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Ein Spiel, zwei Perspektiven: FSV Zwickau (H)

Zwickau

Fünftes Spiel in Folge ohne Gegentor, etwas mehr als eine Halbzeit lang in Unterzahl einen Punkt erkämpft und weiterhin vier Zähler Vorsprung auf den ersten Nichtabstiegsplatz – es lief schon schlechter für den 1. FC Magdeburg in dieser Saison, wenngleich der Platzverweis gegen Alexander Bittroff natürlich in mehr als nur einer Hinsicht äußerst bitter war und ist. Unser Blick auf das Unentschieden am 32. Spieltag gegen den FSV Zwickau:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Ganz schwer zu sagen. Nach dieser Erfolgsserie waren die Erwartungshaltungen der Fans natürlich ganz groß. Der nächste Sieg quasi schon Pflicht. Doch Zwickau war, ist und bleibt für mich der unangenehmste Gegner überhaupt. Diese langen Bälle, diese vielen Standards, die sie herausholen und dieser (unser) Morris Schröter, das war für mich von Beginn an ein Spiel, bei dem ich sofort einen Punkt mitgenommen hätte.

Natürlich machten die letzten Spiele Mut und unser Sturmduo ist wahrscheinlich so motiviert, dass sie kaum aufzuhalten sind, aber Vorsicht ist geboten. Von daher stapelte ich dieses Mal wirklich tief und tippte auf ein Unentschieden. Ein Blick auf die Schiedsrichteransetzung machte mich da aber auch nicht hoffnungsvoller. Ein junger Schiedsrichter, der gern mit gelb/rot jongliert und aus Wiesbaden kommt. Dass dies auch noch spielentscheidend sein sollte, damit hätte ich ja gar nicht gerechnet.

Alex:

Mir ging es ganz ähnlich wie Nicole. Die letzte Ergebnisse ließen selbstverständlich eine ganz andere Erwartungshaltung entstehen als noch vor ein paar Wochen, trotzdem ist Zwickau halt ein maximal unangenehmer Gegner – und das meine ich nicht mal despektierlich, sondern schon auch ein Stück weit anerkennend. Was der FSV Saison für Saison aus den vorhandenen Möglichkeiten macht, ist schon aller Ehren wert und die Spielweise muss man beileibe nicht mögen, aber sie funktioniert eben. Und weil wir uns gegen die Westsachsen in den letzten Jahren ja schon fast traditionell schwer getan haben, erwartete ich eine enge Partie und hoffte, dass wir mindestens einen Punkt holen. Hat ja auch geklappt, auch wenn ich mir die Rahmenbedingungen ab Spielminute 41 natürlich anders gewünscht hätte.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Im Wohnzimmer mit Blick auf den Spruch „Immer kämpfen“ auf der Gegengeraden. Der Rasen sah schon um einiges besser aus. Die Spieler machten sich mit Shirts warm, die dem schwerverletzten Sebastian Jakubiak galten. Eine sehr schöne Geste.

Das Spiel selber war von Beginn an durch lautstarke Zwischenrufe, durch viele Ansprachen auf dem Platz geprägt. Da merkte man, dass ordentlich Feuer in der Begegnung war. Doch unsere Spieler zogen ihr Spiel weiter durch. Wir hatten auch einige Chancen, doch Zwickau knüppelte alle gefährlichen Bälle hinten heraus.
Hinzu kamen die kuriosen Pfiffe des Schiedsrichters und auch die beginnende Phase, dass Zwickau mit Brüllerei die Standards herausholte und sich der Schiedsrichter zu einer gewichtigen Karte hinreißen ließ. Diese sah Alexander Bittroff nach einem leichten Foul und durfte kurz vor der Halbzeit vorzeitig duschen gehen.

Wir beherrschten die Gäste, doch irgendwie war heute der Wurm drin. In der zweiten Halbzeit hatten wir dann wirklich Glück, dass die Zwickauer mit ihren Chancen so fahrig umgingen und wir hinten die Null hielten. Brian Koglin hatte sich nahtlos eingefügt in die Abwehrriege. Sören Bertram musste leider für ihn Platz machen, doch alle anderen Spieler vor unserem Abwehrverbund haben ihre Offensivstärke. Daher machte es Mut, doch es sollte nicht sein. Am Ende, als dann noch Luka Sliskovic reinkam und prompt einen Freistoß herausholte, klingelte ich mal beim Fußballgott an. Doch der Ball verfing sich in der Mauer und so konnten wir dieses Mal nicht den Lucky Punch setzen. Schade, aber diesen Punkt nehme ich gerne mit und die Erleichterung bei Abpfiff war allen anzumerken.

Alex:

Ich saß wieder im Trikot auf der Couch und erfreute mich zunächst an einem eigentlich recht guten Fußballspiel, dem aber auf beiden Seiten so ein bisschen die letzte Präzision abging. Irgendwann ertappte ich mich dann bei eher trüben Gedanken, die allerdings gar nichts mit der Partie, sondern mit den derzeitigen Umständen zu tun hatten bzw. haben. „Wie abstrus irgendwie“, dachte ich mir so, „dass ich jetzt schon seit über einem Jahr hier ganz allein irgendwo in der mittelhessischen Provinz Woche für Woche vor dem Fernseher hocke, mit meinem Verein mitfiebere und aber ja von allem, was eigentlich wichtig ist, so vollkommen entkoppelt bin …“

Irgendwann riss mich ein Pfiff von Schiedsrichter Patrick Glaser aus den Gedankenspiralen. Bittroff war einem Zwickauer unglücklich auf den Fuß gestiegen, was der Unparteiische als gelbwürdiges Foulspiel wertete. Und da unser Abwehrmann eine gute Viertelstunde vorher schon für ein taktisches Foul verwarnt worden war, durfte er nach dieser Aktion vorzeitig duschen gehen. Super ärgerlich, aus meiner Sicht aber vertretbar und mit Blick auf den weiteren Spielverlauf, aber auch auf die wichtige Partie gegen Meppen am kommenden Mittwoch maximal bitter.

Im zweiten Durchgang waren dann Kämpferqualitäten und eine gehörige Portion Glück gefragt; beides konnte der 1. FC Magdeburg an diesem Nachmittag aber für sich in Anspruch nehmen. Der von Nicole bereits erwähnte Lucky Punch wäre definitiv drin, vielleicht aber auch ein bisschen zu viel des Guten gewesen – gern können wir uns den noch für einen späteren Zeitpunkt in der Saison aufbewahren. Unter den gegebenen Umständen bin ich mit dem einen Zähler jedenfalls auch alles andere als unzufrieden und auf die kämpferische Leistung kann die Mannschaft auf jeden Fall stolz sein. Auch diese Qualität ist wertvoll und kann hinten raus noch richtig wichtig werden.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Einen Punkt und zu NULL.

Alex:

Stark gekämpft und nicht verloren.

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Dass wir trotz eines Unentschiedens wieder schön kombiniert haben. Es macht Spaß, zuzuschauen und wir hatten die Zwickauer am Rande des Wahnsinns. Sie brüllten sich selbst an. Aber leider bleibt mir auch (wieder einmal) in Erinnerung, wie ein Schiedsrichtergespann ein Spiel mitentscheiden kann. Mit komplettem Kader hätten wir das Spiel sicherlich gewonnen. Egal. Abhaken. Weitermachen.

Alex:

Die hörbare Kommunikation auf dem Platz und die Ausrufe der Spieler. Klar, ohne Publikum hört man einiges mehr, aber so deutlich wie in dieser Partie ist mir das bei den bisherigen Fernseh“erlebnissen“ nicht aufgefallen. Und das hat, glaube ich, viel mit Markus Herwig zu tun, der diesmal für MagentaSport kommentierte und die Begegnung manchmal auch einfach nur laufen ließ, sodass die eigentümliche Atmosphäre aus dem Stadion auch in mein Wohnzimmer schwappen konnte. Hat mir gut gefallen, diese Art des eher zurückhaltenden Kommentierens, genau wie die absolut fundierten, fußballfachlichen Erklärungen ohne viel Schnickschnack, die Herwig auch oft parat hatte. Da kann sich der eine oder andere Kollege gern ein Beispiel dran nehmen.

Naja, und fußballerisch bleibt vor allem im Kopf, dass die Mannschaft auch mit einem Mann weniger versuchte, Offensivakzente zu setzen und sich eben nicht hinten einzuigeln. Das macht wieder Mut für die nächste Aufgaben, die auf die Namen „Meppen“ und „Lübeck“ hören und gern beide mit der maximalen Punkteausbeute gelöst werden dürfen. Sport frei, FCM!

Das Foto des Spieltags:

Zwickau

(c) Normal Scholz

2 Kommentare

  1. Pingback: Ein Spiel, zwei Perspektiven: SV Meppen (A) - nurderfcm.de

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