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Irgendwas mit Benefiz

1. FC Magdeburg – Eintracht Braunschweig, 07.09.2013, Benefizspiel

Was, bitte, war das denn? Von zumindest der Magdeburger Öffentlichkeit ganz offensichtlich weitestgehend unbeachtet, trafen sich am gestrigen Samstag die Größten der Welt und der Bundesligaaufsteiger aus Braunschweig zum Freundschaftsspiel, um sich sportlich zu messen und um vor allem den einen oder anderen Euro zugunsten derjenigen einzuspielen, die im Frühsommer besonders stark unter dem Hochwasser in Magdeburg und Umgebung gelitten hatten. Zustande kam die ganze Geschichte insbesondere auch deshalb, weil sich Braunschweiger Fans seinerzeit spontan und eigeninitiativ für Fluthilfeeinsätze in der Partnerstadt organisierten und die Vereine sich in dem Zuge nicht lumpen lassen wollten, ebenfalls ihren Beitrag zugunsten der Flutopfer zu leisten.

Das war allerdings bereits Anfang Juli diesen Jahres und dementsprechend wohl nicht mehr ganz so präsent im kollektiven Gedächtnis der Magdeburger. Anders ist es jedenfalls kaum zu erklären, dass sich zum Spiel lediglich 3.713 Zugucker im HKS eingefunden hatten. Ich weiß nicht so richtig, was ich eigentlich erwartet habe, aber eine derart geringe Resonanz mit Sicherheit nicht. Am Ticketpreis kann es nicht gelegen haben, der war nämlich mit 12 Euro einheitlich für alle Blöcke äußerst moderat gestaltet. Zieht man in Betracht, dass man für ein normales Regionalligaspiel z.B. auf der Gegengerade mit über 20 Euro zur Kasse gebeten wird und am gestrigen Tag immerhin ein Bundesligist zu Gast war, ist das schon wirklich günstig. Dem Wetter kann man den Schwarzen Peter ebenfalls nicht zuschieben, das war nämlich bombig und ich kann mir ja durchaus schlimmere Sachen vorstellen, als einen Nachmittag am vielleicht letzten richtig warmen Tag des Jahres im Stadion beim Herzensverein zu verbringen. Aber gut, vielleicht bin ich da auch ein bisschen eigen. Die Resonanz war aus meiner Sicht jedenfalls ernüchternd und ich hoffe, dass in der Endabrechnung trotzdem noch genügend Geld übrig bleibt, das dann eben auch dem eigentlich Zweck der Veranstaltung zugute kommt. 

Tja, und was haben diejenigen, die den Weg ins Stadion nicht gefunden haben, nun verpasst? Um ganz ehrlich zu sein: gar nichts.

Sportlich ist die Geschichte eigentlich relativ schnell erzählt: der Bundesligist gewann die Partie erwartungsgemäß, hat sich dabei meiner Meinung nach aber nicht wirklich mit Ruhm bekleckert. Es gab ein schönes Tor von Domi Kumbela, bei dem neben dem klasse Abschluss vor allem die präzise Flanke von der linken Seite nett anzuschauen war, und ein zweites Tor des BTSV, bei dem der Angreifer unseren Matthias Tischer austanzt und dann ins leere Tor einschiebt. Dazwischen irgendwann der nicht mal unverdiente Ausgleich durch einen von Hammann verwandelten Handelfmeter. Das war es eigentlich. Ansonsten fiel auf, dass aufseiten der Blau-Weißen immer noch relativ viele Abstimmungsprobleme bestehen, was aber möglicherweise auch dem Umstand geschuldet war, dass man tags zuvor noch die erste Runde im Landespokal bestreiten musste und die Konzentration dann in einem Freundschaftsspiel einen Tag später sicher nicht ganz so hoch war. Mit Thiago in der Innenverteidigung und Martin Krüger auf der rechten Außenbahn standen außerdem zwei Spieler zu Testzwecken in der ersten Elf, Butzen durfte hinten rechts mal wieder ran, sodass summa summarum auch nicht von einer eingespielten Elf die Rede sein kann (und ja, ich weiß, dass die Hardcore-Petersen-Kritiker ja ohnehin der Meinung sind, dass unter diesem Trainer so etwas wie eine eingespielte Mannschaft ja sowieso nicht existiert. Legt Euch wieder hin.). Von den beiden für mich ganz neuen, weil erstmalig in Aktion erlebten Spielern hinterließ Thiago einen recht guten Eindruck – da gab es in unserer Innenverteidigung in der Vergangenheit auch schon schlechtere Spieler. Krüger konnte sich in meinen Augen nicht nachdrücklich empfehlen – gedanklich oft zu langsam und mit zu wenig Durchsetzungsvermögen und vor allem -willen. Für mich keine Alternative zu Schmunck und Bärje; allerdings ist Martin Krüger ja eigentlich auch gelernter Linksverteidiger. Ansonsten war das Spiel aus blau-weißer Sicht wohl insgesamt eher ein Muster ohne Wert, bei dem einzig die Tatsache, dass Telmo Teixeira nicht mal in diesem Spiel von Anfang an im offensiven Mittelfeld auflaufen durfte, ein erneuter deutlicher Fingerzeig bezüglich seines Stellenwertes beim Trainerteam sein dürfte.

Auf Braunschweiger Seite hat mich vor allem Karim Bellarabi nachhaltig beeindruckt. Meine Herren, ist das ein feiner Fußballer! Der wird den Braunschweigern – eine verletzungsfreie Zeit vorausgesetzt und gewünscht – noch sehr, sehr viel Freude machen. Der Rest vom BTSV eher mäßig beeindruckend und ich hoffe wirklich, dass das in der Bundesliga noch einen ganzen Ticken besser aussieht – ansonsten wird das aus meiner Sicht wirklich schwierig mit dem Klassenerhalt :-(.

Ein, zwei Worte vielleicht noch zur Stimmung, wenn man die überhaupt als solche bezeichnen kann. Das Positive vorweg: es waren eine ganze Menge Braunschweiger vor Ort, was ich großartig fand und finde und auch nicht für selbstverständlich halte. Danke dafür, dass Ihr Euch gestern auf den Weg gemacht habt :-)! Ansonsten war es größtenteils erstaunlich ruhig im Stadionrund; hier und da mal der Versuch, das eine oder andere Lied anzustimmen, vereinzelte „Braunschweig und der FCM“-Gesänge, aber insgesamt in einer Partie zweier Mannschaften mit freundschaftlichen Verbindungen der Fans untereinander doch sehr mau. Man könnte es auch anders ausdrücken: gestern hat der regelmäßige Stadiongänger mal wieder eindrucksvoll gezeigt bekommen, was der organisierte Support der Ultras, der gestern eben nicht stattgefunden hat (und zwar beidseitig) stimmungsmäßig eben so ausmacht.

Unter dem Strich war das gestern letzten Endes also irgendwie eine, naja, eher bocklose Veranstaltung, die so viel mehr Potential hatte und aus der man so viel mehr hätte machen können. Warum wurden zum Beispiel im Rahmen des Spiels verdiente FluthelferInnen aus dem Umfeld beider Vereine nicht noch einmal öffentlichkeitswirksam gewürdigt? Warum präsentiert sich die Stadt Magdeburg – Schirmherr der Veranstaltung war Oberbürgermeister Trümper! – nicht wesentlich stärker mit Informationen zum Beispiel zum aktuellen Stand in Sachen Fluthilfe oder zum Beispiel zur Städtepartnerschaft mit Braunschweig? Warum gab es nicht mehr Angebote für Familien, die vor allem im Vorfeld auch als solche ordentlich beworben werden? Immerhin gab es eine Hüpfburg hinter der Nordtribüne  – die allerdings eine halbe Stunde vor Spielbeginn schon wieder im Abbau befindlich war…

Zugegeben: es muss ja nicht immer gleich ein riesiges Volksfest mit massenhaft Attraktionen und Aktionen für Groß und Klein sein. So aber war es letzten Endes einfach nur ein lauer Sommerkick und irgendwas mit Benefiz, bei dem der Erlös hoffentlich auch reicht, um den Betroffenen dann auch wirklich weiterhelfen zu können.

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