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Ein Spiel, zwei Perspektiven: FC Ingolstadt (A)

FC Ingolstadt

Es ist doch zum Heulen: Da macht die Mannschaft für ihre Verhältnisse ein ziemlich ordentliches Auswärtsspiel gegen schwache Ingolstädter, dezimiert sich nach gut 25 Minuten in Person von Jürgen Gjasula selbst, kämpft insbesondere in Halbzeit 2 tapfer und verliert dann durch ein Eigentor. „Haste Scheisse am Fuß …“ – Ihr kennt das. „Ein Spiel, zwei Perspektiven“ mit dem Blick auf den Auftritt in Bayern am 11. Spieltag:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole (Sportfotos Magdeburg):

Ein besserer Auftritt als in Kaiserslautern und ein geschlossene Mannschaftsleistung. Zudem erhoffte ich mir einen Jürgen Gjasula auf dem Platz, um einen Stefan Kutschke in die Schranken zu weisen. Nachdem wir auf der Hinfahrt auf die Schiedsrichteraufstellungen geschaut hatten und einen Neuling angesetzt bekamen, beschlich uns allerdings das komische Gefühl, dass er sich gegen zwei solche Mannschaften beweisen will. Dass wir auch eine rote Karte vorab quasi „vorhergesehen“ hatten, bringt mich langsam zu dem Entschluss, dass ich die falsche Branche gewählt habe und in die Wahrsagerei gehen sollte. Leider klappt das mit Lotto noch nicht so gut. Ansonsten hatten wir alle Bauchschmerzen und unsere Erwartungen waren eher der Natur „Ein Unentschieden wäre richtig gut“.

Alex (nurderfcm.de):

Ich hoffte einfach, dass wir in Ingolstadt nicht komplett unter die Räder kommen. Es ging schließlich gegen eine Mannschaft aus dem oberen Tabellendrittel und wenn wir schon gegen die direkte Konkurrenz unten nicht gut aussehen, was sollte das dann erst gegen ein Team werden, das in dieser Spielzeit bereits einige Erfolgserlebnisse feiern konnte? Insgeheim spekulierte ein Teil von mir allerdings auch auf einen vollkommen unverdienten Auswärtssieg – wir brauchen schließlich Punkte, und zwar viele und zwar so schnell wie möglich. Außerdem war Ingolstadt bisher immer ein ganz gutes Pflaster für den 1. FC Magdeburg – wenngleich mir bei dem Gedanken und dem bisherigen Saisonverlauf schon hätte klar sein müssen, dass wir da wieder eine Serie zum Reißen bringen können. Tja. So kam es ja dann auch.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole (Sportfotos Magdeburg):

Live vor Ort. Hinter der Kamera bei 2 Grad Außentemperatur. Schön ist definitiv anders. Ich quatschte das ganze Spiel vor mich hin, tat meinen Unmut nach der gelb-roten Karte auch lautstark kund, obwohl Fotografen meist immer nur neutrale Zuschauer sind. Ich kann das nicht. Ich hoffte, ich fieberte und sah ein Team, welches geschlossen nach vorne ging und Ingolstadt voll im Griff hatte. Bis zur gelb-roten Karte. Danach war es dennoch eine bärenstarke Leistung unserer Mannschaft, in Unterzahl solch ein Spiel hinzulegen, so dass man nicht merkte, dass einer fehlte.

Mit dem Unentschieden wechselte ich auch die Seite. Doch leider lief das Spiel überwiegend in eine (die andere) Richtung. In der 80. Minute wünschte ich mir, dass wir hier einen Punkt mitnehmen und hätte gejubelt. Dann so ein blödes Eigentor und ein völlig überforderter Schiedsrichter, der das Spiel mitentschieden hatte und Stefan Kutschke sogar nach dessen Tätlichkeit gegen Korbinian Burger auf dem Platz beließ. Danach stützte sich auch noch Caniggia Elva so schön auf Christian Beck ab und zog ihn zu Boden, dass die Hoffnung blieb. Doch nichts. Kein Pfiff, kein Elfmeter … da werden die Ingolstädter wohl ein Dankespaket rüberschieben. Das Gefühl, am Ende mit nichts dazustehen und wieder festzustellen, dass einige Personen beim FC Ingolstadt sich nicht im Griff haben, erzürnt auch Stunden später mein Gemüt.

Alex (nurderfcm.de):

Diesmal wieder in der Einsamkeit des Wohnzimmers. Nur der (diesmal nicht unangenehme) MagentaSport-Kommentator und ich; die Family hatte sich zum Nachmittagsnickerchen ins Schlafzimmer zurückgezogen. Während ich noch über Jeremys Wunschformation für die Partie nachdachte, wurden mir die tatsächlichen Mannschaftsaufstellungen über Twitter gepusht und hatte ich direkt wieder keinen Bock mehr. Gjasula von Beginn an, dafür Malachowski draußen, außerdem wieder Brünker für Beck – ich hielt das für keine gute Idee, aber was weiß ich schon.

Bis zur gelb-roten Karte, die meiner Meinung nach vollkommen korrekt und in Ordnung war, staunte ich dann aber nicht schlecht: Ich sah eine ungewöhnlich passsichere Magdeburger Mannschaft, die viel Ballbesitz hatte, sich mittels der Kombination Sliskovic – Kath eine schicke Torchance erspielte (!) und die Partie völlig im Griff hatte, zwischen den Strafräumen jedenfalls. Auch nach dem Platzverweis ging die FCM-Elf engagiert zu Werke, Torabschlüsse blieben allerdings, wie in so ziemlich jedem Punktspiel bisher, Mangelware.

Der Eindruck der ersten Hälfte ging sogar so weit, dass ich dem Team in Durchgang 2 einen Lucky Punch absolut zugetraut habe, aber vielleicht sprechen aus diesem Wunsch auch eher Verzweiflung und die Suche nach den berühmten Strohhalmen, die mich in dieser Saison noch irgendwie bei der Stange halten. Ingolstadt in den zweiten 45 Minuten mit ordentlich Druck, der Club mit viel Kampf, die Fingernägel spätestens ab Minute 80 ein gutes Stück kürzer – und dann fällt der obligatorische Gegentreffer ausgerechnet durch ein Eigentor. Wir nehmen in dieser Spielzeit wirklich alles mit.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole (Sportfotos Magdeburg):

Große Enttäuschung nach guter Leistung.

Alex (nurderfcm.de):

Eine große Punktemöglichkeit ungenutzt gelassen.

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole (Sportfotos Magdeburg):

Frostige Temperaturen. Frostige Gefühle. Frostige Hände. Immer wieder denke ich nach einem Spiel in Ingolstadt, dass es dem Spiel geschuldet sei, dass die Personen im Stadion so aggressiv sind. Aber nach der dritten Partie, welche ich im Audi Sportpark erleben durfte, muss ich mir selbst eingestehen, dass es nicht die Spiele selbst sind. Es sind die/einige Menschen. Beleidigungen werden unaufhörlich aufs Feld oder auch auf unsere Bank geschleudert. Worte, die ich von einem ausgebildeten Trainer niemals hören wollen würde, fallen einfach so. Sich nach diesem Spiel hinzustellen und sich selbst lobzupreisen, dass man verdient gewonnen hatte, erzeugt in mir die Bestätigung, dass ich mich in der letztjährigen Relegation zu Recht für Nürnberg gefreut hatte und ich einem Team definitiv nicht den Aufstieg gönne. Ich wünsche mir jetzt nur noch, dass unsere Jungs dieses Spiel abhaken und genauso gegen Rostock weitermachen. Wären wir durch den Schiedsrichter nicht geschwächt gewesen, dann lege ich mich fest, hätten wir dieses Spiel niemals verloren.

Alex (nurderfcm.de):

Ein gutes Maß an Verzweiflung ob des Umstandes, dass wir die Punkte in dieser Saison offenbar nicht mal dann mitnehmen können, wenn sie uns schon so halb auf dem Silbertablett serviert werden. Machen wir uns nichts vor: Ingolstadt war, insbesondere in Halbzeit 1, richtig schlecht, und auch wenn das alles gut und gefällig aussah, was der Club spielte, gelang es der Mannschaft einfach nicht, Kapital daraus zu schlagen. Klar kann das Ding von Kath auch reingehen und wer weiß, hätte, hätte, Konjunktiv, ja, ja … Es ist wirklich zum Mäusemelken. Was vermutlich aber auf eine abgefahrene Art gar nicht schlecht ist, weil sich so wenigstens noch *irgendwas* regt …

Fragen bleiben auch. Zum Beispiel, warum Kai Brünker, der kaum mal einen Ball festmachen konnte und nahezu jedes Kopfballduell verlor, durchspielen durfte, während Christian Beck bis zur 86. Minute auf der Bank schmoren musste. Ich meine, wenn einer noch mal ein paar Meter extra gemacht und der Mannschaft vielleicht noch mal einen ordentlichen Energieschub gegeben hätte, dann wohl der Kapitän, dem ich auch sonst netto immer noch mehr gute Aktionen zutraue als Brünker in der aktuellen Form, so leid es mir tut. Ich verstehe es einfach nicht und kann mir das inzwischen nur noch mit persönlichen Animositäten erklären. Einen sportlichen Grund, Beck so lange draußen zu lassen, kann ich beim besten Willen nicht erkennen.

Dann die bange Frage, was mit Florian Kath ist. Ich twitterte es in der Halbzeit bereits: Es ist eine Augenweide, dem Mann zuzuschauen. Hoffentlich war der Wechsel nur eine Vorsichts-/Kraftsparmaßnahme und nichts in Richtung Blessur, wie man ja auch schon munkelt.

Was schließlich auch in Erinnerung bleibt, ist das vollkommen unsägliche Schiedsrichter-Bashing von Otmar Schork im Nachgang der Partie. Meine Güte … beim Anschauen habe ich mich richtig geschämt. Nur, dass wir uns nicht falsch verstehen: Ich fand‘ die Schiedsrichterleistung insgesamt auch nicht gut, trotzdem fand‘ ich die Kritik sowohl inhaltlich als auch in der Wortwahl unmöglich.

Und was das Allerschlimmste ist: Wenn der sportlich Verantwortliche den Grund für die Niederlage überwiegend beim Schiedsrichter sucht, dann ist das für mich die Analyse eines designierten Absteigers. Dabei sollte es doch jetzt nach vorn gehen. Ich könnte wirklich heulen.

Das Foto des Spieltags:

FC Ingolstadt

(c) Sportfotos Magdeburg, weitere Bilder vom Spiel in der Galerie

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