Da war es also, das erste Auswärtsspiel der noch jungen Saison. Der Gastgeber hieß FC Carl Zeiss und spielt bekanntlich im schönen Jena. Schon mit dem Jenaer Abstieg am Ende der vergangenen Saison stand für mich fest, dass das Spiel einen festen Platz in meinem sonst eher spärlichen Auswärtsfahrtenprogramm bekommt. Dass es nun auch gleich noch ein Flutlichtspiel geworden ist – umso besser :-). Ort des Geschehens und Heimspielstätte der Thüringer ist das Ernst-Abbe-Sportfeld, ein schönes, altehrwürdiges Stadion, das noch nicht dem Modernisierungs- und Gleichmacherwahn zum Opfer gefallen ist – neben der traditionsreichen Paarung Jena-Magdeburg ein weiterer Grund für mich, dem Spiel unbedingt beiwohnen zu wollen.
So hieß es also am Freitagnachmittag: auf nach Thüringen! Ich hatte mir bei meinen speziellen Freunden von der Deutschen Bahn eine Verbindung rausgesucht, die mich um exakt 18:12 Uhr in Jena ankommen lassen sollte. Ich dachte mir noch, dass 48 Minuten ja wohl locker reichen würden, um die 1,4 Kilometer vom Bahnhof zum Stadion zu Fuß zurückzulegen und die sicher eher strengen Einlasskontrollen zu passieren. Da die Bahn allerdings so freundlich war, mir ihre Dienste unentgeltlich für 25 zusätzliche Minuten zur Verfügung zu stellen, kam ich natürlich mit erheblicher Verspätung und dem Ruhepuls von Hulk in grün in der Universitätsstadt an. Also schnell die Beine in die Hand genommen, ab durch einen recht schönen Park die Saale entlang und im Stechschritt Richtung Stadion. Schwer zu finden war es letztlich nicht, weil ich mich schnitzeljagdmäßig an der überaus zahlreich erschienenen Staatsmacht orientieren konnte, die sich sogar in Bachläufen (!!!) und hinter bzw. zwischen Büschen postiert hatte… Das Thema „Polizeipräsenznotwendigkeit und Fussballspiele“ wird demnächst vielleicht mal einen eigenen Blogbeitrag wert sein.
Pünktlich um 18:57 Uhr traf ich dann im Stadion ein – begrüßt wurde ich am Einlass mit einem freundlichen „REGENSCHIRM DA HINTEN ABGEBEN!“, was ich dann aber zum Glück doch nicht tun musste. Das sollte sich auf dem Heimweg noch als Glücksfall erweisen, der wurde nämlich etwas feuchter. Die Einlasskontrolle ging dann eigentlich relativ fix, pünktlich zum Anpfiff stand ich im Block und dachte mir so: „Frühes Erscheinen sichert die besten Plätze!“. Die erste Halbzeit hab ich nämlich im Wesentlichen so gesehen:
Stimmungstechnisch war es auf jeden Fall wieder sensationell, auch wenn die Lust, kräftig mitzusingen, bei uns da in den hinteren Reihen allmählich ein wenig ausfranste. Interessanterweise kamen eigentlich die ganze erste Halbzeit noch Blau-Weiße hoch in den Block, der angeblich für 1.200 Leute ausgelegt sein soll. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass da gestern mehr Magdeburger am Start waren. Kurzum: es war voll!
Was ich dann zwischen Köpfen und Händen – ab und an 😉 – so zu sehen bekam in den ersten 45 Minuten war weniger berauschend. Entgegen der Einschätzung des Tickermän und des Spielberichts von Sportfotos MD hatte ich doch den Eindruck, dass Jena das Spiel ganz gut im Griff hatte und unsereins größtenteils nur reagierte. Offensiv war jedenfalls vom FCM im ersten Durchgang wenig zu sehen, im Spielaufbau war der Ball zumeist nach 2, 3 Pässen in die Spitze wieder weg und Chancen dementsprechend Mangelware. Dafür hatte der Gastgeber zumindest eine sehr gute Möglichkeit durch einen wuchtigen Kopfball, der aber knapp über das Tor ging. Leider musste unser Ali Moslehe, bis dahin offensiv der Bemühteste und wacker kämpfend, nach etwa 27 Minuten verletzungsbedingt runter, für ihn kam Fabio Viteritti, was sich aber als nicht so schlechter Tausch herausstellen sollte. Ich hoffe nur, dass Ali sich nicht schwerwiegender verletzt hat, zumal er ja auch schon angeschlagen in das Spiel gegangen ist. Auf diesem Weg, obwohl ihn der Gruß wohl nie erreicht ;-), gute Besserung!
Zur Pause stand glücklicherweise die Null und für mich war es Zeit für die obligatorische Stadionwurst. Mit 1,90 EUR war man gut dabei und bekam eine sehr schmackhafte Thüringer Rostbratwurst vom Holzkohlengrill. Da kann sich der Caterer im heimischen HKS mehrere Scheiben von abschneiden, und zwar auf ganz unterschiedlichen Ebenen ;-).
Die zweite Halbzeit dann deutlich besser, und zwar von beiden Mannschaften. Einige Male hatten wir richtig Schwein, dass aus dem Gewühl heraus nicht der Gegentreffer fällt. Und einige weitere Male fühlte ich bei mir quasi die grauen Haare sprießen, als unsere Abwehr getreu dem Motto „Nimm Du ihn nicht, ich hab ihn sicher“ den Ball einfach nicht hinten raus bekam. Irgendwie hatten wir aber eben gestern auch das Glück auf unserer Seite, sodass der Ball letztendlich nicht den Weg in das falsche Tor fand. Die vielleicht beste Möglichkeit für uns vergab der bereits schon erwähnte Fabio Viteritti nach einem schönen Konter, an dessen Ende er eigentlich einfach nur mal draufkirschen oder schneller abspielen muss. So blieb es letztlich, weil den Jenaern auch nichts Kreatives mehr einfiel, beim nicht unverdienten Punktgewinn auf fremdem Platz. Ich denke, das geht schon so in Ordnung, und mit einem Sieg gegen Zipsendorf am kommenden Wochenende stimmt auch meine Saisonauftaktprognose von 7 Punkten aus 3 Spielen ;-).
Fazit zum Spiel:
Ich denke, in der letzten Saison hätten wir das Ding noch verloren. Insgesamt hat die Mannschaft das doch recht ordentlich gemacht, ist nie wirklich dolle flatterig geworden und hat sich den Punkt letztendlich auch erkämpft. Auffällig war für mich, dass unser Mittelfeld defensiv sehr ordentlich mitarbeitet – symptomatisch dafür Moslehes Verletzung, die nach einer kompromisslosen Defensivaktion seinerseits in seiner Auswechslung mündete ;-). Ich glaube auch, jetzt schon sagen zu können, dass unsere rechte Seite mit Moslehe/Viteritti und Butzen in dieser Saison zu unserer „Schokoladenseite“ werden könnte. Was der junge Butzen zeigt – und zwar saisonübergreifend seit den letzten Spielen der letzten Saison, in denen er endlich randurfte, ist nahezu sensationell. Wenn das so weitergeht, werden wir den jungen Mann aus Mühlhausen wohl in absehbarer Zeit in höheren Ligen sehen – allerdings vermutlich in einem anderen Trikot :-/. Offensiv ist noch einiges an Tuning nötig, so richtig dolle überzeugen konnten mich Maik Koschwitz und Florian Beil gestern nicht. Beide waren zwar sehr bemüht, aber etwas glücklos, da ist noch Luft nach oben. Bin mal gespannt, wie das Offensivspiel sich verändert, wenn Michel Harrer (wieder) dabei ist. Der eine oder andere sehr schöne Spielzug war aber schon dabei und ich bin mir sehr sicher, dass sich die ganze Geschichte im Laufe der Saison noch steigern wird.
Wichtig war gestern, dass wir auch im zweiten Punktspiel ohne Gegentor geblieben sind (was der Abwehr Selbstvertrauen geben dürfte) und dass man gesehen hat, dass, wenn die Angriffe präzise und konsequent zu Ende gespielt werden, diese Truppe auf jeden Fall auch Tore erzielen kann. Wie schon oft geschrieben, wirkt eben gerade in dieser Hinsicht die letzte Saison noch nach, in der man oft das Gefühl hatte, wir würde keine Bude machen, selbst wenn der Gegner schon unter der Dusche ist. Absoluter Wahnsinn gestern auch wieder der Support aus der Kurve. Im Forum war zu lesen, dass selbst die Jenaer Fanbetreuung per SMS kundtat, dass das das Beste war, was man seit einigen Jahren im Ernst-Abbe-Sportfeld von den Gästefans zu sehen und zu hören bekam. Und (mind.) 1.200 Blau-Weiße an einem Freitagabend ist nun wirklich eine Hausnummer – Hut ab!
Für mich hat sich der gestrige Abend noch in ganz anderer Hinsicht gelohnt: nach dem Spiel ging es noch in eine gemütliche Jenaer Studentenkneipe auf ein Bier mit einem Kumpel, den ich vielleicht vor 3 oder 4 Jahren das letzte Mal gesehen hab :-). Danken muss ich an der Stelle auch mal explizit der Staatsmacht, die das gestern alles sehr souverän gelöst hat, das kennt man (zum Beispiel aus der hässlichen Stadt am stinkenden Fluss) auch ganz anders. Die Beamten waren, soweit ich das mitbekommen habe, insgesamt wirklich freundlich, konnten (zum Beispiel bei Fragen zum Abmarsch nach Spielende) kompetent Auskunft geben und ließen sich auch nicht von den notorischen Pöbler-Vollidioten, die es offenbar immer geben muss, aus der Ruhe bringen. Wir wurden nach dem Spiel mehr oder weniger geschlossen vom Stadion weggeleitet und konnten dann auch alsbald eigenverantwortlich unserer Wege gehen, ohne den Damen und Herren in Schwarz großartig erklären zu müssen, warum, wieso und weshalb man sich jetzt von der Gruppe entfernt. Sonst hätte mein Bier-Date im Grünowski wahrscheinlich gar nicht stattfinden können ;-).
Alles in allem also, auch wenn der erträumte Auswärtssieg nicht erreicht wurde, doch ein sehr gelungener Abend! Der nächste Gegner heißt nun Zipsendorfer Fussballclub Meuselwitz und gibt sich am kommenden Sonntag um 13:30 Uhr im heimischen HKS die Ehre. Da ich ausgerechnet für diesen Tag bereits sehr langfristig andere Pläne gemacht habe, werde ich dieses eine Heimspiel leider nicht im Stadion, sondern daheim vor dem Ticker erleben. Hatte ich auch lange nicht mehr und wird dann auch für den Rest der Spielzeit nicht wieder vorkommen. Hoffentlich. Aber auch (oder gerade 😉 ? ) ohne mich wird es gegen die Amateure vom Dorf für einen Heimsieg reichen, denn:
„KEINER WIRD ES WAGEN, KEINER WIRD ES WAGEN – UNS’REN FCM ZU SCHLAGEN!“