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Otmar, Otmar, who the heck is Otmar?

Schork

Gestern, am 10.11.2020, hat der 1. FC Magdeburg mit Otmar Schork einen neuen sportlichen Leiter offiziell vorgestellt, der Mario Kallnik in dieser Funktion ablöst. @virtualfootball hat sich die Personalie für nurderfcm.de einmal genauer angeschaut.

Der SV Sandhausen beendete die Saison 2009/10 als Tabellen-14. in der 3. Liga. Im Juni 2010 startete Otmar Schork in seine zweite Amtszeit beim SVS (vormals 1994 bis 2002; Oberligameisterschaft als größter Erfolg). Bereits im Februar 2010, also vor Amtsantritt, entließ Sandhausen den Aufstiegstrainer Gerd Dais und stellte Frank Leicht ein. Dieser wiederum wurde nach einem durchwachsenen Saisonstart (7 Punkte aus 7 Spielen) durch Pavel Dotchev ersetzt. Mit nur 14 Punkten aus 17 Spielen wurde Dotchev 150 Tage später ebenfalls entlassen und der ursprüngliche Aufstiegstrainer Gerd Dais erneut verpflichtet. Das Team konsolidierte sich auf Platz 12. Bereits im Sommer 2010 wurden einige Spieler unter Vertrag genommen, die zentrale Stammspieler in der Aufstiegsmannschaft der kommenden Saison waren, wie z.B. Löning, Ischdonat, Pischorn oder Danneberg. In der Saison 2011/12 folgte dann der Aufstieg in die 2. Bundesliga als Meister der 3. Liga mit 66 Punkten.

Im November 2012 folgte, auf dem letzten Tabellenplatz liegend, die Entlassung des nunmehr zweimaligen Aufstiegstrainers Gerd Dais wegen akuter Abstiegsangst, aber auch Nachfolger Hans-Jürgen Boysen konnte am Ende der Saison 2012/13 mit mageren 26 Punkten nach dem 34. Spieltag nur Platz 17 erreichen. Durch die erfolgreiche Relegation Dynamo Dresdens als Tabellen-16. und den Lizenzentzug des MSV Duisburg verblieb der SV Sandhausen trotzdem in der 2. Bundesliga. Im Sommer 2013 erfolgte dementsprechend ein großer Umbruch: 18 Spieler verließen den Verein, darunter 4 Leihspieler und 4 Akteure, die ihre Karrieren beendeten. Es kamen 19 neue Spieler und mit Alois Schwartz ein neuer Trainer. Der Kader wurde stark verjüngt und unter den Neuzugängen befanden sich einige äußerst talentierte Spieler, die nachhaltig Fuß fassen konnten: Lukas Kübler, Manuel Riemann, Matthias Zimmermann, Tim Kister, Marco Thiede, Marvin Knoll, Florian Hübner, Danny Blum; allesamt Spieler, die noch heute in der 1. oder 2. Bundesliga aktiv sind. Neben einem Platz im gesicherten Mittelfeld erreichte der SVS in der Saison 2013/14 auch das Achtelfinale im DFB-Pokal.

Auch in den beiden Folgejahren spielte der kleine SV Sandhausen beachtlich mit und schaffte jeweils den souveränen Klassenerhalt. Nach zwei 12. Plätzen (2013/14 und 2014/15) und einem 13. Platz (2015/16) verließ Alois Schwartz den SVS in Richtung 1. FC Nürnberg und Otmar Schork musste zur Saison 2016/17 einen neuen Trainer vorstellen: Kenan Kocak. Dieser erwies sich ebenfalls als Glücksgriff und die Sandhäuser beendeten die beiden nächsten Saisons auf den Plätzen 10 und 11. Zur Winterpause der Spielzeit 2017/18 befand man sich sogar im oberen Tabellendrittel (Platz 5).

Nachdem Sandhausen zwischen 2014 und 2018 nie in ernsthafte Abstiegsnot geriet, verlief der Saisonstart der Spielzeit 2018/19 schlecht und Kenan Kocak musste seinen Platz im Oktober 2018 räumen. Sein Nachfolger wurde Uwe Koschinat, dem der Klassenerhalt vor allem durch eine starke Rückrunde gelang und der bis heute in Sandhausen auf der Trainerbank sitzt. Eine Schlüsselrolle spielte auch der erfahrene Dennis Diekmeier, den Schork in der Wintertransferperiode zur Stabilisierung der Defensive verpflichtete. Im März 2019, vor dem Auswärtsspiel beim 1. FC Magdeburg, gab Schork seinen Rücktritt bekannt. Dieser war mehr persönlicher als sportlicher Natur, da er sich ausgebrannt fühlte und in der Verfassung glaubte, dass frischer Wind dem Verein gut tun würde.

Fazit:

Otmar Schork hat in Sandhausen starke Arbeit geleistet, vor allem in Hinblick auf die geringe Größe und Präsenz des SVS. Der Club wurde in die 2. Bundesliga geführt und dort etabliert, außerdem wirtschaftlich konsolidiert, insgesamt flossen in Schorks Amtszeit laut Transfermarkt.de über 3 Millionen Euro an Transfererlösen in die Kassen des Teams aus Baden-Württemberg. Neben Erfolgen wie der Meisterschaft in der 3. Liga und dem Erreichen des DFB-Pokal-Achtelfinals gehört aber auch der negative Blick zur Wahrheit:

Der Verein ist 2012/13 sang- und klanglos sportlich abgestiegen (26 Punkte aus 34 Spielen) und nur durch den Lizenzentzug des MSV Duisburg in der Liga verblieben. Weiterhin stand ein Punktabzug wegen Lizenzverstößen 2015 zu Buche und Schork verließ den SVS in der Saison 2018/19 auf dem letzten Tabellenplatz liegend (17 Punkte aus 24 Spielen). Weiterhin bewies der SV Sandhausen in seiner Amtszeit eine kurze Zündschnur bei Trainern, insgesamt standen 7 Übungsleiter in weniger als 9 Jahren an der Seitenlinie. Koschinat übt das Amt immer noch aus, Schwartz wechselte freiwillig, die restlichen fünf Trainer wurden hingegen entlassen. Weiterhin herrschte im Kader des SV Sandhausen ständige Fluktuation, insgesamt 209 Kaderveränderungen (Zu- und Abgänge) gab es innerhalb der 9 Spielzeiten.

Nach anderthalb Jahren Pause und Erholung fühlt der 63-Jährige sich nun bereit für seine neue Aufgabe beim 1. FC Magdeburg. Sein Vertrag gilt erstmal bis 2022 und er beginnt seine Tätigkeit als Sportlicher Leiter, soll aber bei Klassenerhalt auf den Posten des sportlichen Geschäftsführers aufsteigen. Sein Arbeitspapier besitzt jedoch nur Gültigkeit für die 2. Bundesliga und 3. Liga. Mit anderen Worten: Entweder er leitet den FCM ab nächster Saison als einer von zwei Geschäftsführern oder er verlässt den Club wieder. Ob die Entscheidung in dieser Form sinnvoll ist, bleibt abzuwarten, denn einerseits ist zu hinterfragen, wie viel ein Sportdirektor in 8 Monaten ohne eigene Kaderplanung bewirken kann und andererseits steht der FCM im Falle eines Abstiegs in die Regionalliga im Bereich der sportlichen Kompetenz erst recht vor einem Trümmerhaufen.

Dennoch (oder vielleicht gerade deshalb): Viel Erfolg, Otmar Schork!

Key Facts:

Erreichte Tabellenpositionen:

  • 2010/11: 12. Platz (3. Liga)
  • 2011/12: 1. Platz (3. Liga)
  • 2012/13: 17. Platz (2. Bundesliga)
  • 2013/14: 12. Platz (2. Bundesliga)
  • 2014/15: 12. Platz (2. Bundesliga)
  • 2015/16: 13. Platz (2. Bundesliga)
  • 2016/17: 10. Platz (2. Bundesliga)
  • 2017/18: 11. Platz (2. Bundesliga)
  • 2018/19: 15. Platz (2. Bundesliga)

Trainer in seiner Amtszeit (07.2010 – 06.2019):

  • Frank Leicht (2010): 7 Spiele (während der Saison 2010/11)
  • Pavel Dotchev (2010-2011): 17 Spiele
  • Gerd Dais (2011-2012): 20 Spiele
  • Hans-Jürgen Boysen (2012-2013): 69 Spiele
  • Alois Schwartz (2013-2016): 108 Spiele
  • Kenan Kocak (2016-2018): 82 Spiele
  • Uwe Koschinat (2018-heute): 26 Spiele (während der Saison 2018/19)

Anzahl Neuzugänge: 120 Spieler (durchschnittlich 13 neue Spieler pro Saison)

Anteil Leihspieler (in %): 17,5% (21 der 120 Neuzugänge wurden ausgeliehen)

Anzahl Abgänge: 89 Spieler (durchschnittlich 10 Abgänge pro Saison)

Transfererlöse: 3,05 Mio. € (in 7 Saisons 2. Bundesliga nur 4 entgeltliche Abgänge)

 

 

Beitragsbild: „Question Mark Graffiti“ von Bilal Kamoon via Flickr | Lizenz: CC BY 2.0

2 Kommentare

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