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Ein Spiel, zwei Perspektiven: SV Meppen (A)

Auswärtssieg in Meppen

Rückstand schnell verdaut, Spiel gedreht, Ausgleich weggesteckt und in der Schlussphase den Sieg klargemacht – so oder so ähnlich könnte man den Auftritt des 1. FC Magdeburg beim SV Meppen wohl mit wenigen Worten zusammenfassen. Und ein „Wenn Du solche Spiele gewinnst …“ noch anfügen. Nach dem kleinen Schluckauf vor wenigen Wochen hat der Club längst wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden, so darf es sehr gern weitergehen. Unser Blick auf den Auswärtssieg am 12. Spieltag:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Ein erfolgreiches Ende bei einem engen Spiel. Ich erwartete Kampf, tiefstehende Gegner und eine Trainer Rico Schmitt, der seine negative Bilanz gegen uns etwas aufbessern möchte. Ein Hexenkessel erwartete uns, denn anders als beim letzten Besuch dort, wo es noch die nächtliche Ausgangssperre gab, waren hier wieder tausende Zuschauer zu Gast.

Es hatten sich auch Clubfans auf den Weg ins beschauliche Emsland gemacht, doch aufgrund der aktuellen Coronaverordnungen fehlte der Support von Block U. Also keine organisierte Unterstützung, eine hochmotivierte Heimmannschaft und wir als Gäste, die als haushoher Favorit galten. Das kann auch mal nach hinten losgehen, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Alex:

Ich musste mich ehrlicherweise erst wieder in den Spieltags- bzw. Pflichtspielmodus hineinfühlen, nachdem hier zuletzt völlig andere Themen im Vordergrund standen. Meine Erwartung war aber, in Meppen in jedem Fall etwas mitzunehmen, zumal zumindest der Name des gegnerischen Trainers ja für Blau-Weiß eigentlich immer Erfolg verspricht … So ein kleines Grummeln in der Magengegend hatte ich trotzdem: Meppen ist ein eher unangenehmer Gegner (im positivsten Sinne), der zuletzt im Landespokal Selbstvertrauen getankt hatte und in der von Nicole schon angesprochenen, vollen Hütte spielen konnte. Dazu wir, die im Saisonverlauf nicht immer optimale Lösungen gegen tief stehende Gegner finden konnten. Es war also mal wieder eins dieser Spiele, die gut und gerne auch einen unschönen Ausgang nehmen konnten.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Mit nervösen Fingern an den Tickertasten. Wie bei meinen Erwartungen war ich hin- und hergerissen. Ich war nervös und so startete auch unser Club. Wie ich es befürchtet hatte, sah ich in den ersten Minuten, dass Meppen immer wieder gefährlich vor das Tor kam. Von Minute zu Minute hatten wir mehr Ballbesitz, Meppen fuhr die Busse vor und dann kam es, wie es kommen musste. Reimann musste hinter sich greifen und die Hänsch-Arena jubelte. Doch dann erinnerte ich mich an das letzte Spiel und an die schnelle Antwort und prompt, da war wieder kaum der Name durch die Lautsprecher gerufen, klingelte es im anderen Tor und ich brüllte wie am Spieß. Gerade Alexander Bittroff machte den Ausgleich per Kopf und genau passig in den linken Winkel. Jetzt spürte ich auch, dass wir besser im Spiel waren und ein weiteres Kopfballtor von Ceka als Lupfer über den Torwart hinweg bescherte uns die Führung. In diesem Moment fühlte ich mich mental schon auf der Siegerstraße.

Aber irgendwie kam dann die Pause dazwischen und der Bruch nach Wiederanpfiff war da.

Mit diesen berühmten 10 Minuten nach Wiederanpfiff muss ich schon seit Jahren leben. Der Gegner kommt gestärkter aus der Pause und dann passten wir wieder nicht auf und als wäre es eine Wiederholung vom ersten Treffer, netzte Meppen zum Ausgleich.
Das Spiel war wieder offen, Meppen stand wieder tiefer hinten drin und spekulierte auf einen schnellen Konter. Irgendwie hatten wir auch die Meppener Krüger und Fassbender nicht ganz unter Kontrolle.

Aber das Nichtgeglaubte wurde wahr. Nicht nur, dass Alexander Bittroff mit seinem weiteren Tor den Club auf die Siegerstraße schoss, nein … es war wieder nach einem Standard und dieses Mal sogar nach einer Ecke. Wahnsinn. Ich konnte es kaum glauben. Meine Finger flogen über die Tastatur und mit einem fetten Grinsen registrierte ich die drei weiteren Punkte auf der Habenseite.

Einziger Wehrmutstropfen ist die fünfte gelbe Karte wegen Meckerns für Baris Atik. Somit fällt er gerade gegen Berlin aus, aber jeder andere Spieler, der ihn ersetzen wird, wird alles geben. Davon bin ich ganz fest überzeugt.

Alex:

Ich hab‘ das Spiel völlig ungeplant nicht live sehen können, weil ich ganz kurzfristig in aller Herrgottsfrühe nach Frankfurt gefahren war, um einen guten Kumpel – ebenfalls aus verschiedensten Gründen sehr kurzfristig – bei seinem Umzug zu unterstützen. Bei einer Wegstrecke zwischen den Wohnungen von ungefähr 300 Metern und dem Umstand, dass da ein lediger junger Mann von einer Zwei- in eine Einzimmerwohnung umzog, dachte ich mir so: „Kein Ding, bis Mittag sind wir durch und dann sitze ich um 14 Uhr auf der Couch und schaue den FCM.“

Nun, was soll ich sagen? Nach einem reichlich aufregenden Tag mit spannenden Wendungen war ich im Endeffekt um kurz vor 7 wieder zuhause …

Also musste die Wiederholung bei MagentaTV herhalten; das Ergebnis kannte ich natürlich schon – zwischen Umzugskisten, Regalen und Schränken hatte ich immer wieder auf den Ticker und den Spielstand geschaut. Die Re-Live-Situation hatte ich in dieser Saison ja schon mal und wieder war es reichlich schräg, das Spiel zu gucken und eigentlich nur auf die entsprechenden Torminuten zu warten.

Was ich sah, war trotzdem insgesamt ein unterhaltsames Spiel, weil Meppen zwar ordentlich tief stand, aber eben trotzdem auch mitspielte und ja dann auch irgendwann den Führungstreffer erzielte – und das irgendwie nicht mal unverdient. Nun wusste ich ja schon, dass der Club schnell antworten würde, konnte mich an dem schicken Kopfballtreffer von Bittroff aber trotzdem erfreuen. Das war schon stark gemacht. Gleiches galt für das 2:1 durch Ceka, für das Kollege Domaschke im Meppener Tor aber einen Assist-Punkt bekommen muss. Naja, und dann fragte ich mich, was die Alex Bittroff eigentlich in den Tee gemacht haben, dass der plötzlich beste Stürmer-Moves zeigt und wirklich sehenswert netzt. Was auch immer es ist: Trink‘ das Zeug weiter, Alex!

Der auffälligste Spieler:

Nicole:

Alexander Bittroff. Da brauche ich nicht zu überlegen. Zwei Tore gemacht, beim Tor von Ceka stellt er sich clever „in den Weg“ und konnte dabei schon ab der 80. Minute nicht mehr. Respekt. Es zeigt sich nun, dass alle Spieler auf dem Platz einen Torriecher entwickeln. Das kann gerne so weitergehen.

Alex:

Der Nominierung von Nicole schließe ich mich voll an. Bittroff ist aber auch deswegen für mich der auffälligste Akteur, weil er sich in der ersten Hälfte ja auch zwei satte Schnitzer leistete, die gut und gern zu Gegentoren hätten führen können. Trotzdem ist es wirklich beeindruckend, wie er eigentlich schon platt und angeschlagen nur noch rumhumpelte und das Ding dann trotzdem noch zum 3:2 über die Linie drückt. Für mich ist Alex Bittroff ja wirklich so ein polarisierender Kicker; wenn’s so ausgeht, wie in Meppen, nehme ich das aber sehr, sehr gern.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Dank Bittroff zum erkämpften Sieg.

Alex:

Spiel gedreht, Sieg erkämpft. Läuft.

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Volles Haus in Meppen. Ein wahnsinniger Kontrast zum letzten Aufeinandertreffen, als wir noch alle Spieler hörten, wenn sie sich auf dem Platz etwas zuriefen. Es bleibt zudem in Erinnerung, dass auch Rico Schmitt dieses Trauma nicht losbekommt und sogar beim Interview uns als (negativen) „Lieblingsgegner“ betitelte, denn seit Offenbach hat er scheinbar ein Clubtrauma und noch nicht gegen uns gewonnen.

Und ich denke, dass nicht nur mir die Leistung von Alexander Bittroff in Erinnerung bleiben wird. Auch er wird sich diesen Tag ganz fett im Kalender anstreichen. Es gibt ja das Spiel im Leben, was man einmal in seiner Karriere hat, wo fast alles perfekt läuft. Ich denke, dass diese Partie dem schon ganz nah kommt. Hut ab. Wie sagt er immer so schön? „Dass ich das in meinem Alter noch mal erleben darf“. Darf er. Hat er sich verdient.

Alex:

Was mir in Erinnerung bleibt – und sorry, dass ich zum Ende hin hier noch mal den Miesepeter spielen muss – ist das alberne Rumgeattere von Baris Atik, das völlig zu Recht zur gelben Karte und damit einer Pause im nächsten Spiel führte. Ich finde kaum Worte für das Level, auf dem mich dieser Quatsch fuchsig macht; wäre ich Christian Titz, hätte ich den Burschen, glaube ich, am nächsten Morgen um fünf zum Auslaufen bestellt. Mich nervt dieses Verhalten wirklich sehr, zumal ich (ohne das überprüft zu haben) fast glaube, dass er ungefähr vier seiner fünf gelben Karten wegen Meckerns kassiert hat. Atik ist ohne jeden Zweifel der beste Fußball dieser Mannschaft und dementsprechend wichtig für das Team – diese Lamentiererei hat er nicht nötig und genützt hat sie vermutlich noch nie etwas. Nun ja. Gegen Viktoria Berlin wird jetzt jemand anders seinen Platz einnehmen und ich bin jetzt schon gespannt, ob und wie sich das auf das Spiel des Clubs auswirken wird. Positiv aber immerhin: Bauchschmerzen habe ich da keine. Die Truppe macht Spaß und wird auch ohne Atik eine ordentliche Leistung zeigen, da gehe ich mit Nicole und bin mir absolut sicher. Sport frei, FCM!

Das Foto des Spieltags:

Auswärtssieg in Meppen

(c) 1. FC Magdeburg / Norman Seidler

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