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Ein Spiel, zwei Perspektiven: VfB Lübeck (H)

Bell Bell und Atik feiern das Siegestor gegen Lübeck

Puh, das war ein hartes Stück Arbeit gegen robuste und gut organisierte Lübecker, bei denen man sich schon fragen kann, warum die eigentlich so weit unten in der Tabelle stehen. Der FCM tat sich am 34. Spieltag jedenfalls lange schwer, profitierte dann aber davon, dass die Gäste in der letzten Viertelstunde offensiver werden mussten. Die sich dadurch ergebenden Räume nutzte Blau-Weiß zwar nur so halb konsequent und hätte die Partie schon früher bequem entscheiden können, gewann unter dem Strich aber trotzdem verdient und machte einen weiteren großen Schritt in Richtung Klassenerhalt. Unser Blick auf’s Spiel:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Ich erwartete ein schweres Spiel. Schwere Beine tun wahrscheinlich ihr Übriges. Lübeck musste alles geben und wir wollten die gute Serie nicht reißen lassen. Aber ohne Raphael Obermair und Dominik Ernst musste der Trainer gleich zwei Wechsel vollziehen. Ich erhoffte mir eigentlich auch einen Florian Kath, doch mit dem Blick auf die Aufstellung wurde ich wieder enttäuscht.

Mit meinem Gefühl war das heute auch so eine Sache. Ich hatte so gar kein richtiges Feeling dafür, wie es ausgehen könnte. Das ist erfahrungsgemäß eher nicht so gut, da ich eigentlich die letzten Spieltage mit einer unterschwelligen Aufregung in die Partie gegangen bin und diese erfolgreich für den Club ausgingen. Von daher prallten vor dem Spiel eher das maue, nicht vorhandene Gefühl und eine geringe Erwartung aufeinander.

Alex:

Tja, es ist schon kurios, wie man sich doch vom Tabellenstand des Gegners täuschen lassen kann. Gegen den Vorletzten im Tableau erwartete ich tatsächlich einen Heimsieg, noch dazu mit unserem derzeitigen Lauf im Rücken. Dass Lübeck allerdings keine Mannschaft ist, die man mal eben so im Vorbeigehen schlägt, zeigte dann der Spielverlauf. Trotzdem: Vor der Partie war ich mir völlig sicher, dass wir die siegreich gestalten würden, dementsprechend zuversichtlich ging ich den Spieltag auch an.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Ich durfte wieder ins Wohnzimmer gehen und bereitete den Ticker vor. Mit Blick auf die Gegengerade und den Worten „Immer siegen“ hoffte ich auf ein schönes Spiel, doch mich beschlich so eine Vorahnung, dass Lübeck auch alles reinhauen würde. Sie mussten auf Sieg spielen. Es kam so, wie es kommen musste. Nach der ersten Minute mit drei Großchancen für uns folgten 15 Minuten, in denen die Gäste immer wieder unserem Tor gefährlich nah kamen.

Unsere Verteidigung hatte wirklich ordentlich zu tun und so schrieb ich auch nach den ersten 45 Minuten, dass ich sehr viel Luft nach oben sehe. Geduld ist so eine Tugend, die mir selbst nicht so mitgegeben wurde. Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch, umso mehr war ich stolz darauf zu sehen, dass unsere Mannschaft so geduldig weiterspielte und auch verteidigte.

Zum Ende hin machte Lübeck dann auf und stellte alle offensiven Spieler auf den Rasen. Damit eröffneten sie uns aber auch den Raum, den wir 75 Minuten lang nicht hatten. Es entwickelte sich in der letzten Viertelstunde ein schöner Schlagabtausch, der auch meinen Puls zum Beschleunigen brachte. Wie im Tennis flog mein Blick von rechts nach links und wieder zurück. Und dann erlöste uns Leon Bell Bell mit einem tollen Tor in der 82. Minute. Alle anwesenden Clubfans jubelten und schrien wie verrückt. Kurz darauf hätte der Vorlagengeber Baris Atik noch den Deckel drauf machen können, doch der Lübecker Keeper hatte etwas dagegen. Über die Zeit haben wir es gerettet und am Ende haben alle erstmal tief durchgeatmet.

Alex:

Zunächst mal verfolgte ich das Spiel pünktlich – hätte nicht jemand in der nurderfcm.de-Unterstützergruppe bei WhatsApp daran erinnert, dass die Begegnung schon um 13 Uhr angepfiffen wird, hätte ich wohl zuverlässig erst zum zweiten Durchgang eingeschaltet … Und was ist 13 Uhr eigentlich überhaupt für eine merkwürdige Anstoßzeit? Ja, klar, in der 2. Liga hatten wir das oft, aber auch da brauchte ich etwas, um mich dran zu gewöhnen – und als es dann soweit war, war das Abenteuer „Unterhaus“ auch direkt wieder beendet.

Aber zurück zur Partie gegen Lübeck: Aufgrund der oben geschilderten Erwartungshaltung war ich zunächst einigermaßen entspannt, wurde aber immer nervöser, je länger die Partie dauerte und je weniger gute Aktionen sich der FCM im letzten Drittel erspielen konnte. Was mich noch nervöser machte, waren einerseits die Einwurfflanken eines gewissen Ryan Malone und andererseits die meiner Meinung nach vielversprechenderen Gelegenheiten der Gäste (4., 26. Minute) in Halbzeit 1. Dabei hätten wir wohl alle einen recht ruhigen Nachmittag erleben können, wenn Kai Brünker gleich die erste Gelegenheit nach ungefähr 30 Sekunden verwertet hätte. Tja nun, „ruhig“ und „FCM“, das geht in dieser Spielzeit vermutlich erst wieder zusammen, wenn der Klassenerhalt auch rechnerisch in Sack und Tüten und vielleicht noch der eine oder andere Spieltag übrig ist.

Der zweite Durchgang gestaltete sich dann etwas besser, ein wirkliches Durchkommen war gegen tapfer kämpfende Lübecker aber weiterhin schwierig. Dafür näherte sich der Club jetzt an: Erst gab’s den Pfostentreffer von Andreas Müller nach 58 Minuten, schließlich dann – zumindest in Mittelhessen – den Torjubel in Spielminute 75, der ob der korrekt angezeigten Abseitsstellung von Alexander Bittroff aber schnell wieder erstarb.

Als Lübeck dann in der Schlussviertelstunde aufmachte und sich den Jungs von Christian Titz mehr Räume boten, nahm zwar die Nervosität noch mal zu, dafür aber auch die Zuversicht, hier vielleicht spät noch mal netzen zu können. Und so kam es ja dann auch, dank Bell Bells wirklich schönem Treffer nach Vorarbeit von Baris Atik.

Dass der Club das Spiel dann nicht mit einem zweiten oder gar dritten Treffer entspannt nach Hause spielen konnte, war etwas ärgerlich, am Ende des Tages aber völlig egal. Unter dem Strich stehen der nächste Sieg und ein weiterer großer Schritt zum Ligaverbleib und das ist es ja, worauf es letztlich ankommt.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Den Klassenerhalt fest im Blick.

Alex:

Ein Geduldsspiel geduldig gespielt.

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Der Rasen wird besser, ist aber noch nicht optimal. Dennoch bleibt mir wieder der weitere Teil der Choreografie im Kopf. Letztes Heimspiel „Immer kämpfen“ und heute „Immer siegen“. Eine tolle Idee, die Gegengerade so zu nutzen. Da freut man sich glatt auf das nächste Heimspiel und man ist gespannt, was sie sich noch so einfallen lassen.

In Erinnerung bleiben mir auch die entspannten Gesichter nach dem Spiel. Die Musik und ausgelassene Stimmung in der Kabine und die traurigen Gesichter der Lübecker. Ich erinnere mich auch noch gut, wie wir ausgesehen hatten, als wir dort unten standen. Daher kann ich die Gefühlslage so gut nachempfinden. Aber jetzt strahle ich erstmal mit den anderen um die Wette.

Alex:

Sportlich auf jeden Fall die Erkenntnis, dass sich das Fehlen von Raphael Obermair stärker bemerkbar machte, als ich das erwartet hätte. Hoffen wir, dass er nach seiner roten Karte aus der Partie in Meppen bald wieder mitwirken kann, auch wenn Bell Bell als Obermairs Ersatz mit seinem Treffer natürlich ordentlich Werbung in eigener Sache machen konnte. In Erinnerung bleibt außerdem ein starker Lukas Raeder auf Lübecker Seite, der seine Mannschaft mit ein paar Wahnsinnsparaden im Spiel gehalten hat. Naja, und „modisch“ haben mir die Trikots des VfB Lübeck tatsächlich ganz gut gefallen. Die haben die falschen Farben, klar, waren aber ansonsten schlicht, irgendwie old school und sind mir einfach ins Auge gefallen.

Nun ist erst einmal Pause, dann geht’s am 5.5. nach Saarbrücken und wer weiß? Vielleicht bejubeln wir ja hier an dieser Stelle am 6.5. schon den auch rechnerisch sicheren Klassenerhalt …

Das Foto des Spieltags:

Bell Bell und Atik feiern das Siegestor gegen Lübeck

(c) Norman Scholz

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