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Ein Spiel, zwei Perspektiven: F.C. Hansa Rostock (A)

Rostock

Was war das für ein wunderbarer Fußballnachmittag an der Ostseeküste – zumindest, wenn man Clubfan ist. Der 1. FC Magdeburg schaffte Historisches und holte mit einer insgesamt überzeugenden Leistung erstmals seit 1978 wieder einen Auswärtssieg in Rostock, Herzkasper bis zum Schluss inklusive. Der Puffer zum ersten Abstiegsplatz beträgt inzwischen vier Punkte; bei sieben noch ausstehenden Partien sollten drei weitere Siege eigentlich reichen, um den Klassenerhalt in dieser Saison in trockene Tücher zu packen. So weit sind wir freilich noch lange nicht, deshalb an dieser Stelle erst einmal unser Blick auf den Auswärtserfolg beim Tabellenzweiten, dem F.C. Hansa Rostock:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Einfach so gut weiterspielen wie bisher. Das waren meine einzigen Erwartungen. Punktemäßig hätte ich zu Beginn gern einen Zähler mitgenommen. Rostock will aufsteigen und musste somit. Die vielen ehemaligen Clubspieler hatten zudem auch noch richtig Lust, gegen ihren alten Arbeitgeber zu spielen. Daher stapelte ich eher tiefer und freute mich am Ende umso mehr.

Alex:

Die Erwartung war, in Rostock möglichst nicht zu verlieren; genau wie Nicole hätte auch ich mit einem Punkt sehr gut leben können, nehme die drei, insbesondere nach der gezeigten Leistung, aber selbstverständlich sehr gern mit. Ansonsten freute ich mich eigentlich einfach nur auf ein gutes und ansehnliches Fußballspiel und spürte den ganzen Tag dieses Kribbeln, das es eben nur bei bestimmten Paarungen gibt. Spiele gegen den F.C. Hansa sind halt einfach noch mal eine ganz andere Nummer als, sagen wir, gegen Unterhaching oder Verl. Gleichzeitig war ich natürlich aber auch ein bisschen wehmütig, scrollte am Vormittag mehrfach durch die Foto-Erinnerungen an die letzten Auswärtsspiele dort und stellte mir vor, wie es wäre, jetzt auf dem Weg in den Norden zu sein, irgendwann am Stadion anzukommen, seinen Platz im Gästeblock zu finden und die folgenden 90 Minuten plus X einfach komplett geisteskrank durchzusupporten. Hach ja … wie das einfach fehlt.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

In Rostock. Im leeren Ostseestadion. Wieder einmal muss ich gestehen, dass ich den Umstand, keine Rostockfans um mich herum sitzen zu haben, bei diesem Auswärtsspiel eher angenehm fand. Das war in der Vergangenheit nicht sehr schön und daher war das Arbeiten und Tickern heute ein sehr angenehmes und ruhiges.

Ex-Trainer Härtel schickte gleich vier ehemalige Spieler auf den Rasen. Einzig Farrona Pulido nahm auf der Bank Platz. Nils Butzen stand aufgrund seiner Verletzung nicht im Kader und schaute sich das Spiel von der Tribüne an, sprach aber vorher noch ausgiebig mit unserem anwesenden Präsidium.

Ich versuchte, so ruhig wie möglich zu sein und meine Emotionen nicht zu hoch kochen zu lassen. Als Alleinkämpferin vom Club musste ich das Spiel ohne Hilfe verfolgen, sodass meine Finger über die Tastatur rauschten, ich immer mehr der Kälte zum Opfer fiel und mein Herz vor Freude nur kurz hüpfte, als Baris Atik zur Führung traf.

Den Sturmlauf der Rostocker danach und unsere eher passive Spielweise dämpften meine Hoffnungen auf einen Erfolg am Ende der Partie. Die nicht nominierten Spieler auf der Tribüne und der ganze Rest von Rostock jubelte auch dementsprechend laut, als das Tor zum Ausgleich fiel. Sie bekamen erst spät mit, dass sich die Abseitsfahne schon frühzeitig gehoben hatte. Somit ging es mit der knappen Führung in die Endphase und ich ertappte mich immer mehr, dass ich unsere Spieler lautstark anfeuerte. Der Elfmeter war eine Erleichterung und Sören Bertram hat diesen auch souverän verwandelt. Das gab auch mir die letzte Sicherheit. Einen Dämpfer gab es zum Abschluss durch die schwere Verletzung von Sebastian Jakubiak. Die Spieler ließen es sich nicht nehmen, den Kreis um ihn herum zu machen und die Abschlussworte mit ihm zu finden.

Alex:

Im schwarzen Auswärtstrikot vor dem Fernseher. Ich glaube, das wird jetzt so ein Aberglaube-Ding; gegen Ingolstadt hat das (Heim-)Trikot ja auch das nötige Glück gebracht. Nach den ersten 45 Minuten entließ mich die Mannschaft einigermaßen begeistert in die Halbzeitpause – das war insgesamt ein richtig, richtig guter Auftritt, den Baris Atik nach Weltklasse-Zuspiel von Andi Müller mit der völlig verdienten Führung gekrönt hatte. Dieser Atik … fünf Treffer in sechs Partien sind schon ein Brett und ich bin sehr froh, dass wir inzwischen so einen Kicker in unseren Reihen haben. Fragt sich nur, wie lange noch. Ich glaube, dass ich im Falle einer Vertragsverlängerung über die aktuelle Saison hinaus ab dem Zeitpunkt der Verkündung erstmal für einige Zeit euphorisch durch die Wohnung tanzen müsste …

Aber zurück zum Sportlichen: Auch Durchgang 2 startete aus Magdeburger Sicht sehr gefällig, wenngleich natürlich damit zu rechnen war, dass die Gastgeber eine Reaktion zeigen würden. Der Dreifachwechsel von Jens Härtel konnte ja durchaus als Zeichen maximaler Unzufriedenheit gedeutet werden. Naja, und dann bin ich ehrlich: So ungefähr ab der 60. Minute habe ich emotional komplett ausgecheckt. Um kurz nach halb vier zeigte der Pulsmesser am Handgelenk 98 Schläge pro Minute – sitzend, auf der Couch. Und als mich etwa fünf Minuten nach dem Abpfiff mein Bruder anrief, fragte der mich direkt, warum ich eigentlich so außer Atem sei. Dieser verdammte Fußball …

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Wunderbare drei Punkte. Weiter geht’s.

Alex:

Historischer Erfolg. Danke, Jungs!

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Ein entspanntes Spiel im Ostseestadion, ein lang ersehnter Sieg gegen einen Aufstiegsanwärter. An sich bleibt mir, glaube ich, auch der ganze Tag in Erinnerung. Die schöne Anreise mit einem leckeren Picknick im Gepäck. Das Eintreffen der Spieler, die Konzentration in deren Gesichtern. Das Treffen mit ehemaligen Kickern und Trainern. Das Spiel mit der nötigen Portion Glück und dem 2:0-Sieg bei Sonnenschein und eisigen Temperaturen. Ich hatte Herzflattern und bekomme nun das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Ein wunderbarer Tag wird mir in Erinnerung bleiben.

Alex:

Der grandiose Pass von Andi Müller vor dem 0:1, der drohende Herzkasper vor dem Elfmeter, den Sören Bertram glücklicherweise zur Entscheidung versenkte und natürlich die Verletzung von Sebastian Jakubiak. Das sah übel aus – gute Besserung an dieser Stelle! Sollten sich die schlimmen Befürchtungen bestätigen, darf jetzt im zentralen Mittelfeld bis zum Saisonende nicht mehr viel passieren …

Von diesem, zugegebenermaßen großen, Wermutstropfen abgesehen, bleibt mir vor allem in Erinnerung, wie lange es dauerte, bis ich meinen Adrenalinspiegel wieder einigermaßen im Griff hatte. Und wie angenehm es war, unserer Mannschaft dabei zuzuschauen, wie sie Fußball spielte. Wahnsinn, was plötzlich alles geht, wenn Du einen echten Unterschiedspieler auf dem Platz hast und dazu noch einen Trainer an der Seitenlinie, der sein Handwerk offenbar versteht. Weiter so, einfach immer weiter, volle Kraft voraus in Richtung Klassenerhalt!

Das Foto des Spieltags:

Rostock

(c) Nicole Otremba

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