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Auswärtsfahrtenspitzenreiter

Der 1. FC Magdeburg hat in der 3. Liga inzwischen einige Premieren erlebt. Da wären das erste Profispiel der Clubgeschichte überhaupt, der erste Auftritt in Mainz oder jüngst die erste Heimniederlage in der neuen Liga gegen den VfR Aalen. Auf eine Premiere aber warten die Größten der Welt noch immer: auf eine Auswärtspartie, die an einem Samstag oder einem Sonntag stattfindet. Mit dem 10. Spieltag, an dem es in der zweiten regulären englischen Woche nach Rostock geht, werden sechs von sechs Auftritten in der Fremde an einem normalen Arbeitstag stattgefunden haben – für Fans, die ihr Team regelmäßig auch auswärts unterstützen möchten, ein ganz schönes Brett. Und eines, das die Anhängerschaft der Größten der Welt bis zum Ende der Hinrunde mit einigem Abstand am häufigsten wird gebohrt haben dürfen. Aber das ist sicher alles nur Zufall. 

Schaut man sich die nunmehr vollständig fest terminierte Hinrunde einmal etwas genauer an, fällt auf, dass jedes Team aus den neuen Bundesländern mindestens einmal an einem Freitagabend ran muss(te). Gänzlich vorübergehen wird dieser Kelch in der ersten Saisonhälfte hingegen an den Mannschaften aus Mainz, Stuttgart, Würzburg, Großaspach, Köln und Bremen. Damit ist auch klar: Von allen Aufsteigern ist es einzig der 1. FC Magdeburg, der überhaupt (und in schöner Regelmäßigkeit) am Freitagabend irgendwo in Deutschland aufdribbelt. Aber hey, den unglaublich großen Fanmassen aus z.B. Würzburg und von Bremens zweiter Mannschaft kann man die weiten Fahrten nun wirklich nicht zumuten. Das muss man dann schon auch mal verstehen.

Lässt man die beiden regulären englischen Wochen raus, verbleiben 17 Hinrundenpartien, von denen Blau-Weiß neunmal auswärts antreten muss. Fünf (!) dieser neun Spiele finden freitags statt. Auf Platz 2 der inoffiziellen Tabelle der Unter-der-Woche-Auswärtsspiele (englische Wochen ausgenommen) folgen gemeinsam Erfurt und Cottbus mit jeweils 3. (Osnabrück wird auch 3x unter der Woche aktiv gewesen sein, allerdings kam die Partie gegen uns ja aufgrund einer selbst beantragten Spielverlegung zustande.) Halle, Rostock und Dresden werden bis Weihnachten jeweils zweimal an einem Freitagabend angetreten sein, je ein Spiel an diesem Termin werden Kiel, Wehen-Wiesbaden, Aue, Aalen und Münster absolviert haben.

Jetzt sind Freitagabende ja nicht per se Fan-unfreundlich, wenn es sich dabei um Partien handelt, die einigermaßen in der Nähe stattfinden. Auch hier lohnt sich aber ein genauerer Blick: Bis Jahresende wird die blau-weiße Anhängerschaft freitags insgesamt 2.040 Auswärtskilometer zurückgelegt haben. Einfach. Das ist in der ersten Hälfte der Drittligasaison 2015/2016 einsame Spitze. Das einzige Spiel mit einem Anreiseweg von weniger als 300 km ist dabei das in Bremen, zweimal wird man knapp 450 km, einmal 510 gereist sein. Auf Platz 2 folgt Rostock mit 1.282 km, verteilt auf zwei Spiele; allein 825 davon entfallen auf die Reise nach Stuttgart am 15. Spieltag. Die Cottbuser Fanszene wird bis Weihnachten 1.237 km (einfach) zurückgelegt haben, die sich auf 3 Freitags-Spiele aufteilen.

Auch wenn die vollständige Nicht-Berücksichtigung von Fan-Interessen und hier insbesondere der der Größten der Welt bei der genauen Terminierung der Spieltage selbstverständlich nur reiner Zufall ist und keineswegs vorsätzlich zustande kam, dürfte klar sein, dass die Freitagabendquote 2015/2016 für den 1. FC Magdeburg mit der Hinrunde (hoffentlich) in vollem Umfang ausgeschöpft ist. Für die im Schnitt mindestens 7.400 Kölner, Großaspacher, Bremer, Würzburger, Stuttgarter und Mainzer Auswärtsfahrer tut es mir zwar leid, dass sie sich in der Rückrunde im Schnitt mindestens dreimal freitags auf den Weg in die Fremde machen müssen, aber hey, so ist das Profifußball-Fanleben in einem Verband, dem die Anhänger seiner Vereine und so etwas wie die Gleichbehandlung aller am Herzen liegen. Und am Ende weiß man sicher auch in Frankfurt:

„Football is nothing without fans.“ (Jock Stein)

2 Kommentare

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