Im ersten Durchgang offensiv leicht verbessert, im zweiten Durchgang fast 30 Minuten in Überzahl – und trotzdem reicht es für den 1. FC Magdeburg gegen einen schwachen VfB Lübeck am 15. Spieltag nur zu einem Unentschieden. Wobei, was heißt „nur“? Nach einem schlimmen Aussetzer von Thomas Hoßmang, der den Gastgebern am Spielende völlig unverhofft noch mal eine Offensivaktion beschert, ist es einmal mehr Morten Behrens, der dem Club dank eines gehaltenen Elfmeters in der Nachspielzeit wenigstens noch einen Punkt rettet. „Ein Spiel, zwei Perspektiven“ mit Sportfotos Magdeburg und dem Blick auf den Auftritt an der Lübecker Lohmühle:
Meine Erwartungen vor der Partie:
Nicole (Sportfotos Magdeburg):
Punkte. DREI Punkte am besten. Dennoch schraubte ich meine Erwartungen vor der Partie wieder erheblich herunter. Verletzungspech im Kader, ein Coronafall und eine Pressekonferenz vor dem Spiel, die mich mit schlechter Laune und argen Bauchschmerzen zurückließ. Lübeck ist in Tritt gekommen, wir kommen bisher nicht recht vom Fleck. Also erwartete ich eigentlich nichts, sondern wollte mich einfach mal überraschen lassen. Ob das die Clubspieler aber hinbekommen, mich zu überraschen, dass würden mir die 90 Minuten in Lübeck zeigen.
Alex (nurderfcm.de):
Ich erwartete aus den drei Spielen bis zur Mini-Winterpause noch mindestens sechs Punkte, um die Tabellensituation zu Weihnachten nicht ganz so arg schlimm aussehen zu lassen. Die ersten drei Zähler sollten dafür am besten in Lübeck auf’s Konto. Klar, die waren zuletzt formverbessert und so, aber wir hatten uns laut Sportdirektor Schork inzwischen ja stabilisiert und zumindest defensiv gefestigt, sodass ein Auswärtserfolg nicht nur dringend nötig, sondern meiner Meinung nach durchaus auch im Bereich des Möglichen gewesen wäre. Auch wenn ich nicht davon ausging, dass der FCM die Norddeutschen dominieren würde (wobei dieser Begriff, wie wir gelernt haben, ja offenbar Auslegungssache ist), war ich irgendwie guten Mutes. Nun ja.
So habe ich das Spiel verfolgt:
Nicole (Sportfotos Magdeburg):
Wieder mit den flinken Fingern am Ticker. Aufgrund der Fernsehübertragungen war ich mir bewusst, dass mein Ticker an diesem Spieltag wohl nicht so gefragt sein würde, daher hing ich mich noch mehr hinein, um schnell zu sein. Die Finger flogen, die Spannung stieg und meine Gefühlswelt ging wie bei einer Achterbahnfahrt wieder hoch und runter. Zuerst der Elfmeter von Steininger, wo ich mehr auf unseren Spieler fluchte, als zu schauen, ob dieser rechtens war. Dann Behrens, der hielt und trotzdem war der Ball im Tor. Danach der Ausgleich von uns. Der Platzverweis für Lübeck, doch auch das haben wir noch nie hinbekommen. Als Conteh dann völlig frei im Strafraum stand und anfing zu überlegen … da rastete ich förmlich aus. Ich hoffte dennoch und bekam Schnappatmung als der zweite Elfmeter (auch fragwürdig) in der Nachspielzeit an Lübeck ging. Wieder Behrens. Er hielt und hielt den Punkt fest. Boah … letzten Endes war ich mal wieder durch und ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich von diesem Punkt halten soll.
Alex (nurderfcm.de):
Am heimischen Empfangsgerät, logischerweise, und beim Anblick des schönen, alten Grounds da in Lübeck blutete mir massiv das Herz. Auch in unserer Fanclub-Gruppe bei WhatsApp waren wir uns einig: Unter normalen Umständen wären wir jetzt alle dort. So gab es eben mal wieder nur die Fernsehübertragung, dafür aber einen leicht formverbesserten FCM, der für seine Verhältnisse in dieser Saison eigentlich eine ganz gute erste Halbzeit spielte. Beim ersten Elfmeter ging es mir wie Nicole und ich fluchte kräftig in Richtung Daniel Steininger, auch wenn die Berührung im Strafraum sicher nur eine leichte war, wenn überhaupt. Trotzdem kann er da nicht so hingehen. Großer Jubel dann beim schnellen und wichtigen Ausgleich – das war nicht nur gut gemacht (sowohl von Andi Müller als auch von Raphael Obermair), sondern auch verdammt wichtig.
Der Lärm weckte die Family nebenan aus dem Mittagsschlaf, dafür schauten wir das Spiel anschließend bis zur Chance (bzw. Nicht-Chance, weil er ja nicht schießt) von Sirlord Conteh gemeinsam. Mein, nun, nennen wir es „Unverständnis“ über diese Aktion führte dann allerdings zu einem strategischen Rückzug von Frau und Kind – was angesichts der noch folgenden Ereignisse in der Schlussphase sicher keine ganz so schlechte Entscheidung war …
Die Partie in maximal fünf Worten:
Nicole (Sportfotos Magdeburg):
Kein Sieg trotz Überzahl.
Alex (nurderfcm.de):
Ohne Not zwei Punkte verschenkt.
Das bleibt in Erinnerung:
Nicole (Sportfotos Magdeburg):
Tiefer Boden, sagen wir besser … ein Lübecker Acker bleibt mir in Erinnerung. Schön spielen kann man so definitiv nicht, aber die hohen und langen Bälle waren auch kein Mittel gegen die tiefstehenden Lübecker. Zudem konnten wir mal wieder keine Überzahl ausnutzen und einen dreckigen Sieg holen. Torchancen waren da und gefühlt hatten wir 80 Prozent Ballbesitz, doch die Tore fehlten.
So bleibt mir nur in Erinnerung, dass Lübecker Marzipan echt lecker ist, doch in dieser Saison wurde dies nicht mit drei Punkten veredelt. Da warten wir halt mal weiter. Und zum Abschluß – Achtung, Ironie – Wir haben immerhin auswärts einen Punkt geholt.
Alex (nurderfcm.de):
Die Aktion von Thomas Hoßmang, in der Schlussphase den Ball aus dem Spiel zu nehmen und Lübeck damit noch mal komplett unverhofft vor das Magdeburger Tor kommen zu lassen. Was bitter ist, weil ich glaube, dass es in der Begegnung tatsächlich ein paar ganz gute Aktionen und Ansätze gab, ich diese Szene des Cheftrainers aber einfach nicht aus dem Kopf bekomme und mich auch mit einer Nacht Abstand noch massiv darüber ärgere. Ich meine, klar, im Jugendfußball mag das knuffig sein, wenn der Onkel an der Seitenlinie auf diese Weise mitspielt. Im Profifußball, noch dazu in unserer Situation und in dieser Phase des Spiels darf das aber einfach nicht passieren.
Auch klar ist, dass wir vermutlich alle über die Szene schmunzeln, wenn wir 3:0 führen und ja, ich kann anerkennen, dass die Aktion auch Ausdruck des Einsatzes und von mir aus auch der Leidenschaft ist, mit der Thomas Hoßmang dabei ist und zu Werke geht. Was hier aber effektiv geschah, war, dass der Trainer seinen Jungs das möglicherweise gerade zart aufkeimende Momentum und zumindest die Möglichkeit auf einen Sieg nahm und, schlimmer noch, die Siegchance via Elfmeter für Lübeck eröffnete, ohne das vorher freilich wissen zu können. Ob der Pfiff von Schiedsrichter Alt korrekt war oder nicht, sei mal dahingestellt. Wenn Hoßmang die Finger weglässt oder den Ball einfach nur außerhalb des Spielfelds mit dem Fuß stoppt, kommt es gar nicht zu der Situation.
Irgendwie ist diese Szene und der dann folgende, gehaltene Elfmeter von Behrens so etwas wie die perfekte Metapher für die ganze bisherige Saison: Falsche Entscheidungen, gepaart mit unverschämtem Glück, was dann wundersamerweise zu Punkten, allerdings zu viel zu wenigen, führt.
Mich lässt das alles zunehmend kopfschüttelnder zurück. Aber hey, vier Spiele ungeschlagen, ein Punkt auswärts … ist doch alles in bester Ordnung …
Das Foto des Spieltags: