SV Meppen – 1. FC Magdeburg, 4. Spieltag, 1:3 (1:0)
Doch, das fühlt sich schon ganz geil an, so ein Auswärtssieg in einem Ligaspiel. Kennt man ja als Clubfan gar nicht mehr. Na, schnell und aus dem Kopf: Wann durften wir denn das letzte Mal einen Dreier in der Fremde bejubeln? Korrekt, das war in Hamburg am 8. April. Auch schon wieder fast vier Monate her. Umso schöner, dass es nun endlich wieder geklappt hat, insbesondere vor dem Hintergrund der ganzen Weltuntergangsszenarien, die an der einen oder anderen Stelle nach zuvor drei (!) Partien in der neuen Saison zu lesen und zu hören waren. Ich gebe zu, auch deshalb mischt sich hier in die Freude über den Erfolg durchaus eine gute Portion Genugtuung. Sicher, die Tore für die Größten der Welt fielen alle etwas glücklich, aber Glück muss man sich eben auch erarbeiten (katsching!) und das hat die Mannschaft im Spiel gegen Meppen getan. Noch dazu konnte sie einen Rückstand gegen einen nicht ganz so einfach zu bespielenden Gegner in einen Sieg drehen – wenn das jetzt keinen Mut macht und Schwung für die kommenden Aufgaben gibt, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.
Im schmucken Emslandstadion, das durch den neuen Gästeblock leider etwas von seinem Charme eingebüßt hat, schickte Stefan Krämer sein Team wieder in einer 4-2-3-1-Grundordnung ins Spiel. Vor Alexander Brunst verteidigten Timo Perthel, Tobias Müller, Jürgen Gjasula und Dominik Ernst; Charles Elie Laprevotte und Thore Jacobsen besetzten das defensive Mittelfeld. Offensiv hatte sich der Coach diesmal für Sirlord Conteh von Beginn an entschieden, der mit Sören Bertram immer mal wieder die Seiten tauschte. In der Mitte begann wieder Mario Kvesic, vorn im Sturmzentrum der ewige Christian Beck.
Kontrollierte Offensive
Vom Vorsänger gab es mit dem Anpfiff noch die Ansage, dass Sicherheit das ist, was die Jungs jetzt brauchen, und dass der Block ihnen diese Sicherheit heute geben würde. Gute und richtige Worte, großer Applaus, dann ging es auch schon los – und zwar nicht mit dem üblichen Einklatschen, sondern erst einmal mit einer Hüpfeinlage, gezückte Handys auf der Tribüne nebenan inklusive. Unten auf dem Rasen übernahm derweil der FCM vom Start weg die Initiative und näherte sich dem Tor von Meppens Erik Domaschke erstmals in der zweiten Minute mittels eines Freistoßes von Sören Bertram an. Der brachte zwar keinen unmittelbaren Ertrag, genau wie eine unübersichtliche Situation im Strafraum der Hausherren nach sechs Minuten, aber beide Szenen zeigten: Der FCM war da und die Mannschaft wollte, während der SV Meppen sich die ganze Sache erst einmal in Ruhe anschaute und auf Fehler der Gäste wartete. Da hatte wohl jemand die Videos der ersten drei Spiele intensiv ausgewertet.
Nach neun Minuten ergab sich dann für die Hausherren die erste Konterchance, so richtig viel Schwung oder Druck entwickelten aber beide Mannschaften zunächst nicht. Das sah, zumindest bei den Größten der Welt, eher nach kontrollierter Offensive aus und war ja auch völlig okay. Die Mannschaft spielte das gegen defensiv gut geordnete Meppener geduldig, suchte die Lücken und konnte sich einige Standardsituationen erarbeiten, die insgesamt aber alle zu harmlos blieben. In der 18. Minute dann mal eine spielerische Lösung: Conteh auf der linken Seite mit viel Platz und der Ablage für Mario Kvesic, der den Ball dann mehr oder weniger in die Arme von Erik Domaschke chippte. Auch zwei Minuten später war der Zugang vom FC St. Pauli beteiligt: Mit einer einfachen Körpertäuschung konnte er seinen Verteidiger in der letzten Kette stehenlassen und mit Tempo (von dem Conteh wirklich reichlich hat) in den Strafraum eindringen. Dort wäre ein kompromissloser Schussversuch womöglich eine gute Idee gewesen; stattdessen legte der Flügelflitzer noch mal in die Mitte und gab Meppen so die Gelegenheit, zu einer weiteren Ecke zu klären. Schade, da war mehr drin. Sei es drum.
Die bis dahin größte Chance der Partie legte Dominik Ernst dann in der 24. Minute für Sören Bertram auf: Christian Beck bediente den rechten Verteidiger, der zu einem seiner vielen Läufe in Richtung Grundlinie gestartet war. Quer durch den Strafraum dann sein Pass auf Bertram, der den Ball direkt nahm und an den linken Pfosten setzte. Im Gegenzug dann der SV Meppen: Über Undav kommt der Ball zu Düker, dessen Schuss zur Ecke abgefälscht wird. Blau-Weiß bekommt den Ball anschließend nicht aus der gefährlichen Zone, letztlich ist es dann Marco Komenda, der deutlich über das Tor schießt.
Aus dem Spiel heraus tauchte der SV Meppen in der 27. Minute erstmals vor dem Tor von Alexander Brunst auf: Es reichte ein einfacher Pass aus der Zentrale raus auf den rechten Flügel, wo René Guder einigen Platz hatte und den Ball ans Außennetz setzte. Einmal kurz durchatmen, bitte, das waren in der noch jungen Saison bisher ja eigentlich so die Momente, in denen es dann auch verlässlich klingelte. Auf der Gegenseite machten dann Sören Bertram und Sirlord Conteh das Spiel viel zu schnell für die rechte Meppener Abwehrseite; leider konnte Conteh seinen Lauf in den Strafraum nicht mehr mit einem Schussversuch abschließen.
Insgesamt sah das in der ersten halben Stunde gut aus, es fehlte allerdings die letzte Konsequenz im bzw. vor dem Strafraum und auch die Gastgeber entschieden sich nun dafür, selbst ein wenig aktiv zu werden. Den Auftakt machte ein Freistoß aus dem linken Halbfeld, der vor das Tor getreten wurde. Dort stand Julius Düker sehr frei, bekam glücklicherweise aber die Fußspitze nicht mehr an den Ball. In der 37. Minute machte es Meppen dann besser, profitierte dabei aber von fehlendem Zugriff des FCM auf Deniz Undav in der offensiven Zentrale. Der bleibt im Duell mit mehreren blau-weißen Beinen Sieger, legt raus auf rechts und findet dort Düker. Der Ex-Magdeburger macht das dann schnörkellos und überwindet Alexander Brunst im Tor mit einem trockenen Flachschuss in die lange Ecke. Da war es also wieder, das völlig unnötige Gegentor, zumal in einem Spiel, von dem der 1. FC Magdeburg bis zu diesem Zeitpunkt deutlich mehr hatte. Es war zum Haare raufen.
Plötzlich war nun auch das Heimpublikum da (vermutlich hatte man vorher einfach nur den Gästeblock bewundert), sodass die Atmosphäre im Emsland-Stadion noch mal um einiges interessanter wurde. Die Hausherren zahlten das Engagement auf den Rängen mit mehr Ballbesitz und Schwung zurück, das Tor hatte ganz offensichtlich die Emsländer Brust breiter gemacht. Kurz vor der Halbzeit dann ein verletzungsbedingter Wechsel: Der bis dahin recht agile Conteh wurde bei einem Zweikampf weggeflext und musste mehr oder weniger vom Spielfeld getragen werden, für ihn kam Manfred Osei Kwadwo. Das sah gar nicht gut aus und so langsam reicht es dann jetzt auch mit Verletzungen in Pflichtspielen. Wenn das so weitergeht, können wir so ungefähr kurz vor der Winterpause wohl die komplette U19 antreten lassen …
Nach einer Chance von Christian Beck, der in der 44. Minute rechts im Strafraum bedient wurde, den Ball aber links am Tor vorbei legte, war dann Pause und irgendwie fühlte sich das doch schon wieder doof an: Die Mannschaft spielte das eigentlich gut und lag trotzdem in Rückstand. Meine Beteuerungen, dass so ein gedrehtes Spiel doch auch ganz viel machen könnte für das Selbstvertrauen und dass wir das schon noch ziehen werden, wurden in der Halbzeitpause von meinen Nebenleuten noch spöttisch belächelt. Schön, wenn man hinten raus wenigstens einmal Recht behält.
Domaschkes Geschenke
Natürlich hat das gedrehte Spiel viel damit zu tun, dass Meppens Keeper einen sehr spendablen Tag erwischt hatte, aber ganz grundsätzlich ist es in einer Phase, in der die Mannschaft von außen viel Kritik einstecken muss und in der es eher unrund läuft eigentlich ja auch völlig egal, wie Erfolgserlebnisse zustande kommen. Bis es soweit war, sahen die 7.873 Zuschauer aber erst einmal einen SV Meppen, der aktiver aus der Kabine kam und nun mehr in die Begegnung investierte, wenngleich der erste Torschuss der zweiten 45 Minuten von Magdeburgs Thore Jacobsen abgegeben wurde: Eine Ecke von rechts landete im Rückraum beim Mittelfeldspieler, seine Direktabnahme geriet allerdings deutlich zu hoch.
In der 49. Minute dann leider wieder ein Abstimmungsproblem zwischen Abwehr und Mittelfeld, das gut und gerne hätte teuer werden können. Jürgen Gjasula will einen Freistoß am eigenen Strafraum auf Thore Jacobsen spielen, der sich aber schon vom Ball weg orientiert hatte. René Guder geht dazwischen und bedient Julius Düker, der Deniz Undav mitnehmen will. Timo Perthel aber riecht den Braten und geht konsequent dazwischen.
Auch wenn Meppen nun präsenter wirkte, ging aus dem Spiel heraus nicht allzu viel und wurden die Standardsituationen, die sich ergaben, von den Größten der Welt insgesamt doch recht stabil verteidigt. Naja, und nach 58 Minuten zeigte die Anzeigetafel dann ein 1:1, weil Manfred Osei Kwadwo auf der rechten Seite den Ball serviert bekam, mit viel Tempo in Richtung Strafraum marschierte, einfach abzog und Glück hatte, dass sein Schuss in die linke Ecke noch abgefälscht wurde – keine Chance für Domaschke, aber das war dem Gästeblock ohnehin egal. Das Tor tat richtig gut und der FCM war nun wieder drin, während vorher zu befürchten stand, dass man entweder den zweiten Gegentreffer kassieren oder sich an kompakt stehenden Meppener Defensivreihen die Zähne ausbeißen würde.
In Spielminute 64 hatte demgegenüber Christian Beck die große Gelegenheit, das zweite Magdeburger Tor zu erzielen, allerdings setzte er seinen Kopfball nach einem Bertram-Freistoß von der linken Seite völlig frei ein gutes Stück über den Kasten. Kurz darauf hatte Mario Kvesic Feierabend, für ihn kam Marcel Costly in die Partie.
Mit der Erfahrung des Ausgleichs könnte man ja nun denken, dass der Club an Sicherheit gewinnen und wieder stärker die Initiative ergreifen würde. Stattdessen brachte die Mannschaft sich aber erneut in Situationen, aus denen richtig gute oder abgezockte Gegner möglicherweise das eine oder andere Tor erzielen: In der 67. Minute gab es beispielsweise einen langen Ball auf die linke Meppener Seite, als die komplette Magdeburger Mannschaft inklusive Alexander Brunst recht weit aufgerückt war. Glück für uns, dass der Abschlussversuch dann nicht aufs (leere) Tor, sondern auf die rechte Seite geht. Nur eine Zeigerumdrehung später dann Brunst mit einer Großtat: Ein langer Meppener Einwurf von rechts ditscht im Fünfmeterraum noch mal auf und findet dann den Kopf von René Guder. Unsere Nummer 1 lenkt den Ball mit der Hand noch ganz stark an den Pfosten.
In der 73. Minute dann allerdings ein zu kurzer Abschlag von Brunst in die Mitte, in der nur ein Meppener Spieler stand, der sofort auf Julius Düker durchsteckte. Erneut war der FCM weit aufgerückt, erneut kam der gegnerische Stürmer in aussichtsreicher Position an den Ball. Diesmal hob allerdings der Linienrichter die Fahne und beendete die Szenerie mit einer Abseits-Entscheidung.
Tja, und dann fielen innerhalb von ganz kurzer Zeit zwei sehr kuriose Treffer, und das in einer Phase, in der eigentlich Meppen die aktivere Mannschaft war. In der 80. Minute ist es erneut Kwadwo, der auf seiner rechten Seite einfach mal abzieht – Erik Domaschke lässt den Ball durch die Handschuhe rutschen und zack! liegen die Größten der Welt mit 2:1 in Führung. Glück für den Club auch, dass der Linienrichter die Fahne beim Pass von Ernst auf Kwadwo unten ließ. Der Jubel im Gästeblock war noch gar nicht richtig abgeebbt, da hatte der Kapitän auch schon den Deckel auf die Partie gemacht: Einen Katastrophenpass vom Ex-Magdeburger Steffen Puttkammer konnte Christian Beck erlaufen; Domaschke kommt raus und will klären, schießt dabei aber den Mittelstürmer an, der anschließend nur noch ins leere Tor einschieben muss. Herrje, das war für den Meppener Keeper schon äußerst bitter. 3:1 für die Guten nun also bei noch knapp 10 Minuten Spielzeit. Es roch nach Auswärtssieg.
Der Rest der Partie ist dann recht schnell erzählt: Zwar tauchte Meppen noch zwei, drei Mal im letzten Drittel auf, so eine richtige Torchance ergab sich für die Hausherren aber nicht mehr. Stattdessen hatte Christian Beck in der Nachspielzeit noch die Gelegenheit, auf 4:1 zu erhöhen, indem er sich im Strafraum mit einem Haken Platz verschaffte, der Schuss dann aber zu unplatziert geriet. So blieb es letztlich beim 3:1 für die Größten der Welt und durfte nach dem Abpfiff endlich mal wieder zusammen mit der Mannschaft gefeiert werden.
Fazit:
Ob die Tore nun glücklich fielen oder nicht: Der Sieg geht für den 1. FC Magdeburg unter dem Strich schon in Ordnung. Fast ist es ein bisschen schade, dass die Liga nun erst einmal pausiert und am kommenden Wochenende der DFB-Pokal auf dem Programm steht; es hätte sicher nicht geschadet, das Gefühl dieses Erfolges gleich mit ins nächste Punktspiel zu nehmen. Aber wer weiß? Vielleicht verläuft das Duell gegen den SC Freiburg ja gänzlich anders, als man es gegen einen Bundesligisten wohl erwarten muss, und die Mannschaft holt sich im nächsten Pflichtspiel noch mal richtig Selbstvertrauen.
Wie dem auch sei, der Sieg in Meppen dürfte nun erst einmal für ein bisschen mehr Ruhe sorgen, und das ist verdammt gut so. Bei allen Problemen und Baustellen, die es weiterhin gibt, bleibe ich dabei: Die Mannschaft wird uns in dieser Saison mit Sicherheit noch den einen oder anderen angenehmen Nachmittag oder Abend mehr bescheren. Gebt den Jungs die Zeit, habt Vertrauen und redet bzw. schreibt nicht gleich alles schlecht, wenn es mal nicht ganz so rund läuft. Den Worten vom Zaun zu Beginn der Partie möchte ich mich sehr gern anschließen und sie hier noch einmal in ähnlicher Form wiederholen: Die Mannschaft braucht Sicherheit und wer, wenn nicht wir Fans, können ihr diese Sicherheit ein Stück weit mit vermitteln. Wir sind die Größten der Welt. Und wir werden die Liga schon noch rocken.
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