Kontrolle ins eigene Spiel bringen kannst, die andere Mannschaft aber immer weiter macht, dann gehst Du halt unter.
Im weiteren Verlauf des Spiels wechselten sich Entsetzen und hysterisch-ungläubiges Auflachen ab; gleichzeitig ging der Blick neidisch auf die Verler Spielanlage. So geht es also auch. Hat der Club nicht auch mal einen solchen oder einen ähnlichen Spielstil gezeitigt? Das fühlt sich alles an, als wäre das Lichtjahre her. Emotional ist es das auch.
Die zweite Hälfte zu schauen, hat dann nur noch weh getan. Fast hatte ich den Eindruck, als wäre es den Verlern unangenehm, uns noch weiter bespielen zu müssen. Auf unserer Seite gab es nichts mehr. Kein Aufbäumen. Kein Zucken. Kein „Mit aller Macht dagegen stemmen“. Vielleicht war das die längste zweite Halbzeit seit Ewigkeiten. Selten sehnte ich den Abpfiff so herbei. Es war schrecklich.
Die Partie in maximal fünf Worten:
Nicole:
Der Rasen war nicht Schuld.
Alex:
Da hat gar nichts funktioniert.
Das bleibt in Erinnerung:
Nicole:
Nach Abpfiff immer das gleiche Bild. Und wöchentlich grüßt das Fußballmurmeltier. Laute Musik aus der Gästekabine. Wie immer. Partys in der Gästekabine. Wie immer. Schlechte Stimmung nach Abpfiff. Wie immer. Hoffnungsschimmer? Wie immer erst ganz spät wieder da. Das zeigt mir aber, dass ich noch lebe. Ich lebe diesen Verein und ich liebe diesen Verein. Egal in welcher Liga. Dennoch schaue ich mittlerweile doch immer öfter auf die Regionalliga und hoffe immer wieder, dass es mich/uns nicht ereilen wird. Für alle hier, die für den Verein arbeiten.
Alex:
Die Stille im Stadion in den letzten 10, 15 Minuten, jedenfalls habe ich das am Fernseher so wahrgenommen. Keine Zwischenrufe mehr. Keine Kommunikation. Kein Eingreifen des Trainers. Kollektive Aufgabe. Das ist eines 1. FC Magdeburg nicht würdig.
Das Foto des Spieltags:
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