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Ein Spiel, zwei Perspektiven: MSV Duisburg (A)

MSV Duisburg

Spiel gedreht! In Duisburg gewonnen! Direkten Konkurrenten im Abstiegskampf geschlagen! Und: Genau so ins Spiel gegangen, wie man es erwarten oder zumindest hoffen durfte, bis der Gegentreffer aus dem Nichts die bis dahin gut geölte FCM-Maschine erst einmal wieder in den Wartungsmodus versetzte. Klar, es war längst nicht alles perfekt, was im Nachholspiel zur 17. Runde zu sehen war, und dennoch: Das war ein Big Point zum formalen Abschluss der Hinrunde und noch dazu einer, der der geschundenen Fan-Seele richtig gut getan hat. Der Blick auf die Begegnung im Wedaustadion:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Wieder so ein tolles offensives Spiel zu sehen wie in Unterhaching. Ein Kampfspiel, bei dem man spürt, dass es immer um alles geht. Nicht nur ein Punkt, sondern drei sollten es im besten Fall sein. Viele haben vorab immer wieder betont, dass wir zwei Siege in Folge seit langem nicht mehr geschafft hatten. Vielleicht waren meine Erwartungen dahingehend dann doch wieder etwas größer. Es muss doch mal möglich sein, diese verdammte Talsohle zu verlassen. Und es muss doch mal möglich sein, dass wir endlich mal aus Duisburg ohne einen schwerverletzten Spieler und mit mindestens einem Punkt zurückkommen. Meine Erwartungen waren dementsprechend dann doch schon ganz schön hochgeschraubt. Aber nach den Erfahrungen gab es für mich kein Entweder-Oder. Ich erwartete das ganze Paket. Mit Willen, Kampf und drei Punkten.

Alex:

Ich erwartete einen Sieg. Punkt. Der Gegner war personell arg gebeutelt, hatte zuletzt noch weniger überzeugt als der 1. FC Magdeburg über weite Strecken der bisherigen Saison und stand außerdem mit uns unten drin – wenn der Club in dieser Spielzeit die Klasse halten will, stand jetzt in diesem Nachholspiel einfach ein Pflichtsieg an. Wobei „einfach“ natürlich Quatsch ist, weil der MSV Duisburg ja eine ganz ähnliche Perspektive auf die eigene sportliche Situation haben dürfte. Trotzdem ließ ich an die Erwartung, am Ende des Abends drei Punkte mehr auf dem Konto zu haben, keine Luft. Dementsprechend angespannt und hibbelig war ich vor dem Anpfiff – das waren Emotionen, die irgendwie lange verschüttet waren …

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Im leeren Duisburger Stadion an den Tasten des Livetickers. Die Aufregung war groß, alles war aber hier so gespenstisch. Großes Stadion, alles leer und so dunkel. Doch mit bester Sicht auf das Spielfeld sah ich ein Team, das wirklich wollte. Ich konnte es fast gar nicht glauben, was ich da ab der ersten Minute gesehen habe. Offensiver Druck nach vorne und dann … peng … der Gegentreffer. Um mich herum großer Jubel, doch mein Kollege und ich waren der festen Überzeugung, dass das hier noch nicht zu Ende war. Das Autogehupe nach dem Tor für Duisburg außerhalb des Stadions ging uns ziemlich auf den Keks und wir waren umso dankbarer, als uns Granatowski mit dem Ausgleich erlöste. Und danach spielten unsere Jungs einfach weiter und waren so offensiv, dass sie natürlich hinten die Chancen zuließen. Aber als auch noch Bell Bell zur Führung traf, fühlte ich mich wie in einem Traum. Sollte es wirklich wahr sein? Konnten wir ein Spiel drehen und ggf. auch noch gewinnen? Wir brüllten hier alles raus. Der Magdeburger Staff auch. Ich konnte zum Schluss fast gar nicht mehr hinsehen. Die Stimmen von der Trainerbank und von hinten machten mich noch nervöser. Der MagentaSport-Kommentator unterstrich das auch noch. Mein Herz raste und schlug wie wild. Die letzten Minuten verrannen wie im Zeitlupentempo. Doch dann … pure Freude überall. Es war vollbracht. Eine geschlossene Mannschaftsleistung wurde endlich mal belohnt.

Alex:

Springend. Also nicht auf und ab, sondern eher von Raum zu Raum. Das Kind schlief im Nebenzimmer, die Mama war zum Einkaufen unterwegs und ich also damit betraut, den erholsamen Nachtschlaf des Achtmonatigen sicherzustellen. Die ersten ca. 25 Minuten klappte das auch super und ich sah zunächst einen Auftritt unseres Teams, der mich verwundert die Augen reiben ließ. Hat schon Spaß gemacht, den Jungs zuzuschauen, wenngleich mir die Chancenverwertung Bauchschmerzen machte. Das ziemlich laute Schimpfwort nach dem völlig überraschenden 0:1 hätte ich mir vielleicht klemmen sollen, denn nun meldete sich der Sohnemann und verlangte Nähe, Aufmerksamkeit und einen Schnuller. Den Rest der ersten Hälfte verbrachte ich dementsprechend im Nebenzimmer, was aber, wie mir in der Halbzeitpause in unserem Clubhouse-Raum zum Spiel berichtet wurde, nicht so schlimm war, denn verpasst hatte ich offenbar nicht allzu viel.

Der Beginn des zweiten Durchgangs dann wieder gewohnt krampfig, dafür gab’s aber auch bald den Ausgleich durch Granatowski, den wir bitte ab sofort, genau wie Saliou Sané, komplett in Watte packen, wenn der FCM nicht gerade spielt. Auch das zweite Tor des Clubs durch Bell Bell (vorbereitet von, na klar, Sané und Granatowski) gestand mir unser Kurzer noch zu, in der 85. Minute war es dann aber erstmal wieder vorbei mit der Ruhe und ich erlebte die Endphase im Selbstbeherrschungsmodus, Level 5 (von 4), mit dem Kind auf der Schulter im Schlafzimmer und einem halben Ohr am TV-Empfangsgerät nebenan, das ja ohnehin schon ziemlich leise lief. Genau mit dem Schlusspfiff wurde ich dann abgelöst, was auch für den halben Vogelsberg galt, der da von meinem Herzen rollte. Meine Güte – da waren doch an einem Abend schon wieder gute 15 Jahre Lebenszeit flöten gegangen. Aber hey: Wenn’s der Sache dient, gebe ich dem Club auch die.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

JA. JAA. JAAA. JAAAA. JAAAAAAAAAAA.

Alex:

Big Point. Richtige Richtung. Läuft.

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Ein Sieg. Kein Verletzter. Und eine innere Ruhe und Zufriedenheit, die mich nicht mehr zweifeln lässt, dass wir es aus dem Tabellenkeller schaffen und die Leistung der letzten drei Spiele keine Eintagsfliegen war. Die Mannschaft hat sich gefunden. Der Kapitän ist laut und gibt unglaublich viele Anweisungen und motivierende Worte mit. Auch die Auswechselbank ist voll mit dabei. Da passt wirklich gerade vieles. Nach dem Spiel empfinde ich mit all den schlechten Erinnerungen der letzten Jahre einfach nur pure Freude, wenn ich an die Heimfahrt denke. Da kann ich auch Mallorcahits 4 Stunden in Dauerschleife ertragen. 😉

Alex:

Eine Szene ist mir besonders im Kopf geblieben: Irgendwann im zweiten Durchgang spielte Korbinian Burger einen Katastrophenpass nach hinten, der von einem Duisburger Spieler problemlos erlaufen werden konnte. Ich lege mich fest: Wäre das Wedaustadion nicht so ein Acker gewesen und hätte nicht irgendein Erdkluter den Ball noch um entscheidende Zentimeter abgelenkt, wäre der Abschluss wohl drin gewesen und hätten wir die Partie vermutlich verloren oder zumindest nicht gewonnen. Jedenfalls konnte man direkt im Anschluss gut erkennen, wie Tobias Müller auf Burger zulief, ihn packte und ihm direkt wieder Mut machte. Genau dieses Ding, also füreinander einzustehen, sich aufzubauen und anzutreiben, hat mir in der laufenden Saison viel zu oft gefehlt. Erinnert sich noch jemand an dieses Eigentor von Gjasula ziemlich zu Beginn der Saison, in dessen Folge genau niemand aus der Mannschaft zu ihm ging? Da war das jetzt mit Müller und Burger schon ein durchaus anderes Bild.

Unter dem Strich war das einfach ein enorm wichtiger Sieg gegen einen MSV Duisburg, den man sicher auch zu einer unpassenderen Zeit als Gegner erwischen kann. Das soll die Leistung der Mannschaft aber auf keinen Fall schmälern, eher im Gegenteil: Dass wir einen Rückstand drehen konnten, dass wir endlich in Duisburg mal genetzt und letztlich auch gewonnen haben, das sind alles Dinge, die man zwar nicht wirklich messen kann, die aber, glaube ich, hinten raus noch richtig wichtig werden können.

Die Mannschaft ist auf einem guten Weg, nicht mehr, aber definitiv auch nicht weniger. Und jetzt steht am Samstag mit den Kollegen aus dem Süden vielleicht gerade genau die richtige Aufgabe vor der Tür. In diesem Sinne: Kämpfen, FCM!

Das Foto des Spieltags:

MSV Duisburg

(c) Nicole Otremba

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