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Die längste Winterpause aller Zeiten

„Spielabsagen sind Moppelkotze!“ – Ich finde, angesichts der momentanen Situation in der Regionalliga Nordost kann man einen neuen Beitrag hier im Blog schon mal mit einer entsprechenden Ansage beginnen lassen. Wobei ich, ehrlich gesagt, die letzten Spielabsagen – die gegen Herthas zweite Mannschaft kam kürzlich bereits ganze 5 Tage vor dem eigentlich Anstoß-Termin – nur noch mit einer Mischung aus Frust, Resignation und Gleichgültigkeit zur Kenntnis genommen habe. Zu lange dauert nun schon die unfreiwillig verlängerte Winterpause – gefühlt die längste aller Zeiten, lediglich unterbrochen durch ein von den Bedingungen her fragwürdiges Gastspiel bei den Sportfreunden im beschaulichen Auerbach.

Nun also sind vom Nordostdeutschen Fußballverband alle Partien der aktuellen Saison endgültig terminiert worden und ein Blick auf das winterbedingt doch sehr stark komprimierte Restprogramm verrät, dass die Mannen des Ersten Fußballclubs Magdeburg bis zum 22.05.2013, wenn wir dann den Landespokal gewonnen haben werden, noch stolze 17 Spiele (Landespokalhalbfinale und Endspiel eingerechnet) zu absolvieren haben. Allein im April rollt der Ball mit blau-weißer Beteiligung acht Mal, wobei ich im Moment noch nicht so wirklich sicher bin, ob am 03.04. in Meuselwitz und am 06.04. zuhause gegen Neustrelitz auch wirklich (schon) gespielt werden kann. Der tägliche Blick auf die Wettervorhersage-App des Vertrauens lässt mich jedenfalls nicht allzu euphorisch werden. Ziemlich ärgerlich ist außerdem, dass mich der Winter mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um meine Lieblingsauswärtsfahrt nach Meuselwitz gebracht hat (eine eher kurzfristig anberaumte Anreise unter der Woche ins nordöstlichst mögliche Thüringen, noch dazu mit Anstoß um 17:30 Uhr, ist eigentlich als Berufspendler nicht zu machen) und ich definitiv reisebedingt das (Nachhol-)Heimspiel gegen Unions zweite Mannschaft im heimischen HKS nicht sehen werde. Aber okay, für das Wetter kann nun mal keiner was, und dass auch eine laufende Rasenheizung (die wir uns aber nicht leisten können) und viele fleißige Hände (derer sich der Verein definitiv sicher sein könnte) keine Garantien dafür sind, dass auch im Winter gespielt werden kann, mussten ja jüngst die Rasenballsportler aus Leipzig und die Lokomotive aus Probstheida erfahren, deren zum ultimativen Stadtderby hochgejazzte Begegnung Ende Februar wenige Stunden vor Anpfiff (ich glaube, es waren 3) abgesagt wurde. Sehr zum Ärger anreisender Fussballtouristen aus der Stadt im Süden Sachsen-Anhalts (die hatten es aber auch wirklich weit!) sowie aus Erfurt, die wohl die Reihen der Anhänger aus Probstheida ein wenig auffüllen wollten. Nun ja.

Dass nun von verschiedenen Seiten Stimmen laut werden, die angesichts der angespannten Terminlage für eine Verlängerung der Saison plädieren und gar Wettbewerbsverzerrungen befürchten, verwundert irgendwie auch nicht. Vor allem für die eher ‚kleinen‘ Vereine und solche, die ohnehin schon jeden Cent mindestens dreimal umdrehen müssen (der 1. FC Lokomotive Leipzig beispielsweise) sind die ganzen Spielausfälle und die damit verbundenen fehlenden Einnahmen natürlich problematisch. Umso erstaunlicher eigentlich, dass man zumindest diesen Aspekt der fehlenden Zuschauereinnahmen beim Ersten FC Magdeburg dem Vernehmen nach ganz gut kompensieren konnte und die Gehälter trotzdem pünktlich bezahlt wurden und werden. Das war in der Vergangenheit nicht immer so und ich wage mal zu behaupten, dass wir noch vor 1, 2 Jahren in solch einer Situation auch gehörig ins Schlingern gekommen wären. Was den sportlichen Bereich angeht, bin ich da ganz einer Meinung mit Trainer Petersen: der mittlerweile sehr dichte Spielplan betrifft ja nun im Großen und Ganzen alle Vereine der Liga, sodass da in sportlicher Hinsicht sicherlich keine gravierenden Vor- oder Nachteile für die Vereine entstehen. Es kann ja sogar so sein, dass eine Mannschaft, die derzeit unten drin steht, plötzlich in den anstehenden englischen Wochen in einen tollen Lauf kommt oder dass den Ligaprimus aus Leipzig plötzlich eine schwarze Serie heimsucht und der erste Platz am Saisonende doch noch von Blau-Weiß… naja, nee. Wohl eher nicht.

Festzuhalten bleibt auf jeden Fall: wenn es dann wieder losgeht, gibt es Fußball satt, denn eine Verlängerung der Saison kommt schon allein durch die ‚grandiose‘ Relegation zur Dritten Liga und der damit verbundenen, zuzusichernden Vorbereitungszeit für die Aufsteiger auf die neue Drittligasaison nicht in Frage. Also heißt es für die Spieler: Zähne zusammenbeissen und ranhauen und für die Fans: Zeit freischaufeln, Dienste tauschen und/oder den Ticker rauchen lassen.

Was für eigenartige Auswüchse so eine unfreiwillige Fussballabstinenz übrigens annehmen kann, habe ich, quasi in einem Selbstexperiment, am eigenen Leib erleben dürfen: plötzlich wird die Bundesliga doch irgendwie interessant, finden mit einem Mal Tickets für Fußballspiele ohne FCM-Beteiligung den Weg ins eigene Portemonnaie oder werden spontan wilde Auswärtsfahrten in die Bundeshauptstadt in Erwägung gezogen. Und eigentlich wollte ich ja auch schon längst mal – aus Gründen – @isntfamous und @dasweb2nullnull zu einer gemeinsamen Zugfahrt gen sachsen-anhaltinische Landeshauptstadt nebst HKS-Nordtribünenbesuch ermuntert haben – allein, der Winter… aber das hatten wir schon.

Bleibt also zu hoffen, dass Petrus es nun doch endlich mal gut meint mit den Fußballverrückten dieses Landes, die ihre Teams jenseits des Bezahlfußballs auch bald wieder live im Stadion unterstützen wollen. „Winterpause“ hab ich nämlich durchgespielt. Endgültig.

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*Edit: da habe ich doch tatsächlich das andere Punktspiel unterschlagen, was noch stattfand – das Auswärtsspiel in Plauen nämlich. Naja – in Anbetracht der großen Absagenflut kann man da schon mal den Überblick verlieren…

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