1. FC Magdeburg – FSV Zwickau, 18.09.2013, 1. Spieltag (Nachholspiel)
Wenn mir das vor dem Spiel jemand gesagt hätte, hätte ich dieser Person vermutlich einen Vogel gezeigt, ihm kumpelhaft lächelnd auf die Schulter geklopft und so still bei mir gedacht: „Armer Irrer.“ Und mal ganz ehrlich: wer kann schon ernsthaft damit rechnen, dass der 1. FC Magdeburg den Tabellennachbarn aus Zwickau im Nachholspiel des 1. Spieltags tatsächlich mit einem gepflegten 6-0 aus dem Stadion schießt? Dennoch: genau das trug sich zu am gestrigen 18. September 2013; ein Fußballfest quasi, an dessen Ende die Mannschaft zu recht mit einem „Oh, wie ist das schön!“ zum gemeinsamen Feiern vor der Nordtribüne empfangen wurde.
Komischerweise fühlte es sich für mich ziemlich lange gar nicht wirklich so an, als würde an diesem Abend Großes passieren. In Sammer-esquer Manier bemängelte ich auch nach dem 3-0 noch die teilweise schlampigen Zuspiele oder die eine oder andere vielleicht nicht so glücklich getroffene Entscheidung in der Spieleröffnung und dem Offensivspiel und zitterte, ob Zwickau nicht an diesem Abend vielleicht durch ein glückliches Tor, einen abgefälschten Ball, einen unberechtigten Elfmeter oder sonst irgendwas noch mal ins Spiel zurückfinden würde. Immerhin soll es ja schon deutsche Nationalmannschaften gegeben haben, die in einem Pflichtspiel einen 4-0-Vorsprung noch aus der Hand gaben. Und der Erste FC Magdeburg wäre ja nun nicht der Erste FC Magdeburg, wenn ebenjenem nicht auch so ein Kunststück gelingen könnte.
Nein. Nicht an diesem Abend.
Das Spiel begann zunächst erst einmal mit einer knapp sechzigminütigen Verspätung, weil der Mannschaftsbus der Gäste auf der Autobahn 14 im Stau steckte und erst gegen 18:50 Uhr auf dem Stadiongelände eintraf. Ohne bisher die Medienberichte zum Spiel gesichtet zu haben, hoffe ich doch, dass man sich auf Zwickauer Seite nicht dazu hinreißen ließ, diesen Umstand und die daraus resultierende Aufwärmzeit von nur ungefähr 30 Minuten als Erklärung für das Zustandekommen des Ergebnisses anzuführen. Die spannende Frage, die mich immer noch beschäftigt und auf die ich auch etliche Stunden nach Spielende noch keine befriedigende Antwort gefunden habe, lautet davon unabhängig ohnehin: waren die gestern Abend so schlecht oder waren wir einfach so verdammt gut?
Bei sechs Gegentoren hat man in dieser Frage aus Zwickauer Sicht ja eher nicht so sehr viele Argumente. Trotzdem möchte ich den Gästen zugute halten, dass sie immer wieder den Torabschluss gesucht haben und auch in bereits völlig aussichtsloser Lage beim Stand von 0-5 (aus Gästesicht) noch zwei hochkarätige Chancen besaßen, die der in beiden Situationen aber überragend reagierende Matthias Tischer in unserem Tor glücklicherweise vereiteln konnte. Es gibt sicher andere Mannschaften, die bei diesem Spielstand schon absolut gar keine Lust mehr gehabt hätten. Doof gefunden hätte ich es trotzdem irgendwie, wenn der Betriebssportgemeinschaft an diesem Abend noch ein Treffer gelungen wäre – „sechs zu null“ hört sich dafür einfach viel zu gut an ;-).
Ich denke, dass mein Eindruck bis zum 3-0 ungefähr auch deshalb kein so sonderlich euphorischer war, weil die Blau-Weißen nach meinem Dafürhalten nicht gut ins Spiel gekommen waren und gerade offensiv zu Beginn doch deutlich Sand im Getriebe war. Dies mag allerdings den von Andreas Petersen gezwungenermaßen vorgenommenen Veränderungen in der Startelf geschuldet gewesen sein, in der nämlich Kevin Nennhuber (immerhin gelernter Innenverteidiger!) als Vertreter des rotgesperrten René Lange die Linksverteidigerposition übernahm und im rechten Mittelfeld Tino Schmunck den (abermals) verletzten Patrick Bärje ersetzte. Für mich machte sich vor allem das Fehlen von Bärje zu Beginn doch recht stark bemerkbar; nicht, dass Schmunck kein ordentliches Spiel gemacht hätte (im Gegenteil – die Vorbereitung des 1-0 zum Beispiel war herausragend!), aber irgendwie war ich aus den letzten beiden Heimspielen von Patrick Bärje mehr Betrieb gewohnt. Auch blieben vor allem zu Beginn, wie schon erwähnt, viele Anspiele sehr, sehr ungenau. Ob das mit Bärje anders ausgesehen hätte, werden wir allerdings nie erfahren. Im weiteren Spielverlauf wurde das dann besser, allerdings ergaben sich mit fortschreitender Torausbeute (kann man ja mal so schreiben) natürlich auch mehr und mehr Räume, die der Erste FC Magdeburg an diesem Abend eben einfach gut zu nutzen wusste.
Dass die Gäste aus Zwickau in Gedanken wohl auch eher noch auf der Autobahn oder im Bus waren, lässt sich im Prinzip allein schon daran ablesen, wann und mit wie viel zeitlichem Abstand die Tore fielen: während es in der ersten Hälfte innerhalb von 7 Minuten gleich dreimal in Folge einschlug, klingelte es direkt nach Wiederanpfiff innerhalb von nur knapp zwei Minuten zweimal. Naja und dann ist der Drops nach 50 Minuten eben gelutscht und man kann sich aus Gastgebersicht etwas zurücklehnen und schauen, was an dem Abend noch so gehen würde.
Große Freude bereitete mir neben unserer Mensch gewordenen Torgarantie Christian Beck im gestrigen Spiel wieder Lars Fuchs, für den sich zu Recht sogar die VIP-Tribüne applaudierend erhob, als er nach einer guten Stunde ausgewechselt wurde. Was ein gewisser Marco Kurth meiner Meinung nach als selbsternannter Führungsspieler nie wirklich geschafft hat, nämlich die ganze Mannschaft besser zu machen, gelingt Lars Fuchs in allen Bereichen des Spiels durch die Art und Weise, wie er Fußball spielt und auftritt, hervorragend. Über seine Offensivqualitäten kann es ohnehin keine zwei Meinungen geben, aber auch in Sachen Spielübersicht, Technik und genereller Ausstrahlung liegen da Welten zwischen unserem Ex-Kapitän und unserer Nummer 7. Zweite positive Erscheinung gestern war auch wieder Morris Schröter, der sich ja schon in verschiedenen Vorbereitungsspielen zeigen durfte, eigentlich auch noch A-Jugend spielen könnte und sich gestern auch in die Regionalliga-Torschützenliste eintragen konnte. Von dem jungen Mann ist in Zukunft sicherlich noch einiges zu erwarten, da darf man auf jeden Fall gespannt sein ;-)!
Wenig spannendes gab es hingegen gestern Abend im Gästeblock, der in der ersten und zu Beginn der zweiten Hälfte erstaunlich leer daherkam. Meine erste Annahme, dass die Auswärtsfahrer möglicherweise auch auf der Autobahn steckengeblieben waren, war wohl verkehrt, hörte man doch später, dass ein großer Teil mit dem Zug gefahren sei und es dabei wohl gruppenintern zu kleineren Meinungsverschiedenheiten kam, die dann erst mal auf die nonverbale Art geklärt werden mussten. Ob’s stimmt, vermag ich nicht zu sagen; schade war es aber allemal, auf ein bisschen mehr Stimmung vom gegenüberliegenden Ende des Stadions hatte ich mich ja schon gefreut. Immerhin: als sich der Block dann langsam füllte, schallte ihm von der Nordtribüne ein gepflegtes „Ihr könnt nach hause fahren“ entgegen, was auch schön war :-).
Viel mehr muss man zum Spiel und seinem Verlauf auch eigentlich gar nicht schreiben, das Ergebnis spricht schließlich für sich und das kann man dann auch einfach mal genießen. Ich kann’s ja ohnehin noch nicht so richtig glauben, obwohl ich es mit eigenen Augen gesehen habe…
Der Erste FC Magdeburg steht also jetzt nach 6 Spielen mit 15 zu 8 Toren und 12 Punkten auf dem dritten Tabellenplatz der Regionalliga Nordost, also ziemlich genau in der Tabellenregion, in der man bestenfalls auch am Ende der Saison landen will. Dabei haben wir nun eine kleine Serie von drei gewonnenen Spielen am Laufen und bereits gegen drei Mannschaften gespielt, die vor der Saison ja landläufig als ‚Prüfsteine’ und ‚Hausnummern’ eingeordnet wurden. Der selbst ernannte Aufstiegsfavorit aus Jena wurde dabei ebenso besiegt wie eben gestern Zwickau, immerhin Tabellendritter der letzten Saison. Lediglich gegen den Berliner AK, den dritten ‚harten Brocken’, zog man nach schwacher Leistung auswärts den Kürzeren. Ob daraus nun insgesamt abzulesen ist, wo es möglicherweise hingehen kann in dieser Saison? Aus meiner Sicht schon und nimmt man die genannten Spiele als Grundlage, zeigt die Tendenz schon eher nach oben als nach unten. Wenn die Mannschaft es nun noch schafft, auch auswärts das offenbar vorhandene Potential in schöner Regelmäßigkeit abzurufen, könnte es noch eine wirklich interessante Spielzeit werden… Trotzdem tue ich mich im Moment noch schwer, die Euphoriebremse zu lösen und mich dem Genuss des (temporären) Erfolgs vollends hinzugeben; zu präsent sind da einfach noch die Erinnerungen an Zeiten, in denen wir in solchen Phasen ganz, ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurden. Deshalb bleibe ich dabei, erst am Ende der Hinrunde wirklich (Zwischen)Bilanz zu ziehen.
Am kommenden Sonntag kommt nun erst mal die TSG Neustrelitz ins Heinz-Krügel-Stadion und da gilt es, gegen ein unangenehmes und individuell recht stark besetztes Team den derzeitigen Trend zu bestätigen und vielleicht den einen oder anderen zusätzlichen Zuschauer ins Stadion zu locken. Und so ein 6-0 im Rücken kann da mit Sicherheit nicht schaden.
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