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Ein Spiel, zwei Perspektiven: SV Waldhof Mannheim (A)

Carl-Benz-Stadion

Endlich wieder Fußball vor Zuschauern und dann direkt ein fulminantes 2:0 zum Auftakt beim SV Waldhof Mannheim – wenn das für die Betriebssportgemeinschaft der 1. FC Magdeburg Spielbetriebs GmbH mal nicht ein sehr ordentlicher Start in die Saison 2021/2022 war! An diesem Nachmittag passte schon irgendwie vieles, außer vielleicht die Chancenverwertung und mit Abstrichen der Eindruck der so genannten „2. Reihe“, aber hey, wer will denn nach so einem Sieg am ersten Spieltag gleich wieder meckern? Wir blicken auch in dieser Saison wieder aus zwei Perspektiven auf die jeweiligen Spiele und dementsprechend – mit einer neuen Kategorie im Gepäck – natürlich auch auf den Kick im schmucken Carl-Benz-Stadion.

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Meine Erwartungen nach der kurzen Sommerpause waren wirklich sehr hoch. Eigentlich widerstrebte es mir, so hoffnungsvoll auf den Saisonstart zu blicken, doch die Vorbereitungsspiele konnten einen nicht täuschen. Die Mannschaft war bereits gut eingespielt und hatte einfach Bock auf Fußball.

Der Trainer wird nach den letzten zwei erfolgreichen Partien gegen Aue und Hannover kaum Änderungen vornehmen und die Neuzugänge Luca Schuler und Amara Condé machten einfach Laune. Wann hatten wir dieses Gefühl in den letzten Jahren, dass es endlich wieder losgeht?

Des Weiteren kam das grüne Licht für Zuschauer und endlich durften wieder Fans ins Stadion. Sogar Auswärtsfans. Nach über 1 ½ Jahren war dies ein Zustand, den man so schmerzlich vermisst hat. Also … um es kurz zu machen. Große Erwartungen regten sich in mir.

Alex:

Ich find’s spannend (und völlig nachvollziehbar), wie groß die Erwartungshaltung im Umfeld ist, muss für mich aber festhalten, dass ich auf diesen „Hype Train“ (noch) nicht so recht aufspringen kann. Vielmehr war und bin ich einfach, wenn es so etwas geben kann, objektiv neugierig auf die Mannschaft und die Saison und freute mich schlichtweg darauf, mir zum scharfen Start einen eigenen Eindruck vom Team zu machen. Von den letzten beiden Testspielen hatte ich drei Halbzeiten gesehen und war schon durchaus auch beeindruckt, gebe aber letztlich auf gute Testspielauftritte eigentlich nicht so viel. Insofern hatte ich vor der Partie mehr Fragen als irgendwie große Erwartungen: Wie würde Sirlord Conteh gegen Mannheim funktionieren? Würde das Team an die sehr guten letzten Eindrücke anknüpfen können? Viel, viel wichtiger aber: Wie würde es im Stadion werden, nach so langer Gästeblock-Abstinenz, unter Corona-Bedingungen und ohne organisierten Support? Auch ich mach’s noch mal kurz: Ich hatte Bock, war neugierig und freute mich einfach auf den Nachmittag.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Im Auto. Total ungewöhnlich, denn eigentlich wäre ich gern in Mannheim direkt vor Ort gewesen. Da jedoch die Sommerferien in Sachsen-Anhalt begannen, fuhr ich halt in den Urlaub. Muss ja auch mal sein. Daher mussten der Hotspot und das Tablet herhalten und alle im Auto schauten wie gebannt auf den Bildschirm.

Auch wenn es zeitverzögert lief und mehrmals stockte, so war die Freude bei den schnellen Toren ungebrochen. Es wurde gebrüllt, gefeiert und am Ende mitgefiebert. Die Mannschaft hat mich, gerade in der ersten Halbzeit, nicht enttäuscht. Die Tore, wunderbar herausgespielt, waren wie Balsam für meine Seele. Genauso hatte ich es mir gewünscht. Gern hätte ich noch Tor 3 und Tor 4 mitgenommen, diese waren ja förmlich zum Greifen nah, aber die Latte und der Keeper hatten was dagegen. Somit begann in der zweiten Halbzeit das Zittern. Mannheim wurde stärker, drückte und war angestachelt von den Pfiffen der eigenen Fans.

Am Ende des Spiels war mir mal wieder bewusst, wie toll es ist, ein Spiel live verfolgen zu können. Übertragungsaussetzer trieben mich zur Weißglut. Gerade in den letzten 10 Minuten stockte das Bild mehr, als dass es lief. Der Ticker, den ich sonst füllte, half mir gut weiter. Somit war ich immer auf dem neuesten Stand und am Ende konnte ich mit einem Sieg und einem Grinsen den Urlaub beginnen. Denn pünktlich zum Abpfiff fuhren wir in unserer Herberge ein.

Alex:

Im Stadion. Zwei läppische Worte, die für mich aber eine riesige Bedeutung haben. Es ist wirklich schwer, zu beschreiben, was da emotional so alles bei mir passierte, im Endeffekt lässt sich aber festhalten, dass dieser Stadionbesuch ausschließlich mit positiven Gefühlen aufwartete. Das ging schon am Vormittag los, als langsam die Tasche gepackt wurde (natürlich habe ich dreimal gecheckt, ob ich mein Ticket dabei habe) und diese Hibbeligkeit zurückkehrte. Das an sich habe ich schon gefeiert, weil ich mir nicht mehr sicher war, ob ich dieses Gefühl noch mal zurückbekommen würde.

In Mannheim kam ich vom Gästeparkplatz aus keine zehn Schritte weit und lief gleich dem guten @MD74kid in die Arme, mit dem es dann gemeinsam zum Stadion ging. Danke noch mal für die Bratwurst und das Kaltgetränk an der Stelle! Naja, und dann einfach dieses Gefühl, endlich wieder beim Fußball sein. Also, beim Club. Als Beleg für mein Euphorielevel mag vielleicht der Umstand dienen, dass ich mich sogar auf die Einlasskontrolle gefreut habe.

Witzig auch, wie dieses Körpergedächtnis so funktioniert: Beim Hochlaufen der Stufen zum Block stellte sich sofort die alte, positive Anspannung wieder ein, große Vorfreude machte sich breit und als ich dann durchs Mundloch in den Block kam, war der Gedanke so: Endlich! Endlich wieder normale Leute, endlich wieder normale Abläufe, wie hat mir das alles gefehlt. Dann das eine oder andere Gespräch, das Wiedersehen etlicher vertrauter Gesichter – doch, das waren schon sehr schöne Momente vor dem Anpfiff.

Das Spiel selbst, und hier ist das Spiel unserer Mannschaft gemeint, hat mich dann ehrlich beeindruckt und wenn das auch nur ein kleiner Fingerzeig war in die Richtung, in die es diese Saison gehen kann, dann dürfte das eine sehr unterhaltsame Spielzeit werden. Von Mannheim war in Halbzeit 1 eigentlich gar nichts zu sehen und auch die Drangphasen im zweiten Durchgang sahen zum Teil zwar ganz okay aus, die Angriffe wurden mit zwei Ausnahmen (meine ich, ich muss mir das Spiel noch mal komplett im Re-Live anschauen) dann aber eigentlich alle souverän wegverteidigt. Insgesamt eine runde Sache und ein Sieg, der von meinem Gefühl im Stadion her eigentlich nie ernsthaft in Gefahr war.

Stimmungstechnisch fand‘ ich das für knapp 400 Leute und ohne Vorsänger eigentlich ziemlich okay, ich bin jetzt jedenfalls ordentlich heiser und hoffe, dass die Stimme sich bis Mittwoch wieder erholt hat. Man ist ja nix mehr gewöhnt.

Auf der Rückfahrt wollte ich eigentlich noch einen Podcast hören, entschied mich dann aber dafür, die 90 Minuten Fahrt zu nutzen, um den Nachmittag einfach noch mal Revue passieren zu lassen. Ich glaube, ich habe bis zu meiner Haustür einfach nur gegrinst.

Der auffälligste Spieler:

Nicole:

Für mich neben Baris Atik, der an beiden Toren beteiligt war, eigentlich Leon Bell Bell. Diese Entwicklung, die er genommen hat und nun plötzlich aus der Startelf heraus auf den Rasen zaubert. Sehr bemerkenswert. Auch heute. Schade, dass sein strammer Schuss nur an die Latte ging. Ich hätte es ihm heute sehr gegönnt. Tolles Spiel von ihm.

Alex:

Baris Atik ist natürlich Captain Obvious, aber ich will ja hier nicht zu jeder Partie den gleichen Typen nominieren. Daher fällt meine Wahl heute auf Amara Condé, den ich im zentralen Mittelfeld ganz stark fand. Viel antizipiert, gut die Lücken zugelaufen, nicht ängstlich bei Zweikämpfen, sicher am Ball, ziemlich souveränes Passspiel – das hat mir gut gefallen. Es gab aber einige Jungs, die hier eine Nominierung verdient gehabt hätten: Luca Schuler, Raphael Obermair, Leon Bell Bell … wenn das alles noch ein bisschen weiter zusammenwächst, könnte das wirklich cool werden.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Endlich ein Sieg zum Saisonauftakt!

Alex:

Bockstarke Leistung, schöne Tore – beeindruckend!

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Mein ungewöhnliches Verfolgen des Spiels. Normalerweise im Stadion und an den Tasten, war ich heute auf die TV-Übertragung und den Ticker angewiesen. Es war furchtbar. Ich war so hypernervös, aufgeregt und für meine Mitfahrer schwer zu ertragen. Danach suchte ich nach allen Zusammenfassungen, damit ich diesen Sieg in Mannheim, zum Saisonauftakt, irgendwie begreifen konnte. Des Weiteren bleibt mein Lächeln in Erinnerung, als ich die Clubfans im Stadion sah und die Anfeuerungsrufe wahrnahm. Es war so schön. Wenn nächste Woche noch Block U dazukommt, werde ich wohl 90 Minuten lang Gänsehaut haben.

Alex:

Das Wiedersehen mit den ganzen guten Leuten vor Ort (Grüße!), die Gespräche (noch mal Grüße!) und die fast schon körperlich erfahrbare Erkenntnis, wie wahnsinnig doll das alles gefehlt hat. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass ich auch dann glücklich nach Hause gefahren wäre, wenn wir in Mannheim vielleicht nur einen oder gar keinen Punkt geholt hätten. Doch, dieser Stadionbesuch hat mir schon viel gegeben und ich freue mich riesig auf den Heimauftakt am kommenden Samstag, den ich auch vor Ort werde erleben können.

Das Foto des Spieltags:

3 Kommentare

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